Alles Teufelszeug? IX

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sven23
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#21 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » So 25. Feb 2018, 13:18

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ohne den Märchenerzähler Paulus wäre das Christentum wohl nie entstanden. Und dass es zeitgenössische Kritiker gab, denen das damals schon spanisch vorkam, belegt ja Pauli Reaktion darauf.
Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wurde zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?
Röm 3,7
Es wurde Dir bereits mehrfach nachgewiesen, dass diese Aussage exakt das Gegenteil bedeutet, was Du aus ihr liest.
Wer hat das nachgewiesen? Du hast das behauptet, aber den Nachweis bist du schuldig geblieben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Irrelevant. Hitler war ein Massenmörder, sowohl historisch als auch ontisch.
1) Sehr relevant.
2) Wer sagt denn, dass historisch-methodisches Arbeiten an der Realität("ontisch") vorbeigehen muss? Das sagt nicht mal Ratzinger.
Eben, und die historische Forschung liefert Ergebnisse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit "ontische" Qualität haben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Denn nach wie vor gilt: wer den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, muss sich auch mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Nach wie vor richtig - die Frage ist aber eine andere, nämlich: Ist es auch Wissenschaft, wenn man einen Untersuchungsgegenstand intersubjektiv nachvollziehbar untersucht, welcher selbst nicht falsifizierbar ist? - Je nach Schulen kann man hier unterschiedliche Antworten gegen.
Nein, nach deinen Weichmeier-Definitionen kann man auch das Spaghettimonster intersubjektiv nachvollziebar untersuchen. Bringt absolut nicht. Deshalb ist und bleibt die historisch-kritische Methode die Standardauslegung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, biblische Texte werden wie jeder andere antike Text behandelt. Sollte inzwischen Allgemeinwissen sein.
Das ist kein "Allgemeinwissen", sondern ein Bestandteil der HKM - mehr nicht. - Das ist kein Gesetz der Wissenschaft, sondern eine Regel der HKM.
Da bist du mal wieder falsch gewickelt.
Es ist ein Gesetz der Wissenschaft, dass es für religiöse Texte, welcher Religion auch immer, keine Sonderrechte gibt. Die Methodik, die dazu verwendet wird, zeichnet sich dadurch aus, dass sie die ursprüngliche Verfasserintention ermittelt und nicht den Sinn, den spätere Generationen in die Texte hineininterpretieren.
Das hat sogar die katholische Kirche begriffen.

Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person.
Katholisch.de

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Laut closs wollte Ratzinger also die Wissenschaft von der Hermeneutik befreien und hat dazu seine eigene Hermeneutik übergestülpt.
Nein - er wollte eine aus seiner Sicht entgleiste Hermeneutik ersetzen, indem er sie "zum Geistigen hin öffnet". - "Befreien" würde ICH sie gerne - aber das geht halt nicht.
Warum soll das nicht gehen? Du kannst jederzeit in die wissenschaftsfreie Glaubenszone wechseln. Das Problem scheint nur zu sein, dass du dich dort nicht wohl fühlst.
Im übrigen schreibst du, Ratzinger wollte die Wissenschaft "enthermeneutisieren" , was nach deiner Aussage gar nicht geht, weil jede Wissenschaft ihre Hermeneutik habe, und dann will Ratzinger sie durch eine eigene Glaubenshermeneutik ersetzen.
Merkst du nicht, was für einen Schwachsinn du schreibst? Und das willst du uns noch als Wissenschaft verkaufen. Schimmer gehts nimmer. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Einerseits sagst du, dass man wissenschaftliche und glaubensbasierte Hermeneutiken nicht vermischen kann
Nein, ich sage, dass "Wissenschaft" und "Hermeneutik" keine Gegensätze sind, sondern Wissenschaft auf Basis einer selbstgewählten Hermeneutik arbeitet
Falsch, das hast du nachweislich mehrmals geschrieben. Welchen Grund hast du auf einmal, das zu leugnen?

Wie sollten hermeneutisch-interpretative Aussagen der Kanonik in der HKM brauchbar sein können? - Geht nicht - man müsste beide Hermeneutiken vermischen (was Ratzinger versucht hat: Hermeneutik-Wechsel).

Im übrigen sagst du damit ja auch, dass Ratzinger etwas versucht hat, was gar nicht geht, bezeichnest es aber trotzdem als "gangbaren Weg".

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:andererseits sagst du, das der Versuch Ratzingers, dies zu tun, ein "gangbarer Weg" sei.
Es ist gangbar, eine bestehende Hermeneutik unter der Wissenschaft wegzuziehen und dafür eine andere zu unterlegen - richtig.
Das kannst du dann aber deiner Großmutter als Wissenschaft verkaufen. In der Forschung erntest du nur mitleidiges Gelächter, und das mit Recht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du darfst dich dann nicht wundern, wenn du keine Erkenntnisfortschritte machst, wenn du ständig deine Meinung änderst und dir nicht angewöhnst, stringent zu argumentieren.
Das ist und war stringent - jetzt musst Du es nur noch verstehen.
War es definitiv nicht. Siehe oben.
Du musst mal endlich Ordnung in deinem Kopf schaffen. Das Tohuwabohu wird ja immer schlimmer.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#22 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Pluto » So 25. Feb 2018, 13:26

closs hat geschrieben:die Frage ist aber eine andere, nämlich: Ist es auch Wissenschaft, wenn man einen Untersuchungsgegenstand intersubjektiv nachvollziehbar untersucht, welcher selbst nicht falsifizierbar ist? - Je nach Schulen kann man hier unterschiedliche Antworten gegen.
Es gibt keine "Schule" nach der nicht-falsifizierbares wissenschaftlich wäre.
Also, NEIN... das was du beschreibst ist keine Wissenschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#23 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » So 25. Feb 2018, 14:06

sven23 hat geschrieben:Wer hat das nachgewiesen? Du hast das behauptet, aber den Nachweis bist du schuldig geblieben.
Es wurde Dir nicht nur von mir, sondern auch von Halman und anderen nachgewiesen. - Lies 5 Zeilen vorher und nachher, dann kannst Du es Dir selber nachweisen.

sven23 hat geschrieben:Eben, und die historische Forschung liefert Ergebnisse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit "ontische" Qualität haben.
Auf Sachebene würde dem tendenziell zustimmen - aber auch das ist nichts Neues. - Wir sprechen hier nach wie vor ausschließlich von der hermeneutisch-interpretativen Ebene. - "JEsus hatte eine Naherwartung (in Deinem Verständnis" ist eine hermeneutisch-interpretative Aussage.

sven23 hat geschrieben:Es ist ein Gesetz der Wissenschaft, dass es für religiöse Texte, welcher Religion auch immer, keine Sonderrechte gibt.
Moment - Du vermischst hier wieder:
1) "Es ist wissenschaftlich, dass es keine Sonderrechte gibt" - genauso banal wie nichtssagend wie richtig.
2) "Es ist wissenschaftlich, dass die Bibel nur historisch-kritisch zu erforschen ist", ist falsch.

sven23 hat geschrieben:Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person.
Katholisch.de
Und wieder ein Zitat, das mir in die Hände spielt, obwohl Du meinst, es sei "Dein" Zitat. - Natürlich wird "Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person". - Das ist nicht der Grund, warum Ratzinger ausgeholt hat - dagegen hat er bestimmt nichts.

sven23 hat geschrieben:Nein, nach deinen Weichmeier-Definitionen kann man auch das Spaghettimonster intersubjektiv nachvollziebar untersuchen.
Theoretisch ja - genauso wie man mit meinen Weichmacher-Definitionen mathematisch nachvollziehen kann, dass die Gleichung "18 Monster - 12 Monster = 6 Monster" richtig ist - es widerspricht nicht der Mathematik. - Du denkst undiszipliniert, indem Du "MEthodik" und "Inhalt" vermischst.

sven23 hat geschrieben:Warum soll das nicht gehen? Du kannst jederzeit in die wissenschaftsfreie Glaubenszone wechseln. Das Problem scheint nur zu sein, dass du dich dort nicht wohl fühlst.
Das hast Du erwartungsgemäß wieder mal nicht verstanden. - Es geht hier konkret darum, ob Exegese in sich eine Hermeneutik tragen muss oder nicht. - ICH meine nein, da ich Exegese gerne als reine Sach-Disziplin verstehen würde - hermeneutisch-interpretativ kann man in der darauffolgenden Disziplin "Christliche Hermeneutik" oder "Feministische Heremenutik" oder "Atheistische Hermeneutik" sein.

Was ich meine, scheint aber nicht realistisch zu sein, da sich offenbar jede Exegese daran gewöhnt hat, in sich ihre eigene Hermeneutik mitzuschleppen. - Deshalb wollte Ratzinger die in der HKM vertretene Hermeneutik ersetzen durch eine andere - wenn Du willst: Die eine Glaubensgrundlage durch eine andere ersetzen - nach dem Motto: Wenn schon Hermeneutik, dann wenigstens eine christliche.

sven23 hat geschrieben:Im übrigen schreibst du, Ratzinger wollte die Wissenschaft "enthermeneutisieren" , was nach deiner Aussage gar nicht geht, weil jede Wissenschaft ihre Hermeneutik habe, und dann will Ratzinger sie durch eine eigene Glaubenshermeneutik ersetzen.
Richtig (sag mal, kann man bei Dir keine zusammenhängenden Sätze sagen, ohne Dir danach ein Lätzchen umbinden zu müssen, um Dir jeden Happen einzeln einzutruchtern?):
1) Ratzinger wollte die bestehende, vorherrschende Hermeneutik der HKM weghaben.
2) ICH meine, am besten ersatzlos.
3) Ratzinger hat aber wohl die Aussichtslosigkeit dieses Ansinnens erkannt und deshalb vorgezogen, diese vorherrschende Hermeneutik durch eine andere zu ersetzen.

sven23 hat geschrieben:Merkst du nicht, was für einen Schwachsinn du schreibst?
Jetzt klaro?

sven23 hat geschrieben:Falsch, das hast du nachweislich mehrmals geschrieben. Welchen Grund hast du auf einmal, das zu leugnen?

"Wie sollten hermeneutisch-interpretative Aussagen der Kanonik in der HKM brauchbar sein können? - Geht nicht - man müsste beide Hermeneutiken vermischen (was Ratzinger versucht hat: Hermeneutik-Wechsel)".
Omannomann: Der Ausstausch von Hermeneutiken, die man wissenschaftlich bearbeitet, ist doch etwas anderes als die Gegenüberstellung von Hermeneutik und Wissenschaft!!!

Man kann die HKM-Hermeneutik(en) und die Ratzinger-Hermeneutik gegenüberstellen, aber doch nicht Kuh und Sonntag.

sven23 hat geschrieben:Das kannst du dann aber deiner Großmutter als Wissenschaft verkaufen. In der Forschung erntest du nur mitleidiges Gelächter, und das mit Recht.
Da täuschst Du Dich (eigentlich müsste ich Dir spätestens hier "Laienhaftigkeit" vorwerfen - aber dies entspricht in der Regel nicht meinem Stil).

sven23 hat geschrieben:Du musst mal endlich Ordnung in deinem Kopf schaffen. Das Tohuwabohu wird ja immer schlimmer.
Mach Dir da keine Sorgen. - Ich sehe aber, dass Dir die Komplexität dessen, was EIGENTLICH Wissenschaft und was alles dazu gehört, nicht geläufig ist. - In der Geisteswissenschaft muss man ständig in verschiedenen Ebenen denken - am besten gleichzeitig. - Da ist es nicht damit getan, irgendwelche Bulldozzer dampfen zu lassen.

Pluto hat geschrieben:Es gibt keine "Schule" nach der nicht-falsifizierbares wissenschaftlich wäre.
Moment: Es ist unwissenschaftlich, wenn die eigene Argumentation zu einem geistesgeschichtlichen Thema nicht falsifizierbar ist, weil etwa logische Fehler drin sind oder Beweisfehler.

Nach Deiner Lesart müsste sich Wissenschaft fast komplett aus den Geisteswissenschaften zurückziehen - was bedeuten würde, dass Wissenschaft einen großen Teil unserer Realität nicht adäquat behandeln könnte. - Ich denke, dass Deine Auffassung überholt ist.

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#24 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Münek » So 25. Feb 2018, 14:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, man kann nicht die historisch-kritische Methode loben, um dann ihre Prinzipien über Bord zu werfen und genau diametral entgegengesetzt vorzugehen.
Auf Sachebene wirft keiner die Prinzipienh der HKM über Bord - man teilt nur nicht den danach folgenden hermeneutischen Interpretations-Weg.
Deine Behauptung entspricht nicht den Tatsachen.

Der Theologe Hans KÜNG stellt in seinem Buch "Umstrittene Wahrheit" S. 438 klipp und klar fest, dass Ratzinger in seinem Jesusbuch "wie eh und je die historisch-kritische Methode zwar als "unverzichtbar" bezeichnet, sie aber überall dort AUSSER KRAFT SETZT, wo traditionel-
le Auffassungen oder Dogmen berührt werden...

GEGEN den breiten Konsens der Exegese geht er NICHT von Markus als dem ältesten Evangelium aus, sondern macht das um das Jahr 90 geschriebene Johannesevangelium als Ganzes zur historischen Quelle eines Augenzeugen, statt es wie der von ihm sonst beifällig zitier-
te konservative Tübinger Exeget Martin Hengel als "eine weitgehende, aber keine völlig freie JESUS-DICHTUNG" zu verstehen."

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#25 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » So 25. Feb 2018, 15:21

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Nein, man kann nicht die historisch-kritische Methode loben, um dann ihre Prinzipien über Bord zu werfen und genau diametral entgegengesetzt vorzugehen.

Auf Sachebene wirft keiner die Prinzipienh der HKM über Bord - man teilt nur nicht den danach folgenden hermeneutischen Interpretations-Weg.


Deine Behauptung entspricht nicht den Tatsachen.
Das ist die Frage. - Bei Küng wäre zu untersuchen, ob er HKM als reine Sach-Wissenschaft oder als hermeneutisch-interpretative Disziplin versteht - falls letzteres, hat er recht: Dann zieht Ratzinger in der Tat seine eigene Hermeneutik vor.

Münek hat geschrieben:GEGEN den breiten Konsens der Exegese geht er NICHT von Markus als dem ältesten Evangelium aus, sondern macht das um das Jahr 90 geschriebene Johannesevangelium als Ganzes zur historischen Quelle eines Augenzeugen
Das würde ich Ratzinger nicht raten (falls es stimmt), da er sich damit auf die Ebene der Sach-HKM begibt. - Falls er es wirklich so meint, würde ich ihm widersprechen.

Münek hat geschrieben: "eine weitgehende, aber keine völlig freie JESUS-DICHTUNG" zu verstehen."
Definiere "Dichtung":
1) Etwas Erfundenes?
2) Etwas geistig Reales GEfundenes?

Also selbst hier bleiben Fragen offen, wenn man genau nachfragt.

Siehst Du: Das ist ein Fall, warum ich Zitate zwar für nützlich, aber nicht für verbindlich halte. - Man kann nicht einfach Hengels Aussage in seine eigene Hermeneutik übernehmen und dann sagen: "Der meint, was ich darunter verstehe". - Als nächstes müssten man sich mindestens ein paar Wochen zurückziehen und das Werk Hengels STUDIEREN, um beurteilen zu können, was er meint.

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#26 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Münek » So 25. Feb 2018, 15:27

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, biblische Texte werden wie jeder andere antike Text behandelt. Sollte inzwischen Allgemeinwissen sein.
Das ist kein "Allgemeinwissen", sondern ein Bestandteil der HKM - mehr nicht. - Das ist kein Gesetz der Wissenschaft, sondern eine Regel der HKM...
...die ihr von der "Päpstlichen Bibelkommission" glasklar vorgegeben worden ist (KEINE Apriori-Vorannahmen, KEINE unterschiedliche Auslegung antiker Texte). Eindeutiger geht es nicht. :thumbup:

Daneben und außerhalb der Bibelexegese existiert die verbindliche Glaubenslehre der katholischen Kirche mit ihren Dogmen als unhinterfrag-
bare, absolute, göttlich geoffenbarte Wahrheiten. Mit diesem Glaubenshokuspokus beschäftigt sich seriöse Wissenschaft inhaltlich natürlich nicht.

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#27 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » So 25. Feb 2018, 15:45

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, man kann nicht die historisch-kritische Methode loben, um dann ihre Prinzipien über Bord zu werfen und genau diametral entgegengesetzt vorzugehen.
Auf Sachebene wirft keiner die Prinzipienh der HKM über Bord - man teilt nur nicht den danach folgenden hermeneutischen Interpretations-Weg.
Deine Behauptung entspricht nicht den Tatsachen.

Der Theologe Hans KÜNG stellt in seinem Buch "Umstrittene Wahrheit" S. 438 klipp und klar fest, dass Ratzinger in seinem Jesusbuch "wie eh und je die historisch-kritische Methode zwar als "unverzichtbar" bezeichnet, sie aber überall dort AUSSER KRAFT SETZT, wo traditionel-
le Auffassungen oder Dogmen berührt werden...

GEGEN den breiten Konsens der Exegese geht er NICHT von Markus als dem ältesten Evangelium aus, sondern macht das um das Jahr 90 geschriebene Johannesevangelium als Ganzes zur historischen Quelle eines Augenzeugen, statt es wie der von ihm sonst beifällig zitier-
te konservative Tübinger Exeget Martin Hengel als "eine weitgehende, aber keine völlig freie JESUS-DICHTUNG" zu verstehen."
So ist es. Aber ich denke, closs wird das nie begreifen oder besser gesagt, er will es aus ideologischen Gründen nicht begreifen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#28 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » So 25. Feb 2018, 16:15

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wer hat das nachgewiesen? Du hast das behauptet, aber den Nachweis bist du schuldig geblieben.
Es wurde Dir nicht nur von mir, sondern auch von Halman und anderen nachgewiesen. - Lies 5 Zeilen vorher und nachher, dann kannst Du es Dir selber nachweisen.
Sie hat die rethorische Stilfigur angesprochen, die Paulus hier angeblich verwendet. Wenn er sie öfter verwenden würde, wäre es glaubhaft. Wenn es die einzige Stelle ist, darf es angezweifelt werden, wie viele Theologen das auch tun.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eben, und die historische Forschung liefert Ergebnisse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit "ontische" Qualität haben.
Auf Sachebene würde dem tendenziell zustimmen - aber auch das ist nichts Neues. - Wir sprechen hier nach wie vor ausschließlich von der hermeneutisch-interpretativen Ebene. - "JEsus hatte eine Naherwartung (in Deinem Verständnis" ist eine hermeneutisch-interpretative Aussage.
Es ist vor allem eine Aussage, die mit wissenschaftlicher Methode ermittelt wurde. Glaubensbekenntnisse waren dafür nicht notwendig.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist ein Gesetz der Wissenschaft, dass es für religiöse Texte, welcher Religion auch immer, keine Sonderrechte gibt.
Moment - Du vermischst hier wieder:
1) "Es ist wissenschaftlich, dass es keine Sonderrechte gibt" - genauso banal wie nichtssagend wie richtig.
Leuten wie dir kann man das gar nicht oft genug sagen. Beim nächsten Post hast du es eh wieder "vergessen". :roll:

closs hat geschrieben: 2) "Es ist wissenschaftlich, dass die Bibel nur historisch-kritisch zu erforschen ist", ist falsch.
Nö, ist richtig, was die historische Forschung betrifft. Deshalb muss man es dir immer wieder sagen. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person.
Katholisch.de
Und wieder ein Zitat, das mir in die Hände spielt, obwohl Du meinst, es sei "Dein" Zitat. - Natürlich wird "Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person". - Das ist nicht der Grund, warum Ratzinger ausgeholt hat - dagegen hat er bestimmt nichts.
Falsch, siehe dazu Müneks Küng-Zitat, es trifft den Nagel auf den Kopf.
Komischerweise liest du etwas, verstehst den Text nicht und bist dir der Tragweite des Geschriebenen gar nicht bewußt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, nach deinen Weichmeier-Definitionen kann man auch das Spaghettimonster intersubjektiv nachvollziebar untersuchen.
Theoretisch ja -
Genau deshalb betreibt die Forschung keine Weichmeier-Wissenschaft. Wenn du das begriffen hast, wären wir einen Schritt weiter.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum soll das nicht gehen? Du kannst jederzeit in die wissenschaftsfreie Glaubenszone wechseln. Das Problem scheint nur zu sein, dass du dich dort nicht wohl fühlst.
Das hast Du erwartungsgemäß wieder mal nicht verstanden. - Es geht hier konkret darum, ob Exegese in sich eine Hermeneutik tragen muss oder nicht. - ICH meine nein, da ich Exegese gerne als reine Sach-Disziplin verstehen würde - hermeneutisch-interpretativ kann man in der darauffolgenden Disziplin "Christliche Hermeneutik" oder "Feministische Heremenutik" oder "Atheistische Hermeneutik" sein.
Du verwechselst Forschung mit glaubensdogmatischen Sandkastenspielen, in den Beliebigkeit und Willkür herrscht, die zu 42000 Konfessionen führt.
Nicht brauchbar in der Forschung.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Im übrigen schreibst du, Ratzinger wollte die Wissenschaft "enthermeneutisieren" , was nach deiner Aussage gar nicht geht, weil jede Wissenschaft ihre Hermeneutik habe, und dann will Ratzinger sie durch eine eigene Glaubenshermeneutik ersetzen.
Richtig (sag mal, kann man bei Dir keine zusammenhängenden Sätze sagen, ohne Dir danach ein Lätzchen umbinden zu müssen, um Dir jeden Happen einzeln einzutruchtern?):
1) Ratzinger wollte die bestehende, vorherrschende Hermeneutik der HKM weghaben.
Nachdem er die Methode gelobt hat und ihr keine apriori-Setung attestiert. Soviel zum Lätzchen. :roll:

closs hat geschrieben: 2) ICH meine, am besten ersatzlos.
Wie jetzt? Du sagst doch, es gebe keine Wissenschaft ohne Hermeneutik. Kannst du dich mal für eine Position entscheiden. :roll:

closs hat geschrieben: 3) Ratzinger hat aber wohl die Aussichtslosigkeit dieses Ansinnens erkannt und deshalb vorgezogen, diese vorherrschende Hermeneutik durch eine andere zu ersetzen.
Was nartürlich genau so schwachsinnig ist. Entweder arbeitet man in historischer Forschung nach wissenschafltichen Prinzipien oder läßt es bleiben.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Merkst du nicht, was für einen Schwachsinn du schreibst?
Jetzt klaro?
Nein, der Schwachsinn wird durch schwachsinnige Erklärungen nicht besser. :roll:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Falsch, das hast du nachweislich mehrmals geschrieben. Welchen Grund hast du auf einmal, das zu leugnen?
"Wie sollten hermeneutisch-interpretative Aussagen der Kanonik in der HKM brauchbar sein können? - Geht nicht - man müsste beide Hermeneutiken vermischen (was Ratzinger versucht hat: Hermeneutik-Wechsel)".
Omannomann: Der Ausstausch von Hermeneutiken, die man wissenschaftlich bearbeitet, ist doch etwas anderes als die Gegenüberstellung von Hermeneutik und Wissenschaft!!!
Wer außer dir stellt sie denn gegenüber. Eine korrekte Gegenüberstellung ist Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik/Glaubensideologie.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das kannst du dann aber deiner Großmutter als Wissenschaft verkaufen. In der Forschung erntest du nur mitleidiges Gelächter, und das mit Recht.
Da täuschst Du Dich (eigentlich müsste ich Dir spätestens hier "Laienhaftigkeit" vorwerfen - aber dies entspricht in der Regel nicht meinem Stil).
Vor allem entpräche es nicht der Wahrheit, denn seit wann untersucht Wissenschaft nicht Falsifizierbares?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du musst mal endlich Ordnung in deinem Kopf schaffen. Das Tohuwabohu wird ja immer schlimmer.
Mach Dir da keine Sorgen. - Ich sehe aber, dass Dir die Komplexität dessen, was EIGENTLICH Wissenschaft und was alles dazu gehört, nicht geläufig ist. - In der Geisteswissenschaft muss man ständig in verschiedenen Ebenen denken - am besten gleichzeitig. -
Was nichts daran ändert, dass eine wissenschafltiche Methode die Standardauslegung der Bibel ist. Weichmacher-Wissenschaft wir in der historischen Forschung selbst von Theologen nicht toleriert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#29 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » So 25. Feb 2018, 16:55

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Nein, biblische Texte werden wie jeder andere antike Text behandelt. Sollte inzwischen Allgemeinwissen sein.

Das ist kein "Allgemeinwissen", sondern ein Bestandteil der HKM - mehr nicht. - Das ist kein Gesetz der Wissenschaft, sondern eine Regel der HKM...


...die ihr von der "Päpstlichen Bibelkommission" glasklar vorgegeben worden ist (KEINE Apriori-Vorannahmen, KEINE unterschiedliche Auslegung antiker Texte). Eindeutiger geht es nicht. :thumbup:
Richtig - es ist FÜR DIE HKM vorgegeben. - DIE HKM soll so arbeiten - FÜR das Verständnis der Schrift. - Aber damit ist nicht gemeint, dass die HKM das Verständnis der Schrift übernehmen soll - sie ist unverzichtbar FÜR dieses Verständnis.

Verstehst Du jetzt, warum Ratzinger Aussagen von 1993 und 2006 nicht widersprüchlich sind?

sven23 hat geschrieben:Sie hat die rethorische Stilfigur angesprochen, die Paulus hier angeblich verwendet. Wenn er sie öfter verwenden würde, wäre es glaubhaft. Wenn es die einzige Stelle ist, darf es angezweifelt werden, wie viele Theologen das auch tun.
Wenn Du mir EINEN Exegeten bringst, der das so versteht wie Du, steigerst Du mein Erstaunen um eine weitere Dimension. - Kannst Du einen nennen?

sven23 hat geschrieben:Es ist vor allem eine Aussage, die mit wissenschaftlicher Methode ermittelt wurde.
Nach DEINER Definition geht das gar nicht, weil Du "Hermeneutik" und "Wissenschaft" feindlich gegenüberstellst. - Wie soll es bei Dir möglich sein, dass eine hermeneutische Aussage wissenschaftlich ist?

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
2) "Es ist wissenschaftlich, dass die Bibel nur historisch-kritisch zu erforschen ist", ist falsch.


Nö, ist richtig, was die historische Forschung betrifft.
Nix nö. - Du sagst "nö" zu einer Aussage, auf die Du gar nicht antwortest ("Zum Frühstück kann man auch Fisch essen" - "Nö, ich war gestern im Kino").

sven23 hat geschrieben:Genau deshalb betreibt die Forschung keine Weichmeier-Wissenschaft.
Du meinst also, dass die Gleichung "12 Monster minus 4 Monster = 8 Monster" gegen die Mathematik verstößt (da "Weicheiermathematik") ---???

sven23 hat geschrieben:Du verwechselst Forschung mit glaubensdogmatischen Sandkastenspielen
Lenke nicht ab - hast Du folgendes verstanden:
Closs hat geschrieben: Es geht hier konkret darum, ob Exegese in sich eine Hermeneutik tragen muss oder nicht. - ICH meine nein, da ich Exegese gerne als reine Sach-Disziplin verstehen würde - hermeneutisch-interpretativ kann man in der darauffolgenden Disziplin "Christliche Hermeneutik" oder "Feministische Heremenutik" oder "Atheistische Hermeneutik" sein.

sven23 hat geschrieben:Falsch, siehe dazu Müneks Küng-Zitat, es trifft den Nagel auf den Kopf.
Aber nicht auf Ratzingers Kopf. - Auch hier: Meine Frage dazu ist nicht beantwortet. - Nochmals: Küng hat für die HKM, die nicht hermeneuetisch interpretiert, recht. Aber was meint er - weißt Du's?

sven23 hat geschrieben:Nachdem er die Methode gelobt hat und ihr keine apriori-Setung attestiert.
Das war auf Sachebene gemeint - damit war nicht eine unterschobene und offensivauftretende Hermeneutik der HKM gemeint.

sven23 hat geschrieben:Du sagst doch, es gebe keine Wissenschaft ohne Hermeneutik.
Wissenschaft kann rein sachlich sein und hat dann keine hermeneutisch-interpretative Unterlegung. - Das Wort "Hermeneutik" macht erst dann Sinn, wenn nach dem Beobachten und Beschreiben interpretiert wird - erst mit der Interpretation kommt eine Hermeneutik ins Spiel.

sven23 hat geschrieben: Entweder arbeitet man in historischer Forschung nach wissenschafltichen Prinzipien oder läßt es bleiben.
Die Wissenschaft stand doch nicht die Frage - die Frage war: "Welche Hermeneutik unterlegt man den Interpretationen aus wissenschaftlichen Untersuchungen".

sven23 hat geschrieben: Eine korrekte Gegenüberstellung ist Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik/Glaubensideologie.
Das ist Dein Hobby, aber hier komplett irrelevant. - Hier geht es um die Frage, nach welcher Hermeneutik man wissenschaftliche Beobachtungen interpretiert. - Das macht die HKM "so" und andere "anders".

sven23 hat geschrieben:Vor allem entpräche es nicht der Wahrheit, denn seit wann untersucht Wissenschaft nicht Falsifizierbares?
Wüßte ich nicht, dass dies passiert. - Oder kennst Du eine Disziplin, die das untersucht, was sie setzt? - Ich nicht.

sven23 hat geschrieben:Was nichts daran ändert, dass eine wissenschafltiche Methode die Standardauslegung der Bibel ist.
Als ob es darum ginge - natürlich ist die HKM-Sachebene wichtig FÜR das Verständnis der Schrift - aber sie löst nicht das Verstehen nach Apg. 8,30 ein.

Pluto
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#30 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Pluto » So 25. Feb 2018, 17:00

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt keine "Schule" nach der nicht-falsifizierbares wissenschaftlich wäre.
Moment: Es ist unwissenschaftlich, wenn die eigene Argumentation zu einem geistesgeschichtlichen Thema nicht falsifizierbar ist, weil etwa logische Fehler drin sind oder Beweisfehler.
Falsifizierbarkeit ist ein Kernstück der wissenschaftlichen Methodik.
Nicht-falsifizierbares war und ist per Definition nicht Wissenschaft.
Verstehst du jetzt, warum die gesamte Theologie (mit Ausnahme der HKM) unwissenschaftlich ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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