Buddhanussati

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#41 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Fr 24. Okt 2014, 11:49

erbreich hat geschrieben:Es gibt die Wirklichkeit und an ihr ist nicht zu rütteln. Wahrheiten jedoch, nämlich in Worten ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige, und jede ist so richtig, wie sie falsch ist.
Ja! :thumbup:
Damit kann ich leben.

Ich würde noch hinzufügen, dass unsere Wahrnehmung nicht sehr weit von der Wirklichkeit enfernt sein kann, sonst wären wir nicht hier um darüber zu diskutieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

erbreich
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#42 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Fr 24. Okt 2014, 19:21

Pluto hat geschrieben:Ich würde noch hinzufügen, dass unsere Wahrnehmung nicht sehr weit von der Wirklichkeit entfernt sein kann, sonst wären wir nicht hier um darüber zu diskutieren.
Ja. Ohne Wirklichkeit wäre auch keine Wahrnehmung. Als Wahrnehmungsbedingung steht die Wirklichkeit zweifellos in Beziehung zur Wahrnehmung. Nur miteinander verwechseln sollten wir sie nicht. So wird Offenheit möglich. Diese Offenheit zeigt sich auch in der von dir zitierten Popper-Aussage:
Und wenn wir auch nie wissen können, ob wir dieses Ziel erreicht haben, so können wir dennoch gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind.
Da geht mir eine Stelle bei Carlos Castaneda durch den Kopf (eine ganz andere Ideologie, aber trotzdem...):

Die ersten drei Gebote der Regel für Pirscher:
Das erste Gebot der Regel besagt, dass alles, was uns umgibt, ein unergründliches Geheimnis ist.
Das zweite Gebot der Regel besagt, dass wir versuchen müssen, diese Geheimnisse zu enträtseln, doch ohne Hoffnung, dass es uns je gelingen wird.
Das dritte Gebot der Regel besagt, dass ein Krieger, der sich der ihm unergründlichen Geheimnisse bewusst ist und sich auch seiner Pflicht bewusst ist, wenigstens zu versuchen, diese zu enträtseln, seinen rechtmässigen Platz unter diesen Geheimnissen einnimmt und sich selbst als ein solches betrachtet.
Folglich ist das Mysterium für den Krieger ohne Ende, ganz gleich, ob dieses Sein das Sein eines Kiesels, einer Ameise oder des eigenen Selbst ist. Dies ist die Demut eines Kriegers. Man ist allem anderen gleichgestellt.
(Don Juan Matus)

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#43 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Fr 24. Okt 2014, 20:52

erbreich hat geschrieben:Wir kennen eben nur unsere Wahrnehmung. Die Wirklichkeit ist zwar eine Bedingung für das Zustandekommen unserer Wahrnehmung, aber wir kennen sie nicht.
Nichts anderes bedeutet es, wenn wir sagen, dass Bewusstsein alles ist. Denn wir kennen einzig und allein Wahrnehmungen. Nur durch die Wahrnehmung wissen wir von uns und der Welt.

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#44 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Fr 24. Okt 2014, 22:26

Demian hat geschrieben:Nichts anderes bedeutet es, wenn wir sagen, dass Bewusstsein alles ist. Denn wir kennen einzig und allein Wahrnehmungen. Nur durch die Wahrnehmung wissen wir von uns und der Welt.
So wie du es sagst, klingt es sehr dogmatisch.
Wenn du doch wenigstens sagen würdest, alles sieht aus als existiere es NUR in unserem Bewusstsein, dann könnte ich dem sogar zustimmen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#45 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Fr 24. Okt 2014, 23:32

Pluto hat geschrieben:So wie du es sagst, klingt es sehr dogmatisch.
Überliest Du die vielen Beiträge, in denen ich betone, dass alle Vorstellungen und Ideen hinterfragt werden müssen? Das beinhaltet logischer Weise alles, was ich und jeder andere Mensch jemals gesagt hat. Was genau ist an dieser Geisteshaltung dogmatisch?

Wenn du doch wenigstens sagen würdest, alles sieht aus als existiere es NUR in unserem Bewusstsein, dann könnte ich dem sogar zustimmen.
Es sieht nicht nur so aus, sondern es kann auch so wahrgenommen, erlebt und entdeckt werden. Durch Selbsterforschung.

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#46 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Fr 24. Okt 2014, 23:48

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:So wie du es sagst, klingt es sehr dogmatisch.
Überliest Du die vielen Beiträge, in denen ich betone, dass alle Vorstellungen und Ideen hinterfragt werden müssen? Das beinhaltet logischer Weise alles, was ich und jeder andere Mensch jemals gesagt hat. Was genau ist an dieser Geisteshaltung dogmatisch?
Daran wäre nichts dogmatisch, wenn du deine Aussagen auch konsequent in die entsprechende Form vortragen würdest.

Demian hat geschrieben:Es sieht nicht nur so aus, sondern es kann auch so wahrgenommen, erlebt und entdeckt werden. Durch Selbsterforschung. Unsre Wahrnehmung kann zweifellos auch materialistisch interpretiert werden. Aber ich halte diese Interpretation für illusionär, widersprüchlich und leidvoll.
Das Gehirn ist kapriziös. Es spielt uns dauernd Streiche, wenn wir etwas in der ersten Person betrachten.

Es geht nicht darum, dass eine Theorie philosophisch anmutend ist, oder leicht verständlich, oder man sie für sinnvoll hält. Ob man sie mag oder nicht, Wissenschaftler haben gelernt, das ist nicht die entscheidende Frage. Wichtiger ist, ob die Theorie sich mit den Beobachtungen der Welt deckt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#47 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Sa 25. Okt 2014, 00:24

Pluto hat geschrieben:Daran wäre nichts dogmatisch, wenn du deine Aussagen auch konsequent in die entsprechende Form vortragen würdest.
Wir alle haben ein bestimmtes Weltbild und wir alle erheben somit einen Wahrheitsanspruch. Ein Dogmatiker ist aber jemand, der anderen Menschen ein Weltbild diktiert. Das habe ich noch nie und werde ich auch nie.
Das Gehirn ist kapriziös. Es spielt uns dauernd Streiche, wenn wir etwas in der ersten Person betrachten.
Ich meditiere täglich. Das ist mir also sehr bewusst! ;) Mystik führt eben in die Erfahrung eines transpersonalen Bewusstseinsraumes, der 'alles enthält, alles umfasst, alles ist'. Der Materialist interpretiert dies, als eine vielleicht beeindruckende, aber illusionäre Erfahrung des Gehirns. Weshalb sollte das nur eine Illusion und nicht die Wirklichkeit sein?

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#48 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Sa 25. Okt 2014, 10:27

Demian hat geschrieben:Weshalb sollte das nur eine Illusion und nicht die Wirklichkeit sein?
Du brauchst nur die widersprüchlichen Aussagen von Zeugen vor Gericht anzuhören, um die Antwort auf deine Frage zu bekommen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#49 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Sa 25. Okt 2014, 10:36

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Weshalb sollte das nur eine Illusion und nicht die Wirklichkeit sein?
Du brauchst nur die widersprüchlichen Aussagen von Zeugen vor Gericht anzuhören, um die Antwort auf deine Frage zu bekommen.
Ok, mystische Erfahrungen sind innerhalb deines Denksystems widersprüchliche Illusionen oder Unsinn und keine Erfahrungen eines erweiterten Bewusstseins - Satori* - dann hätten wir das geklärt.

*Satori bezieht sich auf die Wahrnehmung der Buddha-Natur oder der Leere. Im Gegensatz zu einem kurzen Einblick, beschreibt Satori eine andauernde Verwirklichung der Natur der Existenz. (In der Terminologie des Zen)

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#50 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Sa 25. Okt 2014, 10:46

Demian hat geschrieben:Nichts anderes bedeutet es, wenn wir sagen, dass Bewusstsein alles ist. Denn wir kennen einzig und allein Wahrnehmungen.
Wahrnehmung und Bewusstsein existieren nicht aus sich selber heraus, nicht unabhängig, nicht absolut. Es braucht Bedingungen, die zu Wahrnehmung und zu Bewusstsein führen. Die Behauptung "Bewusstsein ist alles" beinhaltet einen Absolutheitsanspruch und würde bedeuten, dass Bewusstsein an und für sich bestehe, unabhängig, bedingungslos. Dem kann ich nicht zustimmen.
Nur durch die Wahrnehmung wissen wir von uns und der Welt.
Wie erklärst du das Entstehen und Vergehen der Wahrnehmung? Was sind die Bedingungen für ihr Entstehen? Was sind die Bedingungen für ihr Vergehen? Desgleichen beim Bewusstsein. Jede Wahrnehmung, jedes Bewusstsein entsteht und vergeht aufgrund von Bedingungen. Ich sehe da nichts Absolutes, bedingungslos, unabhäbngig, "ewig" für sich Bestehendes.
Mystik führt eben in die Erfahrung eines transpersonalen Bewusstseinsraumes, der 'alles enthält, alles umfasst, alles ist'.
Auch diese Erfahrung ist eine aufgrund von Bedingungen entstehende und mit dem Vergehen, der Veränderung dieser Bedingungen, wieder vergehende Wahrnehmung. Zweifellos eine schöne und im guten Fall auch eine ethisch nachhaltig wirkende Erfahrung, aber nichts Absolutes.

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