Die Welt des Scheins

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#41 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » So 5. Okt 2014, 18:06

Auch Venusfliegenfallen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#42 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » So 5. Okt 2014, 19:58

@Tom … Zen vermittelt lebendige Weisheit. Diese Weisheit ist an keine Lehre gebunden. Sie ist ursprünglich, unschuldig, einfach. Wir alle wurden als reines, unschuldiges Bewusstsein geboren. Das ist die Intelligenz und Wachheit, aus der wirkliche Liebe und Mitgefühl erblühen. Und das ist auch mit Nirwana, dem Erlöschen des Ego im „Nichts“ gemeint. Das Nichts ist nicht nichts, es ist einfach das Stille, klare, aus freudvoller 'leere' erstrahlende Bewusstsein. Der natürliche Zustand der Buddha-Natur.

"Aus diesem Grund hat Buddha niemals über Gott gesprochen. Er sagte:'Wie kann man zu Menschen, die schlafen, über Gott sprechen? Sie werden schlafen, während sie zuhören. Sie werden träumen über das, was man ihnen sagt, und sie werden ihre eigenen Götter erschaffen - Götter, die vollkommen falsch, vollkommen machtlos, vollkommen bedeutungslos sind. Es ist besser, keine solchen Götter zu haben.' Das ist der Grund, warum Buddha kein Interesse daran hatte, über Gott zu sprechen. Sein ganzes Interesse bestand darin, die Menschen aufzuwecken."

Darum gibt es im Zen kein definiertes Gottesbild. Weil das Hauptinteresse darin besteht, die Menschen aufzuwecken, anstatt sie mit irgendwelchen religiösen Lehren nur weiter zu verwirren und damit zu hypnotisieren.

"Der Mensch befindet sich in einem gefallenen Zustand. Tatsächlich ist das die Bedeutung der christlichen Parabel vom Sündenfall Adams und seiner Vertreibung aus dem Paradies. Warum wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben? Sie wurden vertrieben, weil sie von der Frucht der Erkenntnis gegessen hatten. Sie wurden vertrieben, weil sie einen Verstand entwickelt hatten. Wenn man sich mit dem Verstand identifiziert, verliert man das Bewusstsein - der Verstand bedeutet Schlaf, bedeutet Lärm, bedeutet Mechanik. Wenn man zum Verstand wird, verliert man das Bewusstsein." (Osho: Bewusstsein: beobachte, ohne zu urteilen)

Es macht nur Sinn von Gott zu sprechen, wenn Gott alles ist, was existiert. Das meinte Jesus, als er sagte, wir sollen Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. In dem wir unser Bewusstsein wieder gewinnen, leben wir in der Wahrheit.

Tom
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#43 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » So 5. Okt 2014, 21:42

Hallo,

Demian hat geschrieben:Zen vermittelt lebendige Weisheit. Diese Weisheit ist an keine Lehre gebunden.

Zen basiert aber definitiv auf buddhistischem Gedankengut. Wie soll Zen vermittelt werden, wenn es nicht gelehrt wird?

Demian hat geschrieben:Und das ist auch mit Nirwana, dem Erlöschen des Ego im „Nichts“ gemeint

Nicht nur das. Es geht tatsächlich um das Erlöschen jeglicher Ich-Persönlichkeit.

Demian hat geschrieben:Das ist der Grund, warum Buddha kein Interesse daran hatte, über Gott zu sprechen. Sein ganzes Interesse bestand darin, die Menschen aufzuwecken.

Siddharta hat an die "Götter" geglaubt, sie aber auch nicht als befreit befunden. Ein Buddha steht über den Göttern. Im tibetischen Buddhismus wurden die Götter wieder mehr und mehr in die Religion etabliert.
Im Buddhismus gibt es keinen Schöpfergott, der ewig und beständig ist. Diese Illusion gilt es ebenso aufzulösen.

Demian hat geschrieben:(Osho: Bewusstsein: beobachte, ohne zu urteilen)

Ach, der Osho... gehört, finde ich, in den Bereich der Jugendreligionen. Seiner Zeit gab es viele Gurus, die fernöstliche Religionen für Westler attraktiv gemacht haben. Das ging nicht selten mit starkem Synkretismus einher. Wirklicher Buddhismus ist z.B. etwas anders, als hierzulande eingeschätzt.

Pluto hat geschrieben:Auch Venusfliegenfallen?

Leider nicht. Wie ich sagte: Die Sammlung ist bescheiden. Er hat auch gerade erst damit angefangen. Die Anschaffung von Sonnentau ist zumindest angekündigt. Von karnivoren Pflanzen aus Südamerika mit riesigen Kelchen gefüllt mit Glucose, um damit möglichst viele Insekten anzulocken, schwärmt er nur.
Nicht alle Pflanzen dieser Sammlung sind so spektakulär wie die Mimose. Es geht mehr um pflanzenkundliche Besonderheiten: Pflanzen, die so tun als seien sie Steine, die sich von der Norm abweichend fortpflanzen oder die mit Pilzen in Symbiose leben, etc...
Eine seiner Mimosen ist übrigens kürzlich eingegangen. Jeder Besucher, fasziniert von den Reflexen dieser Pflanze, hat sie ständig angetippt oder andersweitig zum Zusammenzucken gebracht. Das ging noch viel schlagartiger als auf dem Foto. Auf Dauer kann das die Pflanze auch nicht ab. Momentan wird versucht sie zu reanimieren. Wir haben beschlossen, dass jeder ein bisschen Schuld daran ist. :lol:

lg
Durch Zweifel gelangen wir zum Fragen und durch das Fragen erkennen wir die Wahrheit.
Petrus Abaelardus

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#44 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Lena » Mo 6. Okt 2014, 10:41

Aus Eden vertrieben
über
Gottes Wort gestellt
nicht
auf Ihn gehört
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Demian
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#45 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » Di 7. Okt 2014, 11:56

Tom hat geschrieben:Zen basiert aber definitiv auf buddhistischem Gedankengut. Wie soll Zen vermittelt werden, wenn es nicht gelehrt wird?
Ich praktiziere Zen und ich kann sagen, dass Zen universale Lebensweisheit und keine bestimmte Lehre vermittelt. Es geht um ein bewusstes, das heißt mitfühlendes und achtsames Leben. „Wachheit ist der Weg ins Leben“, sagte Buddha.
Tom hat geschrieben:Nicht nur das. Es geht tatsächlich um das Erlöschen jeglicher Ich-Persönlichkeit.
Es ist richtig, dass in der buddhistischen Philosophie der Begriff des „Anātman“ („Nicht-Selbst“) eine wichtige Rolle spielt. So wie es in allen spirituellen Traditionen vergleichbare und ganz unterschiedliche Konzepte und Begriffe gibt. Ich würde nicht von einem Erlöschen des Ich, sondern einer Öffnung, Veredelung und Aufhebung des Ich sprechen.

Nisargadatta Maharaj sagte es sehr schön: "Die Liebe sagt, Ich bin alles. Die Weisheit sagt, Ich bin nichts. Zwischen diesen beiden fließt mein Leben."

Im Buddhismus gibt es keinen Schöpfergott, der ewig und beständig ist. Diese Illusion gilt es ebenso aufzulösen.
Das ist nicht ganz richtig. Buddha lehrte, dass die letztendliche Wirklichkeit und Wahrheit – das Absolute oder auch Gott – unbegreiflich ist und somit mehr, als alle unsre Begriffe und Vorstellungen. Das heißt aber nicht, dass er einen Schöpfergott abgelehnt hat. Er hat einfach vermieden irgendein starres Glaubenskonzept zu vertreten!
Zuletzt geändert von Demian am Di 7. Okt 2014, 13:00, insgesamt 2-mal geändert.

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#46 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » Di 7. Okt 2014, 12:49

Ach, der Osho... gehört, finde ich, in den Bereich der Jugendreligionen.
Das ist nur ein persönliches Geschmacksurteil. Was sagt das über den wirklichen Wert seiner Arbeit aus? Er hat ein riesiges Lebenswerk hinterlassen, dass bis heute Menschen sehr tief berührt und ihnen gut tut … und offenbar polarisiert er nach wie vor … das spricht für seinen geistigen Rang.

Seiner Zeit gab es viele Gurus, die fernöstliche Religionen für Westler attraktiv gemacht haben.
Klar, weil es im Westen kaum noch spirituelle Lehrer und Meister gab, die wirklich lebensnah Weisheit vermittelt haben. Wenn die Seele Durst hat nach Spiritualität, dann geht sie dort hin, wo sie ihn stillen kann.

Das ging nicht selten mit starkem Synkretismus einher. Wirklicher Buddhismus ist z.B. etwas anders, als hierzulande eingeschätzt.
Das stimmt, was aber auch daran liegt, dass die buddhistische Philosophie nichts in sich abgeschlossenes ist, sondern eher eine bestimmte Methode (des meditativen oder „inneren“ Lebens) und die kann sich ganz verschieden darstellen.

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#47 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Demian » Di 7. Okt 2014, 13:02

"Alle Eigenschaften, die von den großen Bodhisattvas verkörpert werden, wohnen dem Menschen inne und sind nicht von dem Einen Geist zu trennen. Erwache zu ihm, und sie sind da. Ihr Schüler des Weges, die ihr nicht in eurem eigenen Bewusstsein zu diesem Geist erwacht und die ihr an äußeren Erscheinungen hängt oder etwas Objektives außerhalb eures eigenen Geistes sucht, ihr alle habt dem Weg den Rücken gekehrt."
Huang Po

Das ist der springende Punkt. ;)

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#48 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Tom » Do 9. Okt 2014, 17:37

Moin,

Demian hat geschrieben:Ich praktiziere Zen und ich kann sagen, dass Zen universale Lebensweisheit und keine bestimmte Lehre vermittelt. Es geht um ein bewusstes, das heißt mitfühlendes und achtsames Leben.

Bei der "Lebensweisheit", um die es geht, handelt es sich doch nicht rein um kleine Weisheiten, die man als Sprüche formuliert auf Postkarten findet. Zen hat eindeutig ein Bezugsystem, welche die Gedanken (bzw. das Paradigma) interpretiert und geltend macht. Allein die Tatsache, dass Du Zen praktizierst, spricht schon davon Vermittlung, dass Dir Zen irgends vermittelt worden ist.

In dem entsprechenden Wikiartikel steht über den Zen-Buddhismus:

Oft wird gesagt, dass Zen „nichts“ biete: keine Lehre, kein Geheimnis, keine Antworten.

[...]

Die Charakterisierung, Zen biete „nichts“, wird gerne von Zen-Meistern gegenüber ihren Schülern geäußert, um ihnen die Illusion zu nehmen, Zen biete erwerbbares Wissen oder könne etwas „Nützliches“ sein. Auf einer anderen Ebene wird hingegen auch das Gegenteil behauptet: Zen biete das „ganze Universum“, da es die Aufhebung der Trennung von Innenwelt und Außenwelt, also „alles“, beinhalte.

[...]

Zen besitzt aber auch philosophisch-religiöse Aspekte und historisch gewachsene Lehren, etwa in der Sōtō- bzw. Rinzai-Richtung. Diese kann man – wenn sie auch zur subjektiven Erfahrung des Zen nicht unbedingt notwendig sind – selbstverständlich mit Worten beschreiben.

Ein Blick in die Fachliteratur wäre sicherlich noch aufschlussreicher. Aber zugegeben, in Sachen "Zen" bin ich weniger bewandert; persönlich kam ich eher mit dem tibetischen Buddhismus in Berührung.

Demian hat geschrieben:Das ist nicht ganz richtig. Buddha lehrte, dass die letztendliche Wirklichkeit und Wahrheit – das Absolute oder auch Gott – unbegreiflich ist und somit mehr, als alle unsre Begriffe und Vorstellungen. Das heißt aber nicht, dass er einen Schöpfergott abgelehnt hat. Er hat einfach vermieden irgendein starres Glaubenskonzept zu vertreten!

Buddha wollte nicht der Religionsbegründer sein, zu dem er geworden ist. Das ist wahr. Meiner Meinung nach wäre es an seiner Stelle sinnvoller gewesen, keine Lehre zu verbreiten. Mit dem Pali-Kanon kann man jemanden erschlagen.

Im Buddhismus wird sehr wohl ein ewiger Gott abgelehnt, der beständig und allmächtig ist. Er passt auch gar nicht in die Glaubensvorstellung des Buddhismus, sondern würde das Konzept kippen. Wenn Siddharta bei den Attributen Brahmans auf Ablehnung stößt, wie wäre er mit dem abrahamitischen Gott umgegangen?

Demian hat geschrieben: Das ist nur ein persönliches Geschmacksurteil. Was sagt das über den wirklichen Wert seiner Arbeit aus? Er hat ein riesiges Lebenswerk hinterlassen, dass bis heute Menschen sehr tief berührt und ihnen gut tut … und offenbar polarisiert er nach wie vor … das spricht für seinen geistigen Rang.

In den Bereich der Jugendreligionen gehört er per Definition. Den Begriff kann man höchstens ablehnen. Sein Wirken ist nach wie vor stark umstritten. Bei der Frage nach der Sexualmoral gibt es natürlich - je nach Person - Differenzen.

Demian hat geschrieben:Das stimmt, was aber auch daran liegt, dass die buddhistische Philosophie nichts in sich abgeschlossenes ist, sondern eher eine bestimmte Methode (des meditativen oder „inneren“ Lebens) und die kann sich ganz verschieden darstellen.

Augenscheinig und äußerlich ist der Buddhismus tolerant, inwending aber sehr absolut in seiner Zielsetzung.

lg
Durch Zweifel gelangen wir zum Fragen und durch das Fragen erkennen wir die Wahrheit.
Petrus Abaelardus

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#49 Re: Die Welt des Scheins

Beitrag von Pluto » Do 9. Okt 2014, 18:20

Tom hat geschrieben:In dem entsprechenden Wikiartikel steht über den Zen-Buddhismus:
Oft wird gesagt, dass Zen „nichts“ biete: keine Lehre, kein Geheimnis, keine Antworten.

[...]

Die Charakterisierung, Zen biete „nichts“, wird gerne von Zen-Meistern gegenüber ihren Schülern geäußert, um ihnen die Illusion zu nehmen, Zen biete erwerbbares Wissen oder könne etwas „Nützliches“ sein. Auf einer anderen Ebene wird hingegen auch das Gegenteil behauptet: Zen biete das „ganze Universum“, da es die Aufhebung der Trennung von Innenwelt und Außenwelt, also „alles“, beinhalte.
Bei Wiki wird in der Tat ein höchst widersprüchliches Bild des Zen gezeichnet.
Darin wird auch viel Aufhebens über das "Nirwana" gemacht. Schaut man nach der Begriffserklärung, so bedeuete Nirwana" im Wesentlichen das "Nichts".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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