Ein offener Brief an Ben Affleck

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#1 Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Mo 10. Nov 2014, 00:31

Anfang Oktober 2014 beschimpfte der Schauspieler Ben Affleck in der Sendung "Real Time with Bill Maher" den Moderator und den amerikanischen Philosophen Sam Harris als Rassisten, weil diese sich kritisch zum Islam geäußert hatten. Er erstickte damit eine wichtige Diskussion im Keim, die auch hierzulande bekannt ist. Dabei stehen sich zwei Fraktionen gegenüber, die sich gegenseitig als Islamophob bzw. Gutmenschen bezeichnen. Die pakistanisch-kanadische Bloggerin, Zeichnerin und Kinderbuchautorin Eiynah verfasste aus diesem Anlass einen offenen Brief an Ben Affleck.
[ Quelle ]

Kontrovers diskutiert die Ex-Muslimin Eiynah in ihrem Blog eine Fernsehsendung in den USA mit einem offenen Brief an Ben Affleck.

Du hast dein Herz am rechten Fleck [Ben], aber...
[...]
Edle Liberale wie du stehen immer für die fehlinterpretierten Muslime und gegen die Islamophoben auf, was toll ist, aber wer steht an meiner Seite und den anderen auf, die sich durch die Religion unterdrückt fühlen? Jedes Mal, wenn wir unsere Stimme erheben, wird einer von uns getötet oder bedroht. Ich bin eine Bloggerin und Zeichnerin, keine Bedrohung für irgendjemanden, Ben, außer für diejenigen, die Angst vor Worten und Zeichnungen haben. Ich möchte die Freiheit haben, mich selber auszudrücken, ohne die sehr reale Gefahr, dafür getötet werden zu können. Ist das zuviel verlangt?
Was meint ihr zu diesen Fragen?
Ist es Rassismus oder Islamophobie, wen man sich gegen den Islam äußert?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#2 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Mo 10. Nov 2014, 00:52

Pluto hat geschrieben:Ist es Rassismus oder Islamophobie, wen man sich gegen den Islam äußert?
Prinzipiell ist es das nicht - praktisch ist es aber oft so. -

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Halman
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#3 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Halman » Mo 10. Nov 2014, 03:11

Pluto hat geschrieben:Ist es Rassismus oder Islamophobie, wen man sich gegen den Islam äußert?
Grundsätzlich sollte Religionskritik immer möglich sein. Wird in diesem Forum nicht das Christentum kritisiert?
Leider muss ich @closs zustimmen, dass Islamkritiik häufig von Rassisten geäußert wird. Deshalb fällt es besonders schwer, sich diesbezüglich kritisch zu äußern, denn wer will schon mit "Rechten" in einen Topf geworfen werden?
Allerdings denke ich, dass wir eine kritische Auseinandersetzung nicht den Rechtspopulisten überlassen überlassen dürfen.

Zum Thema habe ich mal ein Video von Sabatina James rausgesucht:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

2Lena
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#4 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von 2Lena » Mo 10. Nov 2014, 07:59

Ist es Rassismus oder Islamophobie, wen man sich gegen den Islam äußert?
Grundsatz bei JEDER Diskussion ist - man / frau sollte sich auskennen ...
Falls man das kann, ist es auch möglich Verständnis für die jeweilige Partei zu bekommen. (Was zum "Auskennen" alles fehlt, siehe fett gedrucktes.)

Es gibt die (im Christentum leider nicht) bekannte Regel von Psalm 2 und das Gesetz Abraham. ... dass die unterschiedlichsten Wünsche anstürmen, aber ... wird dann als Kompromiss denen nachgegeben - die schlechter sind, oder die Unheil bringen? Oder wird verstanden worum die überhaupt kämpfen. Hat einer selbst das etwa nicht erkannt? Es gibt da noch unzählige Feinheiten, viel mehr ... Genommen wird das Beste - aber ist es das auch?

Arabisch ist wie Hebräisch eine semitische Sprache und erlaubt etwas mehr die Auslegung der heiligen Texte, die ja extra dafür gemacht sind. Im Islam ist die Wehrhaftigkeit nicht untergegangen. Wohl aber teilweise die alte Lehre, weshalb sich islamische Gruppen denn auch zur Genüge bekämpfen. Das können die aber nicht entscheiden - bei entsprechend anderer Schieflage im Judentum und im Christentum, die beide spinnefeind sind, aber die Wurzel darstellen.

Nachdem im Christentum das AT nicht verstanden wird (dann auch nicht die Inhalte des NT) beschränkt sich die Religion auf ein "ejapopeja" zum neu geborenen Christuskind und blendet alle Regeln des erwachsenen Mannes und der Gottesmutter als Erzieherin aus. Schon einmal ist der Islam aufgestanden, um die Fehlhaltungen des Christentums zu korrigieren. Man hat ihn nicht verstanden - falschen Regeln nachgegeben. Somit hat man auch nicht die Belange beim Islam richtig stellen können, der die Vorgänge vom NT nicht so erlebte, anders erzählte und vieles mehr. Hier nützen keine Diskussionen um Religion, sondern Text- und Historikforscher und die Kenntnisse der Propheten.

Liebe Halman, vergiss die Diskussionen mit Leuten, die keine Volksüberlieferungen vor Ort kennen, den Koran als Übersetzung lesen, das AT in *Auslegung nicht verstehen und sich vom Christentum ein Geplänkel über Atheismus vorstellen, sowie "freie Bürgerrechte". Was dabei herauskommt, erledigen vermutlich die IS-Kämpfer mit dem Gewehr, da offenbar anders keine Zugang zum Hirn möglich erscheint. ... bei Tausend Jahre Schlafmützigkeit der Christen ...seit den letzten Kreuzzügen.

Das arabische Reich hatte fast die ganze antike Welt erobert, aber der "kleine" Karl der Große hatte Abraham als Viehirt eingeschätzt, statt das Gesetz der Weltreiche. Das NT wurde als Bild in den Kirchen gemalt - statt als Gesetz ins Herz gepflanzt. Wie du weißt, gibt es in den Moscheen bis heute keine Bilder.

Pluto
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#5 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Mo 10. Nov 2014, 12:12

Halman hat geschrieben:Grundsätzlich sollte Religionskritik immer möglich sein. Wird in diesem Forum nicht das Christentum kritisiert?
Leider muss ich @closs zustimmen, dass Islamkritiik häufig von Rassisten geäußert wird. Deshalb fällt es besonders schwer, sich diesbezüglich kritisch zu äußern, denn wer will schon mit "Rechten" in einen Topf geworfen werden?
Ja. Das stimmt wohl.
Es ist halt leicht (und einfältig!) alle Moslems in einen Topf zu werfen, um sie dann zu beschimpfen.
Andererseits frage ich mich, warum sich in den Nachbarländern von Syrien und Irak nicht mehr Proteste gegen die IS-Terroristen bemerkbar macht. Erwähnenswet ist hir auh die offizielle Haltung der Türkei, die immerhin ein NATO-Mitglied ist.

Hier meine ich, könnte/sollte man eine Art stillen Protest erwarten dürfen, wie er in Indien unter Gandhi, oder noch aktueller, vor 25 Jahren in der ehemaligen DDR stattfand.

Halman hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass wir eine kritische Auseinandersetzung nicht den Rechtspopulisten überlassen überlassen dürfen.
Wer sich in den amerikanischen Medien auskennt kommt nicht auf den Gedanken, Leute wie Bill Maher oder Sam Harris in die braune Ecke zu stellen. Sie gelten in ihrem Land als eher linkslastige "Demokraten".

Halman hat geschrieben:Zum Thema habe ich mal ein Video von Sabatina James rausgesucht:
Danke! Ich kannte sie bisher nicht, und finde, sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie man den Islam sachlich kritisieren kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Mo 10. Nov 2014, 12:52

Pluto hat geschrieben:Andererseits frage ich mich, warum sich in den Nachbarländern von Syrien und Irak nicht mehr Proteste gegen die IS-Terroristen bemerkbar macht. Erwähnenswet ist hir auh die offizielle Haltung der Türkei
Das hat mit Machtpolitik zu tun. - Syrien ist froh, dass die Weltöffentlichkeit vom Assad-Regime abgelenkt ist. - Die Türkei will seinem Erzfeind, den Kurden, nur so viel helfen, wie es unbedingt nötig ist. - Der Irak ist eh auseinandergefallen - dort regieren (wie eh und je) die Stämme. - Saudi-Arabien will nicht eingreifen, weil die IS im Grunde auf deren Mist gewachsen ist.

Bei Statistiken pflegt man meines Wissens, die oberen und unteren 5 oder 10% (also die Extrem-Ausschläge in diese oder jene Richtung) zu ignorieren, um ein homogeneres Bild von der Hauptsache machen zu können. - In diesem Sinne wäre vielleicht die richtige Frage: Was ist Islam, wenn man die oberen radikalen 5-10% und die unteren verwestlichten 5-10% ignoriert? - Was ist also der wirkliche Islam - diese Frage wird meines Wissens in der Öffentlichkeit nicht gestellt - wahrscheinlich weil solche Fragen wenig quoten-fähig sind.

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#7 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Mo 10. Nov 2014, 13:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Andererseits frage ich mich, warum sich in den Nachbarländern von Syrien und Irak nicht mehr Proteste gegen die IS-Terroristen bemerkbar macht. Erwähnenswet ist hir auh die offizielle Haltung der Türkei
Das hat mit Machtpolitik zu tun.
Mir ging es nicht um Machtpolitik, sondern um das Verhalten der Bürger (einfache Moslems) in Ländern wie den Golfstaaten, Jordanien, Türkei, Marokko, Ägypten, usw.
Warum gibt es dort keine Proteste gegen das barbarische Vorgehen der IS?
Das komplette Fehlen solcher (friedlichen) Proteste macht es den populistischen Kritikern von Rechts besonders leicht, alle Muslime in einen Topf zu werfen.
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#8 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Mo 10. Nov 2014, 14:39

Pluto hat geschrieben:Warum gibt es dort keine Proteste gegen das barbarische Vorgehen der IS?
Vielleicht, weil die Menschen dort derart mit Überlebenskampf zu tun haben, dass sie desinteressiert sind. - Vielleicht auch, weil ihnen im Ernstfall ein radikaler Moslem lieber ist als ein dekadenter Westler. - Vielleicht, weil nur die intellektuelle Oberschicht (Studenten, etc.) sich die Information per Internet holen (können). - Vielleicht, weil man gewohnt ist, dass es Gewalt gibt (egal ob vom Westen, von Israel, vom eigenen Militär, etc.) und man froh ist, wenn man den eigenen Laden halbwegs in Ordnung hat. - Vielleicht, weil ihnen radikale Glaubensbrüder irgendwo zwischen Syrien und Irak genauso weit weg sind wie für uns der Kukluxklan und die Hells Angels.

Unterm Strich wird man annehmen dürfen, dass keiner ein Interesse hat, den eigenen Islam gegenüber der westlichen Öffenlichkeit zu rechtfertigen. - Oder hast Du schon mal erlebt, dass Europa sich gegenüber dem Islam rechtfertigt, wenn es Drohnen-Tode der USA in Afghanistan gibt?

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#9 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Mo 10. Nov 2014, 16:17

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum gibt es dort keine Proteste gegen das barbarische Vorgehen der IS?
Vielleicht, weil die Menschen dort derart mit Überlebenskampf zu tun haben, dass sie desinteressiert sind.
Hier auch...?

Kuwait City
Bild
[ Quelle: MUZ online ]

Abu Dhabi
Bild
[ Quelle: Wikimedia commons ]

Amman, Jordanien
Bild
[ Quelle: Wikimedia commons ]

closs hat geschrieben:Vielleicht auch, weil ihnen im Ernstfall ein radikaler Moslem lieber ist als ein dekadenter Westler. - Vielleicht, weil nur die intellektuelle Oberschicht (Studenten, etc.) sich die Information per Internet holen (können).
Das scheinen mir Ausreden zu sein.

closs hat geschrieben:Unterm Strich wird man annehmen dürfen, dass keiner ein Interesse hat, den eigenen Islam gegenüber der westlichen Öffenlichkeit zu rechtfertigen.
Ja. Das wird es wohl sein.
Ist das Bürgermut?

closs hat geschrieben:Oder hast Du schon mal erlebt, dass Europa sich gegenüber dem Islam rechtfertigt, wenn es Drohnen-Tode der USA in Afghanistan gibt?
Nein... Aber ich möchte mal sehen was in Deutschland los wäre, wenn eine Terroristengruppe in Belgien so was wie die IS veranstalten würde.
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Catholic
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#10 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Catholic » Mo 10. Nov 2014, 16:18

Halman hat geschrieben: Leider muss ich @closs zustimmen, dass Islamkritiik häufig von Rassisten geäußert wird.

Es kommt darauf an,ob sachlich-fundierte Kritik geäussert wird oder ob es sich um Polemik handelt.
Drüber hinaus kann ich - zumindest was die Situation in der BRD betrifft - auch die Muslime gut verstehen,denn Islamkritik gab es früher auch,nur seit 09/11 scheinen Muslime oftmals unter einer Art Generalverdacht gestellt zu werden nach dem Motto
"Im Grunde ist der auch ein Terrorist,er ist nur noch nicht aufgefallen"!
Und dagegen wehre ich mich entschieden,ebenso aber auch gegen Gewalt,die seitens mancher Muslime kommt,wenn der Islam kritisiert wird.
Da müssten manche Muslime insofern lockerer werden,als dass sie entweder sachliche Kritik annehmen oder auf unsachlich-polemische Kritik entsprechend mit sachlichen Gegenargumenten reagieren.
Aber dass Muslime Polemik nicht einfach hinnehmen -- siehe die Mohammed-"Karikaturen" vor einigen Jahren --kann ich gut verstehen.

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