Alte Rechtssprechung

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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2Lena
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#1 Alte Rechtssprechung

Beitrag von 2Lena » Mo 8. Jun 2015, 15:44

Magdalena61 hat bei den Plagen Pharaos das Gespräch auf alte Rechtsmittel gebracht.
Vielleicht tauchen noch mehr auf. Ich denke, man sollte mal aus dem Sumpf der Vorstellung herauskommen.
Ich nehme das als Rechtsmittel.

Magdalena61 hat geschrieben:Das "Auge um Auge" im AT ist kein Einzelfall, keine Sonderregelung für Israeliten, sondern war damals in der antiken Welt "normal"-- vermutlich, um Straftaten zu verhindern bzw. einzudämmen. Wie rücksständig sind eigentlich die USA und andere Staaten, die Mord mit der Todesstrafe beantworten?
Und wie fortschrittlich waren bereits die jüdischen Rabbiner in ihrer Interpretation (Auslegung) von "Auge um Auge"?
Schon im rabbinischen Judentum hat die Interpretation auf Zahlung eines Schadenersatzes durch den modernen Rechtsvergleich mit altorientalischem Recht neue Plausibilität gewonnen. So heißt es im Kodex Eschnunna (circa 1920 v. Chr.):

§§ 42f:
"Wenn ein Mann die Nase eines Mannes abbeißt und abtrennt, zahlt er eine Mine Silber. Für ein Auge zahlt er eine Mine (ca. 500g), für einen Zahn eine halbe Mine, für ein Ohr eine halbe Mine, für einen Schlag auf die Wange 10 Schekel (ca. 83 g) Silber. Wenn ein Mann den Finger eines Mannes abtrennt, zahlt er 2/3 Minen Silber. Dieser Rechtstext setzt für Körperverletzungen Ersatzleistungen fest."
Wie ersetzt man den Schaden "Aug um Aug". Man nehme "ajin tachat ajin" diesmal "modern" als eine Blickweise gegen die andere setzen. Das ist unser Rechtssystem "Aug um Aug", beide Rechtsparteien zu betrachten.
Ajin heißt u.a. Blickweise, oder Quelle, Masche, Sicht.

Nun ist es ziemlich selten, dass ein Mann dem anderen Nase abbeißt, aber es kommt vor dass [af] (nehme ich nur Zorn, oder Nase?) vom anderen geschluckt wird. Was bekommt man dafür - eine gewisse Menge an Sehnsucht.
Wer den Zorn schluckt, entwickelt Gegeninitiativen! Nehme ich bei [kesef] Silber oder Sehnsucht?

Es kommt vor, dass einer seinen Zahn lassen muss.
Es bleiben lässt ein Brocken zu sein, na wenigstens zur Hälfte ... (für einen Zahn eine halbe Mine)
Bei [ozen] Ohr, nehme ich da Ausgleichen [ozen] - na wenigstens zur Hälfe (für ein Ohr eine halbe Mine).

michaelit
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#2 Re: Alte Rechtssprechung

Beitrag von michaelit » Do 18. Jun 2015, 13:36

Das war es eben was Jesus störte, daß wir überhaupt vor Gericht ziehen und uns nicht lieber mit unserem Bruder versöhnen bzw laut Bergpredigt übervorteilen lassen. Wir sollen echte Brüder und Schwester sein, und diesen Bund nicht halbherzig angehen. Jesus will daß wir VOLLENDS auf der Seite des Guten stehen, als Menschheit!

Pluto
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#3 Re: Alte Rechtssprechung

Beitrag von Pluto » Do 18. Jun 2015, 21:33

michaelit hat geschrieben:Das war es eben was Jesus störte, daß wir überhaupt vor Gericht ziehen und uns nicht lieber mit unserem Bruder versöhnen bzw laut Bergpredigt übervorteilen lassen. Wir sollen echte Brüder und Schwester sein, und diesen Bund nicht halbherzig angehen. Jesus will daß wir VOLLENDS auf der Seite des Guten stehen, als Menschheit!
Was hat Jesus zu eingegangenen Verträgen gesagt? Müssen diese nicht eingehalten werden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#4 Re: Alte Rechtssprechung

Beitrag von JackSparrow » Do 18. Jun 2015, 23:19

michaelit hat geschrieben:Das war es eben was Jesus störte, daß wir überhaupt vor Gericht ziehen und uns nicht lieber mit unserem Bruder versöhnen bzw laut Bergpredigt übervorteilen lassen.
Wäre ich der gottgleiche römische Imperator, hätte bereits dein Land besetzt und deinen Tempel zerstört und würde dich nun dazu bringen wollen, dem Jahwe abzuschwören und als Höchsten unter den Göttern zukünftig nur noch mir zu huldigen, dann würde ich auch solches Zeug schreiben.

michaelit
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#5 Re: Alte Rechtssprechung

Beitrag von michaelit » Fr 19. Jun 2015, 10:02

Hallo Pluto,

ja schon, aber es liegt ja im Ermessen der Beteiligten. Man MUSS nichts einklagen, auch nicht wenn das Recht eigentlich auf deiner Seite ist. Die Bergpredigt (und später auch Paulus) fordern eine Umkehr zur Güte, und das bedingt daß wir nicht offensiv auf andere losgehen, selbst wenn wieder andere uns dafür gerecht sprechen würden.

2Lena
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#6 Re: Alte Rechtssprechung

Beitrag von 2Lena » So 21. Jun 2015, 22:59

Magdalena61 erwähnte die Bibelstelle Joh. 8, in der von Ehebruch die Rede ist. Mose habe gesagt: Steinigen.

Magdalena 61 hat geschrieben: Ihr könnt mich gerne verbessern: Ich finde bei Mose keine Anweisung, Ehebrecher zu steinigen. Es heißt, sie sollen des Todes sterben 3. Mose 20,10, 5. Mose 22,22. Aber nicht, auf welche Art. Wenn jemand Verkehr hat mit einer Verlobten, soll der Mann oder, unter bestimmten Voraussetzungen, soll auch die Frau gesteinigt werden 5. Mose 22, 23-27.
Das sind drakonische Strafen, die ganz bestimmt keine Liebe erzeugen.
Zu Jesu Zeit hatte Herodes etliche Frauen, vielleicht sieben. Ich habe sie nicht gezählt. Auch Abraham hatte Sarah und Hagar. Noch schlimmer, er gab sogar seine Sarah als Schwester aus!
Zum Glück hat es Abimelech rechtzeitig bemerkt. Wie ihr vermuten könnt, hatte die Geschichte noch einen anderen Hintergrund.

Der Unterschied in den Gesetze Mose ist zu finden, weil es die verschiedensten Überlieferungsgruppen gibt. Wer Lust hat, kann mal die Kirchenväterliteratur lesen (eine Schrift aus dem 4. Jhdt.) welche 80 Häretiker nennt, Gruppen die es in jener Zeit gab, verstreut auf riesige Reiche. Es gab die Diskussion um den Zusammenschluss.

Die ältesten Gesetze sahen nämlich vor, dass Mann und Frau eine Einheit bilden und nicht getrennt werden. Vielleicht habt ihr schon etwas gemerkt, dass es Unterschiede gab zu den älteren Rechten, die Jesus vertrat und verschiedenen vermischten Ansichten. Manche Überlieferungen waren korrekt. Andere verstanden, man müsse Ziegen opfern (während doch z. B. die Gruppen der Essener, die sich auf David und Melchzedek bezogen) Tieropfer ablehnten und sagten: Hier stünde "Stärken hochbringen". Das sahen die meisten Schriftgelerhten auch so. Aber mit der Einrichtung des Tempels hatten wie wieder mit den alten Tieropfern begonnen. Das war nicht mehr tauglich als Vorbild. Gleichwohl sahen noch immer welche - das eine sowohl als auch das andere. Generell waren aber unter David andere Zeremonien, ähnlich den Chaldäern und in der Art wie sie später in der Kirche ausgeformt wurden.

3. Mose 20.10 bespricht die schlimmsten Sitten, die bereits durch große Missverständnisse aufgetreten waren. Es ist in seinen geschichtlichen Überlagerungen, Völkervermischungen und den doppelten Wortbedeutungen wie so manches in der Bibel gar nicht so leicht aufzulösen. Sie sahen die Todesstrafe für jeden Seitensprung vor, auch für einen Fluch gegenüber den Eltern. Noch schlimmer gehen sie GEGEN die ständigen Todesurteile vor:
Die töten mit Humor.

Es war ja Gebot "beide seien ein Fleisch", aber die schafften es vielleicht nicht, schafften aber mit dem Finger auf den Nächsten zu zeigen und ihn fertig zu machen.

So "grinst mich der Text im Augenblick an: Und?
Der Satz beginn mit "und" warum wohl? ואיש und einer, und, ein Mann?
אשר ist welcher - oder glücklich. Es blinkt:
Und, ist einer glücklich - geht er da fremd? Das wird er nicht tun.
Und, bei der Frau - oder der Basis - wenn alles passt - geht man dann fremd?
Das wäre übel - aber wenn alles passe - da sei Freundschaft ...
So wechselt es hin und her - zwischen "des Todes sterben" oder "total hingerissen sein".

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