Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

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Pluto
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#521 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jun 2017, 09:59

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Seit beginn der Aufklärung (eigentlich seit Gutenberg) nimmt die Gewaltbereitschaft unter den Menschen ab, weil sie lesen und schreiben lernten und gebildeter sind als ihre Vorfahren.
Wenn Du nachweisen könntest, dass es in Europa seit Gutenberg weniger blutige Kriege gab als im arabischen Raum, wäre dies im Sinne Deiner Behauptung hilfreich.
Besorg dir das Buch: Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit. Darin beweist der Autor anhand von Statistiken genau das! :D

closs hat geschrieben:Das beantwortet nicht die Frage, WELCHE Art von Bildung DU meinst.
Ich differenziere nicht, außer dass ich geistliche Ausbildung ausschließe, weil diese mir eher konservativ erscheint, und vermutlich zu mehr Intoleranz neigt.

Pluto hat geschrieben:- Im übrigen: Glaubst Du, dass Toleranz und Einsicht bei Muslimen weniger vorhanden sind als bei Christen oder Säkularen?
Toleranz hat mit Bildungsgrad zu tun. Ich glaube tatsächlich, dass die Religionen die Phobien (siehe HS-Debatte) fördern und die Gleichberechtigung ablehnen im Vergleich zu säkulare Gesellschaften (Vergleiche Russland mit Schweden).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#522 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von closs » Do 22. Jun 2017, 10:41

Pluto hat geschrieben:Darin beweist der Autor anhand von Statistiken genau das!
Hast Du eine da?

Pluto hat geschrieben:Ich differenziere nicht, außer dass ich geistliche Ausbildung ausschließe, weil diese mir eher konservativ erscheint, und vermutlich zu mehr Intoleranz neigt.
Das macht es schwierig und lässt mich nur vermuten, dass Du mit "Bildung" das meinst, was man heute mit "Bachelor" und "Master" meint - incl. Berufsausbildung, etc.

Pluto hat geschrieben:Ich glaube tatsächlich, dass die Religionen die Phobien (siehe HS-Debatte) fördern und die Gleichberechtigung ablehnen im Vergleich zu säkulare Gesellschaften (Vergleiche Russland mit Schweden).
Schwieriges Thema. - Wichtig wäre hier die Frage, wie sich ein durchschnittlicher Russe, Moslem, Grieche oder Schwede diesbezüglich fühlt. - Denn oft haben es Statistiken an sich, dass sie aus IHREM Maßstab zu Ergebnissen kommen, die aus Sicht derer, die es betrifft, irrelevant sind.

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sven23
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#523 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von sven23 » Do 22. Jun 2017, 10:48

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich glaube tatsächlich, dass die Religionen die Phobien (siehe HS-Debatte) fördern und die Gleichberechtigung ablehnen im Vergleich zu säkulare Gesellschaften (Vergleiche Russland mit Schweden).
Schwieriges Thema. - Wichtig wäre hier die Frage, wie sich ein durchschnittlicher Russe, Moslem, Grieche oder Schwede diesbezüglich fühlt. - Denn oft haben es Statistiken an sich, dass sie aus IHREM Maßstab zu Ergebnissen kommen, die aus Sicht derer, die es betrifft, irrelevant sind.
Mach doch die Probe aufs Exempel und äußere dich öffentlich gegen den Staat und Religion, einmal in Schweden (oder in Deutschland), und einmal in Russland. Du wirst den Unteschied schnell merken. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#524 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von closs » Do 22. Jun 2017, 11:10

sven23 hat geschrieben:Mach doch die Probe aufs Exempel und äußere dich öffentlich gegen den Staat und Religion, einmal in Schweden (oder in Deutschland), und einmal in Russland. Du wirst den Unteschied schnell merken.
Ganz anderes Thema. - Hier geht es darum,
* ob sich Moslems, Russen, Europäer in Sachen "Bildung" (NB: Was ist damit gemeint?) signifikant unterscheiden
* UND was der Unterschied etwa zwischen amerikanischer Gesetzgebung und Sharia ist
* UND wie das Verhältnis ist zwischen dem Verständnis von Statistik-Erstellern und dem Verständnis derer, denen Statistiken gelten, ist.

Pluto
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#525 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jun 2017, 11:22

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Darin beweist der Autor anhand von Statistiken genau das!
Hast Du eine da?
Du musst schon das Buch lesen.
Kannst es von mir leihen, aber es ist auf Englisch.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich differenziere nicht, außer dass ich geistliche Ausbildung ausschließe, weil diese mir eher konservativ erscheint, und vermutlich zu mehr Intoleranz neigt.
Das macht es schwierig und lässt mich nur vermuten, dass Du mit "Bildung" das meinst, was man heute mit "Bachelor" und "Master" meint - incl. Berufsausbildung, etc.
Ich denke, das jede Art von Bildung, auch Mittlere Reife, genügt u den Großtil der Intoleranz abzubauen.
Man erkennt das übrigens auch in den Erhebungen von Pew-Research, wenn man z.B. die Balkan-Staaten mit de Subhara-Staaten vergleicht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich glaube tatsächlich, dass die Religionen die Phobien (siehe HS-Debatte) fördern und die Gleichberechtigung ablehnen im Vergleich zu säkulare Gesellschaften (Vergleiche Russland mit Schweden).
Schwieriges Thema. - Wichtig wäre hier die Frage, wie sich ein durchschnittlicher Russe, Moslem, Grieche oder Schwede diesbezüglich fühlt. - Denn oft haben es Statistiken an sich, dass sie aus IHREM Maßstab zu Ergebnissen kommen, die aus Sicht derer, die es betrifft, irrelevant sind.
Es ist überhaupt kein schwieriges Thema, sondern eine klare Erkenntnis wenn man ein religiöses Land mit einem säkularen Land (Russland/Schweden) vergleicht.
Es in diesem auch Fall irrelevant, denn die Menschen wurden gefragt, ob sie das Scharia-Gesetz eingeführt haben wollen, und die Mehrheit aller Menschen in islamischen Ländern befürwortet das.

Ich finde das erschreckend!
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#526 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von piscator » Do 22. Jun 2017, 12:35

Ich glaube, dass mangelnde Bildung nur ein Teil des Problems ist, da man sich in der Regel nicht frei für eine Religion entscheidet, sondern in eine Religion hineingeboren wird. Man wird in der Kindheit auf Christ oder Moslem oder auch Atheist geprägt.

Ich selbst habe die "normale" christliche Erziehung hinter mir, mit Taufe, Konfirmandenunterricht und der Konfirmation. Ich gehe auch heute öfter in Gottesdienste, aber nicht weil ich gläubig bin, sondern aus Rücksicht auf Angehörige und Freunde. Ich singe und bete nicht und gehe auch nicht zum Abendmahl, da ich der Meinung bin, das wäre in meinem Fall nur geheuchelt und würde die für Gläubige wichtigen Rituale irgendwie entwerten. Das erkläre ich auf Nachfrage auch und bin fast immer auf Verständnis gestoßen. Meine Eltern haben mir frei erzogen, außerdem war ich schon immer neugierig. Mein Nichtglaube ist für selbst rational begründet, aber das ist eine persönliche Ansicht und nicht auf alle übertragbar.

Mich erstaunt immer wieder, wie wenig die Menschen von ihren Glauben überhaupt wissen. In der Regel sitzt man in der Kirche und hört die Predigt des Geistlichen vorne an der Kanzel. Ich vermute, dass die wenigsten Christen die Bibel je im Zusammenhang gelesen, geschweige denn, annähernd verstanden haben.
Bei den Moslems hierzulande dürfte es nicht anders sein. Ich rede gerne über Glauben und Religion und musste letztes Jahr bei einem Treffen mit muslimischen Freunden laut lachen, als ich eingeladen wurde, mal mit nach Mekka zu kommen. Dass Mekka und Medina für Nichtmuslime gesperrt sind, wussten die nicht und als ich dann nach den 5 Säulen des Islams fragte, kam als Antwort, kein Alkohol trinken und kein Schweinefleisch essen, den Rest habe man jetzt nicht im Kopf :lol: :lol:
Ich gehe mal davon aus, dass die wenigsten Scharaia-Befürworter wissen, was die Scharia eigentlich bedeutet, genauso wenig wie viele Christen die Bedeutung des biblischen Auge- um- Auge Prinzips kennen.

Ich will damit sagen, dass man die Denkweise von Gläubigen nur dann verändern kann, wenn diesen bewusst wird, was sie eigentlich glauben, sowohl im guten als auch im schlechten Sinne. Mit Bildung hat das nur bedingt zu tun.
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#527 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Do 22. Jun 2017, 12:38

piscator hat geschrieben:Ich glaube, dass mangelnde Bildung nur ein Teil des Problems ist, da man sich in der Regel nicht frei für eine Religion entscheidet, sondern in eine Religion hineingeboren wird. Man wird in der Kindheit auf Christ oder Moslem oder auch Atheist geprägt.

Ich selbst habe die "normale" christliche Erziehung hinter mir, mit Taufe, Konfirmandenunterricht und der Konfirmation. Ich gehe auch heute öfter in Gottesdienste, aber nicht weil ich gläubig bin, sondern aus Rücksicht auf Angehörige und Freunde. Ich singe und bete nicht und gehe auch nicht zum Abendmahl, da ich der Meinung bin, das wäre in meinem Fall nur geheuchelt und würde die für Gläubige wichtigen Rituale irgendwie entwerten. Das erkläre ich auf Nachfrage auch und bin fast immer auf Verständnis gestoßen. Meine Eltern haben mir frei erzogen, außerdem war ich schon immer neugierig. Mein Nichtglaube ist für selbst rational begründet, aber das ist eine persönliche Ansicht und nicht auf alle übertragbar.

Mich erstaunt immer wieder, wie wenig die Menschen von ihren Glauben überhaupt wissen. In der Regel sitzt man in der Kirche und hört die Predigt des Geistlichen vorne an der Kanzel. Ich vermute, dass die wenigsten Christen die Bibel je im Zusammenhang gelesen, geschweige denn, annähernd verstanden haben.

:thumbup:

den Moslems hierzulande dürfte es nicht anders sein.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es: die meisten Muslime (auch die jüngeren) nehmen ihren Glauben sehr ernst und wichtig. Bei vielen Christen fehlt mir das. Die ganze Angst vor der Islamisierung kommt aus einer Position der Schwäche: wenn wir das Eigene verteidigen und werschätzen würden, müssten wir keine Angst vor dem Fremden haben.
Zuletzt geändert von Novas am Do 22. Jun 2017, 12:45, insgesamt 3-mal geändert.

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#528 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jun 2017, 12:40

piscator hat geschrieben:Ich will damit sagen, dass man die Denkweise von Gläubigen nur dann verändern kann, wenn diesen bewusst wird, was sie eigentlich glauben, sowohl im guten als auch im schlechten Sinne. Mit Bildung hat das nur bedingt zu tun.
Stimmt. Es hat viel mehr mit Aufklärung zu tun. Allerdings beginnt Aufklärung in den Köpfen von gebildeteren Menschen, die die Schule abgeschlossen haben. Analphabeten neigen dazu einfach das zu glauben, was der Pfarrer/Priester/Mullah ihnen sagt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#529 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas » Do 22. Jun 2017, 13:14

Pluto hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Ich will damit sagen, dass man die Denkweise von Gläubigen nur dann verändern kann, wenn diesen bewusst wird, was sie eigentlich glauben, sowohl im guten als auch im schlechten Sinne. Mit Bildung hat das nur bedingt zu tun.
Stimmt. Es hat viel mehr mit Aufklärung zu tun. Allerdings beginnt Aufklärung in den Köpfen von gebildeteren Menschen, die die Schule abgeschlossen haben. Analphabeten neigen dazu einfach das zu glauben, was der Pfarrer/Priester/Mullah ihnen sagt.

In der goldenen Zeit des Islam haben sich Muslime daran gehalten. Es gibt viele bekannte Hadithe, welche dem Streben nach Wissen eine sehr hohe Wichtigkeit zusprechen:

Strebt nach Wissen und sei es in China.“ (die Reise von Arabien nach China war damals gleichbedeutend mit einer sehr beschwerlichen und gefährlichen Weltreise)
Solange sich die Muslime daran hielten, besaßen sie eine blühende Zivilisation. Ein weiteres Hadith:


„Nach Wissen zu streben ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann und Frau. Darum strebt nach Wissen, wo es zu finden ist, und erfragt es von all denen, die es besitzen.“

„Der Meist-Gelehrte ist derjenige, der Wissen von anderen sich selbstständig aneignet; der Edelste ist der Meist-Wissende; und der Schäbigste ist der Unwissendeste.“

Imam Ali (a): „Wandle dein Wissen nicht in Unwissenheit/Ignoranz und deine Gewissheit nicht in Zweifel um. Wenn du dir Wissen aneignest, so handele danach, und wenn du Gewissheit erlangst, so fahre damit fort.“

Imam Ali (a): „Je wissender der Mensch, desto edler.“

Imam Ali (a): „Das vollständigste Geschenk Gottes ist ein Leben basierend auf Wissen.“

Imam Ali (a): „Wissen gibt der Seele leben.“ – „Wissen schafft Gottesfurcht.“

Imam Jaafar as-Sadiq (a): „Wahrlich, Wissen ist ein Schloss und Fragen ist der Schlüssel.“

Imam Jaafar as-Sadiq (a): „Allah akzeptiert keine Tat ohne Wissen, es gibt kein Wissen ohne Tat. Folglich, wer auch immer wissend ist, dessen Wissen führt ihn zur Tat, und wer auch immer nichts tut, erlangt kein Wissen, aber (nur) Glauben ist das Wenigste, des Wenigen.“

Imam Ali ibn Talib (ع) sagte: „Nichts Gutes bringt das Wissen, welches keinen Nutzen mit sich trägt. Wissen ist zu immens und komplex, als dass jemand die Kapazität besitzt, all diese Bereiche zu studieren. So lernt von jedem Bereich/Wissenschaft den vorteilhaftesten Teil.“

und einer der wichtigsten überlieferten Aussprüche des Propheten Muhammad sollte erwähnt werden:

„Die besten Bereiche des Wissens sind die, welche Nutzen bringen! O Gott, gebe mir Nutzen durch Wissen, welches Du mir erwiesen hast, lehre mich was auch immer mir nützt, und vergrößere mein Wissen.“
Zuletzt geändert von Novas am Do 22. Jun 2017, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.

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#530 Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Pluto » Do 22. Jun 2017, 13:47

Novalis hat geschrieben:In der goldenen Zeit des Islam haben sich Muslime daran gehalten.
Da hast du recht. Allerdings liegt die Goldene Zeit des Islam schon bald 1000 Jahre zurück, und wenn ich mir ihre Gesetze anschaue, sind auch ein Anachronismus in unserer Zeit.
Novalis hat geschrieben:Es gibt viele bekannte Hadithe, welche dem Streben nach Wissen eine sehr hohe Wichtigkeit zusprechen:
Man kann aus jeder Sammlung positive Sprüche heraussuchen. Das ändert aber nichts an der brutalen Grundhaltung des Islam gegenüber "Ungläubigen", die sich in ihrem Strafregister deutlich macht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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