Die vergessene Gewalt

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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Ska'ara
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#11 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Ska'ara » Sa 30. Sep 2017, 14:45

Der Islam ist nicht von der Politik zu trennen ... sie sind eine Einheit. Das sieht man schon daran, dass aufgrund der Religion Gesetze befolgt werden, die auch den Tod von Menschen zur Folge haben. Der Islam IST Politik und regiert auch mit. :mrgreen:

Novas
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#12 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Novas » Sa 30. Sep 2017, 14:49

Ska'ara hat geschrieben:Der Islam ist nicht von der Politik zu trennen

Doch. Der Mensch ist zwar immer ein Zoon politikon (altgriechisch ζῷον πολιτικόν „Lebewesen in der Polisgemeinschaft“) aber wahre Religion ist immer mehr, als irgendeine politische Lehre. Wo sie darauf reduziert wird, handelt es sich um einen Missbrauch. Der Glaube der Muslime kann mit einer modernen repräsentativen Demokratie vereinbart werden, denn adalat (Gerechtigkeit) und schura (Beratung) sind koranische Prinzipien. Der Koran sieht für die Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben die Beratung vor (42:38)

42:38 Die ihre Angelegenheiten durch gegenseitige Beratung entscheiden.

Durch Beratung können die Menschen gemeinsam der Wahrheit und Gerechtigkeit näher kommen.
Der Islam IST Politik und regiert auch mit

Der Islam ist ein spiritueller Lebensweg und damit vollkommen losgelöst von irgendeinem politischen System. Die Wahhabiten mögen das anders sehen, aber die haben kein Patent auf die wahre Auslegung der Religion :) was die meisten Islamkritiker ablehnen, ist eigentlich die wahhabitische Ideologie.

Novas
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#13 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Novas » Sa 30. Sep 2017, 15:26

Streng genommen ist „Islam“ keine besondere Bezeichnung, sondern die Grundhaltung jeder Religion, denn es bedeutet „Gottergebenheit“. So ergibt der Satz aus dem Koran mehr Sinn: „Gewiss, die Religion vor Gott ist die Hingabe an ihn/die Gottergebenheit (arabisch: Islam)“ (3:19) Irgendwie logisch, nicht wahr? Dem kann ich als orthodoxer Christ sofort zustimmen, denn ich strebe ebenfalls nach einer gottergebenen und gottesbewussten Lebensweise :engel: :thumbup: Im Jahre 1916 schrieb der Orientalist Dr. Max Horten im Vorwort seiner Übersetzung „Muhammedanische Glaubenslehre – Die Katechismen des Fudali und Sanusi“:

„Manche Europäer brüsten sich mit einigen Kenntnissen äußerer Formen des Islam und treten dann dem Orientalen mit dem Selbstbewusstsein gegenüber, Sinn und Geist seiner Religion verstanden zu haben. In diesem Gebaren mancher Europäer liegt eine schwere Verletzung des Ehrgefühls und des religiösen Bewusstseins des Muslim. Er, wenn er auch nur ein Halbgebildeter ist, hat ein tieferes Verständnis der Lehre (Dogmatik und Moral seiner Religion), als der oberflächlich gebildete Europäer auch nur zu begreifen imstande ist. Er empfindet, dass der Europäer von den vielfach so großzügigen Gedanken der islamischen Religion auch nicht den Schatten eines Verständnisses hat und in Ermangelung eines solchen glaubt, der Islam bestehe aus nichts anderem als kultischen Äußerlichkeiten und Ähnlichem.“

Diese Worte sind heute immer noch aktuell, denn viele Muslime im Westen leben mit dem Bewusstsein, dass sie und ihr Glaube nicht wirklich verstanden wird. Jeder scheint eine Meinung darüber zu haben, aber kaum einer strebt wirklich nach Verständnis. Irgendwelche Vorurteile zu haben und sie propagandamäßig zu wiederholen ist eben sehr viel leichter, als eine tiefere geistige Auseinandersetzung mit einer anderen Mentalität, Glaubenslehre- und Praxis.

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#14 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Ska'ara » Sa 30. Sep 2017, 16:47

Novalis hat geschrieben: Der Islam ist ein spiritueller Lebensweg und damit vollkommen losgelöst von irgendeinem politischen System. Die Wahhabiten mögen das anders sehen, aber die haben kein Patent auf die wahre Auslegung der Religion :) was die meisten Islamkritiker ablehnen, ist eigentlich die wahhabitische Ideologie.
Meinst du etwa, es gäbe unterschiedlich auslegbare Korane? Na, wenn das spirituell ist, wenn Frauen unterdrückt und zwangsverheiratet werden, dann solltest du vielleicht noch mal in dich gehen. :roll:

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#15 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Novas » Sa 30. Sep 2017, 18:28

Ska'ara hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Der Islam ist ein spiritueller Lebensweg und damit vollkommen losgelöst von irgendeinem politischen System. Die Wahhabiten mögen das anders sehen, aber die haben kein Patent auf die wahre Auslegung der Religion :) was die meisten Islamkritiker ablehnen, ist eigentlich die wahhabitische Ideologie.
Meinst du etwa, es gäbe unterschiedlich auslegbare Korane?


Die beste Islamkritik kommt von gebildeten Muslimen, wie Navid Kermani, der offen von seinen Glaubensbrüdern und Schwestern fordert: „Reißt die Fratze ab, die das Gesicht unsrer Religion entstellt“.

Es liegt an uns, an jedem Einzelnen, die Fratze abzureißen, die das Gesicht unserer Religion entstellt. Es ist unsere Verantwortung und unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass man mit dem Islam nicht mehr Terror und Gewalt, sondern wieder Freiheit und Gerechtigkeit verbindet, nicht mehr Unterdrückung und Strafe, sondern Humor und Kultur. Vor allem aber liegt es an uns, dem höchsten Gebot des Islams, der Barmherzigkeit, wieder Geltung zu verschaffen. "Wahrlich, erhebst du auch deine Hand gegen mich, um mich totzuschlagen, so erhebe ich doch nicht meine Hand gegen dich, um dich zu erschlagen" – das werden heute die meisten für die Bergpredigt halten, ist aber doch unser eigener Koran, Sure 5,28
Zeit.de: Navid Kermani. Wir wehren uns

Na, wenn das spirituell ist, wenn Frauen unterdrückt und zwangsverheiratet werden, dann solltest du vielleicht noch mal in dich gehen. :roll:

Es gibt christliche Sekten, die heute noch die Prügelstrafe für eine christliche Erziehungsmethode halten. Diese Christen sprechen genau so wenig im Namen des Christentums, wie irgendwelche Muslime, die Zwangsheirat betreiben.

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#16 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Ska'ara » Sa 30. Sep 2017, 18:37

Novalis hat geschrieben: Die beste Islamkritik kommt von gebildeten Muslimen, wie Navid Kermani, der offen von seinen Glaubensbrüdern und Schwestern fordert: „Reißt die Fratze ab, die das Gesicht unsrer Religion entstellt“.
Es gibt also die zwei Gesichter des Islams, aber sie sind nun mal beide vorhanden.

Es gibt christliche Sekten, die heute noch die Prügelstrafe für eine christliche Erziehungsmethode halten. Diese Christen sprechen genau so wenig im Namen des Christentums, wie irgendwelche Muslime, die Zwangsheirat betreiben.
Es wird nicht nur im Namen des Islams Missbrauch betrieben, es steht sogar im Koran, wie wenig Frauen wert sind.
Ungläubige werden ebenfalls verurteilt.

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#17 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Novas » Sa 30. Sep 2017, 18:42

Ska'ara hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Die beste Islamkritik kommt von gebildeten Muslimen, wie Navid Kermani, der offen von seinen Glaubensbrüdern und Schwestern fordert: „Reißt die Fratze ab, die das Gesicht unsrer Religion entstellt“.
Es gibt also die zwei Gesichter des Islams, aber sie sind nun mal beide vorhanden.

Du meinst die zwei Gesichter des Menschen.

Es wird nicht nur im Namen des Islams Missbrauch betrieben, es steht sogar im Koran, wie wenig Frauen wert sind

Was wohl die muslimischen Frauen darüber denken? :) Im Koran finden sich auch solche Sätze:

"Wer aber gute Werke tut, sei es Mann oder Frau, und gläubig ist, sie sollen in den Himmel gelangen.“ (4:125)

Die geistige Entwicklung der Frau kann demnach die höchste Stufe (Himmel) erreichen. Männer und Frauen haben also das gleiche Potential und es gibt, was den geistigen Rang anbelangt, keinen Unterschied zwischen ihnen.

Ungläubige werden ebenfalls verurteilt

Die Originalsprache des Koran ist arabisch. Da wird der Begriff Kāfir (كافر) verwendet. „Ungläubiger“ ist eine Übersetzung. Ich halte das für eine missratene Übersetzung, denn dabei geht es um die Wesenszüge, die inneren Werte und den Charakter eines Menschen, nicht um das bloße Aussprechen eines Bekenntnisses.

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#18 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Pluto » Sa 30. Sep 2017, 19:45

Novalis hat geschrieben:Hat Saudi Arabien ein Patent auf den wahren Islam oder weshalb nimmst Du die zum Maßstab?
Weil S.A. eines der Länder ist, die die Sharia voll umfänglich aufgenommen hat. Zudem ist sie ein Kernland des Islam. Immerhin gehören Mekka und Medina dau.
Es ist noch ein lange steiniger Weg, aber auch da beginnt sie langsam zu bröckeln: Saudi Arabien will es Frauen in Zukunft erlauben, Auto zu fahren. http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 70082.html

Novalis hat geschrieben:Wir sollten zwischen Religion und politischen Systemen unterscheiden.
In Saudi Arabien herrscht eine absolutistische Monarchie und die Religion wird missbraucht, um diese Herrschaftsform zu erhalten. Dort ist der Wahhabismus die Staatsdoktrin. Der Wahhabismus lehnt beispielsweise die islamische Mystik ab, da sie ein eher freigeistiges, liebevolles und barmherziges Islamverständnis zum Ausdruck bringt. Soetwas können sie nicht erlauben, weil das ihre Herrschaft gefährden würde.
Das ist eine sehr westlich gefärbte Sicht des Landes. Saudi Arabien ist ein sehr religiöses Land, und nichts geschieht ohne die Erlaubnis der religiösen Machthaber.
Ich habe mit der Obrigkeit dort verhandelt. Die Meisten sind weltoffen, und nichts wäre ihnen lieber als die Gesetze abzuschaffen. Leider scheitert das am Volk und vor allem an der Priesterschaft (Mullahs und Imame).

Leider wurde Religion seit Menschengedenken, von den Machthabern benutzt um das Volk zu einer Einheit zu verschmelzen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Ska'ara » Sa 30. Sep 2017, 22:44

Novalis hat geschrieben: Die geistige Entwicklung der Frau kann demnach die höchste Stufe (Himmel) erreichen. Männer und Frauen haben also das gleiche Potential und es gibt, was den geistigen Rang anbelangt, keinen Unterschied zwischen ihnen.
Mich interessiert das nachtödliche geistige Nirwana nicht. Es geht um das Leben auf der Erde.

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#20 Re: Die vergessene Gewalt

Beitrag von Ska'ara » So 1. Okt 2017, 22:12

Pluto hat geschrieben: Leider wurde Religion seit Menschengedenken, von den Machthabern benutzt um das Volk zu einer Einheit zu verschmelzen.
Ich dachte immer, die Menschen wurden durch Religion entzweit und durcheinander gebracht. Uneinige Menschen, die kaum Orientierung haben, sind leichter manipulierbar.

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