Novalis hat geschrieben:Schon vor 1400 Jahren lehrte der Koran, dass Gott zu allen Völkern Propheten schickte, weshalb alle Religionen und der Glaube aller Menschen von einer gemeinsamen göttlichen Religion abstammen. Die Menschen verzerren und entstellen jedoch die reine Lehre der Propheten immer wieder, was die zahlreichen Unterschiede erklärt.
(...)
Eine islamische Überlieferung besagt, dass im Laufe der Geschichte 124 000 Propheten erschienen sind. Alle diese göttlichen Boten lehrten den Glauben an den Einen Gott. Da sie zu allen Völkern gesprochen haben, kann sich niemand herausreden. Muslime glauben daran, dass Gott schlußendlich Muhammad aussandte, um die göttliche Botschaft und die gesamte Prophetenreihe zu „besiegeln“.
Einerseits ist es sehr schön, dass die Lehren anderer Völker nicht einfach verworfen werden, sondern anerkannt wird, dass auch dort Wahrheit zu finden ist.
Andererseits ist es aber auch ziemlich diskriminierend. Denn es wird ja doch alles durch die Brille des Islam betrachtet - die Elemente, die ins islamische Konzept passen, werden gelobt. Die Elemente, die nicht hineinpassen, werden als "verzerrt und entstellt" verworfen.
Der Monotheismus wird naturgegeben als "höchste" Form der Religion angenommen.
Ich verschiebe mal einen Teil aus dem Ägyptologie-Thread hier herüber, weil es hier besser passt:
Novalis hat geschrieben: Alle alten Kulturen sind sich in dieser Aussage einig ...
Am Anfang war und ist der ewige Geist, das Bewußtsein, das über der Materie steht und sie formt
Das ist sozusagen das gemeinsame Ur-Wissen der Menschheit. Schon alleine das finde ich sehr faszinierend.
Gewagt, Novalis, gewagt! Ich widerspreche!
"Der ewige Geist" der "über der Materie steht", das ist meiner Meinung nach schon eine sehr monotheistisch geformte Denkweise.
Etliche alte Mythen legen die Betonung eher auf eine
uranfängliches Chaos, aus welchem Ordnung und Differenzierung entstehen. Die Erschaffung der Welt wird dabei oft als ein Prozess
organischen Wachstums vorgestellt.
Auch der
Dualismus der Geschlechter ist ein häufiges Thema: am Anfang ist alles vermischt und geschlechtslos, dann kommt es zur Aufspaltung (Ying und Yang, Himmel und Erde)
Beispiele:
Der Uranfang, die Welt vor der Schöpfung, wird oft als "Ozean" (Ägypter, Babylonier, Finnen) vorgestellt
Oder es gibt eine Art Urriesin, die durch den Schöpfergott wahlweise getötet (Tiamat/Babylon) oder begattet (Gaia/Griechen) wird.
Ziemlich oft ist auch von einem "Urei" die Rede (Chinesen, finno-ugrische Völker, Ägypter*, Inder) aus dem wahlweise die Welt oder der Schöpfer schlüpfen
Bei den indoiranischen und chinesischen Mythen bestehen die Elemente und die Welt gar aus den Körperteilen des Schöpfers, auch ägyptische* Mythen kennen dieses Bild (Himmel und Erde sind die Körper der Götter Nut und Geb, Sonne und Mond sind die Augen des Horus)
Sicherlich geht es auch um einen Willen des Schöpfers, und Materie wird geformt, doch das ist
nicht der Kernpunkt. Meist sind der oder die Schöpfer aufs engste mit der Welt verwoben (Immanenz statt Transzendenz) und kaum einer dieser Schöpfer agiert vollkommen frei und damit "allmächtig".
liebe Grüße
Mirjam
* man beachte die Mehrfachnennung der Ägypter bei verschiedenen Konzepten von Schöpfung. Das liegt daran, dass sie mehrere Schöpfungsmythen haben, die sich z.T. sachlich widersprechen. Das ist in der ägyptische Theologie und Denkweise aber kein Problem.