Die heilende Kraft der Träume

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1 Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Novas » Do 26. Apr 2018, 18:04

ThomasM hat geschrieben:Es ist gefährlich, eine solch einseitige Sicht zu haben, gefährlich für die Kranken. Denn die platte Antwort "Jesus ist der bessere Arzt" sagt zu wenig

Ich traue Gott prinzipiell alles zu, aber er ist kein Wunscherfüllungsautomat. Es gibt zahlreiche Geschichten von heiligen und erleuchteten Menschen in deren Umkreis sich Wunderheilungen ereignet haben, aber man kann es nicht erzwingen. „Wunder“ geschehen, aber nicht auf Kommando. Das hat etwas mit Gnade zu tun. Manche Menschen erleben beispielsweise Heilungsträume, in denen ein Prophet erscheint (Jesus oder Muhammad) und daraufhin ereignete sich eine reale Heilung. Es heißt, dass die bloße Erscheinung der Propheten genügt, um, berührt von ihrer Gegenwart, geheilt zu werden. In der islamischen Literatur ist das ein wiederkehrendes Motiv (Annemarie Schimmel beschreibt manches in „Die Träume des Kalifen: Träume und ihre Deutung in der islamischen Kultur) ein kurzes Beispiel aus dem Buch.

... aber auch andere Prophete und Gottesfreunde haben die Fähigkeit, Kranke durch Traumerscheinungen zu heilen. So wurde einem Blinden im Traum von Abraham empfohlen, zum Euphrat zu gehen und seine Augen unter Wasser zu öffnen; er gewann tatsächlich sein Augenlicht zurück. (S. 127)

Bild

Annemarie Schimmel hat über Jahre Hunderte von Träumen und ihre Deutung aus der ganzen islamischen Welt gesammelt und ein umfassendes Nachschlagewerk daraus gemacht: einen schier unerschöpflichen Fundus anekdoten- und bildhafter Weltweisheiten, von dem wir "moderne Menschen" meistens nur noch im Schlafe eine Ahnung bekommen.

Pflanzenfreak
Beiträge: 1739
Registriert: Mo 1. Jul 2013, 13:46

#2 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 26. Apr 2018, 18:17

Heilung durch Träume? Dazu habe ich keine Erfahrungswerte.

Ich habe schon hin und wieder Situationen geträumt, die mir ein guter Spiegel für den Istzustand meiner momentanen Lage waren. Und das hat mir geholfen um Entscheidungen zu treffen. Ich bin sehr froh darüber.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#3 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Ruth » Do 26. Apr 2018, 20:40

Ich selbst habe als Kind einmal erlebt, dass ich durch einen Traum geheilt wurde, von der Angst, bei der "Entrückung" alleine zurück zu bleiben.

Aber ich würde die heilende Kraft nicht dem Traum oder Träumen überhaupt zumessen, sondern verstand es als Botschaft von Gott. Der Traum war nur ein Werkzeug - oder der Kanal für die Botschaft, die mich heilte.

Ich träumte, dass wir als Familie um den Tisch saßen und plötzlich ein Licht am Himmel sahen, was von meinem Vater kommentiert wurde: Jesus kommt wieder. Alle freuten sich und ich auch - und wachte auf. - Das war alles.

Dass ich keine Angst, sondern Freude spürte, war für mich der Zuspruch, dass ich nicht zurück bleiben würde, wenn Jesus wieder kommt und hat mir die Angst genommen.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#4 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Novas » Do 26. Apr 2018, 21:21

Ruth hat geschrieben:Ich selbst habe als Kind einmal erlebt, dass ich durch einen Traum geheilt wurde, von der Angst, bei der "Entrückung" alleine zurück zu bleiben.

Aber ich würde die heilende Kraft nicht dem Traum oder Träumen überhaupt zumessen, sondern verstand es als Botschaft von Gott. Der Traum war nur ein Werkzeug - oder der Kanal für die Botschaft, die mich heilte.

Ich träumte, dass wir als Familie um den Tisch saßen und plötzlich ein Licht am Himmel sahen, was von meinem Vater kommentiert wurde: Jesus kommt wieder. Alle freuten sich und ich auch - und wachte auf. - Das war alles.

Dass ich keine Angst, sondern Freude spürte, war für mich der Zuspruch, dass ich nicht zurück bleiben würde, wenn Jesus wieder kommt und hat mir die Angst genommen.

Ein schöner Traum, liebe Ruth :thumbup: Wenn Dir ein Prophet im Traum erscheint, dann darfst Du dich glücklich schätzen, denn sie haben einen besonderen Stellenwert bzw. sie vermitteln Wahrheit, da „Satan“ die Gestalt des Propheten nicht annehmen kann (so wird erzählt). Dass man Träumen im Islam eine so große Rolle zuschreibt, stützt sich auf den Koran (Sure 39,42 und 6,60) wo es heißt, dass Gott die Seelen während des Schlafes in Seine Gegenwart zurück nimmt. Ich zitiere aus dem Buch Die Zeichen Gottes: die religiöse Welt des Islam:

„Oft erzählt man, wie Freunde nach ihrem Tod einem Schlafenden erschienen, um darüber zu berichten, wie es ihnen geht und zu erklären, warum Gott ihnen vergeben hat. So konnte ein Kalligraph die tröstliche Mitteilung machen, dass er nun die Wahrheit des Wortes „wer die basmala schön schreibt, wird ins Paradies kommen“, erfahren habe, und der exzentrische Sufi Schibli (945) erzählte seinem Freunde, dass es nicht all seine Verdienste und guten Werke, sein Fasten und seine Wallfahrten waren, die ihn gerettet hatten, sondern die Tatsache, dass er sich an einem eisigen Wintertag eines auf der Straße vor Kälte zitternden Kätzchens angenommen hatte [...] am wichtigsten ist jedoch die Erscheinung des Propheten im Traume [...] ein Hadith sagt: Die Menschen schlafen, und wenn sie sterben, erwachen sie. Die Sufis lieben dieses Wort ebenso wie seine Parallele: die Welt ist wie der Traum eines Schlafenden; und sie warteten sehnsüchtig auf die wahre Auslegung ihrer Träume, also ihres Lebens in dieser Welt, im Morgenglanz der Ewigkeit, wo ihnen der wahre Sinn klarwerden würde. In der Hoffnung, die Zukunft zu erkennen, wie sie in Gottes allumfassenden Plan aufgezeichnet ist [...] “

Pflanzenfreak hat geschrieben:Heilung durch Träume? Dazu habe ich keine Erfahrungswerte. Ich habe schon hin und wieder Situationen geträumt, die mir ein guter Spiegel für den Istzustand meiner momentanen Lage waren. Und das hat mir geholfen um Entscheidungen zu treffen. Ich bin sehr froh darüber.

Träume sind zweifellos ein möglicher Weg der Offenbarung Gottes. Das passt sehr gut zu diesem wunderbaren Bild von Marc Chagall, welches die Jakobsleiter oder Himmelsleiter aus der Bibel darstellt, eine meiner persönlichen Lieblingsszenen aus der Bibel, weil sie die spirituelle Dimension der Träume sichtbar macht, als eine Art hin und her wandern zwischen den Welten.

Bild
Jacob's Ladder. Marc Chagall

Die Jakobsleiter oder Himmelsleiter (hebräisch סֻלָּם sullām) ist ein Auf- und Abstieg zwischen Erde und Himmel, den Jakob laut der biblischen Erzählung in Gen 28,11 EU während seiner Flucht vor Esau von Be’er Scheva nach Harran in einer Traumvision erblickt. Sie stand auf der Erde und ihre Spitze reichte in den Himmel (מֻצָב אַרְצָה וְרֹאשׁוֹ מַגּיִעַ הַשָּׁמָיִמָה Gen 28,12 EU). Auf ihr sieht er Engel Gottes, die auf- und niedersteigen (מַלְאֲכֵי אֱלֹהיִם עֹליִם וְיֹרְדיִם בוֹ Gen 28,12 EU), oben aber steht der Herr (JHWH) selbst (וְהִנֵּה יְהֹוָה נִצָּב עָלָיו Gen 28,13 EU), der sich ihm als Gott Abrahams und Isaaks vorstellt und die Land- und Nachkommenverheißung erneuert. Nach dem Erwachen nennt Jakob den Platz Bet-El (Haus Gottes), bzw. Pforte des Himmels (שָׁעַר הַשָּׁמָיִם šāʕār ha-šāmāyim) Gen 28,17 EU. (Wikipedia)

Mirjam
Beiträge: 311
Registriert: Sa 17. Mär 2018, 19:51

#5 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Mirjam » Mo 30. Apr 2018, 11:51

Hallo Novalis,

einmal wieder passen unserer beider Wege im Ansatz recht gut zusammen. Auch in meiner Vorstellung sind Träume ein potentieller Ort der Begegnung mit Göttern und Ahnengeistern, die uns wertvolle Hinweise und Lösungsansätze vermitteln können.
Ob man das direkt eine Wunderheilung nennen kann? Ich weiß nicht...
In deiner Beschreibung ist es so, dass ganz einfach die Berührung des heiligen, des göttlichen Funkens sozusagen, eine übernatürliche Heilkraft besitzt, habe ich das richtig verstanden?

Meine Vorstellung ist etwas differenzierter... Körper und Seele sind eng verbunden, eine kranke Psyche macht auch den Körper krank, eine starke Psyche dagegen kann die Genesung des Körpers unterstützen - Zusammenhänge, die heute wieder mehr entdeckt und anerkannt werden, die vielen alten Völkern aber vollkommen klar und natürlich waren. Träume können der Psyche helfen, das heilt auch den Körper...

In der ägyptischen Geisteswelt wird der Schlaf übrigens als eine Art "Tod" gesehen. Die Sonnenhymnen Echnatons benutzen diese Metapher z.B. ganz explizit:
"Wenn DU untergehst im westlichen Lichtland des Himmels,
dann schlafen sie im Zustand eines, der tot ist,
Ihre Köpfe sind verhüllt, ihre Nasen sind verstopft
bis dass DEIN Aufgang kommt im östlichen Lichtland des Himmels."
(aus dem sog. "Großen Hymnus" an Aton, Übersetzung nach Jan Assmann)

Und es mag auf den ersten Blick erstaunlich erscheinen, doch Tod und Heilung sind in meiner Welt eng verbunden. Der Schlaf dient der Regeneration des Körpers, auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen, und nach dem Tod kann die gerechtfertigte Seele im Jenseits neue Kraft und Dauer erlangen.
Das hängt alles zusammen

Hier kannst du noch ein paar mehr Hintergründe nachlesen, falls es dich interessiert:
http://kemetismus.de/traeume-und-schlaf ... egypten-2/


liebe Grüße

Mirjam

Benutzeravatar
Travis
Beiträge: 3491
Registriert: Di 10. Okt 2017, 06:59

#6 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Travis » Mo 30. Apr 2018, 11:59

Träume kommen auch in der Bibel vor und werden ambivalent beurteilt. Leider hatte ich noch keinen Traum den ich eindeutig als "von Gott initiiert" bezeichnen könnte.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#7 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Ruth » Mo 30. Apr 2018, 12:08

Der Gedanke, dass Träumen etwas mit der "Ewigkeit" zu tun haben, kam mir auch schon öfter. Besonders auch deshalb, weil die Zeiten im Traum oft zusammengeschmolzen sind. Da können mehrere Generationen in einem Traum zusammentreffen, ohne dass es unwirklich erscheint. Da kommen oft meine Kinder (die erwachsen sind) immer noch als Kinder vor, und manch ein Mensch, mit dem ich es irgendwann in meinem Leben schon einmal zu tun hatte. Wenn einer meiner Kinder in einem Traum in Gefahr ist und ich daraus aufwache, dann bete ich für denjenigen, weil ich denke, dass es ein Hinweis darauf ist, dass er wirklich Hilfe benötigt.

Auch in außerfamiliären Beziehungen habe ich schon oft erlebt, dass irgendwelche Begegnungen in Träumen eine Botschaft an mich hatten. Zum Beispiel mit der Botschaft, dass ich mich lieber nicht auf diese Beziehung einlasse, weil die kein gutes Ende nimmt. Ich habe solche Botschaften schon manchmal abgetan, als "Träume sind Schäume". Und im Nachhinein habe ich dann oft erfahren, dass die Botschaft darin doch einen wahren Kern hatte.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#8 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Ruth » Mo 30. Apr 2018, 12:11

Travis hat geschrieben:Träume kommen auch in der Bibel vor und werden ambivalent beurteilt. Leider hatte ich noch keinen Traum den ich eindeutig als "von Gott initiiert" bezeichnen könnte.

Ich denke, das ist auch nicht wichtig, den Ursprung eines Traumes zu deuten. Die Botschaft darin ist der Punkt, den man beachten sollte.

Benutzeravatar
Travis
Beiträge: 3491
Registriert: Di 10. Okt 2017, 06:59

#9 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Travis » Mo 30. Apr 2018, 12:19

Ruth hat geschrieben:Ich denke, das ist auch nicht wichtig, den Ursprung eines Traumes zu deuten. Die Botschaft darin ist der Punkt, den man beachten sollte.
Oh, für mich ist das total wichtig. Erst wenn mir der Ursprung klar ist, fange ich überhaupt erst an von einer "Botschaft" zu sprechen.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#10 Re: Die heilende Kraft der Träume

Beitrag von Ruth » Mo 30. Apr 2018, 13:43

Travis hat geschrieben:
Ruth hat geschrieben:Ich denke, das ist auch nicht wichtig, den Ursprung eines Traumes zu deuten. Die Botschaft darin ist der Punkt, den man beachten sollte.
Oh, für mich ist das total wichtig. Erst wenn mir der Ursprung klar ist, fange ich überhaupt erst an von einer "Botschaft" zu sprechen.

Träume enthalten ganz viel von uns selbst. Verbunden mit Geschehnissen und Gefühlen des Träumenden werden sie oft auch von Gott benutzt, um dem Menschen eine Botschaft zu vermitteln. Ich denke, es liegt auch in dem Maße des Vertrauens, die Gottes-Botschaft daraus wahrzunehmen und umzusetzen.

Wenn ich zB etwas träume, worin ich eine Botschaft vermute, dann gehe ich damit erst einmal zu Gott und frage ihn, was er mir damit sagen möchte. Und dann denke ich über die mögliche Botschaft darinnen nach - im Vertrauen darauf, dass Gott mich nicht "im Regen stehen lässt". Wenn man immer erst hinter Dingen, die man nicht versteht, das Böse vermutet, dann sehe ich eher einen Mangel an Vertrauen auf Gott, dass ER mich nicht blind in den Abgrund laufen lässt, wenn ich ihn um Weisung gebeten habe. Vertrauen bedeutet manchmal einfach zunächst erst mal vorwärts gehen, Schritt für Schritt, auch, wenn der Boden so scheint, als könnte er mich nicht tragen. (angelehnt an die Geschichte aus Josua 3, 11-17)

Wenn Jakob, als er im Traum die Himmelsleiter sah, (was Novalis in einem Bild dargestellt hat) erst einmal gefragt hätte, ob das auch wirklich eine Botschaft von Gott wäre, dann wäre ihm wahrscheinlich die gute Botschaft, dass Gott immer mit ihm sein wird, verborgen geblieben.

Man nimmt sich selbst sehr viel Erfahrungen mit Gott, wenn man alles nur in Schwarz-Weiß (Gut/BÖse) einteilt. Es gibt noch viele Zwischentöne an Farben in einem Leben mit Gott. Gott hat immer hauptsächlich dazu aufgerufen, sich IHM zuzuwenden, mit dem Versprechen, dass er in jedem Fall da wäre, wenn wir nach ihm suchen. Und wenn Gott dazu aufruft, das Böse mit dem Guten zu überwinden, dann fordert er, meiner Meinung nach, nicht dazu auf, gegen das Böse zu kämpfen und immer genau zu untersuchen, ob es nun wirklich böse wäre. Sondern er sagt: KOmm zu mir und ich werde dir helfen, deinen Weg zu finden. Darauf vertraue ich - in jeder Beziehung. Auch, was die Botschaften angeht, die ich in meinem Leben bekomme. Ich gehe damit immer erst zu IHM. Das ist IMMER der beste Weg. Ich wurde zumindest dabei noch nie enttäuscht.

Antworten