Abischai hat geschrieben:
Es gibt diese Phase der Entwicklung: JA,
sie ist problematisch: NEIN
Den Kindern wird eingeredet, sie müßten schwierig sein, sonst wären sie nicht in Ordnung. Da zerreden Außenstehende eine Familie.
Geile Sache! Und daher ist mir dieser Terminus verhaßt wie der Nationalsozialismus, wie die Pest und wie der Teufel selbst.
Ob diese Phase der Entwicklung problematisch ist, mag vom persönlichen Empfinden abhängen. Ich denke, sie ist insofern schwierig, als Kinder sich in der Zeit so langsam vom Elternhaus abnabeln und immer öfter feststellen, dass auch die Eltern nicht perfekt sind und dass man die Meinungen und Ansichten der Eltern nicht mehr unbedingt übernehmen kann oder will. Da einem aber noch die Lebenserfahrung fehlt, geht man da mitunter zu weit, wenn man einiges von dem, was die Eltern einem beigebracht haben, zeitweise über Bord wirft. Mit der Zeit stellte ich als junge Erwachsene fest, dass ich in vielen Bereichen doch wieder mit meinen Eltern übereinstimmte, aber um zu diesem Punkt zu kommen, bedurfte es auch ein paar Jahre an Erfahrung und sich mit anderen Menschen auseinandersetzen, denn einfach blind etwas übernehmen weil die Eltern das für richtig halten, geht ab einem bestimmten Alter nicht mehr. Man fängt eben an zu hinterfragen.
Nachdem ich mich inzwischen in einem Forum auch des öfteren mit anderen erwachsenen Frauen unterhalten habe weiß ich auch, dass zumindest Mädchen sehr verunsichert werden durch die Entwicklungen, die ihr Körper durchmacht. Das mag auch ein wenig an den heutigen Schönheitsidealen liegen, denen Mädchen nicht mehr entsprechen, wenn sie an bestimmten Stellen Fett ansetzen. Eine Nachhilfeschülerin von mir hat zudem eine Mutter, die sie ständig kritisiert weil sie normal schlank und nicht extrem schlank ist. Dann ist man unzufrieden mit dem eigenen Körper und morgens schon gereizt, weil man, total verunsichert, nichts zum Anziehen findet, worin man sich auch nur einigermaßen menschlich fühlt. Zugeben mag man das nicht, weil man sich dafür schämt, wie man aussieht und dass man das nicht ändern kann. Und schon kommt es zum Streit mit einer "launischen Pubertierenden", die in dem Moment gar nicht unbedingt was gegen ihre Eltern hat, sondern die mit sich selbst nicht zurecht kommt und sich nicht traut, das zuzugeben.
Abischai hat geschrieben:Meiner eigenen Erfahrung nach ist das so.:
Man ist plötzlich mit einer Menge Belastungen und Anforderungen konfrontiert und hat Respekt vor den Älteren noch nicht gelernt. Dann kotzen die "Teens" groß, worüber sie sich in der Regeln später schämen. Es ist nichts weiter als gesellschaftlich geförderte Unverschämtheit.
Diese Anforderungen sind auch durchaus nicht zu unterschätzen, gerade seitdem das Abitur in 12 Jahren eingeführt wurde. In der 7. Klasse haben Schüler inzwischen kaum mal vor 15 h Schulschluss und viele müssen danach noch zur Nachhilfe, weil sie in der Schule nicht mitkommen. Hier im Norden fällt mitunter auch sehr viel Unterricht aus, der dann im Schnelldurchlauf nachgeholt wird. Wenn sie dann abends gegen 18 h auf dem Heimweg sind, haben sie ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Realschulabschluss oder Hauptschulabschluss ist für viele keine Option mehr, weil man Angst hat, später keinen Beruf damit zu finden. Also werden Kinder und quälen sich Kinder heute durch das Abitur, selbst wenn es ihnen zu viel ist oder sie langsamer begreifen und daher wesentlich mehr Zeit in das Lernen investieren müssen. Und Bockigkeit oder Großkotzigkeit in der Nachhilfe, sind meist darauf zurückzuführen, dass der entsprechende Schüler total überfordert ist und Angst davor hat, sich mit seinen Lücken und Problemen in dem Fach auseinanderzusetzen. Das ändert sich beim ersten Erfolgserlebnis, wie ich kürzlich mit einem zunächst "schwierigen" Schüler beobachten konnte. Nach dem ersten Erfolgserlebnis war der gar nicht mehr schwierig.
Abischai hat geschrieben:Die sensible Fragekultur der Kinder aufzufangen, das können die Erwachsenen durchaus, wenn sie es denn können. Aber wenn sie sich zunächst gegen die Unverschämtheit verwöhnter Kinder zur Wehr setzen müssen, um dann evtl. gnädig angehört zu werden... das sieht der Bürger in der Regel nicht ein.
Ich weiß nicht, wo du so viele unverschämte Teenager triffst, aber zumindest in der Nachhilfe treffe ich eigentlich immer auf wohl erzogene Kinder, die zwar mal einen schlechten Tag haben, die aber mir gegenüber immer höflich bleiben und oft genug dankbar annehmen, was ich zu erklären habe. Die Jungs halten einem sogar noch die Tür auf. Eine Schülerin hatte ich, die dann ein paar Mal die Nachhilfe schwänzte und stattdesen zu ihrem Vater ging, der von der Mutter geschieden war, da die Eltern gerade Tauziehen um das Kind spielten. Da brauchte wohl keiner fragen, wer schuld an der launischen, verunsicherten Tochter war.
Abischai hat geschrieben:Ebenso die gedankenlosen Kids, aufgehetzt von wohlwissenden Erwachsenen (Demagogen), die ihre Eltern bis zur Grenze belasten und hernach "uups" sagen, und zur Tagesordnung übergehen.
Oder sie belasten die Eltern ohne es zu wissen. Es dauert, bis man lernt zu verstehen, dass Eltern keine Übermenschen sind. So richtig verstanden habe ich das eigentlich erst, als ich selbst erwachsen war und merkte, dass man als Erwachsener nicht alle Antworten hat und auch nicht alles mit Leichtigkeit aushält und dass man auch oft Fehler macht. Die haben meine Eltern bei mir auch gemacht und später auch zugegeben. Ich habe natürlich auch Fehler gemacht, ebenso meine Geschwister. Aber nicht, weil es egal gewesen wäre oder weil wir aufgehetzt worden wären, meist waren es blöde Missverständnisse oder Stress auf beiden Seiten. Respekt hatten wir trotzdem und gewisse Dinge hätten wir alle nie zu unseren Eltern gesagt. Allerdings hatte ich auch eine Mitschülerin, deren Mutter eine Art Midlife-Krise bekam und "plötzlich wieder 15 war", wie die Tochter es ausdrückte. Dass man da ein wenig den Respekt vor der Mutter verliert, kann ich durchaus verstehen.
Nebenbei bemerkt, fand ich meine zwei jüngsten Schwestern auch vor ihrer Pubertät nicht gerade einfach. Die Zweitjüngste schien mit vier schon zu pubertieren und brachte uns ältere damit regelmäßig auf die Palme und das hielt sich bis in die Grundschule und die Jüngste hatte als Kleinkind richtige Tobsuchtsanfälle. Aus beiden sind inzwischen erwachsene, vernünftige Menschen mit interessanten Persönlichkeiten geworden.