Pluto hat geschrieben:Die Erbsünde ist also irrelevant?
Nein - sie ist relevant.
Pluto hat geschrieben:Wie sonst wird sie übertragen?
Sie ist eine geistige Größe - ob sie bspw. epigenetisch abgebildet ist, weiß ich nicht. - Vielleicht zieht da die Wissenschaft irgendwann nach und hat eine Antwort.
Pluto hat geschrieben:Das Mem ist ein Bewusstseinsinhalt, bzw ein Gedanke. Es wird soziokulturell durch Kommunikation weiter gegeben (nicht biologisch).
Das ist etwas inkonsequent - denn auch Bewusstseins-Inhalte müssen neuronal (also sozusagen technisch) abgebildet sein. - ZWar wird man es kaum, wahrscheinlich nie so identifizieren können, aber irgendetwas tut sich ganz gewiß, wenn ein Inhalt kommuniziert wird.
Davon abgesehen: Wenn Du "Mem" so definierst, ist es eine letztlich materialistische Größe:
"Geist ist aus Materie" - "Bewusstsein sowieso" - "da gibt es soziokulturelle Phänomene, die wir 'Mem' nennen". - Mit anderen Worten: Es wäre letztlich nicht das, was christlich unter "Geist" verstanden wird - dieser spielt zwar (immer) mit, aber "Mem" hat nicht das Zeug, "Geist" zu ersetzen.
sven23 hat geschrieben:Ich behaupte: Aufklärung und Erbsünde passen nicht zusammen. Erbschuld/Erbsünde widerprechen einem aufgeklärten Menschenbild.
Im spät-/nach-aufgeklärten heutigen Verständnis hast Du recht. - Früh-aufklärerisch und hoch-aufklärerisch hast Du unrecht. - Spirituell sowieso.
Mit anderen Worten: Du kannst beanspruchen, dass beides im heute vorwiegenden Verständnis von "Aufklärung" geht, solltest aber dabei wissen, dass sich theologisch und philosophisch versierte Vertreter der Erbsünden-Lehre um ein Erhebliches aufgeklärter verstehen. - Der Begriff "Aufklärung" ist genauso enstellt wie etwas Worte wie "Esoterik" oder "demokratisch": Nordkorea heißt genauso demokratisch wie die Schweiz.
sven23 hat geschrieben:das ist die Praxis in der Rechtssprechung.
Natürlich ist es das - man hat sich so definiert. - Und zwar deshalb, weil man gesellschaftlich etablierten Begriffen wie "Selbstverantwortung" und "Schuldfähigkeit" auch in der Rechtsprechung gerecht werden muss - also definiert man selbige als kompetent in puncto "persönliche Schuld".
sven23 hat geschrieben:"Von Laien wird Schuld regelmäßig mit Kausalität oder Vorsatz vermengt oder verwechselt".
Eben - diese Laien sind Menschen, die unter "Schuld" verstehen, dass man etwas absichtlich falsch gemacht hat und es jederzeit und problemlos hätte verhindern können. - Mit anderen Worten:
Hier prallen Gewissens-Instanz und juristische Instanz aneinander. - Nebenbei: Solche Sache sollte man in der Schule lehren, weil man gerade als junger Mensch noch zu Idealismus neigt.
sven23 hat geschrieben:Es geht immer um die persönliche Schuld/Verantwortung. Kollektivschuld oder Sippenhaft kennt das Strafgesetzbuch nicht. Das gab es mal im nationalsozialistischen Unrechtsstaat.
Das ist wieder was anderes:
1) "Erbschuld" = "eine Last, für die niemand was kann" (Kommentar: unglücklicher Begriff, weil ihn heute kaum einer versteht)
2) "Wirkliche persönliche Schuld" = "ich tue etwas absichtlich falsch und könnte es problemlos vermeiden"
3) "Staatlich definierte Schuld" = "das, was man nach gewissen Kriterien von außen an Schuld zuordnen kann, um der gesellschaftlichen Ordnung gerecht zu werden"
4) "Kollektivschuld" = "etwas wie (1) - da ist eine Last, um die man wissen soll und mit ihr bewusst umgehen soll".
Juristisch interessiert nur (3).
sven23 hat geschrieben:Man sollte nicht den oft begangenen Fehler machen, das heutige, gezähmte Christentum mit dem historischen zu verwechseln.
Eigentlich schon - "hic Rhodos, hic salta" - die Kirche hat sich positiv entwickelt, nachdem man ihr (gottseidank) die weltliche Macht weggenommen hat.
sven23 hat geschrieben:Dann verstehe ich den Bezug zu Erbkrankheiten nicht.
"Erbkrankheit" soll eine Chiffre sein, damit Du verstehst, wie man sich in etwas"Erbschuld" vorstellen kann.
sven23 hat geschrieben:Wenn man die Glaubenshermeneutik aus dem Spiel läßt, ist das kein Problem.
Hermeneutik ist gewissermaßen IMMER Glaubenshermeneutik:
1) Lass uns so interpretieren, als gäbe es keine Wunder.
2) Lass uns so interpretieren, als gäbe es Wunder.
Da kannst Du nichts aus dem Spiel lassen - es sei denn, Du hörst nach der neutralen Sachebene auf.
sven23 hat geschrieben:So klug können sie nicht sein, wenn sie der Meinung sind, dass dies keine Konsequenzen haben darf.
Sie sind noch viel klüger, weil sie wissen, wo es eine Rolle spielt und wo nicht.
sven23 hat geschrieben:Ich sage, Wissenschaft/historische Forschung vs. Glaubensdogmatik/Glaubensideologie.
Ich sage, NAturwissenschaft vs. Skat spielen. - Klar stimmen solche Sätze - aber sie sind nicht relevant in dem, worum es hier die ganze Zeit geht. - Die Ebenen sind (bei Dir) verschoben.
sven23 hat geschrieben:Na, verkaufe deinen ganzen Besitz, gibt ihn den Armen und folge mir nach ist weltfremd und naiv.
So kann keine Gesellschaft auf Dauer funktionieren.
Im Ideal ist es das Beste - aber - richtig - in der Welt als "Fürstentum des Satans" funktioniert das nicht. - Solche Hinweise von Jesus sind lediglich Wegweiser zum Ideal - dass es nicht so passieren würde in "Fürstentums-Zeiten", hat Jesus gewusst.
sven23 hat geschrieben:Nein, das sieht die Forschung anders und die Textquellen belegen dies.
Angemessen formuliert wäre: Bei entsprechender Hermeneutik kann man die Textquellen so deuten, dass sie als Belege für diese Interpretation dienen können.