Da kommen wir in einen Zielkonflikt zwischen Christenpflicht und Bürgerpflicht - das, was Gottes ist, und das, was des Kaisers ist.Pluto hat geschrieben:Leicht gesagt, so lange andere sich die Hände schmutzig machen und für uns die Grenzen sichern, braucht man sich natürlich nicht aus seinem bequemen Sessel zu erheben, und selber etwas tun.
Als Christ DARF man nicht töten - als Bürger MUSS man manchmal. - Ist man sowohl Christ als auch Bürger, hat man ein Problem.
Dieses Problem weicht man christlicherseits gerne auf, indem man mit "Ja - abers" hantiert. - Richtig wäre aus meiner Sicht, dass man sich der Unvereinbarkeit von geistiger und weltlicher Existenz stellt - konkret:
Als Bundeskanzler würde ich im Bedarfsfall einen militärischen Eingriff x befürworten - als Papst würde ich jeden militärischen Eingriff ablehnen. - Das hat nichts mit "Schizophrenie" zu tun, sondern mit der Erkenntnis von Widersprüchen, die auftreten, wenn man verschiedene Systeme zugrunde legt. - "Schizophren" ist dagegen, wenn man diese Widersprüche nicht erkennt.
Spirituell bildet sich hier das ab, was das Christentum unter "Erbschuld" versteht - die Unmöglichkeit, NICHT schuldig zu werden. - Lässt man sich als Bundeskanzler ohne Widerstand überfallen, macht man sich an den Überfallenen schuldig. - Leistet man als Bundeskanzler Widerstand, macht man sich an den Toten durch Kampfhandlungen schuldig. - Auch der Papst macht sich schuldig, wenn er pazifistisch handelt/handeln muss: Nämlich an denen, die dann an seiner Stelle den Kopf hinhalten müssen.
Es gibt keine Möglichkeit, unschuldig zu sein. - Allein diese Einsicht ist eine wichtige christliche Erkenntnis. - Und damit könnte man problemlos zum Thema "Leid" überführen: Denn derjenige, der diesen Widerspruch erkennt, leidet darunter.