sven23 hat geschrieben:Nach hunderten von Studien darf man guten Gewissens sagen
Methodisch streng genommen NEIN - man kann immer nur sagen, dass keine Wirkung nachweisbar ist - alles andere ist Schlussfolgerung, die über den methodischen Rahmen hinausgeht. - Dass man pragmatischerweise Schlussfolgerungen zieht ("Weil wir keine Wirkung nachweisen können, behandeln wir es so, als gäbe es keine Wirkung"), ist ok - aber es ist keine Beobachtung, sondern Deutung einer Beobachtung.
sven23 hat geschrieben:Anekdoten bleiben nun mal Anekdoten, wenn sie sich durch Studien nicht belegen lassen.
Ja - aber die Erde dreht sich bis dahin weiter. - Man kann Patienten nicht solange im Wartezimmer sitzen lassen.
sven23 hat geschrieben:Da liegt daran, daß Koinzidenz und Kausalität verschiedene Paar Schuhe sind.
E-ben. - Und weil man das (von vorneherein) weiss, muss man sich überlegen, wie man mit dem "Niemandsland" zwischen Koinzidenz und Kausalität umgeht. - Denn Koinzidenz ist eine phänomenologische (Seins-) Größe (x UND y), während Kausalität eine wertende Größe (x, WEIL y) ist. - Es gibt keine Kausalität, der nicht eine Koinzidenz vorausgeht.
Wenn man nun Koinzidenz beobachtet (Ribery schießt um 18:00 Uhr ein Tor UND um 18:01 Uhr fällt der Strom in München aus, ist diese Koinzidenz natürlich nachweisbar (man muss nur Sportschau gucken und jemanden in München in anrufen, der einem sagt, dass gerade der Strom ausgefallen ist). - Die Frage ist, ob beides kausal verbunden ist - in diesem Fall eher nicht.
Dasselbe gilt auch für die Koinzidenz6 "Ribery schießt um 18:00 Uhr ein Tor UND das Publikum im Stadion jubelt" (Phänomen). - Die Wertung wird in diesem Fall sein: "JA - das ist kausal verknüpft". - Dann gibt es Fälle, die dazwischen sind, über die wir die ganze Zeit mühsam sprechen - etwa: "Der Arzt gibt 5 Patienten am Dienstag ein Mittel UND die 5 Patienten fühlen sich am nächsten Tag besser" (Phänomen). - Die Wertung ist in diesem Fall unsicher: Ist es eine kausale Wirkung, ein Placebo, eine Anekdote, etc. - das meine ich mit "Niemandsland" zwischen Koinzidenz und Kausalität.
Wenn man dies Kausalität nicht nachweisen kann, aber das Phänomen verlässlich funktioniert, wird dies einem Arzt genügen - denn sein Interesse ist Heilung und nicht, WARUM geheilt wird. - Also wird er es beibehalten. - Das umschreibt in etwa die Problematik, von der wir hier sprechen. - Falsch wäre, von außen zu sagen "Weil ein kausaler Zusammenhang nicht nachgewiesen ist, findet das Phänomen nicht statt" - denn genau DAS weiss der Arzt besser.