Moral in der Fundamental-Theologie

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Savonlinna
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#131 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Savonlinna » Sa 26. Mär 2016, 14:59

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Ernst Bloch sagt, dass in unseren Phantasien und in unseren Tagträumen bereits in nuce, im Keim, unsere menschliche Zukunft als Utopie enthalten sei.
Darum müssten wir genau auf sie achten, ihrer bewusst werden.
Wie stehst Du dazu?
Wenn den Phantasien und Tagträumen kein absichtsvolles Planen und Handeln folgt, wird es wohl bei den Tagträumen bleiben.
Der erste Schritt wäre allerdings, überhaupt in den Tagträumen das Potential zu erkennen.
Wer es erkennt, wird vermutlich sofort zur Tat schreiten.

sven23 hat geschrieben: Nein, closs sagt in der ersten Aussage: in einer naturalen Welt gibt es keine supranaturalen Phänomene.
In der 2. Aussage erklärt er aber Jesus als supranaturales Phänomen in einer naturalen Welt. Das ist defnitiv ein Widerspruch.
closs drückt sich permanent widersprüchlich aus, und es wird viele Gründe dafür geben.
Manchmal aber kann ich es auf einen Nenner bringen, wie in dem Fall.

sven23 hat geschrieben:Ich habe nichts gegen Myhten und Märchen, im Gegenteil. Ich war immer ein eifriger Zuseher der "sozialistischen" Märchenwelt. Diese hatten aber auch ganz pragmatische Gründe. Solche Märchenfilme ließen sich mit relativ geringen Produktionskosten realisieren.
1. Geringe Produktionskosten sind keine Ursache hoher Qualität.
2. Gerade die DDR-Märchenfilme und die tschechoslowakischen Märchenfilme haben eben keine Produktionskosten gescheut - ganz anders wie die BRD im gleichen Zeitraum -, um die Märchenfilme zu realisieren.
Erstere haben stets ihre besten Filmschauspieler genommen - im Gegensatz zur BRD, die ihre sonst nicht einsetzbaren Schauspieler genommen hat.

Erst in den letzten Jahren produziert auch die Bundesrepublik - ARD und ZDF - neue Märchenfilme, in denen unsere besten Schauspieler auftreten.
Das Märchen hat nun auch bei uns den Status hoher literarischer Qualität, und das mag am Bedarf liegen: die Zuschauer fordern eine angemessene Umsetzung unserer literarischen Tradition.

In Finnland wird die Kalevala immer wieder neu von den besten Künstlern neu interpretiert. Sie sind Teil Finnlands, sogar Teil ihres Selbstverständnisses.
Es lohnt sich also durchaus, mal darüber nachzudenken, warum diese traumhaften Phänomene gerade heutzutage in unser Bewusstsein überführt werden.

Ich gebe aber zu, dass ich unserer Märchentradion unbefangener gegenüberstehe als unserer christlichen Tradition.
Ich frage mich mitunter, wie ich die überlieferte christliche Tradition bewerten würde, wenn ich sie erst jetzt oder vor 30 Jahren kennengelernt hätte.
Möglicherweise könnte ich sie dann ebenfalls unbefangen betrachten und ihr Potential - ähnlich wie Ernst Bloch dieses Potential erkennt - interessant finden.
Zumindest bemühe ich mich sehr, dieses Potential unabhängig von meinen Allergien gegen das Christentum zu entdecken.

Roland
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#132 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Roland » Sa 26. Mär 2016, 18:24

Savonlinna hat geschrieben:Ich gebe aber zu, dass ich unserer Märchentradion unbefangener gegenüberstehe als unserer christlichen Tradition.
Merkwürdig eigentlich. Das eine sind ausgedachte Geschichten, das andere sind Augenzeugenberichte. Die biblische Heilsgeschichte ist keine Mythologie sondern wirkliche Geschichte, die mit den Mitteln der Geschichtswissenschaften erforscht werden kann.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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Savonlinna
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#133 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Savonlinna » Sa 26. Mär 2016, 18:28

Roland hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich gebe aber zu, dass ich unserer Märchentradion unbefangener gegenüberstehe als unserer christlichen Tradition.
Merkwürdig eigentlich. Das eine sind ausgedachte Geschichten, das andere sind Augenzeugenberichte. Die biblische Heilsgeschichte ist keine Mythologie sondern wirkliche Geschichte, die mit den Mitteln der Geschichtswissenschaften erforscht werden kann.
Ausgedachte Geschichten sind beide nicht.
Sie sind beide aus dem Wesen - dem Tiefenwesen - des Menschen geholt.

Roland
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#134 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Roland » Sa 26. Mär 2016, 18:40

Savonlinna hat geschrieben:Ausgedachte Geschichten sind beide nicht.
Sie sind beide aus dem Wesen - dem Tiefenwesen - des Menschen geholt.

Den Märchen liegen sicher Hoffnungen und Sehnsüchte des Menschen zu Grunde, etwa dass das Gute am Ende siegen möge. Die christliche Heilsgeschichte zeigt, dass das Gute gesiegt hat. Morgen ist Ostern! Die Auferstehung ist ein geschichtliches Ereignis in Zeit und Raum! Das ist der Unterschied zu den Märchen.
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Savonlinna
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#135 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Savonlinna » Sa 26. Mär 2016, 18:55

Roland hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ausgedachte Geschichten sind beide nicht.
Sie sind beide aus dem Wesen - dem Tiefenwesen - des Menschen geholt.

Den Märchen liegen sicher Hoffnungen und Sehnsüchte des Menschen zu Grunde, etwa dass das Gute am Ende siegen möge. Die christliche Heilsgeschichte zeigt, dass das Gute gesiegt hat. Morgen ist Ostern! Die Auferstehung ist ein geschichtliches Ereignis in Zeit und Raum! Das ist der Unterschied zu den Märchen.
Die Märchen sind abgeflachte Mythen, zugegeben.
Und auch die Mythen sind in ihrer Tiefe unterschiedlich.

Was Du in Worte gekleidet hast, wird nicht dasselbe sein, was dabei innerlich bei Dir abläuft, wenn Du Dir vergegenwärtigst, was Du unter Ostern verstehst.
Es geht nicht um die Worte dabei, sondern um die Hoffnung, die bei dem, was man innerlich weiß - nicht etwa vermutet, sondern weiß! - entsteht.

Aber auch die Märchen erfüllen Sehnsuchte und Hoffnungen: durch ihre Präsenz oder ihr Präsent-Machen.
Auch ein Märchen kann also bewusst machen, dass Hoffnung da ist, und zwar gerade durch die Verzweiflung.

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Halman
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#136 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Halman » Sa 26. Mär 2016, 19:20

Savonlinna hat geschrieben:Ich gebe aber zu, dass ich unserer Märchentradion unbefangener gegenüberstehe als unserer christlichen Tradition.
Ich frage mich mitunter, wie ich die überlieferte christliche Tradition bewerten würde, wenn ich sie erst jetzt oder vor 30 Jahren kennengelernt hätte.
Möglicherweise könnte ich sie dann ebenfalls unbefangen betrachten und ihr Potential - ähnlich wie Ernst Bloch dieses Potential erkennt - interessant finden.
Zumindest bemühe ich mich sehr, dieses Potential unabhängig von meinen Allergien gegen das Christentum zu entdecken.
Diese Allergien werden Gründe haben. Das Beste scheint mir zu sein, diese Gründe zu erforschen: Sind sie dem Christentum immanent? Oder folgen sie aus einem Missbrauch des Christentums in der Christenheit? Oder gibt es andere Gründe? Denn ansonsten befürchte ich, können diese Allergien Deinen Blick auf das Christentum trüben - zumindest sehe ich diese Möglichkeit.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Savonlinna
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#137 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Savonlinna » Sa 26. Mär 2016, 19:58

Halman hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Ich frage mich mitunter, wie ich die überlieferte christliche Tradition bewerten würde, wenn ich sie erst jetzt oder vor 30 Jahren kennengelernt hätte.
Möglicherweise könnte ich sie dann ebenfalls unbefangen betrachten und ihr Potential - ähnlich wie Ernst Bloch dieses Potential erkennt - interessant finden.
Zumindest bemühe ich mich sehr, dieses Potential unabhängig von meinen Allergien gegen das Christentum zu entdecken.
Diese Allergien werden Gründe haben. Das Beste scheint mir zu sein, diese Gründe zu erforschen: Sind sie dem Christentum immanent? Oder folgen sie aus einem Missbrauch des Christentums in der Christenheit? Oder gibt es andere Gründe? Denn ansonsten befürchte ich, können diese Allergien Deinen Blick auf das Christentum trüben - zumindest sehe ich diese Möglichkeit.

Wo siehst Du eine Trübung meines Blicks auf das Christentum?
Ich verteidige es doch fast bis zur Selbstaufgabe.

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sven23
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#138 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von sven23 » Sa 26. Mär 2016, 20:35

Roland hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich gebe aber zu, dass ich unserer Märchentradion unbefangener gegenüberstehe als unserer christlichen Tradition.
Merkwürdig eigentlich. Das eine sind ausgedachte Geschichten, das andere sind Augenzeugenberichte. Die biblische Heilsgeschichte ist keine Mythologie sondern wirkliche Geschichte, die mit den Mitteln der Geschichtswissenschaften erforscht werden kann.
Das stimmt so auch nicht. Kein Schreiber, auch Paulus nicht, war Augen- und Ohrenzeuge. Die unbekannten Schreiber der Evangelien erhielten nachträglich von der Kirche Apostelnamen, um eben den Eindruck zu erwecken, es handele sich um Augen- und Ohrenzeugen. Das bezeichnet man mit dem schönen Namen "Pseudoepigrafie".
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#139 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Roland » Sa 26. Mär 2016, 21:25

Savonlinna hat geschrieben: Aber auch die Märchen erfüllen Sehnsuchte und Hoffnungen: durch ihre Präsenz oder ihr Präsent-Machen.
Auch ein Märchen kann also bewusst machen, dass Hoffnung da ist, und zwar gerade durch die Verzweiflung.

Ja, es ist Hoffnung da! Der Mensch kann schwerlich ohne Hoffnung leben. Und viele uralte Märchen, Mythen und Legenden erzählen schon von dieser Hoffnung.
In Jesus nun wird’s konkret. Das ist keine Mythologie mehr sondern datierbar, auch außerbiblisch.
Aber natürlich muss man es glauben und man kann es auch ablehnen und als Märchen abtun. Jesus zwingt sich niemandem auf.
Der Atheist muss eben jede Hoffnung fahren lassen.

sven23 hat geschrieben: Das stimmt so auch nicht. Kein Schreiber, auch Paulus nicht, war Augen- und Ohrenzeuge.
Behauptest du.
Für Augenzeugenschaft sprechen jedoch die Texte:
"Was wir gesehen und gehört haben: das verkündigen wir euch." 1.Joh. 1,3
"Wir können's ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben." Apg.4,20
"Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen…" 2.Petrus 1,16
Der Arzt Lukas hat außerdem die Berichte "mit Fleiß erkundet", von denen, die alles "von Anfang selbst gesehen" haben. Also er hat Augenzeugenberichte gesammelt und "in guter Ordnung" niedergeschrieben. Lk.1,1-4
Und Paulus weist in 1. Kor.15,3-8 u.a. auf 500 größtenteils bei Abfassung des Briefes noch lebende Zeugen hin.

Man kann es alles abstreiten, als Lüge oder Fälschung abtun, diese Möglichkeit steht jedem offen. Ähnlich wie es jedem offen steht die Mondlandung der Amerikaner abzustreiten. Und die liegt nicht mal 50 Jahre zurück. Aber warum? Der christliche Glaube ist die beste Botschaft der Welt!

Gruß Roland
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Halman
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#140 Re: Moral in der Fundamental-Theologie

Beitrag von Halman » Sa 26. Mär 2016, 21:35

Savonlinna hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Ich frage mich mitunter, wie ich die überlieferte christliche Tradition bewerten würde, wenn ich sie erst jetzt oder vor 30 Jahren kennengelernt hätte.
Möglicherweise könnte ich sie dann ebenfalls unbefangen betrachten und ihr Potential - ähnlich wie Ernst Bloch dieses Potential erkennt - interessant finden.
Zumindest bemühe ich mich sehr, dieses Potential unabhängig von meinen Allergien gegen das Christentum zu entdecken.
Diese Allergien werden Gründe haben. Das Beste scheint mir zu sein, diese Gründe zu erforschen: Sind sie dem Christentum immanent? Oder folgen sie aus einem Missbrauch des Christentums in der Christenheit? Oder gibt es andere Gründe? Denn ansonsten befürchte ich, können diese Allergien Deinen Blick auf das Christentum trüben - zumindest sehe ich diese Möglichkeit.

Wo siehst Du eine Trübung meines Blicks auf das Christentum?
Ich verteidige es doch fast bis zur Selbstaufgabe.
Nun, ich muss mich bei Dir entschuldigen, meine Außerungen war unglücklich formuliert. Du bist mir von Anfang an durch Deine klare und differenzierte Sicht aufgefallen - ich wollte Dich keinesfalls kritisieren.
Ich bezog mich insbesondere auf Deinen letzten Satz (unter Berücksichtigung des vorausgehenden Kontextest): "Zumindest bemühe ich mich sehr, dieses Potential unabhängig von meinen Allergien gegen das Christentum zu entdecken."
Wenn ich eine "Allergie" gegen eine Weltanschauung, Literatur oder wogegen auch immer hätte, so bestände bei mir die Gefahr, dass diese "Allergie" meinen Blick trübt.
Nimm als Beispiel jemanden, der mit der katholischen Kirche bzw. Religion schlechte Erfahrungen gemacht hat. Für diesen wäre es erheblich schwerer, dem katholischen Glauben eines Katholiken offen und positiv gegenüberzutreten, ist doch der "Anker" Katholizismus negativ besetzt.
Dies muss bei Dir natürlich nicht so sein.
Wie geht man nun damit um? Man könnte versuchen es zu unterdrücken, gewissermaßen verdrängen. Ich denke, dass dies keine kluge Strategie wäre. Klüger scheint mir zu sein, die Gründe für seine Ablehnung zu untersuchen und so bewusster handhaben zu können.
Wo ich nun diese Zeilen schreibe, glaube ich aber, dass Du dies längst getan hast.

Meine Intention bestand nicht in Kritik, vielmehr darin, einen Gedanken, den ich evtl. für hilfreich hielt, zu äußern. Ignoriere ihn bitte, wenn er Dir zu trivial erscheint. :)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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