Heiligt der Zweck das Mittel??

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Zeus
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#1 Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Zeus » Mo 22. Jan 2018, 13:39

"Der Zweck heiligt die Mittel“ enthält in enger Verquickung eine Wahrheit und einen Irrtum, die man sorgfältig voneinander trennen muss:

Wahr ist, dass der Mensch manchmal eine (kleinere) Schuld auf sich laden muss, um eine andere (größere) Schuld zu vermeiden.

Ein Irrtum wäre es aber, wollte man daraus folgern, die kleinere Schuld würde in solchen Fällen „geheiligt“ und hörte somit auf Schuld zu sein.

Richtig ist, dass das menschliche Leben nicht mit weißer Weste bewältigt werden kann. Manchmal gibt es keine „saubere“ Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren schlechten Alternativen.MEHR
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

Catholic
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#2 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Catholic » Mo 22. Jan 2018, 14:58

Zeus hat geschrieben: Manchmal gibt es keine „saubere“ Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren schlechten Alternativen.

Absolut richtig,womit wir übrigens schon in der Moralphilosophie angekommen sind.

ThomasM
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#3 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von ThomasM » Mo 22. Jan 2018, 15:53

Zeus hat geschrieben: Richtig ist, dass das menschliche Leben nicht mit weißer Weste bewältigt werden kann. Manchmal gibt es keine „saubere“ Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren schlechten Alternativen.MEHR
Biblisch ist diese Aussage schlichtweg korrekt. Es gibt kein Leben mit weißer Weste. Wir werden - so der biblische Jargon - immer sündig, und wir brauchen immer die Gnade Gottes durch Jesus.

Das Problem ist hier vielmehr die Meinung vieler Christen, sie müssten nur "nach Gottes Geboten" leben und alles wäre in Butter.
Ist es aber nicht, weil sie es nicht können, niemals.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Catholic
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#4 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Catholic » Mo 22. Jan 2018, 15:57

Thomas,unbesehen der Tatsache,dass wir als sündigende (oder korrekter:zu sündigem Verhalten neigende) Menschen geboren werden,finde ich die Frage interessant,ob es Situationen geben kann,in denen wir
eigentlich nur sündigen können,auch wenn wir situationsbedingt richtig handeln.

Helmuth
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#5 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Helmuth » Mo 22. Jan 2018, 20:12

Zeus hat geschrieben: Wahr ist, dass der Mensch manchmal eine (kleinere) Schuld auf sich laden muss, um eine andere (größere) Schuld zu vermeiden.
Es ist Tatsache, dass das in der Mehrzahl aller Fälle so gehandhabt wird, "wahr" wird es dadurch nicht. Es ist eine Sache wie sehr du bereit bist zu sterben. Wahr ist das:
Mt 16, 25 hat geschrieben: Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.
Dies ist das wahre Wort. Dass wir Menschen uns aber immer etwas absichern wollen, ist unserem Überlebenstrieb geschuldet, der nur leider, wie richtig gesagt wird, von Sünde infiltriert ist.

Zeus hat geschrieben: Ein Irrtum wäre es aber, wollte man daraus folgern, die kleinere Schuld würde in solchen Fällen „geheiligt“ und hörte somit auf Schuld zu sein.
Genau, das trifft es.

Zeus hat geschrieben: Richtig ist, dass das menschliche Leben nicht mit weißer Weste bewältigt werden kann. Manchmal gibt es keine „saubere“ Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren schlechten Alternativen.
Auch hier. "Richtig" im Sinne von "es wird so gelebt in vielen Fällen", man könnte sich aber durchaus auch für den kompromisslosen Weg entscheiden, den Jesus in allen Situationen seines Lebens wählte und dessen Ausgang wir alle kennen.

Petrus meinte einmal ein ganz ein Schlauer zu sein und wollte Jesus davon abbringen, sich töten zu lassen. Nun, der Herr schalt ihn einen "Satan". Schön ist aber zu sehen mit wieviel Liebe und Geduld er den Petrus weiter führte bis hin zum ersten seiner Apostel.

Seien wird froh, dass wie alle aus Glauben erettet sind und es nicht durch unsere Werke unter Beweis stellen müssen. Aber machmal juckt es mich schon, mal so richtig kompromisslos zu handeln. Ich meine aber, dass ich dann wahrscheinlich schon tot wäre. Jetzt kann man diskutieren, ob das nicht dann auch bereits besser wäre, weil ich erstens schon beim Herrn wäre, zweitens der Lohn besser ausfallen würde.

Was ich wichtig finde: Jede Sache, in der du meinst eine bestimmte Position einnehmen zu müssen, zuvor in Gebet vor den Herrn zu tragen. Er gibt die richige Wegweisung und vielleicht sind seine Wege anders als unsere Entscheidung ausfallen würde. Erfolgt keine klare Antwort dann entscheidet dein Gewissen.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Catholic
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#6 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Catholic » Mo 22. Jan 2018, 21:13

Helmuth hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: Richtig ist, dass das menschliche Leben nicht mit weißer Weste bewältigt werden kann. Manchmal gibt es keine „saubere“ Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren schlechten Alternativen.
Auch hier. "Richtig" im Sinne von "es wird so gelebt in vielen Fällen", man könnte sich aber durchaus auch für den kompromisslosen Weg entscheiden, den Jesus in allen Situationen seines Lebens wählte und dessen Ausgang wir alle kennen.

Dann nehmen wir mal ein Beispiel,fiktiv aber denkbar.
Du wirst entführt,der Entführer zwingt Dich einen Knopf zu drücken,auf einem Schaltpult vor Dir.
Nun sagt er Dir,dass Du die Wahl hast.
Entweder drückst Du einen Knopf,der den Zünder einer Bombe auslöst deren Explosion 50 Menschen in der Fussgängerzone Deiner Stadt tötet oder - fall u es nicht tust - werden Deine nächsten Angehörigen (Frau und Kind/er) sterben.
Wie würdest Du Dich wohl entscheiden?

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#7 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Helmuth » Di 23. Jan 2018, 05:29

Catholic hat geschrieben: Du wirst entführt,der Entführer zwingt Dich einen Knopf zu drücken,auf einem Schaltpult vor Dir.
Nun sagt er Dir,dass Du die Wahl hast.
Entweder drückst Du einen Knopf,der den Zünder einer Bombe auslöst deren Explosion 50 Menschen in der Fussgängerzone Deiner Stadt tötet oder - fall u es nicht tust - werden Deine nächsten Angehörigen (Frau und Kind/er) sterben.
Wie würdest Du Dich wohl entscheiden?
Du meinst, Gott hätte mich dann in dieser Situation verlassen und stünde nicht mehr schützend hinter mir? Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie mittlerweile auch ihre Entscheidung für den Weg mit Jesus gewählt haben. Jeder der sie antastet, auf den lastet Gottes schrecklicher Zorn.

Und egal was ihnen widerfährt, sie sind in Christus:
Joh 10, 29 hat geschrieben: Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.
Und was mich betrifft, so verlasse ich mich auf dieses Wort:
Lk 12, 11-12 hat geschrieben: Wenn sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die Gewalten führen, so sorget nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in selbiger Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
Die Entscheidung trifft dann der Heilige Geist für mich. Ich muss mir also nicht darum Sorgen machen. Solche konstruierten Beispiele sind Schattenboxen, mehr nicht. Was immer ich hier dir antworte, und gesetzt den Fall ich käme je in eine solche Situation, die Entscheidung wird sich dann höchstwahrscheinlich anders entwickeln als ich jetzt hier treffe.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#8 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Travis » Di 23. Jan 2018, 09:26

Helmuth hat geschrieben:Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie mittlerweile auch ihre Entscheidung für den Weg mit Jesus gewählt haben.
Ich bin echt froh, dass, zumindest beim biblischen Christsein, die Erziehung in keinem zwingenden Zusammenhang mit der Bekehrung zu Jesus Christus steht.

Die zitierte Formulierung passt aber gut zum Thema dieses Threads. Heiligt der Zweck die Mittel... in der Erziehung der Kinder? Sollte und muss man die Entscheidung der eigenen Kinder so beeinflussen (indoktrinieren? ), dass sie sich bereits aus dieser Erziehung heraus für Christus entscheiden?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#9 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Catholic » Di 23. Jan 2018, 14:56

Travis hat geschrieben:.... Sollte und muss man die Entscheidung der eigenen Kinder so beeinflussen (indoktrinieren? ), dass sie sich bereits aus dieser Erziehung heraus für Christus entscheiden?

Nein,denn sie sollten auf jeden Fall die Möglichkeit haben,ihre eigene Entscheidung(en) zu fällen.
Nicht falsch verstehen,von einer
"Ich lasse meine Kinder nicht taufen,die sollen mit 18 selber entscheiden,welcher Religion sie angehören möchten!"-
Einstellung halte ich nichts.
(Auch das wäre eine Art Beeinflussung!)
Nein,ich als Katholik würde meine Kinder im katholischen Glauben erziehen,wissend dass sie sich im entsprechenden Alter vieleicht auch dagegen entscheiden.

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#10 Re: Heiligt der Zweck das Mittel??

Beitrag von Zeus » Di 23. Jan 2018, 23:36

Catholic hat geschrieben:
Travis hat geschrieben:.... Sollte und muss man die Entscheidung der eigenen Kinder so beeinflussen (indoktrinieren? ), dass sie sich bereits aus dieser Erziehung heraus für Christus entscheiden?

Nein,denn sie sollten auf jeden Fall die Möglichkeit haben,ihre eigene Entscheidung(en) zu fällen.
Nicht falsch verstehen,von einer
"Ich lasse meine Kinder nicht taufen,die sollen mit 18 selber entscheiden,welcher Religion sie angehören möchten!"-
Einstellung halte ich nichts.
(Auch das wäre eine Art Beeinflussung!)
Nein,ich als Katholik würde meine Kinder im katholischen Glauben erziehen,wissend dass sie sich im entsprechenden Alter vieleicht auch dagegen entscheiden.
Das wäre keine Art der Beeinflussung. Gell?

Schau mal, was der Biologe Dawkins dazu schreibt:
"Kinder werden mit großem Wissenshunger und Leichtgläubigkeit geboren.
Die Leichtgläubigkeit ist nützlich, um in der modernen komplizierten auf Wissen beruhenden Gesellschaft zu überleben.
Der allergrößte Teil der Information kommt von den Eltern und wird vom Kind kritiklos aufgenommen.
Das Erwachsenwerden nun erfordert für uns Menschen, einen gesunden Skeptizismus zu entwickeln. Aktiv bereit sein, sich täuschen zu lassen, kann man also infantil bezeichnen, weil es bei Kindern normal - und verständlich - ist.
Die kindliche Leichtgläubigkeit kommt leider oft gepaart mit dem Gegenteil - dem halsstarrigem Beharren auf einem Glauben. Das volle Rezept ist also extreme frühe Leichtgläubigkeit später gefolgt von unerschütterlichem Starrsinn."
alias Glaubensgewissheit.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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