Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

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closs
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#281 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von closs » Mi 27. Nov 2013, 01:16

Pluto hat geschrieben:aber Naturwissenschaft beginnt NICHT mit einer Setzung, sondern mit einer Bobachtung.
Das ist objektiv falsch. - Naturwissenschaft funktioniert nur deshalb, weil man (offensichtlich unbewusst) voraussetzt, dass die eigene Wahrnehmung (damit meine ich auch Messungen) mit Realität korrespondiert.

Gegenbeispiel: Ich kenne einige Fachkräfte aus dem psychologischen/psychiatrischen Bereich. - Es wäre ein Leichtes, (kranke) Menschen zu finden, deren Wahrnehmung komplett von der Realität abgekoppelt ist - solche Menschen würden auch in ihrer "Phantasie" Messreihen machen, die alle stimmen.

Der entscheidende Punkt: Rein erkenntnis-theoretisch können weder diese Leute noch Pluto noch Closs entscheiden, ob ihre Wahrnehmung (auch Messungen) mit der Realität in Verbindung stehen. - Ich kann zum Beispiel NICHT entscheiden, ob ich Pluto eine Mail schicke und er mir antwortet, oder ob ich mir einbilde, dass ich ihm eine Mail schreibe und er mir antwortet. Ich könnte (als kranker Mensch) Dich sogar besuchen, um mich zu vergewissern, dass es Dich gibt - und könnte nicht sicher sein, ob dieser Besuch nicht auch eine Wahnhandlung ist. - Da kommt keiner raus - KEINER kann das für sich entscheiden.

In der Praxis löst man das so, dass man setzt, dass man selber nicht bescheuert ist (was aber Wahnkranke AUCH tun) und somit objektive Wahrnehmung mit Realität korrespondiert - und ab diesem Moment hast Du recht.

Warum reden wir überhaupt über das Thema? - Weil es ständig Streit gibt über naturwissenschaftliche und geistige Wahrnehmung - als sei das etwas GANZ Unterschiedliches. - Es ist unterschiedlich, hat aber beides seine Setzung: Die naturalistische Setzung hast Du gerade gehört - die geistige Setzung besteht darin, dass man von einem Sein über dem Dasein ausgeht.

Der Naturalist begründet seine Setzung damit, dass seine Beobachtungen schlüssig erscheinen und er selbst glaubt, dass seine Beobachtungen keine Wahnvorstellungen sind. - Der spirituelle Mensch begründet seine Setzung damit, dass seine geistigen (oder auch Herzens-) Erkenntnisse nur schlüssig mit dieser Setzung sind.

Beide können NICHT ihre Setzung verifizieren/beweisen - das kann nur die Realität selbst - dazu nochmal die Definition von "Ding an sich": Das, was unabhängig von der Tatsache existiert, dass es durch ein Subjekt wahrgenommen wird und somit für dieses zum Objekt würde". - Und dieses "DAS" würde ich gleichsetzen mit Realität.

Sowohl der Baum im Garten als auch Gott sind dementsprechend dann real, wenn sie unabhängig davon existieren, dass sie durch ein Subjekt (Mensch) wahrgenommen werden - also nicht erst dann existieren, wenn sie Objekt eines Subjekts sind.

Da wir (Subjekt) aber (siehe oben) NICHT entscheiden können, ob wir reell beobachten/messen oder im Traum, ist unsere Objektivierung NICHT entscheidend für die Realität unseres Objekts. Entscheidend dagegen ist, dass unsere Setzung stimmt - was wir aber nicht entscheiden können.

Somit ist die Grundlage jeglicher Objektivität ein Glaube - nämlich dass unsere Setzung selbst real ist. - Insofern sind Naturalisten extrem glaubensstark, weil sie ihre Setzung erst gar nicht in Frage stellen. - Und dasselbe passiert bei vielen Menschen in Bezug auf Gott.

barbara
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#282 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von barbara » Mi 27. Nov 2013, 08:58

Darkside hat geschrieben:Welche Weise sollte das denn sein?
Ist doch Unsinn.

Wart doch die Antwort ab, bevor du deklarierst, es sei Unsinn.

Welches Übel denn bitte?

Arroganz, den Anspruch, die einzige Wahrheit zu besitzen, mehr oder weniger öffentlche Zensurbestrebungen gegenüber allen, die andere Denkweisen und Weltanschauungen auch nur schon in Betracht ziehen, strukturelle Gewalt...


Die Wissenschaft ist, im Gegensatz zu den Religionen, Ergebnisorientiert. Wenn die Befundlage zeigt dass ein Modell nicht richtig sein kann, dann wird es eben fallen gelassen - in der Religion ist eben das nicht der Fall und es kommt zur Entstehung von Dogmen.

Da hast du sowohl in Bezug auf Religion wie in Bezug auf Wissenschaft - beides Mal auf der praktischen Ebene gemeint - einige wesentliche Dinge übersehen.

gruss, barbara

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Scrypton
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#283 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von Scrypton » Mi 27. Nov 2013, 09:04

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:aber Naturwissenschaft beginnt NICHT mit einer Setzung, sondern mit einer Bobachtung.
Naturwissenschaft funktioniert nur deshalb, weil man (offensichtlich unbewusst) voraussetzt, dass die eigene Wahrnehmung (damit meine ich auch Messungen) mit Realität korrespondiert.
Nicht zwangsläufig.
Diese Voraussetzung ist dann(!) empirisch begründet, wenn andere Wissenschaftler die Ergebnisse prüfen und zu den selben Ergebnissen kommen, sich also voneinander unabhängige Ergebnisse bestätigen.

Das ist bereits an diesem Punkt also etwas gänzlichst anderes, als das Vorgehen in deinen spirituellen Welten.
Damit verfällt auch deine weitere ausführung, da man sich wie gesagt eben NICHT auf SICH und seine EIGENE Arbeit verlässt.

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#284 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von closs » Mi 27. Nov 2013, 10:21

Darkside hat geschrieben:Diese Voraussetzung ist dann(!) empirisch begründet, wenn andere Wissenschaftler die Ergebnisse prüfen und zu den selben Ergebnissen kommen
Iiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhh - das wissen wir doch. - Warum liest Du nicht, was da steht?

Du setzt exakt da ein, wo Du recht hast. - Ich rede von vorher. - VORHER muss man setzen (was ich übrigens AUCH tue), dass die eigene Wahrnehmung mit Realität korrespondiert. - "Eigene Wahrnehmung" bezieht sich auch auf andere Wissenschaftler. - Herrschaft - nochmal:

Weder Du noch Barbara noch ich noch Pluto KÖNNEN wissen, ob ihre Wahrnehmung, dass sie eine Messreihe machen, dass die Sonne aufgeht, dass sie im Forum schreiben, dass sie ihre Ergebnisse anderen Wissenschaftlern zur Verfügung stellen, etc., realitätsbezogen sind oder Illusionen sind. - Du KANNST also NICHT wissen, ob Deine Messreihe, das Forum und die anderen Wissenschaftler real sind oder Produkt Deines "Hirnkinos".

WEIL das keiner wissen kann, setzt man es einfach: Wir setzen, dass unsere Wahrnehmung nicht Wahn ist, sondern in Bezug zur Realität steht.

Ab diesem Punkt kannst Du mir über Wissenschaft erzählen, was Du willst - ich werde es Dir aller Voraussicht nach glauben.

Darkside hat geschrieben:Das ist bereits an diesem Punkt also etwas gänzlichst anderes, als das Vorgehen in deinen spirituellen Welten.
Du hast jetzt hoffentlich kapiert, dass das Problem woanders liegt.

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#285 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von Scrypton » Mi 27. Nov 2013, 10:32

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Diese Voraussetzung ist dann(!) empirisch begründet, wenn andere Wissenschaftler die Ergebnisse prüfen und zu den selben Ergebnissen kommen
WEIL das keiner wissen kann, setzt man es einfach: Wir setzen, dass unsere Wahrnehmung nicht Wahn ist, sondern in Bezug zur Realität steht.
Es wäre auch albern, davon auszugehen, dass wir in einer Matrix fest sitzen oder Universum lediglich von einem anderen Wesen geträumt wird. Das wäre in etwa so albern, wie deine sonstigen transzesdenten Zusatzannahmen - diese nämlich sind weder begründet, noch logischer noch notwendiger.

Wie mittlerweile schon geschrieben wurde, ist Wahrnehmung ein rein induktiver Vorgang.
Was du wahrnehmen kannst, lässt sich demzufolge auch wissenschaftlich untersuchen/messen - es gibt auch keinen logischen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte.

Deine erste Setzung geht unabhängig davon noch viel weiter, denn diese postuliert eine weitere, höher dimensionale Realität. Einfach mal so.

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Demian
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#286 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von Demian » Sa 30. Nov 2013, 09:29

Darkside hat geschrieben:Es wäre auch albern, davon auszugehen, dass wir in einer Matrix fest sitzen oder Universum lediglich von einem anderen Wesen geträumt wird. Das wäre in etwa so albern, wie deine sonstigen transzesdenten Zusatzannahmen -

Achja? :lol:

Shakespeare: Der Sturm - vierter Aufzug

Prospero
Mein Sohn, Ihr blickt ja auf verstörte Weise,
Als wäret Ihr bestürzt: seid gutes Muts!
Das Fest ist jetzt zu Ende; unsre Spieler,
Wie ich Euch sagte, waren Geister, und
Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.
Wie dieses Scheines lockrer Bau, so werden
Die wolkenhohen Türme, die Paläste,
Die hehren Tempel, selbst der große Ball,
Ja, was daran nur Teil hat, untergehn
Und, wie dies leere Schaugepräng' erblaßt,
Spurlos verschwinden. Wir sind solcher Zeug
Wie der zu Träumen, und dies kleine Leben
Umfaßt ein Schlaf.

*

You look like something’s bothering you.
Cheer up. Our music-and-dance spectacle is over.
These actors were all spirits, as I told you,
and they’ve all melted into thin air.
And just like the whole empty
And like the baseless fabric of this vision,
The cloud-capped towers, the gorgeous palaces,
The solemn temples, the great globe itself—
Yea, all which it inherit—shall dissolve,
And like this insubstantial pageant faded,
Leave not a rack behind. We are such stuff
As dreams are made on, and our little life
Is rounded with a sleep

Shakespeare - deutsche Übersetzung
Das Original

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#287 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von Pluto » Sa 30. Nov 2013, 12:48

Shakespeare sagts ja richtig.... Geister sind nichts als (warme) dünne Luft.
Wie ich Euch sagte, waren Geister, und
Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.
Damit bestätigt er eigentlich den Materialismus der Welt. :mrgeeen:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#288 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von sven23 » Fr 6. Dez 2013, 17:03

closs hat geschrieben: Gegenbeispiel: Ich kenne einige Fachkräfte aus dem psychologischen/psychiatrischen Bereich. - Es wäre ein Leichtes, (kranke) Menschen zu finden, deren Wahrnehmung komplett von der Realität abgekoppelt ist - solche Menschen würden auch in ihrer "Phantasie" Messreihen machen, die alle stimmen.


Kein gutes Beispiel. Diese Meßreihen wären nicht wiederhohlbar, auch nicht von anderen psychisch Kranken.
Wenn gemessene Realität beliebig oft und überall wiederholt werden kann, dann kann man mit Fug und Recht von Realität und nicht von Selbsttäuschung oder Matrix reden.
Daß ausgerechnet die Transzendenzanhänger immer wieder die millionenfach belegte Realität in Frage stellen, aber gleichzeitig Phantasiegebilde als Teil der Realität behaupten, ist schon mehr als verwunderlich.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#289 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von sven23 » Fr 6. Dez 2013, 17:18

Auf 3sat lief ein interessanter Beitrag über Homöopathie "Heilung oder Humbug?"

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=35076


Der Beitrag bestätigt meinen Verdacht, daß es sich bei Homöopathie eigentlich mehr um verkappte Psychotherapie handelt und die Erfolge in erster Linie darauf zurückzuführen sind, aber mit Sicherheit nicht auf das Zuckerwasser.
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#290 Re: Sind religiöse Menschen anfälliger für Esotherik?

Beitrag von barbara » Fr 6. Dez 2013, 19:09

sven23 hat geschrieben: Der Beitrag bestätigt meinen Verdacht, daß es sich bei Homöopathie eigentlich mehr um verkappte Psychotherapie handelt und die Erfolge in erster Linie darauf zurückzuführen sind, aber mit Sicherheit nicht auf das Zuckerwasser.

und wenn dich Hahnemann persönlich vom Totenbett retten täte, würdest du immer noch sagen "was für ein guter Psychologe er doch ist!" :lol:

gruss, barbara

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