Naturalismus vs Esoterik

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Novas
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#71 Re: Naturalismus vs Esoterik

Beitrag von Novas » Mi 9. Dez 2015, 06:39

Pluto hat geschrieben:Spiritualität ist an das zu glauben, wovon du weißt dass es nicht so ist.

Das ist nur ein Vorurteil. Mit Spiritualität ist ganz grundsätzlich eine bewusste Lebensweise gemeint. Beispielsweise verändert „Achtsamkeitsmeditation“ bereits in nur acht Wochen - wissenschaftlich belegt - die Gehirnstruktur:

Die Teilnahme an einem achtwöchigen Achtsamkeitsmeditationskurs bewirkt messbare Veränderungen in Hirnregionen, die für Gedächtnis, Selbstwahrnehmung, Empathie und Stressreaktionen zuständig sind. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie eines Forscher-Teams aus Wissenschaftlern der Universität Gießen, des Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School in Boston, USA, die Anfang des Jahres im Fachjournal Psychiatry Research: Neuroimaging erschienen ist.
Spiegel der Forschung · Nr. 1/2011

So schreibt der Harvard Business Manager:

Wir sollten Achtsamkeit nicht länger als eine Eigenschaft betrachten, die für Führungskräfte zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig ist. Im Gegenteil: Achtsamkeit ist ein absolutes Muss - nur so bleibt unser Gehirn gesund und funktionstüchtig, nur so sind wir zu einer effektiven Selbstregulation in der Lage, können die richtigen Entscheidungen treffen und uns vor schädlichem Stress schützen. Achtsamkeitsübungen kann man in sein religiöses oder spirituelles Leben integrieren oder auch einfach nur als mentales Training betreiben. Wenn wir uns regelmäßig hinsetzen, tief durchatmen und uns vornehmen, achtsam zu sein (vor allem, wenn wir das zusammen mit anderen Menschen tun), kann uns diese Gewohnheit von Grund auf verändern.

Zweifellos ist Spiritualität noch wesentlich mehr, aber das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil. Hier kann man noch ein paar Informationen darüber finden, wie Achtsamkeitsmeditation den Heilungsprozess verschiedenster Kranheiten (beispielsweise Burnout oder Depression) unterstützt oder ihnen vorbeugt (wie Demenz) und es macht das Leben einfach lebenswerter, weil man wacher, sinnlicher, inspirierter und geistesgegenwärtiger lebt: http://www.achtsamleben.at/forschung/#depr


Die enormen heilsamen und positiven Einfluss kann ich außerdem aus eigener Erfahrung nur bestätigen. :) Tohuwabohu oder blinder und besinnungsloser Glaube ist mit Spiritualität nicht gemeint.

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sven23
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#72 Re: Naturalismus vs Esoterik

Beitrag von sven23 » Mi 9. Dez 2015, 07:12

Savonlinna hat geschrieben: Der Artikel enthält interessante Aspekte.
"Phantasie" zum Beispiel - oben genannt als Teil des Geistes - wird von einigen Foren-Neo-Atheisten strikt abgelehnt.
Von mir aber nicht. Phantasie ist Ausdruck von Vorstellungskraft und ein wichtiger Bestandteil kognitiver Fähigkeit, ohne die wir keine Zukunft planen könnten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#73 Re: Naturalismus vs Esoterik

Beitrag von Novas » Mi 9. Dez 2015, 07:18

piscator hat geschrieben:Frei nach Adorno: Die Esoterik ist die Metaphysik der dummen Kerle ( ... und der dummen Weiber :lol: ).

Beispielhaft finde ich diese Worte von Max Horkheimer (der sich auch sehr skeptisch im Hinblick auf die sogenannte menschliche Vernunft äußerte):

Sehnsucht danach, dass es bei dem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleiben soll. Dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge. Diese Sehnsucht gehört zum wirklich denkenden Menschen.

Möge es so sein, dass es einen guten Gott gibt?
Adorno und ich - wer von uns beiden es zuerst formuliert hat, weiß ich heute nicht mehr -, auf jeden Fall haben wir beide nicht mehr von Gott, sondern von der "Sehnsucht nach dem Anderen" gesprochen.

Diese Behutsamkeit im Umgang mit Gottes Namen ist - wie häufig festgestellt - jüdisches Erbe.

Ja. Und zwar auch in der Weise, dass diese Behutsamkeit in unsere Gesellschaftstheorie, die wir die Kritische nannten, eingegangen ist. Du sollst Dir kein Bild von Gott machen., heißt es in der Bibel. Du kannst nicht darstellen, was das absolute Gute ist. Der fromme Jude versucht, das Wort "Gott" nach Möglichkeit zu vermeiden, ja er schreibt es nicht aus, sondern macht ein Apostroph. So nennt auch die Kritische Theorie das Absolute vorsichtig "das Andere". Was mich bewegt, ist die theologische Idee angewandt auf eine vernünftige Theorie der Gesellschaft.
"

Aus: Der Spiegel, Nr. 1/2/1970.
http://www.dober.de/religionskritik/horkheimer.html

Damit kann ich sehr viel anfangen.

Die religiöse Wende des alten Philosophen
http://www.deutschlandradiokultur.de/di ... _id=137899

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sven23
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#74 Re: Naturalismus vs Esoterik

Beitrag von sven23 » Sa 19. Dez 2015, 08:23

Novalis hat geschrieben: Aus: Der Spiegel, Nr. 1/2/1970.
http://www.dober.de/religionskritik/horkheimer.html

Damit kann ich sehr viel anfangen.

Ich auch.
Zitat daraus:
"Religion lehrt, dass es einen allmächtigen und allgütigen Gott gibt. Ein kaum glaubhaftes Dogma angesichts des Grauens, das seit Jahrtausenden auf dieser Erde herrscht!"
...

"Auf Gott berufen? Das können wir nicht. Zumindest ist das meine Auffassung: Wir können nicht behaupten, es gäbe einen guten und allmächtigen Gott. Aber Sie haben ganz recht, dann kann man sich also auch nicht auf Gott berufen."

Aber genau das tun Religionen. Und die Religionsgründer behaupten, Gott habe sich ihnen "offenbart". Sie handelten im Auftrag eines Gottes und das rechtfertige ihr Handeln.
Jüngstes Beispiel ist der religiöse Vorturner des IS, al Baghdadi, der sich von Gott beauftragt sieht, den Islam mit dem Schwert zu verbreiten und die Ungläubigen zu töten. Darin gleicht er dem Propheten Mohammed wie ein Zwilling. Wer al Baghdadi als einen kriminellen Wahnsinnigen bezeichnet, der muß es folglich auch mit Mohammed tun. Es gibt viele Anzeichen dafür, daß so manche Religion aus Wahnvorstellungen heraus entstanden ist.
Das wäre aber einen neuen Thread wert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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