Hallo Forum
Rembremerding hat geschrieben:Solche Abwehrzauber oder andere magische, geheimnisvolle oder hermetische Zeichen, Praktiken und Phänomene sind allein schon deshalb interessant, weil sie sehr viel über den Menschen, seine Psyche, Geschichte, Kultur und Gesellschaft aussagen.
Absolut!
Schon allein auf die menschliche Psyche bezogen sehe ich hier noch schon zwei interessante Phänomene:
1. Die Liebe zur Regelmäßigkeit.
Das SATOR-Quadrat fasziniert durch seine Eigenschaft als Palindrom. Menschen haben es gern, wenn sie ein festes Muster haben, wenn alles so schön zusammenpasst. Das gibt Sicherheit.
Aber das ist auch gefährlich; Die schöne, einfache Erklärung ist nämlich nicht immer auch die beste und einzige. Und wenn dann was nicht ins Schema passt, dann wird nicht etwa das Grundmuster in Frage gestellt - nein, dann wird lieber das fragliche Puzzleteil solange beschnitten, verdreht oder wegerklärt, bis es wieder passt. Siehe das Kunstwort "AREPO".
2. Die Suche nach einem "größeren" Sinn
Selbst in einem eigentlich zufälligen Muster suchen wir gerne versteckte Botschaften und größere Wahrheiten (wie war das mit der kosmischen Geometrie im Fahrradrahmen?
) Wir sind mit der materiellen Welt irgendwie nicht zufrieden, wir wollen immer auch hin zur Abstraktion, hin zum Geistigen. Eigentlich eine tolle Sache, kann aber ausgesprochen abstruse Blüten treiben.
Und um bei jenen Blüten gleich mal mitzutreiben:
Rembremerding hat geschrieben: AREPO ist ein lat. Kurzname für Harpon/Harpokrates, einer von Horus sich ableitende Glücksgottheit des gr.-röm. Ägyptens, die manchmal mit Eros verschmilzt. Hier kommt eine sexualmagische Komponente ins Spiel. .
Gehen wir historisch noch eine Stufe rückwärts, dann ergibt diese Deutung eine Menge Sinn:
Harpokrates ist der griechische Name des ägyptischen Heru-pa-Khered, "Horus das Kind". Dies ist die Gestalt des jugendlichen Horus. Oft auf dem Schoß seiner Mutter Isis sitzend, stellt sie Horus in seiner Rolle als rechtmäßigen Erben des Osiris dar
.
Dies bringt folgende Assoziationen mit sich:
- Das Chaos, das nach dem Tod des Osiris droht, wird durch den Erben wieder zurückgedrängt, die Welt wieder in ihre rechte, geordnete Bahn gebracht. (siehe TENET - er hält)
- Durch den Übergang vom alten zum neuen König wird die Institution der göttlichen Herrschaft verjüngt, der Kreislauf des Lebens dreht sich weiter ( siehe ROTAS, die Räder)
- Der junge Horus, hervorgegangen aus der Zeugungskraft des Osiris, genährt von seiner Mutter Isis, ist auch eine Metapher für die Fruchtbarkeit. Denn oben erwähnte Weltordnung und der Lebenskreis sind die Voraussetzung für die gute Ernte, auf die die Menschen angewiesen sind (siehe SATOR, der Säer)
- Nur mit Mühen aber kann Horus seinen rechtmäßigen Platz einnehmen: Als Kind ist er zunächst auf den Schutz seiner Mutter Isis angewiesen, und bevor er den Thron besteigt muss er sich im Wettstreit gegen Seth erst würdig erweisen (siehe OPERA, mit Mühen)
Lol, das war jetzt einfacher als ich dachte!
Eigentlich wollte in nur mal anmerken, dass Harpokrates von Heru-pa-Khered abgeleitet ist. Und nun stelle ich fest, dass man die anderen vier Worte des Sator-Quadrats auch mühelos aus der Perspektive des Osirismythos deuten kann.
Klingt sogar halbwegs seriös, oder?!
Deswegen traue ich erst mal keiner esoterischen Theorie, auch wenn sie sich noch so überzeugend anhört. Es ist viiiel zu einfach, solche Dinger selbst zu schreiben. Siehe Horoskope in der Tageszeitung. Ein paar passende, aber allgemeingültige Assoziationen, und der sinnhungrige menschliche Geist füllt die Lücken eifrig selber auf.
liebe Grüße
Mirjam