Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Salome23
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#11 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Salome23 » So 24. Aug 2014, 19:09

Geistlich bedeutet "Erkenntnis", "Bewusstsein", etc. das, was in etwa mit "con-scientia" gemeint war
Gewissen?

Abgesehn davon, hatten wir das Thema doch schon so oft-clösschen ;)

Pluto
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#12 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Pluto » So 24. Aug 2014, 19:11

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im heutigen Sinn des Worts, hat Erkenntnis mit dem Zuwachs an Wissen zu tun.
Das kommt davon, wenn Wortschatz INNERHALB eines methodischen Umfelds in die Allgemeinsprache einfließt. - Geistlich bedeutet "Erkenntnis", "Bewusstsein", etc. das, was in etwa mit "con-scientia" gemeint war - die Teilhabe an geistiger Wahrheit
Naja... Mit "conscientia" hat Erkenntis recht wenig zu tun.

Est ist klar, dass man einen so komplexen Begriff der Wahrheitsnäherung nicht in einem einzigen Sztz umschreiben kann. Ich finde die Begriffserklärung in Wikipedia bringt gut rüber, wie Erkenntnis in die Wahrheitsfindung einfließt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#13 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Pluto » So 24. Aug 2014, 19:15

Salome23 hat geschrieben:Gewissen?
Nö, nicht wirklich. Da hast du recht.

Salome23 hat geschrieben:Abgesehn davon, hatten wir das Thema doch schon so oft-clösschen ;)
Mir geht es in diesem Thread ohnehin viel mehr um die Essenz der Rationalität als um die Erkenntnis.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#14 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von closs » So 24. Aug 2014, 19:25

Salome23 hat geschrieben:Abgesehn davon, hatten wir das Thema doch schon so oft-clösschen
Damit ist das Problem aber nicht gelöst, Salominchen. ;)

Pluto hat geschrieben:Ich finde die Begriffserklärung in Wikipedia bringt gut rüber
Ja - weil dort die Vielfalt persönlicher und intersubjektiv nachprüfbarer Erkenntis anerkannt ist.

Salome23 hat geschrieben:Gewissen?
Ja - aber in einem umfassenderen Sinn als heute das Wort her gibt. - "Gewissen" heisst altgotisch "mit-wizzei", also wörtlich aus "con-scientia" übersetzt. - Damit ist gemeint, dass der Mensch anstrebt, (s)einen Teil geistigen Wissens zu erlangen - das führt zum Begriff "Be-Wusstsein" - was als geistiges Bewusstsein verstanden wird (Naturwissenschaftliches Wissen war damit nicht gemeint (das war technisches Wissen/Alltags-Bewältigungs-Wissen).

"Gewissen" im heutigen Sinne ist demnach die Instanz, die aus dem Wissen um das, was "gut" und "böse" ist, Handlungs-Schlussfolgerungen zieht ("So etwas tut man nicht", sagte man früher - aus einem inneren Ge-Wissens-Be-Wusstsein heraus).

Insofern - Kurve zurück zum Thema - steht "conscientia" letztlich für Erkenntnis über "gut" und "böse". - Wenn es dann verschiedene "conscientiae" gibt, dann nicht, weil jeder festlegt, was "gut" und "böse" ist (egomanische Interpretationen gab es damals noch nicht), sondern weil jeder unterschiedlich nahe an dem EINEN "gut" und "böse" ist.

Pluto hat geschrieben:Mit "conscientia" hat Erkenntis recht wenig zu tun.
Historisch sehr wohl - aber die Sprachkarawane kann sehr wohl weitergezogen sein.

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#15 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von closs » So 24. Aug 2014, 19:33

Pluto hat geschrieben:Mir geht es in diesem Thread ohnehin viel mehr um die Essenz der Rationalität als um die Erkenntnis.
Auch schwierig: Weil die "Bewusstseins-Erkenntis" im Sinne von "conscientia" als Folge von Vernunft verstanden wird - "bewesen" heisst im Mittelalter "bei klarem Verstand" (also exakt das Gegenteil von dem, was man heute abfällig und völlig falsch angewandt als "esoterisch" bezeichnet).

Wenn man die Begriffe des Threads in diesem Sinne in etwa einordnen würde, wäre
* "Erkenntnis" Folge von "geistigem Bewusstsein" und
* "Erfahrung" das, was man so im Leben konkret erlebt.

Auch hier kann es einen Paradigmen-Wechsel gegeben haben - mir scheint, dass Du "Erkenntnis" eher epistemologisch und "Erfahrung" eher spirituell verstehst - also eher umgekehrt. - Aber so was gibt es - Sprache dreht sich manchmal mit der Zeit - meistens dann, wenn eine neue Richtung eine vorherige Richtung ersetzen will und dabei auch gerne deren Vokabular übernimmt und umdeutet.

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#16 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Pluto » So 24. Aug 2014, 19:42

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mir geht es in diesem Thread ohnehin viel mehr um die Essenz der Rationalität als um die Erkenntnis.
Auch schwierig: Weil die "Bewusstseins-Erkenntis" im Sinne von "conscientia" als Folge von Vernunft verstanden wird...
Conscientia ist gar nicht schwierig.
Aus den etymologischen Wurzeln geht klar hervor: con-scientia bedeutet Mit-Wissen... lose übersetzt bedeutet das gemeinsames Wissen. Im modernen Sinn bedeutet es das Gewissen.

closs hat geschrieben:Wenn man die Begriffe des Threads in diesem Sinne in etwa einordnen würde, wäre
* "Erkenntnis" Folge von "geistigem Bewusstsein" und
* "Erfahrung" das, was man so im Leben konkret erlebt.
Um nicht in die alten Argumentationspfade zu geraten... wie würdest du den Begriff der Rationalität einordnen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von closs » So 24. Aug 2014, 20:34

Pluto hat geschrieben: wie würdest du den Begriff der Rationalität einordnen?
Rationalität ist aus meiner Sicht vernunft-geleitet. Also aus erkannten Zusammenhängen adäquate Schlussfolgerungen zu ziehen (oder so ähnlich). - Dabei spielt es keine Rolle, ob das Erkannte subjektiv oder intersubjektiv nachvollziehbar ist.

Pluto hat geschrieben:Aus den etymologischen Wurzeln geht klar hervor: con-scientia bedeutet Mit-Wissen... lose übersetzt bedeutet das gemeinsames Wissen. Im modernen Sinn bedeutet es das Gewissen.
Ja - allerdings sollte man betonen, dass es (ursprünglich) nicht um PISA-Wissen geht, sondern um geistiges/spirituelles Wissen.

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#18 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Pluto » So 24. Aug 2014, 22:29

closs hat geschrieben:Rationalität ist aus meiner Sicht vernunft-geleitet. Also aus erkannten Zusammenhängen adäquate Schlussfolgerungen zu ziehen (oder so ähnlich). - Dabei spielt es keine Rolle, ob das Erkannte subjektiv oder intersubjektiv nachvollziehbar ist.
Sehe ich auch so. Rationalität ist eine Methode, um Fragen zu beantworten, also Wissen zu mehren. Das gilt genauso für spirituelle, als auchfür wissenschaftliche Fragen.

closs hat geschrieben:allerdings sollte man betonen, dass es (ursprünglich) nicht um PISA-Wissen geht, sondern um geistiges/spirituelles Wissen.
Ich suche nach gemeinsame Nenner, und denke die Rationlität könnte eine solche Gemeinsamkeit sein, egal auf welche Art von Wissen ("PISA" oder Transzendenz) man sie anwendet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von closs » So 24. Aug 2014, 22:51

Pluto hat geschrieben:h suche nach gemeinsame Nenner, und denke die Rationlität könnte eine solche Gemeinsamkeit sein
Guter Ansatz. :thumbup:

Einen Schritt weiter sollte man nicht den Fehler machen, "Rationalität" als Anti-These zu "Emotionalität" zu verstehen - denn auch Emotion kann aus erkannten Zusammenhängen adäquate, vernunft-gerechte Schlussfolgerungen zu ziehen.

Insofern wäre "Rationalität" dann, wenn man sowohl Intellektualität als auch Emotionalität authentisch anwendet - "Irrationalität" wäre in diesem Sinne die Nicht-Authentizität der Anwendung.

Christlich wäre es rational, Gott anzunehmen, aber irrational, Spaghetti-Monster anzunehmen.

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#20 Re: Erfahrung kontra rationale Erkenntnis

Beitrag von Pluto » So 24. Aug 2014, 23:13

closs hat geschrieben:Insofern wäre "Rationalität" dann, wenn man sowohl Intellektualität als auch Emotionalität authentisch anwendet - "Irrationalität" wäre in diesem Sinne die Nicht-Authentizität der Anwendung.
Ganz so weit gehe ich nicht.

Rationalität ist eine Methode (vgl. kritischer Rationalismus) um Erkenntnis zu erlangen. Findet man rationale Antworten auf eine Frage, ist die Frage auch zu beantworten. Falls wir keine rationalen Gründe finden, sollten wir daraus keinerlei Schlussfolgerungen ziehen, sonder vielleicht besser innehalten und zugeben, dass wir die Antwort nicht erfahren können.
Beispiel: Die Frage, "Was war vor dem Urknall"?

closs hat geschrieben:Christlich wäre es rational, Gott anzunehmen, aber irrational, Spaghetti-Monster anzunehmen.
Verstehe nicht wie du darauf kommst.
Das FSM ist natürlich eine Metapher (Chiffre?). Aber warum schlussfolgerst du dass die Metapher irrational sei, während das wofür sie steht rational ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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