Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
JackSparrow
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#2411 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Mi 18. Nov 2015, 10:25

closs hat geschrieben:Aha: Erde ist ein Produkt von Wasser, weil Erde sichtbar wird, wenn sie Wasser teilt/zurückzieht?
Da der Ausgangszustand als "Tohuwabohu" bezeichnet wird (vgl. Gen1:2), dürfte es sich um eine Fällungsreaktion gehandelt haben, wobei sich die unlöslichen Bestandteile des chemisch nicht ganz reinen Wassers im unteren Bereich absetzten und nach Verdunstung des restlichen Lösungsmittels eine zusammenhängende Trockenmasse ergaben. Dies müsste aber noch physikalisch belegt werden, zum Beispiel durch einen Vergleich der Verteilung der Wasserstoff-Isotope in der Erdenscheibe und der Verteilung der Wasserstoff-Isotope im uns umgebenden Urozean.

Wo steht geschrieben, dass Gottes Geist physikalisch beschreibbar ist?
In der Bibel steht gar nichts über einen Geist von Göttern.


Nein - ich meine nach wie vor, dass Realität das ist, was existiert. - Unabhängig davon, was Physiker, Esoteriker oder Propheten darunter verstehen.
Und genau das macht die Existenz einer solchen Realität zu einer bloßen Hypothese. Und die ist sofort hinfällig, sobald jemand zufällig eine bisher unbekannte Realität entdeckt. Weil es dann einen Entdecker gibt, der unter dieser Realität etwas versteht.

es gibt verschiedene Sprachebenen, auf denen dasselbe Wort semantisch unterschiedlich besetzt sein kann.
Oft wird es leider irrtümlich eingesetzt. Bei "objektive Realität" handelt es sich beispielsweise um ein Oxymoron. Wenn jemand meint, etwas als "real" festgestellt zu haben, kann es keinesfalls gleichzeitig "objektiv" sein. Es ist ja von jemandem festgestellt worden.

closs
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#2412 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 18. Nov 2015, 10:28

Savonlinna hat geschrieben:Du bist ein Gefangener Deines de-facto-Solipsismus.
Genau das Gegenteil ist der Fall: Solipsismus besteht doch dann, wenn man Sein von der eigenen Wahrnehmung abhängig macht. - Genau davon will ich doch weg.

Savonlinna hat geschrieben:Ihr würdet noch in alle Ewigkeit über Eure jeweiligen Ich-Perspektiven reden
DAS ist Ich-Perspektive
Savonlinna hat geschrieben:Sein ist das, was prinzipiell den Menschen erkennbar ist.
Du drehst die Sache exakt um 180°.

Meine Perspektive ist: Es gibt Sein, an dem der Mensch per Wahrnehmung teilhat - was über die Teilhabe-Fähigkeit des Menschen hinausgeht, weiss ich nicht. - Das ist exakt das Gegenteil von Solipsismus.

Savonlinna hat geschrieben:Jeder sagt ewig die selben Sätze auf, Jahr für Jahr.
Das betrifft Dich aber auch. - Wir verteidigen unseren Stand der Erkenntnis und können in der jeweiligen Erkenntnis des anderen keinen Fortschritt erkennen.

closs
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#2413 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 18. Nov 2015, 10:33

JackSparrow hat geschrieben:, dürfte es sich um eine Fällungsreaktion gehandelt haben, wobei sich die unlöslichen Bestandteile des chemisch nicht ganz reinen Wassers im unteren Bereich absetzten und nach Verdunstung des restlichen Lösungsmittels eine zusammenhängende Trockenmasse ergaben.
Du scheinst - wie die Kurzzeit-KReationisten - die SChöpfungs-Geschichte tatsächlich wörtlich zu verstehen. - Glückwunsch.

JackSparrow hat geschrieben:In der Bibel steht gar nichts über einen Geist von Göttern.
So kenne ich es auch nicht.

JackSparrow hat geschrieben:Und genau das macht die Existenz einer solchen Realität zu einer bloßen Hypothese.
Wahrnehmungs-methodisch ist das wohl richtig. - Und was ändert das an dem, was "ist"?

JackSparrow hat geschrieben:Bei "objektive Realität" handelt es sich beispielsweise um ein Oxymoron.
Was wäre KEIN Oxymoron?

JackSparrow hat geschrieben: Wenn jemand meint, etwas als "real" festgestellt zu haben, kann es keinesfalls gleichzeitig "objektiv" sein.
Wie würde die Wissenschaft "Realität" bezeichnen, die sie nach ihrer Methodik feststellt (etwa "Die Erde kreist um die Sonne" - NICHT als objektiv?

JackSparrow
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#2414 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Mi 18. Nov 2015, 12:03

closs hat geschrieben:Du scheinst - wie die Kurzzeit-KReationisten - die SChöpfungs-Geschichte tatsächlich wörtlich zu verstehen. - Glückwunsch.
Danke. Jedoch führe ich nur eine ehrenvolle Tradition fort, da auch die Chronisten (1Chr1:1), Evangelisten (Lk3:38) und Paulisten (1Kor15:45) sie wörtlich nahmen.

Wahrnehmungs-methodisch ist das wohl richtig. - Und was ändert das an dem, was "ist"?
Es entlarvt deine Vorstellung, dass etwas "ist", als eine unhaltbare Hypothese.

Was wäre KEIN Oxymoron?
"subjektive Realität" wäre stattdessen eine Tautologie, denn Realität ist immer subjektiv. Weder Oxymoron noch Tautologie wäre es, wenn das Wort alleine stünde: "die Realität".

Wie würde die Wissenschaft "Realität" bezeichnen, die sie nach ihrer Methodik feststellt (etwa "Die Erde kreist um die Sonne" - NICHT als objektiv?
Die Astronomen, welche dieses feststellten, würden sagen: "So haben wir es festgestellt, und solange es niemand widerlegen kann, betrachten wir es als real".

closs
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#2415 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 18. Nov 2015, 12:54

JackSparrow hat geschrieben:"subjektive Realität" wäre stattdessen eine Tautologie, denn Realität ist immer subjektiv.
Da kann ich Dir sogar folgen.

in der Praxis hat sich halt eingebürgert, dass man methodisch-wissenschaftlich nachgewiesene "Realität" als "objektiv" und persönlich empfundene "Realität" als "subjektiv" bezeichnet. - Beides wirkt ja. - Wenn Deine Auffassung einvernehmlich so verwendet werden würde, könnte ich Deiner Sprachregelung problemlos folgen.

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#2416 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Mi 18. Nov 2015, 18:00

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:"subjektive Realität" wäre stattdessen eine Tautologie, denn Realität ist immer subjektiv.
Da kann ich Dir sogar folgen.

in der Praxis hat sich halt eingebürgert, dass man methodisch-wissenschaftlich nachgewiesene "Realität" als "objektiv" und persönlich empfundene "Realität" als "subjektiv" bezeichnet.
Da kann ICH Dir nicht folgen.
In welcher Praxis hat sich das durchgesetzt? Sicher nicht in der Naturwissenschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#2417 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 18. Nov 2015, 18:11

Pluto hat geschrieben:In welcher Praxis hat sich das durchgesetzt? Sicher nicht in der Naturwissenschaft.
Wenn Vertreter verschiedene Weltanschauungen miteinander reden, unterstreicht man gerne, was man mit "Realität" bezeichnet, durch ein Adjektiv ("Wir sprechen jetzt von naturwissenschaftlich-objektivierter/intersubjektiv nachgewiesener - verkürzt: objektiver - "Realität'" - "Wir sprechen jetzt von wirksamer "Realität" im Einzelnen - also: "subjektiver" "Realität"").

Wie gesagt: Das kann man anders und besser machen - aber der Mensch hat nun mal das Bedürfnis, bei kniffligen Formulierungen noch ein Wort drauf zu setzen, damit es ja keine Missverständnisse gibt. - Das sehe ich jetzt nicht als philosophische Sache, sondern rein als sprach-praktische Sache.

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#2418 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Mi 18. Nov 2015, 19:13

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Hier entscheidet der Mensch in keiner Weise, was „existent zu sein hat“
Doch - wenn er mit Popper METHODIK weltanschaulich umgeht, schon. - Du ignorierst standhaft, dass es hier nicht um eine Kritik an der Methodik geht, sondern um deren Verabsolutierung durch den Menschen.
Was für eine „Verabsolutierung“?
Das Wahrnehmungssystem „Mensch“ baut ein Existenzverständnis derart auf, dass es darin um, von ihm, unabhängige Zusammenhänge gehen soll und dass diese Unabhängigkeit sicher festgestellt werden soll.
Das gesamte Existenzverständnis dreht sich um die Unabhängigkeit.
Der Begriff „Existenz“ macht nur Sinn, wenn etwas nachvollziehbar vorhanden ist. Somit steht bei diesem Ansatz nicht der Mensch im Mittelpunkt.
Ein Wahrnehmungssystem kann quasi nicht mehr machen, als dass es sich, für das Existenzverständnis, auf Zusammenhänge verlässt, für die es hohe Wahrscheinlichkeiten gibt, also eine gute Qualität.

Wie ich schon mehrmals aufgezeigt habe, hat dein Ansatz eher eine schlechte Qualität (wobei man eigentlich, angesichts der Inhaltsleere, gar nicht von Qualität reden kann)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Meine Erklärung für dein „Auswahlverfahren“ ist „Vorprägung durch einen alten Text“ und die daraus entstandene Wunschhaltung.
Du kannst Dir wahrscheinlich nicht vorstellen, dass geistige Weisheiten der Zeit keine "Er-Findungen" sind, sondern Ausdruck von "Findung".
Das „Finden“ sieht einfach komisch aus, wenn davor beschrieben wird, wie es ablaufen soll, aber keiner sagen kann, was er danach gefunden hat.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Folglich sollte „Gott“ als „inhaltsleerer Begriff“ eingestuft werden.
Du unterliegst den Zwängen Deines Modells.
In diesem konkreten Fall reagiere ich auf die Inhaltsleere, die du nicht füllen kannst.

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#2419 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Thaddäus » Mi 18. Nov 2015, 19:48

SilverBullet hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: Hier entscheidet der Mensch in keiner Weise, was „existent zu sein hat“
Doch - wenn er mit Popper METHODIK weltanschaulich umgeht, schon. - Du ignorierst standhaft, dass es hier nicht um eine Kritik an der Methodik geht, sondern um deren Verabsolutierung durch den Menschen.
Was für eine „Verabsolutierung“?
Das Wahrnehmungssystem „Mensch“ baut ein Existenzverständnis derart auf, dass es darin um, von ihm, unabhängige Zusammenhänge gehen soll und dass diese Unabhängigkeit sicher festgestellt werden soll.
Das gesamte Existenzverständnis dreht sich um die Unabhängigkeit.
Der Begriff „Existenz“ macht nur Sinn, wenn etwas nachvollziehbar vorhanden ist. Somit steht bei diesem Ansatz nicht der Mensch im Mittelpunkt.
Dieser letzte Satz ist ein offensichtlicher logischer Widerspruch!
Von wem oder was wird Existenz denn festgestellt? Von Menschen, die Existenzaussagen machen!
Somit steht der Mensch ganz offensichtlich im Mittelpunkt, wenn Existenzaussagen von Menschen getroffen werden!

Du meinst erkenntnistheoretisch etwas völlig anderes: nämlich deine Überzeugung, dass das die materiell-physischen Dinge im Universum und in der Welt von der Wahrnehmung und den Überzeugungen des Menschen unabhängig existieren. Dies nennt man in der Erkenntnistheorie den metaphysichen oder naiven Realismus der Einzelding-Ontologie.
Der ist im Übrigen erkenntnistheoretisch offensichtlich falsch, denn natürlich existieren Überzeugungen (über die Dinge im Universum und der Welt), Wünsche, Ängste, Hoffnungen , Hobbits, Einhörner , natürliche Zahlen u.v.a.m., die selbstverständlich REALITÄTEN in dieser Welt darstellen, die aber nicht zu den physisch-materiellen Dingen gehören.

Dein Wahrnehmungsfetichismus funktioniert schon allein deshalb nicht, weil es stets etwas geben muss, DASS wahrnimmt und seine Wahrnehmungen verarbeitet, um über sie z.B. zu Überzeugungen über das Universum und die Welt zu gelangen.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Mi 18. Nov 2015, 20:25, insgesamt 1-mal geändert.

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#2420 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 18. Nov 2015, 20:21

Thaddäus hat geschrieben: Von wem oder was wird Existenz denn festgestellt? Von Menschen, die Existenzaussagen machen!
Somit steht der Mensch ganz offensichtlich im Mittelpunkt, wenn Existenzaussagen von Menschen getroffen werden!
Endlich mal jemand, der das versteht.
Das gilt dann eben auch für die Aussage "Gott existiert".
Wenn es nicht eine Nullaussage sein soll, dann muss klar werden, was genau da existiert.
Danach frage ich zum Beispiel die ganze Zeit.

"Weiß keiner, aber existieren tut es, oder ich nehme jedenfalls an, dass das existiert" sind die hiflosen und in meinen Augen zutiefst ungläubigen Antworten. Weil keiner von denen weiß, was da existieren soll, aber man behauptet es für alle Fälle mal.

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