Savonlinna hat geschrieben:Wie man sieht, geht es nicht darum, eine rasche und fertige Antwort zu geben, sondern die Frage selber überhaupt erst einmal in ihrer Tiefe in den Blick zu bekommen.
Das ist ja ok. - Aber meinst Du wirklich, dass er keine Antwort will?
Savonlinna hat geschrieben:Es genügt eigentlich, das Zitierte überhaupt erst mal verstehen zu wollen, statt ihm rhetorische Antworten schon im Voraus zu unterstellen.
Auch ok. - Siehst Du einen Zeitpunkt, an dem man Antworten geben kann?
Savonlinna hat geschrieben:Es gilt, wie er schreibt, die Struktur des Seins - oder die Natur des Seins - in den gegebenen Dingen aufzufinden.
Natürlich - wir haben doch nichts anderes als "das Gegebene". - Das Sein/die Idee/die Realie/"Gott" selbst ist nicht ohne Thematisierung im Dasein berührbar. - Da ist Tillich voll auf der christlichen Linie.
Savonlinna hat geschrieben:Ich möchte aber in diesen Thread Tillich einbringen.
In Deiner Interpretation. - Das ist ja ebenfalls ok. - Aber meine doch nicht, dass Du selber interpretations-frei wärest. - Deine Zitate Tillichs passen bisher sehr gut in mein Weltbild - und nu?
Savonlinna hat geschrieben:Ich sage also mal: Gott sei das Unergründbare. Bzw. das, was unergründbar ist. Einverstanden?
Ja - eine notwendige, aber nicht hinreichende Definition. - EIN Aspekt.
Savonlinna hat geschrieben:Was also ist Gott für Dich in diesem Zusammenahng?
Das bezog sich auf den Punkt zuvor: Das Unergründbare, an dem wir im Seienden durch Thematisierung teilhaben können. - Offenbarungen als "Krücken" im Dasein, um an etwas auf Daseins-Ebene an etwas teilzuhaben, an dem wir in dessen Wesens-Dimension NICHT teilhaben können.
Savonlinna hat geschrieben:Nähme ich mal alle "Iche" zusammen, dann wäre die Fähigkeit, "ich" zu sagen, aber nicht nur sich selber damit zu meinen, Gott.
Ein vorsichtiges: Einverstanden.
Savonlinna hat geschrieben:ich sage ja zu allem Möglichen "ich", was gar nicht von mir stammt, aber als von mir stammend wahrnehme.
Das verstehe und kenne ich SO nicht.
Savonlinna hat geschrieben:Gelänge es, zu allem, was der Mensch als "seiend" deutet, "ich" zu sagen: dann wäre vielleicht das Gottesbewusstsein erreicht.
Einverstanden?
Nicht ganz. - Ich denke, dass wir bei UNSEREM Namen gerufen sind - dass es also nicht unsere Aufgabe sein soll, unser Bewusstsein (als Ich-Bewusstsein) auf andere(s) auszuweiten.
Wenn Du aber theoretisch meinst im Sinne von "KÖNNTEN wir es, dann hätten wir etwas auf dem Weg zu Gottes-Bewusstsein erreicht", dann stimme ich Dir zu. - Aber wirklich nur theoretisch und nicht als Ziel.
Savonlinna hat geschrieben:Hegel spricht von der dialektischen Aufhebung, wo Gegensätze eben durch dialektisches Denken als nicht-gegensätzlich erkannt werden. Möglicherweise meinst Du das - und nicht die "Aufhebung jeglicher Dialektik".
Ich meine "das" UND auch die "Aufhebung der Dialektik" selbst. - Wenn es also nichts mehr aufzuheben gibt, weil alles aufgehoben ist. - Denn das ist die Voraussetzung für "Alles in Einem" in "Pax et Lux".
Savonlinna hat geschrieben:Dann wäre Gott erneut ein Synonym für das Unergründbare, aber konkret Vorhandene.
Das passt.
Savonlinna hat geschrieben:Ein Kunstbegriff, wo das "Über" irgendwie räumlich oder hierarchisch gemeint ist.
Ich würde eher sagen: Wo das Zeitliche aufgehoben ist - es also in sich trägt, aber nicht selbst zeitlich ist. - WIE das "aussehen" soll, weiss ich nicht, weil unsere Wahrnehmung dafür nicht gemacht ist - aber man kann damit göttliche Dinge erklären, die sonst nicht erklärbar wären.
Savonlinna hat geschrieben:Dann wäre Gott das, was in uns als Nicht-Zeitlichem entdeckt wurde.
Dann wäre das, was uns als nicht-zeitlich erscheint, eine Ahnung von der Über-Zeitlichkeit Gottes.
Savonlinna hat geschrieben:Warum denken manche sich Gott als allmächtig?
Er wäre nur dann NICHT allmächtig, wenn er Geister gerufen hätte, die er nicht mehr loskriegt. - Theoretisch möglich.
Mein Grundgedanke pro Allmacht (und Allwissen) ist:
Wenn alles außer Gott tieferer Dimension ist als Gott UND aus Gott stammt: Wie könnte es die höhere Dimension NICHT beherrschen (außer er will es selber so haben)?
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe vorhin überlegt, ob dieses Allmachtdenken nicht eher symbolisch Satan zuzuschreiben wäre.
"Fürst der Welt", also des Daseins, wäre der biblische Ausdruck dazu. - Aber auch: Der Satan ist der Prokurist Gottes - der Satan ist weder Geschäfsführer noch Gesellschafter. - Insofern ist es geliehene Macht - also eben KEINE Allmacht.
Savonlinna hat geschrieben:Dann stellt man fest, dass Gott diesen Übeln ja gar nicht abhilft, und man hat ein logisches Problem.
Wenn man es falsch angeht, ja.
Savonlinna hat geschrieben:Darum fände ich es sinnvoller, Gott als die treibende Kraft anzusehen, die die Menschheit zu sich selber führen will
Ganz sicher richtig. - Aber Deinen Komparativ "sinnvoller" verstehe ich nicht. - Wie sollte das eine ("Allmacht") mit dem anderen ("treibende KRaft") etwas zu tun haben?
Savonlinna hat geschrieben:dann käme dieses "historische Gedächnis" einer Allwissenheit gleich.
Über-zeitliche Allwissenheit wäre ein zeitliches Voraus-Wissen, das weiss, dass Savonlinna am 32.12.2016 um 14:33 im Englischen Garten in München ein Eis ißt, weil es 21° C hat.