Macht Religion die Menschen moralisch besser?

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Pluto
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#31 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Pluto » Mi 12. Jun 2013, 13:29

Um es mal vorweg zu nehmen, ich glaube nicht, dass Religion Menschen besser macht. Bevor ich aber das begründe, möchte ich auf den Unterschied zwischen Glaube und Religion eingehen:
Für mich ist eine Trennung zwischen gutem Glauben und schlechter Religion, so wie sie Abischai macht, nicht nachvollziehbar. Religion ist für mich das drum-herum des Glaubens, sozusagen die dazugehörige Verzierung, bzw. das Brimborium mit dem Sprechgesang, Weihrauch, Verzierung in den Kirchen. Sie umfasst zudem die Kleidung des Klerus, Riten, Dogmen, Katechismus und Doktrin des Glaubens. Manche Leute haben etwas ironisch, die Religion (IMO sehr treffend) als Bürokratie des Glaubens bezeichnet.
Beide Begriffe sind aus meiner Sicht voneinander untrennbar.

Warm macht weder Glaube noch Religion die Menschen nicht moralisch besser? Weil der Glaube (egal welcher) immer von sich selbst Unmögliches behauptet; nämlich dass er der im Besitz der einzigen Wahrheit ist. Das führt unweigerlich zu Konflikten wenn zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen aufeinander treffen. Wähnt sich die eine in einer Position der Stärke, entstehen dadurch erbitterte Kämpfe, um die Religionshoheit, die dann meist in der Unterdrückung oder Vernichtung der schwächeren Minderheit enden.

Deshalb ist auch die Aussage des Nobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Steven Weinberg aus dem Jahr 1999 zu diesem Thema so treffend:
Mit oder ohne Religion werden sich gute Menschen gut verhalten und schlechte Menschen werden Böses tun, aber damit gute Menschen böses tun braucht es Religion.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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dvdk
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#32 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von dvdk » Mi 12. Jun 2013, 13:38

Abischai hat geschrieben: Ich meine jetzt nicht den immer noch alttestamentlichen Teil der Evangelien, der sich vor Jesu Himmelfahrt abspielte!
Den WAS?
Religion fußt immer darauf, daß der Mensch etwas tun muß. Darauf fußt der Glaube an den Herrn Jesus nicht!
Dann erkläre mir doch bitte mal das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

Im übrigen fußt Umkehr nicht nur im Unterlassen sündhafter Taten(Halt!) sondern auch im Aufgeben von Unterlassungssünden.
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Martinus
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#33 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Martinus » Mi 12. Jun 2013, 13:46

Nein.
Angelas Zeugen wissen was!

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dvdk
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#34 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von dvdk » Mi 12. Jun 2013, 14:19

Pluto hat geschrieben: Deshalb ist auch die Aussage des Nobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Steven Weinberg aus dem Jahr 1999 zu diesem Thema so treffend:
Mit oder ohne Religion werden sich gute Menschen gut verhalten und schlechte Menschen werden Böses tun, aber damit gute Menschen böses tun braucht es Religion.
Oder Nationalsozialismus :devil:
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Andreas
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#35 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Andreas » Mi 12. Jun 2013, 15:49

Pluto hat geschrieben:Weil der Glaube (egal welcher) immer von sich selbst Unmögliches behauptet; nämlich dass er im Besitz der einzigen Wahrheit ist.
Mit der Bitte um Kentnissnahme.
Hier im Forum wird wohl am Beispiel der Religion des Christentums überdeutlich, dass Religion NICHT gleichzusetzen mit Glaube ist. Auf der Glaubensgrundlage der Bibel glaubt jeder was anderes - entwickelt jeder seinen persönlichen Glauben. Was ein bestimmter Christ vor 20 Jahren geglaubt hat, unterscheidet sich von dem was, er heute glaubt. Die Religion glaubt nichts. Glauben können nur menschliche Wesen. Eine Religion ist kein menschliches Wesen sondern ein Erklärungsmodell, das man annehmen, glauben kann. Man kann seinen Glauben auch wieder ablegen.

Das sind keine semantischen Spitzfindigkeiten.
Wenn du diese Begriffe nicht differenzierst, ist das so, als würdest du sagen, dass Wissenschaft und Wissen identisch sind. Die Wissenschaft weiß nichts. Menschen können mehr oder weniger von wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen. Jeder einzelne baut sich aus dem bruchstückhaften Wissen das er von der Wissenschaft hat, sein eigenes Weltbild auf. Kein Wissenschaftler hat "die Wissenschaft" in seinem Kopf. Hier im Forum kann man auch sehen, dass einige User wissenschaftliche Erkenntnisse annehmen und wissen und andere User eben nicht.

Der Mensch hat beide Fähigkeiten: Glauben und Wissen. Jeder nutzt beide Fähigkeiten nach seinen Möglichkeiten, in unterschiedlichem Maß. Irgend etwas weiß jeder und an irgend etwas glaubt jeder. Wissen bezieht sich nicht nur auf wissenschaftliche Erkenntnisse und die Fähigkeit zu glauben, richtet sich nicht nur auf religiöse Themen. Würde die breite Masse nicht an das Geld glauben, würde es schlagartig seine Funktion verlieren. Das wissen die wenigen, die wissen wie Geld funktioniert, sehr genau.

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Heliaia
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#36 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Heliaia » Mi 12. Jun 2013, 16:13

Abischai hat geschrieben: Religion fußt immer darauf, daß der Mensch etwas tun muß. Darauf fußt der Glaube an den Herrn Jesus nicht! Sondern allein die Tat Jesu ist das Fundament. Taten des Gläubigen folgen erst später. Bei Religion ist das niemals so, sondern am Anfang steht immer die Tat des Menschen, nicht die Tat Gottes.
sorry ,aber egal wie du es drehst und wendest sieht für mich die Religion (oder wie du es sagst der "Glaube an Jesus" als einzige Tat )wie ein selbstgebastelter Heiligenschein aus-so oder so ist diese religiöse (oder von mir aus spirituelle) Ideologie des Christentums ein endloses Labyrinth -man läuft und läuft im Kreis und kommt doch nicht dort an wohin man eigentlich will-raus aus dem Labyrinth.
Du hats mir die Frage zwar nicht beantwortet wer für dich Bruder /Schwester ist ,aber die Christen beantworten sie meist so :wer Jesus liebt ist mir mein Bruder und Schwester .Der Rest sind dann Fremde.
Und das ist der Knackpunkt der mich so stört .
Wir sollten nicht so selektiv denken .
Wir sollten nicht so selektiv helfen
oder selektiv versammeln .
Abischai hat geschrieben:
Religion fußt immer darauf, daß der Mensch etwas tun muß. Darauf fußt der Glaube an den Herrn Jesus nicht!


dvdk hat geschrieben:Dann erkläre mir doch bitte mal das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
würde ich auch sagen -denn dieses Beispiel zeigt wie unbedeutend Religionen an sich sind ...es sind die Taten die immer zählen und nicht in welche Gemeinde man singen geht .
An individual who breaks a law that conscience tells him is unjust, and who willingly accepts the penalty of imprisonment in order to arouse the conscience of the community over its injustice, is in reality expressing the highest respect for the law

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Demian
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#37 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Demian » Mi 12. Jun 2013, 16:19

Um es mit Lessing zu sagen: Der Buchstabe ist nicht der Geist ... und die Bibel ist nicht die Religion.

Mia hat geschrieben:Heliaia, genau das ist der Grund warum ich diese, angeblich von Gott stammenden Bücher für höchst gefährlich halte und wenn ich auch oft denke, es ist völlig sinnlos was ich hier mache, aus diesem Grund mache ich weiter.
Gottes liebe bedeutet immer Leid für die andere Seite!

LG Mia

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#38 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Pluto » Mi 12. Jun 2013, 20:16

dvdk hat geschrieben:Oder Nationalsozialismus :devil:
Hi dvdk,

Ich will diesen Thread nicht mit braunem Gedankengut versauen. Dafür ist er zu gut.
Aber wenn du es schon kommentierst, dann möchte doch erwähnen, dass Hitler als guter Katholik aufgewachsen ist, und sich als Junge sogar in eine Jüdin verliebte. Auch glaubte er, er sei in der Mission Gottes unterwegs, wie folgendes Zitat aus "Mein Kampf" auf s. 69 belegt:
Adolf Hitler hat geschrieben:So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#39 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Pluto » Mi 12. Jun 2013, 21:10

Andreas hat geschrieben:Mit der Bitte um Kentnissnahme.
...Mein Glaube ist doch nicht die absolute Wahrheit.
Das ist schön zu wissen, Andreas, aber das ist nicht die Norm. Normalerweise glauben Menschen, dass ihr Glaube der einzig wahre richtige ist.

Die Religion glaubt nichts. Glauben können nur menschliche Wesen. Eine Religion ist kein menschliches Wesen sondern ein Erklärungsmodell, das man annehmen, glauben kann. Man kann seinen Glauben auch wieder ablegen.

Das sind keine semantischen Spitzfindigkeiten.
Klar. Doch das lässt vom Glaube ebenfalls sagen. Glaube ist Gegengenstand des Glaubens, und glaubt nicht selbst. Ich sehe darin keinen so grossen Unterschied. Religion und Glaube sind letztlich unzertrennliche Begriffe.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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dvdk
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#40 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von dvdk » Mi 12. Jun 2013, 21:44

Pluto hat geschrieben:Hi dvdk,

Ich will diesen Thread nicht mit braunem Gedankengut versauen. Dafür ist er zu gut.
Aber wenn du es schon kommentierst, dann möchte doch erwähnen, dass Hitler als guter Katholik aufgewachsen ist, und sich als Junge sogar in eine Jüdin verliebte. Auch glaubte er, er sei in der Mission Gottes unterwegs, wie folgendes Zitat aus "Mein Kampf" auf s. 69 belegt:
Adolf Hitler hat geschrieben:So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.
Ja, das habe ich auch gelesen. Er rechtfertigte sein Tun in dem Glauben, das Werk des Herrn zu tun. Trotz allem war die Bewegung eine politische. Und darauf wollte ich hinaus. Es braucht keine Religion, um Böses zu tun. Kriminelle Energie braucht auch keine Ideologie, sondern einfach nur den Willen, ein Ding zu drehen.
Windhauch ...

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