Erst das Denken macht es dazu.

Säkularismus
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Pluto
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#41 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Mi 4. Jun 2014, 18:22

closs hat geschrieben:Allerdings ist es AUCH Wahrnehmung, wenn man den "lila Kreis" sieht - auch er bringt uns näher an die Wahrnheit - nämlich an die absolute Entität des Kreises.
Ganz im Gegenteil. Je genauer man hinsieht, umso deutlicher wird die Täuschung (ganz im Sinne von Popper).

closs hat geschrieben:Das scheint aber außer Mode gekommen zu sein, weil der platonische Ansatz außer Mode gekommen ist.
Oder weil die platonische Vorstellung einer Idee als Realität schlicht nicht stimmt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich bin immer ganz gut mit der popperschen Sicht von Wahrnehmung/"Realität" klar gekommen, und sehe keinen Grund davon abzuweichen.
Da bin ich jetzt nicht à jour. - Wenn er die ontologische Differenz zwischen Wahrnehmung und "Realität" eingebaut hat, ist alles gut - wenn nicht, ist er wahrscheinlich nur für naturwissenschaftliche Methodik/materialistische Weltanschauungen geeignet - also nicht universal anwendbar.
Der poppersche Ansatz ist universal anwendbar. Wenn du genau hinschaust, differenzierten Popper und Albert nicht zwischen Natur- und Sozialwissenschaften.
Popper hat selbstverständlich den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Realität — er nannte es Wahrheit — verstanden, und in seine Metaphilosophie eingebaut.
Er beschrieb es als "mit der Wahrnehmung sich der Wahrheit annähern".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#42 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Mi 4. Jun 2014, 20:04

Pluto hat geschrieben:Ganz im Gegenteil. Je genauer man hinsieht, umso deutlicer wird die Täuschung
Auch eine Fata Morgana ist eine Wahrnehmung - "man-sieht-eine-Fata-Morgana". - "Wahrnehmung" ist ein komplett neutraler Begriff. - Wärest Du anstelle dieses Wortes einverstanden mit "Rezeption"?

Pluto hat geschrieben:Oder weil die platonische Vorstellung einer Idee als Realität schlicht nicht stimmt.
Aus meiner Sicht unwahrscheinlich - aber natürlich weiss ich es nicht, weil der Mensch weder die Setzung einer geistigen Welt als Grundlage des Seins noch die Setzung einer materiellen Welt als Grundlage des Seins "beweisen" kann.

Pluto hat geschrieben:Der poppersche Ansatz ist universal anwendbar. Wenn du genau hinschaust, differenzierten Popper und Albert nicht zwischen Natur- und Sozialwissenschaften.
Mein Verdacht ist, dass man "Universalität" auf Grundlage der materiellen Welt versteht - aber ich kenne Popper nicht gut genug. - Anders gesagt: Würde Popper die spirituelle Welt NICHT berücksichtigen, wäre er NICHT universal im ontologischen Sinne.

Pluto hat geschrieben:Er beschrieb es als "mit der Wahrnehmung sich der Wahrheit annähern".
Das wiederum ist ein universaler Satz, der vollständig in spirituelle Denksysteme passt: Man nimmt wahr und versucht in möglichst hoher Koinzidenz zu kommen mit dem, was der Fall ist. Genau das tut die Hermeneutik auch.

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Andreas
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#43 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Andreas » Mi 4. Jun 2014, 20:15

Pluto hat geschrieben:Ganz im Gegenteil. Je genauer man hinsieht, umso deutlicer wird die Täuschung (ganz im Sinne von Popper).
Und wenn ich das als Einziger hier wirklich tue (ganz im Sinne von Popper), bin ich das Nerverl aus dem Abseits ...
Pluto hat geschrieben:Oder weil die platonische Vorstellung einer Idee als Realität schlicht nicht stimmt.
... weil die platonische Vorstellung einer Idee des Lila-Kreis-Erstellers schlicht nicht mit der Realität seines Kreises übereinstimmt. :lol: ;) *duckundwech*

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#44 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Mi 4. Jun 2014, 23:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ganz im Gegenteil. Je genauer man hinsieht, umso deutlicer wird die Täuschung
Auch eine Fata Morgana ist eine Wahrnehmung - "man-sieht-eine-Fata-Morgana". - "Wahrnehmung" ist ein komplett neutraler Begriff. - Wärest Du anstelle dieses Wortes einverstanden mit "Rezeption"?
Nicht wirklich, denn es müsste bei mehrfacher genauer Betrachtung des lila Rings, auffallen, dass es sich nur um ein Raster handelt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Oder weil die platonische Vorstellung einer Idee als Realität schlicht nicht stimmt.
Aus meiner Sicht unwahrscheinlich...
Naja...
Ideen existieren im Kopf von Menschen, somit sind sie kategorial wie Wahrnehmungen zu sehen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der poppersche Ansatz ist universal anwendbar. Wenn du genau hinschaust, differenzierten Popper und Albert nicht zwischen Natur- und Sozialwissenschaften.
Mein Verdacht ist, dass man "Universalität" auf Grundlage der materiellen Welt versteht - aber ich kenne Popper nicht gut genug. - Anders gesagt: Würde Popper die spirituelle Welt NICHT berücksichtigen, wäre er NICHT universal im ontologischen Sinne.
Vielleicht solltest du zumindest diesen Wiki-Artikel über den Positivismusstreit ansehen:
Wikipedia hat geschrieben:Der so genannte Positivismusstreit war eine in den 1960er-Jahren vor allem im deutschen Sprachraum (Westdeutschland, Österreich) ausgetragene Auseinandersetzung über Methoden und Werturteile in den Sozialwissenschaften.
Die Vorgeschichte reicht bis in die späten 1930er-Jahre zurück, als Max Horkheimer in seinem Aufsatz Der neueste Angriff auf die Metaphysik[1] (1937) eine Kritik des Erfahrungsbegriffs und der Konzeption der Logik des Wiener Kreises formulierte. Der Positivismusstreit schließt an vorangegangene Kontroversen unterschiedlicher Schulen in der Soziologie an, wie den Werturteilsstreit und den Methodenstreit (er wird auch bisweilen Zweiter Methodenstreit genannt).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Er beschrieb es als "mit der Wahrnehmung sich der Wahrheit annähern".
Das wiederum ist ein universaler Satz, der vollständig in spirituelle Denksysteme passt: Man nimmt wahr und versucht in möglichst hoher Koinzidenz zu kommen mit dem, was der Fall ist. Genau das tut die Hermeneutik auch.
Das kann man nicht vergleichen.
Die Hermeneutik bezieht sich auf die Inhalte von Schriften. Demnach wäre Hermeneutik die Anaylse der Wahrnehmung von Wahrnehmungen. :lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#45 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Do 5. Jun 2014, 00:40

Pluto hat geschrieben:Nicht wirklich, denn es müsste bei mehrfacher genauer Betrachtung des lila Rings, auffallen, dass es sich nur um ein Raster handelt.
Dann sind eben die Raster wahrgenommen - der Begriff "Wahrnehmung" ist NEUTRAL. - Man nimmt wahr, ws man wahrnimmt - die Bewertung der verschiedenen Systeme kommt erst DANACH.

Pluto hat geschrieben:Ideen existieren im Kopf von Menschen, somit sind sie kategorial wie Wahrnehmungen zu sehen.
Selbstverständlich - der Mensch kann nichts anders. - Auch die Durchführung von Messreihen und das Ablesen deren Ergebnis ist eine Wahrnehmung - die Bewertung der verschiedenen Systeme kommt erst DANACH.

Pluto hat geschrieben:Das kann man nicht vergleichen.
Das kann man methodisch nicht vergleichen - aber die Absicht von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft ist bei unterschiedlichen Methoden diesselbe: Sich der Wahrheit annähern. - Auch die Absicht von Müttern ist, sich durch individuelle, subjektive Wahrnehmung der Wahrheit anzunähern. - Methode und Substanz sind unterschiedliche Kategorien.

Pluto hat geschrieben:Vielleicht solltest du zumindest diesen Wiki-Artikel über den Positivismusstreit ansehen
Ja - ein Methodenstreit - das, was man mit der Wahrnehmung macht - der eine so, der andere anders.

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#46 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Do 5. Jun 2014, 01:09

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nicht wirklich, denn es müsste bei mehrfacher genauer Betrachtung des lila Rings, auffallen, dass es sich nur um ein Raster handelt.
Dann sind eben die Raster wahrgenommen - der Begriff "Wahrnehmung" ist NEUTRAL. - Man nimmt wahr, ws man wahrnimmt - die Bewertung der verschiedenen Systeme kommt erst DANACH.

Pluto hat geschrieben:Ideen existieren im Kopf von Menschen, somit sind sie kategorial wie Wahrnehmungen zu sehen.
Selbstverständlich - der Mensch kann nichts anders. - Auch die Durchführung von Messreihen und das Ablesen deren Ergebnis ist eine Wahrnehmung - die Bewertung der verschiedenen Systeme kommt erst DANACH.

closs hat geschrieben:Methode und Substanz sind unterschiedliche Kategorien.
Natürlich. Aber Hermeneutik ist Interpretation von Schriften über Wahrnehmung. Das ist mindestens zwei Schritte weg von einer Beobachtung im popperschen Sinn.

Pluto hat geschrieben:ein Methodenstreit - das, was man mit der Wahrnehmung macht - der eine so, der andere anders.
Ein Methodenstreit der die Methodik in alle Disziplinen der Wissenschaft tangiert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#47 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Do 5. Jun 2014, 01:33

Pluto hat geschrieben:Ein Methodenstreit, der die Methodik in alle Disziplinen der Wissenschaft tangiert.
Natürlich sollte jede Disziplin überprüfen, ob sie von neuen methodischen Erkenntnissen profitieren kann - aber Methodik ist nicht Substanz, sondern Wegweiser zur Substanz hin - die Substanz ("das Sein") ändert sich dadurch nicht.

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#48 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Do 5. Jun 2014, 22:33

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ein Methodenstreit, der die Methodik in alle Disziplinen der Wissenschaft tangiert.
Natürlich sollte jede Disziplin überprüfen, ob sie von neuen methodischen Erkenntnissen profitieren kann - aber Methodik ist nicht Substanz, sondern Wegweiser zur Substanz hin - die Substanz ("das Sein") ändert sich dadurch nicht.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Methodik den "Weg" zur Wahrheit beschreibt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#49 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Do 5. Jun 2014, 23:01

Pluto hat geschrieben:Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Methodik den "Weg" zur Wahrheit beschreibt.
Ja - es darf nur nicht der Eindruck entstehen, dass dieser Weg ankommen kann - er kann nur in die richtige Richtung führen.

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#50 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Do 5. Jun 2014, 23:36

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Methodik den "Weg" zur Wahrheit beschreibt.
Ja - es darf nur nicht der Eindruck entstehen, dass dieser Weg ankommen kann - er kann nur in die richtige Richtung führen.
Natürlich kommt man nie an die Wahrheit heran, aber man kann sich u.U. so sehr an sie herankommen, dass man nach menschlichem Ermessen angekommen ist. Vergleiche die Genauigkeit (15 Stellen!) mit der man quantenmechanische Vorgänge vorhersagen kann. Und das sogar ohne dass wir die QM wirklich in der Tiefe verstehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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