Sag mir wo die Götter sind?

Säkularismus
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sven23
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#81 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 15:22

Demian hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
Es gibt ewige Werte (das ist schon ein Postulat der Vernunft) -

Die da wären?

Das Gute, Wahre und Schöne.

Ich hätte jetzt auf die Liebe getippt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#82 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 15:28

closs hat geschrieben: Primär ist das Gewissen (= con-scientia = Mit-Wissen = Bewusstsein) UNABHÄNGIG von Sozialisation - sekundär ist es leider dann doch beeinflussbar.

Das geht so weit, dass die meisten Menschen ihre Verbrechen ohne "schlechtes Gewissen" vollbringen, weil dieses ausgeschaltet ist. - Du hast also de facto recht - das heisst aber eben NICHT, dass das Gewissen ein Produkt der Sozialisation ist. - Umgekehrt: Die Sozialisation verändert das (vorhandene) Gewissen - insofern ist da ein Stück Rousseau dabei.

Das ist schwer zu beweisen, weil jeder Mensch in irgendeiner Form eine Sozialisation durchläuft. Am besten schaut man sich da Naturvölker an, die weitgehend unbeeiflußt von äußeren Einflüssen geblieben sind. Da findet man Erstaunliches.
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Demian
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#83 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 15:35

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kann man geistige Gesetze konkretisieren? Gibt es Beispiele dazu?
Beispielsweise "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst"/"Liebe Deine Feinde" - also ein primär NICHT-utilitaristisches Gesetz.

Damit ist der Logos der Liebe oder der schöpferischen Vernunft gemeint, der sich der Mensch in seinem „Innersten“ inne werden kann. Die Signatur eines Menschen, der das nicht mehr vermag, ist hingegen der Substanzverlust und Nihilismus.

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Demian
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#84 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 15:40

sven23 hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Die da wären?

Das Gute, Wahre und Schöne.

Ich hätte jetzt auf die Liebe getippt. ;)

Die ergibt sich daraus.

closs
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#85 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von closs » Mo 16. Jun 2014, 15:42

sven23 hat geschrieben:Das ist schwer zu beweisen, weil jeder Mensch in irgendeiner Form eine Sozialisation durchläuft.
Stimmt - aber es geht erst einmal darum, das zu kapieren, was man (eventuell) beweisen will.

sven23 hat geschrieben: Am besten schaut man sich da Naturvölker an, die weitgehend unbeeiflußt von äußeren Einflüssen geblieben sind. Da findet man Erstaunliches.
Deshalb ist es nur "ein Stück" Rousseau - man darf nicht sozial-romantisch werden und den "edlen Wilden" postulieren.

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Demian
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#86 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 16:28

Zur rechten Unterscheidung von Substanz und Akzidenz.

Akzidenz
Der Begriff Akzidenz (lat. accidens) bezeichnet das nicht Wesentliche (das nicht Essentielle), das sich Verändernde, das Zufällige im Gegensatz zur Substanz. Akzidentiell sind hierbei alle in der Substanz verankerten, ihr jedoch nicht wesentlichen Bestimmungen.
Große Bedeutung erlangte der Begriff im Kontext der scholastischen Philosophie bei Thomas von Aquin. Bei ihm heißt es: "Accidentis esse est inesse", also 'für ein Akzidenz bedeutet zu sein, an etwas zu sein'. In die gleiche Richtung geht sein "Accidens non est ens sed entis", also 'ein Akzidenz ist kein Seiendes, sondern ein zu etwas Seiendem gehörendes'.
Es wird also zwischen realer Akzidenz, welche durch Gottes Allmacht getrennt von der Substanz fortexistiert und den akzidentiellen Formen unterschieden. Diese sind jedoch nicht unabhängig oder selbständig von der Substanz, sie werden vielmehr als untrennbar und anhaftend an die Substanz angesehen.
In der Scholastik wie auch im Neuthomismus wird das Verhältnis von Akzidenz zur Substanz auch bezogen auf das Verhältnis von Körper zur Seele, wobei der Körper die Akzidenz darstellt. Hieraus leitete sich in der Eucharistielehre eine Erklärung des Geschehens während der Heiligen Messe ab. Während die Akzidenzien, d.h. die Eigenschaften von Brot und Wein erhalten bleiben, ändert bzw. verwandelt sich die Substanz, d.h. das Wesen (also gerade nicht die Materie) der eucharistischen Gaben in Leib und Blut des auferstandenen Christus. Diese Auffassung wird in der Theologie seit dem 12. Jahrhundert als Transsubstantiationslehre bezeichnet (4. Laterankonzil). [Wikipedia ]
Wenn man z.B. den Satz nimmt "Sokrates ist weise" (oder dick, oder groß), so bezeichnet die Substanz den Menschen Sokrates, während die Beschreibung der Eigenschaft (weise, dick, groß) ein Akzidenz darstellt. [12.12.06]
Link: Wikipedia

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sven23
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#87 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Fr 4. Jul 2014, 16:57

Jean-Paul Sartre hat auch ein passendes Zitat zum Thema:

"Auch Götter sterben, wenn niemand mehr an sie glaubt."

Dieses Schicksal mußten schon tausende von Göttern erleiden. Und trotzdem dreht sich die Erde weiter. ;)
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#88 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Sa 5. Jul 2014, 18:31

Die Götter sind hier. Wir sind die Götter. „Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?“ (Johannes 10,34-36).

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#89 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Jul 2014, 20:04

Demian hat geschrieben:Die Götter sind hier. Wir sind die Götter. „Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?“ (Johannes 10,34-36).

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Also ich fühle mich nicht wie ein Gott. Und wenn ich an den Gott des AT denke, muß ich mich entschieden gegen solche Gesellschaft wehren.
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#90 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Sa 5. Jul 2014, 20:21

sven23 hat geschrieben:Also ich fühle mich nicht wie ein Gott. Und wenn ich an den Gott des AT denke, muß ich mich entschieden gegen solche Gesellschaft wehren.

Wir können den Ozean des Seins nicht halbieren und nur das Licht beanspruchen. Die gesamte Polarität des Universums gehört dazu. Wir selbst sind der spirituelle Geist, der diese Welt geschaffen hat und in jedem Augenblick dynamisch erschafft. Wir sind die Schöpfer von Hölle und Himmel auf dieser Erde. Wir können weiter schlafen oder erwachen zu unsrer wahren Natur. "Wacht auf! Ihr seid alle lebendige Buddhas. Ihr seid die göttliche Leere, das göttliche Nichts. Das weiß ich, weil ich bin was ihr seid, und ihr seid, was ich bin. Lasst alle Vorstellungen und Bilder in eurem Geist fahren, sie kommen und gehen und werden nicht von euch erzeugt. Warum schenkt ihr euren Einbildungen so viel Aufmerksamkeit, wenn doch die Wirklichkeit da ist, um gleich jetzt verwirklicht zu werden?" (Adyashanti, Tanzende Leere: Erleuchtung für Herz, Bauch und Kopf)


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