Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
2Lena
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#41 Re: Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Beitrag von 2Lena » Mi 23. Jul 2014, 23:07

Pluto: Was ist der Grund... woher kommt es, dass Religion und Glaube positiv auf den Menschen wirkt?
Das war eine Analyse!
Nichts verkrampft meine Zehen mehr als das hirnlose Runterbeten von Gebeten, die keiner versteht. Rosenkränze sind zum Heulen, besonders dann wenn einer weiß, dass Worte geleiert werden, welche völlig anderen Inhalte bergen.

Meditationsübungen, willkürlich, finde ich zum Davonlaufen.
Es reicht mir eine Pause zum Sortieren.
Pluto, dein Hinterfragen fand ich sehr ehrlich.

Zeiten der Besinnung helfen bei gegebenen Anlass. Die sind in der Religion eingebunden. Die Feiern für Geburt, Ehe, Beerdigung geben eine Stütze, sind Gelegenheit zum Zusammenkommen. Die Messfeier, wie sie früher jeden Sonntag Brauch war, diente dafür ebenso, brachte Kunstgenuss, Auffrischung von Moralregeln.

Da bin ich beim Thema, dem fundierten Block - der Bibel als Lehrbuch. Da waren Jahrtausende Überlieferungen zu diesem Thema, das über viele Lagen hinweg auf einen Schöpfer hinwies. Die primitive Form jedoch - zumal verheerende Formulierungen mit Gott und Widerspruch in der Bibel vorliegen - ließ einen komischen Unglauben wachsen.

Der entsteht analog auch bei Meditationsübungen, die bei manchen als Zeitverschwendung, bei anderen begeistert gelobt werden, Nabelschau halt. Manche stehen vor dem Spiegel ...

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sven23
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#42 Re: Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Beitrag von sven23 » Di 5. Aug 2014, 12:51

Gibt es eigentlich jemanden hier im Forum der glaubt, daß Gott sich dem Joseph Smith durch den Propheten Moroni offenbart hat, indem er ihm goldene Tafeln überreichte, außer den Mormonen natürlich?
Die Geschichte des Mormonentums ist symptomatisch und exemplarisch für alle sog. Offenbarungsreligionen.
Bild
Quelle: Wikipedia



"Die Beweisführung (für religiöse Wahrheiten) ist schwierig und kann nur von Gelehrten verstanden werden; der Glaube aber ist nötig für die Ungebildeten, für die jungen Menschen und all diejenigen, denen es an Muße fehlt, sich mit Philosophie zu beschäftigen... Für sie reicht die Offenbarung."

(Thomas von Aquin in: "Summa contra Gentiles" (entstanden ca. 1259-64)


"Kindliche Wundermärchen über Wandeln auf dem Wasser und Wiederauferstehung eines Toten werden um so eher als Wunder geglaubt je weniger die eigene Bildung dazu befähigt, die tatsächlichen Wunder des Mikrokosmos des Universums und der unendlich komplizierten Systeme des Lebens auch nur annähernd als solche wahrzunehmen".
(Georg Christoph Lichtenberg, dt. Physiker u. Schriftsteller 1742 - 1799)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#43 Re: Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Beitrag von Naqual » Di 5. Aug 2014, 20:13

sven23 hat geschrieben:Gibt es auch sowas wie ein evidenzbasiertes Modell einer Religion?

Gute Frage.

Eigentlich schon. Die Evidenz ist das Erleben der Gläubigen, die daraus ein Modell zu Erklärung dieses Erlebens aufbauen.
Also übernatürliche Erlebnisse werden erklärt z.B. mit Gott und was passiert wenn man dies oder jenes macht.

Dabei haben diese Evidenzen z.B. im Christentum, einige Besonderheiten:
a) sie können subjektives Erleben sein, das andere nicht erleben oder ganz anders
b) das Erleben ist nicht nach eigenem Willen wiederholbar, "es passiert einem"
c) sie sind in weiter Vergangenheit und damit nicht prüfbar (z.B. biblische Berichte)
d) der Kern des Modells einer Religion tritt selbst nicht als Evidenz auf, z.B. Gott und Teufel.
e) die Erlebnisse sind zu isoliert um daraus ein Modell zu bauen, oder sie taugen nicht für ein einheitliches Modell
f) die Evidenzen als Wirkung betrachtet können sehr viele Ursachen zugeordnet werden, aber keine alternativen Ursachen wirklich ausgeschlossen werden
g) mit dem aus den Evidenzen gewonnen Modell können keine zukünftige Geschehnisse und Wirkungen zuverlässig vorausgesehen werden

Das bisher Gesagte klingt jetzt nach "Konkurs-Modell von Religion".
Sehe ich aber nur teilweise so.

Also z.B. ich habe religiöse Evidenzen. Sehr subjektiv. Sie kommen wann sie wollen (und ich damit einverstanden bin). Ich weiß nie wann. Trotzdem sind sie da. Für mich ist das beeindruckend. Schwierigkeiten hätte ich persönlich damit aber ein Modell zu entwickeln. Es gibt zu viele Erklärungsmöglichkeiten für Nichterklärbares. Ich gehe genau deswegen aber einen anderen Weg als die Religonen (meine Erfahrungen widersprechen teils dem christlichen Modell immens). Ich lasse die Erklärungsmöglichkeiten auch als Möglichkeiten so stehen. Oder als zeitweilige Lösungen. "Glaube" im christlichen Sinn ist für mich allerdings kein Wert oder ohne Bedeutung. Die Annahme eines religiösen Modells auch nicht heilsrelevant. Nachteil ist eigentlich nur, man findet wenig religiöse Genossen, die es auch so sehen.

2Lena
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#44 Re: Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Aug 2014, 22:55

Naqual: Ich gehe genau deswegen aber einen anderen Weg als die Religonen (meine Erfahrungen widersprechen teils dem christlichen Modell immens).
Danke Naqual für deine offenen Worte
.
Es ist kein Wunder, dass sich die praktische Erfahrung und die Bibel widersprechen, da diese nicht in richtiger Weise *ausgelegt wurde.

Es sollte nicht so sein, dass jeder sich dann seine eigenen (oft bitteren) Erfahrungen durchpflügt, wenn doch gute Richtlinien vorliegen, die allen das Leben einfacher machen.

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Naqual
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#45 Re: Religion-kollektive Selbsttäuschung?

Beitrag von Naqual » Do 7. Aug 2014, 18:53

2Lena hat geschrieben:
Naqual: Ich gehe genau deswegen aber einen anderen Weg als die Religonen (meine Erfahrungen widersprechen teils dem christlichen Modell immens).
. Danke Naqual für deine offenen Worte.
Es ist kein Wunder, dass sich die praktische Erfahrung und die Bibel widersprechen, da diese nicht in richtiger Weise *ausgelegt wurde.
Es sollte nicht so sein, dass jeder sich dann seine eigenen (oft bitteren) Erfahrungen durchpflügt, wenn doch gute Richtlinien vorliegen, die allen das Leben einfacher machen.

Danke für Dein Verständnis.

Bei dem Thread-Thema "Religion - kollektive Selbsttäuschung" war die Fragestellung von Sven (evidenzbasierte Religionen) schon sehr treffend.
In der christlichen Kultur sind wir dogmenlastig und nicht erfahrungslastig. Das begünstigt mögliche eigene Täuschungen, wie auch kollektive Selbsttäuschungen. Ja, selbst Erfahrungen werten wir nach den gegebenen Dogmen aus (bis es nicht mehr aufgeht, dann Grübel, grübel...). Eigentlich sollte man auch den Mut haben, die eigenen Erfahrungen besser wertzuschätzen (ohne zu übertreiben und eine eigene egozentrische Religion aufzubauen) und von diesen Erfahrungen heraus religiöse Gedanken entwickeln.
Grundsätzlich denke ich kann man sagen, dass die abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) stark dogmatisch konzipiert sind. Also Dogmen, die dann (bevor eigene Erfahrungen vorliegen und auch danach) für die eigenen gemacht werden. In den fernöstlichen Religionenen (Buddhismus, Taoismus, Hinduismus) ist der Schwerpunkt darauf, eigene Erfahrungen zu vermitteln. Also Dogmen als HIlfestellung für die diesseitige Lebenspraxis und nicht als heilsrelevantes "Musst-Du-Glauben-sonst-Hölle".

Bei der Bibel gebe ich Dir Recht, dass vieles (manchmal befürchte ich das Allermeiste) schlicht falsch interpretiert wird.
Jedenfalls überrascht es mich, dass wir aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehr oft zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Der Aufwand, um die Bibel selbständig deuten zu können ist so hoch (z.B. Sprachkenntnisse, systematische religionsgeschichtliche Kenntnisse, historische Kenntnisse, usw.) dass ich mich frage, ob die Bibel - so wie vorliegend - komplett für unsere Zivilisation überholt ist. Man könnte und müsste vieles heute anders formulieren und aufbauen in dem Buch. Man hat mehr Ablenkungen und Irrwege im Nachvollziehen zu bewältigen, als man persönliche Erkenntnisse für das eigene Leben konkret erhält. Denke aber, hier bin ich pessimistischer als Du eingestellt.

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