Humanismus-Alternative zur Religion?

Säkularismus
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Pluto
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#81 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Aug 2014, 23:57

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das mag deine private Meinung sein
So gesehen, ist auch der KR eine Privatmeinung. ;)
Der aber in der gesamten Wissenschaft auf Anerkennung stösst weil er FUNKTIONIERT.

closs hat geschrieben:WENN eine "Philosophie" festlegt, dass nur diejenigen Phänomene relevant sind, die naturwissenschaftlich untersuchbar sind, dann grenzt sie sich ab gegenüber Phänomenen, die naturwissenschaftlich NICHT untersuchbar sind - tut also so, als gäbe es diese nicht. - Das ist Weltanschauung.
Quatsch.
Der kritische Rationalismus wird allgemein als Teil der Philosophie der Wissenschaft anerkannt. Der KR ist aber KEINE Weltanschauung, sondern eine Unersuchungsmethode die sich in der Praxis bestens bewährt hat.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Popper legte sich nicht auf den Materialismus fest.
Dadurch dass er konstruktivistisch arbeitet, ist er automatisch materialistisch.
Wann und wo hat Popper kostruktivistisch gearbeitet?

closs hat geschrieben:Du darfst aber nicht vergessen, dass Biologie eine andere Kategorie ist als Philosophie/Theologie. - Darwin hat Teleologie innerhalb der Biologie falsifiziert - aber wie gesagt: Das stört keinen Geisteswissenschaftler - nicht sein Feld.
Das halte ich für eine erfundenes Märchen. Nenne mir einen Geisteswissenschaftler der Gegenwart der an der Teleologie festhält.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das mag deine private Meinung sein
So gesehen, ist auch der KR eine Privatmeinung. ;)
Die aber in der gesamten Wissenschaft auf Anerkennung stösst.
Ich sehe, du musst noch viel an deiner Lobby arbeiten.

closs hat geschrieben:WENN eine "Philosophie" festlegt, dass nur diejenigen Phänomene relevant sind, die naturwissenschaftlich untersuchbar sind, dann grenzt sie sich ab gegenüber Phänomenen, die naturwissenschaftlich NICHT untersuchbar sind - tut also so, als gäbe es diese nicht. - Das ist Weltanschauung.
Der kritische Rationalismus ist KEINE Weltanschauung sondern eine UnersuchungsmMethode die sich in der Praxis bestens bewährt hat.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Popper legte sich nicht auf den Materialismus fest.
Dadurch dass er konstruktivistisch arbeitet, ist er automatisch materialistisch.
Wann und wo hat Popper kostruktivistisch gearbeitet?
Und warum behauptest du, Konstruktivismus sei materialistisch?

closs hat geschrieben:Du darfst aber nicht vergessen, dass Biologie eine andere Kategorie ist als Philosophie/Theologie. - Darwin hat Teleologie innerhalb der Biologie falsifiziert - aber wie gesagt: Das stört keinen Geisteswissenschaftler - nicht sein Feld.
Das halte ich für ein Märchen. Nenne mir einen Geisteswissenschaftler (kein Theologe) der Gegenwart der an der Teleologie festhält.
(Theologie ist im Bezug auf die Teleologie nicht ergebnisoffen.)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#82 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von closs » Di 5. Aug 2014, 00:37

Im ersten Teil sprichst Du von "der Philosophie der Wissenschaft", im zweiten Teil von einer "Untersuchungs-METHODE" - wat nu?
Ist die Vermeidung des unendlichen Regresses nicht automatisch einhergehend mit Konstruktivismus?

Hat das "auf Sicht fahren" des KR nicht automatisch konstruktivistische Züge? (Bin selber noch nicht ganz sicher)[/quote] "auf Sicht fahren" hat für mich was mit Empirie zu tun. Darauf legte Popper in der Tat großen Wert.

Pluto hat geschrieben: Nenne mir einen Geisteswissenschaftler der Gegenwart, der an der Teleologie festhält.
Nenne mir einen Theologen oder Platoniker, der NICHT an der Teleologie festhält.

Vorsicht: Wir meinen NICHT dasselbe mit Teleologie - Du meinst Daseins-Teleologie - ich meine metaphysische Teleologie.[/quote]Deine Definition der Teleologie überrascht mich.

"Nominalismus" ist "Materialismus" - oder nicht?

Pluto
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#83 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von Pluto » Di 5. Aug 2014, 01:17

closs hat geschrieben:Im ersten Teil sprichst Du von "der Philosophie der Wissenschaft", im zweiten Teil von einer "Untersuchungs-METHODE" - wat nu?
Ich gehe das viel pragatischer an. Für mich ist der KR eine Meta-Theorie. Also eine philosophische Methode um empirische Ergebnisse auszuwerten. Der Rest ist Spielerei.
closs hat geschrieben:Ist die Vermeidung des unendlichen Regresses nicht automatisch einhergehend mit Konstruktivismus?
Nicht das ich wüsste.
closs hat geschrieben:Hat das "auf Sicht fahren" des KR nicht automatisch konstruktivistische Züge? (Bin selber noch nicht ganz sicher)
"auf Sicht fahren" hat für mich was mit Empirie zu tun. Darauf legte Popper in der Tat großen Wert.

Pluto hat geschrieben: Nenne mir einen Geisteswissenschaftler der Gegenwart, der an der Teleologie festhält.
Nenne mir einen Theologen oder Platoniker, der NICHT an der Teleologie festhält. [/quote] Ich kenne keinen einzigen.
closs hat geschrieben:Vorsicht: Wir meinen NICHT dasselbe mit Teleologie - Du meinst Daseins-Teleologie - ich meine metaphysische Teleologie.
Deine Definition der Teleologie überrascht mich.
Wenn du im Vorfeld eine private Definition erklärst, so kann ich mich anpassen, aber ansonst sollten wir uns an lexikalische Definitionen halten, sonst reden wir aneinander vorbei.
Wenn du deine privaten Definitionen im Nachhinein anbringst, dann ist so als würdest du mitten im Spiel die Torpfosten verschieben.

Jedenfalls kenne ich keinen einzigen Wissenschaftler, der heute noch an der Teleologie festhält. Das Konzept einer zielgerichteten Entwchklung ist in der diesseitigen Welt des Daseins durch Darwin widerlegt.

closs hat geschrieben:"Nominalismus" ist "Materialismus" - oder nicht?
Keine Ahnung warum du das jetzt gleichsetzt. Für mich ist Nominalismus eine Spielart der Empirie — wahrnehmbare Wirklichkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#84 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von Naqual » Di 5. Aug 2014, 08:54

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das mag deine private Meinung sein
So gesehen, ist auch der KR eine Privatmeinung. ;)
Der aber in der gesamten Wissenschaft auf Anerkennung stösst weil er FUNKTIONIERT.

Für Naturwissenschaftler funktioniert das sicherlich. In den Geisteswissenschaften sind es eher eine Minorität, die glasklar und astrein den Kritischen Rationalismus vertreten. Es überwiegen eher "Mischformen", so ganz extreme Verfechter des KR sind eher selten und finden sich dann auch in bestimmten Gegenstandsbereichen des Forschens, z.B. bei Statistikern in den Sozialwissenschaften.
Popper würde es zum Beispiel ablehnen dass Theologie eine Wissenschaft ist, weil Theo (Gott) grundsätzlich weder verifizierbar noch falsifierbar ist. Für ihn arbeiten dann Theologen außerhalb der Wissenschaften (was übrigens nicht ausschließt, dass es Gott gibt - es kann nur nicht Gegenstand der Wissenschaften sein). Das klingt auf den ersten Blick sogar sinnvoll. Aber nur auf den ersten. Das liegt daran, dass die Theologen über vieles Forschen aber Gott nicht auf dem Seziertisch haben. Man kann dann darüber streiten, ob der Name Theo-logie richtig gewählt ist, aber für mich zählt die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens. Natürlich kann man ganz wissenschaftlich Texte über Gott untersuchen, sogar mit einem riesigen Falsifizierungspotential wie die historisch-kritische Theologie. Und das ist gut so. Die Alternative wären die leichtgläubigen Dogmatiker. Natürlich kann man die verschiedenen subjektiven Meinungen zu Gott wissenschaftlich kategorisieren (z.B. von biblischen Autoren oder heutigen Gläubigen in verschiedenen Religionen und im Unterschied zu Atheisten) . Die Psychologie macht auch nichts anderes mit Menschen. Grundlage sind z.B. geäußerte Gefühle von Menschen, von denen ich letztlich die wenigsten verifizieren oder falsifizieren kann. Sie gehen vom Verhalten und Reaktionen aus, nicht aber von dem was im Menschen selbst drin ist. Das wird nur logisch erschlossen.
In der gesamten Philosophie haben wir das Problem, das diese sehr abgehoben funktionieren kann (sogar jenseits jeglicher beobachtbarer Praxis) und in Bereichen, wo Falsifizieren ein müßiges Unterfangen wäre. Und doch ist die Philosphie eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin. Und sie hat auch in diesen Bereichen sich mit tiefsten Gedankengängen bewährt.
Nach konsequenter Auslegung des Kritschen Rationalismus müsste man sich fragen, ob Aristoteles, Platon, Rousseau, Sokrates usw. keine Wissenschaftler im Sinne des KR waren. Nicht falsifizierbare Gegenstandsbereiche hatten die zur Genüge.
Der Kritische Rationalismus ist nicht einfach universell gültig, sondern er hat Bereiche, wo er sehr gute Erkenntnisse bringt, andere, wo er schlicht überflüssig wäre im Extremfall. Seine Lorbeeren hat er sich sicherlich z.B. im Bereich der Ideologiekritik geholt.
Interessant wird es dann, wenn man den KR im Zusammenhang mit seinen Gegnern, den Vertretern der "Kritischen Theorie" vergleicht. Denn die haben (teils) auch Recht. Die würden z.B. betonen, dass der KR nur das Offensichtliche abbildet, was eh schon jeder weiß und hier natürlich eine hohe Beweisquote mit großer Zuverlässigkeit anbieten kann ("Positivismus"). Besonders auch, dass Wissenschaft erst einmal von Ideen lebt, die außerhalb des konkret Erfahrbaren ansetzen (damit nicht falsifizierbar sind) und dann zur Praxis geführt werden müssen, wo sie verifizierbar oder falsifierbar werden.
Der KR z.B. ist politikwissenschaftlich gesehen eine Möglichkeit besonders für die jeweils herrschenden Umstände in einer Gesellschaft. Also konservativ, systemerhaltend. Die Kritische Theorie betont jetzt, dass man ein abstraktes Ziel, teils sogar eine Utopie setzen muss, die besser für die Menschen ist (leichter Seitenwink: Humanismus). Da kann man noch gar nichts falsifizieren. Jetzt aber so etwas als "unwissenschaftlich" zu degradieren, würde die Entwicklung einer Gesellschaft hemmen.

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#85 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von Naqual » Di 5. Aug 2014, 09:01

@ Pluto

Bei der "Teleologie" (in Bezug auf Popper) muss man wohl auch aus folgendem Blickwinkel unterscheiden:
a) ein begrenztes Phänomen hat in seinem Bereich einen "eingebauten Sinn und Zweck", dem es letztlich anstrebt
b) als umfassende Sicht: also alles im Dasein hat einen "eingebauten Sinn und Zweck" dem es zustrebt.

a) ist auch für Popper vorstellbar
b) wäre für Popper allenfalls interessante Spekulationen, aber nicht sinnvolle Wissenschaft.

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#86 Re: Humanismus-Alternative zur Religion?

Beitrag von closs » Di 5. Aug 2014, 09:32

Pluto hat geschrieben:Also eine philosophische Methode um empirische Ergebnisse auszuwerten.
Das ist exakt ok. - Solange es dabei bleibt, hat kein Schönborn etwas degegen.

Pluto hat geschrieben:Wenn du deine privaten Definitionen im Nachhinein anbringst
Das sind keine privaten Definitionen. - Dass der zeitliche Ablauf der Begebenheiten des Menschenlebens einen zweckvollen Gesamtsinn hat, ist nach wie vor Grundlage der christlichen Existenz - für Platoniker (also "Realisten" im Sinne des Universalienstreits) wird es auch so sein.

Pluto hat geschrieben:Jedenfalls kenne ich keinen einzigen Wissenschaftler, der heute noch an der Teleologie festhält.
Für die Naturwissenschaft ist das auch richtig - Naturwissenschaft fährt "auf Sicht" - da kann es keine Teleologie geben.

Naqual hat geschrieben:Nach konsequenter Auslegung des Kritschen Rationalismus müsste man sich fragen, ob Aristoteles, Platon, Rousseau, Sokrates usw. keine Wissenschaftler im Sinne des KR waren. Nicht falsifizierbare Gegenstandsbereiche hatten die zur Genüge. Der Kritische Rationalismus ist nicht einfach universell gültig, sondern er hat Bereiche, wo er sehr gute Erkenntnisse bringt
Ja - das ist die richtige Spur. :thumbup:

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