Die Sanftmut des Bösen

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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ThomasM
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#1 Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von ThomasM » Di 19. Aug 2014, 12:59

In der Welt ist ein Artikel erschienen, der von einer ungewöhnlichen TV-Reportage berichtet. Erstmals ist es gelungen, ein Bild von innen aus dem Herzen der IS (die Terrorgruppe Islamischer Staat) zu zeichnen.
http://www.welt.de/kultur/article131344 ... sinns.html

Der Artikel macht betroffen, denn er zeigt, wie normal das Grauen ist, mit welcher Seeligkeit man zum Bösen wird.

Nun kann man ja einwenden "Ist ja schließlich der Islam".
Das sehe ich nicht so. Es ist menschlich und der Islam wird hier benutzt. So wie das Christentum benutzt werden kann. Oder der Nationalismus. Oder die Zughörigkeit zu einer Rasse. Oder oder.

Aber die Religion, als starker Identifikator für eine Lebensbasis, scheint besonders anfällig dafür zu sein, in dieser Weise mißbraucht zu werden.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Magdalena61
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#2 Re: Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von Magdalena61 » Di 19. Aug 2014, 13:24

... sitzt man ganz allein vor dem Computer, flankiert nur von der eigenen Fassungslosigkeit.
welt.de
.
Die Baalspriester auf dem Karmel waren ebenfalls enrsthaft davon überzeugt gewesen, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Sonst wären sie auf die Herausforderung Elias wohl nicht eingegangen.


Das Video aus dem Artikel in welt.de findet man auch bei Youtube:

LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#3 Re: Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von closs » Di 19. Aug 2014, 15:37

Interessantes Thema.

Eure Aussagen entsprechen meinen Erfahrungen im Wirtschaftsleben (nicht nur da, aber da besonders): Man hält sich für "gut", wenn man "sein" System fehlerfrei und gesetzes-konform bedient. - Ob dieses System - übertragen auf die Gesellschaft - Nationalsozialismus oder DDR-Kommunismus oder West-Kapitalismus oder IS heisst, ist vollkommen wurscht.

Die Allermeisten stehen - auch heute - auf IHREM Berg Kamel und meinen, dass sie das richtige System bedienen. - So wie das Volk NACH der Karmel-Entscheidung ruft: "Jahwe ist Gott" (1.Kön. 18,39). - Ähnlich wie übrigens auch in 2.Kön. 18,22, als sich der assurische Abgesandte als Boten Jahwes ausgibt und das Volk "auf der Mauer" (18,27) sitzt und gespannt (also NICHT entrüstet) zuhört - man schaut mal, welches "System" gewinnt. - Das heisst: Es ist kein geistiger Überzeugungs-Glaube da, sondern ein System-Kampf. - Hätte auf dem Karmel Baal gewonnen, hätte das Volk am Ende ohne jegliche Rührung gesagt: "Baal ist Gott". - "Hat halt diesmal Baal gewonnen - ich hab's ja immer schon gewusst" :devil: .

Es hat sich seitdem nichts geändert. - Und deshalb ist der system-formatierte Mensch nicht delikt-fähig. - Der einfache Polizist des Bundesgrenzschutzes war derselbe Mensch wie der Todesschütze auf der anderen Seite der DDR-Grenze - man könnte sie jederzeit austauschen. - Der einzige Unterschied ist die Gnade des siegreichen Systems - der eine geht als Gewinner, der andere als Verlierer raus, obwohl beide im Grunde dasselbe gemacht haben.

ThomasM
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#4 Re: Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von ThomasM » Di 19. Aug 2014, 16:37

closs hat geschrieben: Und deshalb ist der system-formatierte Mensch nicht delikt-fähig.
Hier gehst du meines Erachtens zu weit. Denn damit negierst du die individuelle Schuldfähigkeit. Wenn "das System" schuld ist, dann ist niemand schuld.

Oder noch schlimmer:
Ich mache bestimmte Menschen zu Identifikatoren des Systems, die ich dann mit Recht bekämpfe, denn das System muss ja bekämpft werden. Und schwupp, bin ich mitten reingefallen in die Falle. Ich werde zum Folterer im gerechten Krieg, ich werde zum Mörder im heiligen Krieg, ich werde zum Terroristen.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Lena
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#5 Re: Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von Lena » Di 19. Aug 2014, 16:51

ThomasM hat geschrieben: Ich mache bestimmte Menschen zu Identifikatoren des Systems, die ich dann mit Recht bekämpfe, denn das System muss ja bekämpft werden. Und schwupp, bin ich mitten reingefallen in die Falle. Ich werde zum Folterer im gerechten Krieg, ich werde zum Mörder im heiligen Krieg, ich werde zum Terroristen.

Für mein Verständnis gibt es keinen anderen Weg, diesen nie endenden Wahnsinn zu unterbrechen, als diesen hier:

Liebt eure Feinde
und bittet für die,
die euch verfolgen,
damit ihr Kinder seid
eures Vaters im Himmel
Jeschua


Und das muss ich tun. Ich als Einzelner. Egal wie andere mich betiteln, einordnen oder welcher Gruppierung ich mich hinzufüge...Dabei kann es passieren, dass ich mein Leben lassen muss - nicht aber meine Seele verlieren.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

closs
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#6 Re: Die Sanftmut des Bösen

Beitrag von closs » Di 19. Aug 2014, 17:03

ThomasM hat geschrieben: Wenn "das System" schuld ist, dann ist niemand schuld.
De facto kommt das der Realität sehr nahe - "schuldig" ist immer der Unterlegene - also danach. - "Schuld" müsste man in Bezug auf den Augenblick des Handelns sehen. - Und da ist es zu wenig, aufzuschieben im Sinne von: "Mal sehen, ob wir gewinnen - denn dann bin ich unschuldig".

ThomasM hat geschrieben:Ich werde zum Folterer im gerechten Krieg, ich werde zum Mörder im heiligen Krieg, ich werde zum Terroristen.
Auch das kommt der Realität sehr nahe. - Auf der einen Seite Folterer und Drohnen, auf der anderen Seite Terroristen.

Lena hat geschrieben:Und das muss ich tun. Ich als Einzelner. Egal wie andere mich betiteln, einordnen oder welcher Gruppierung ich mich hinzufüge
Das ist wahrscheinlich der einzige Weg: Sich frei machen von Systemen - das heisst: Keine Drohnen für die USA bedienen und keine Raketen für islamische Terroristen bedienen. - Entweder oder.

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