Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#1 Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Pluto » Fr 19. Sep 2014, 11:03

Simplicius hat geschrieben:Was meinst Du denn, warum wir westlichen Staaten an der Spitze der Weltnahrungskette stehen?
Dafür gibt es komplexe Gründe, die aber alle nichts mit menschlicher Brutalität zu tun haben.

Im Altertum gehörten die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sei es in Philosophie, in der Astronomie oder in der Medizin vor allem den Griechen, Arabern und Persern. Jahrhunderte lang waren sie damit den europäischen Völkern überlegen, die sich vor allem als Bauern betätigten. Mit der Verbreitung des Christentums in den ersten 200 Jahren unserer Zeitrechnung, wurden die alten heidnischen Mythologien verdrängt. Dies legte den Grundstein für die wahrscheinlich größte geistige Revolution unsere Kultur. Bereits im 11. Jh., also rund 500 Jahre vor Beginn der Aufklärung, als Kopernikus seine Idee der Heliozentrik veröffentlichte, waren bereits alle griechischen, arabischen und persischen Schriften ins Latein übersetzt. An den neu gegründeten Universitäten, von denen die meisten aber immer noch unter kirchlicher Leitung standen, setzte daraufhin ein noch nie da gewesener Lerneifer ein, angeführt vor allem von den Mönchen und Priestern der damaligen Kirche. Bald darauf, gegen Ende des 13. Jh. hatten die europäischen Völker dadurch die Führung in Wissenschaft und Technik übernommen, und diese westliche Vormachtstellung sollte bis Heute erhalten bleiben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#2 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Fr 19. Sep 2014, 11:48

Pluto hat geschrieben: Bald darauf, gegen Ende des 13. Jh. hatten die europäischen Völker dadurch die Führung in Wissenschaft und Technik übernommen, und diese westliche Vormachtstellung sollte bis Heute erhalten bleiben.
Historisch ist das schon richtig. - Hinzuzufügen wäre, dass all das nur in einer geeigneten Klimazone funktionieren kann und in einem relativ überschaubarem Raum (Mittelmeer, Atlantik und Nord-/Ost-See sind natürliche Grenzen, die Konzentration und Infrastruktur ermöglichen).

Allerdings wäre zu definieren, von welcher Art von Vormachtstellung wir sprechen: Zivilisatorisch? Technisch? Kulturell? Geistig? - Je nach Schwerpunktsetzung können unterschiedliche ERgebnisse rauskommen.

R.F.
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#3 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von R.F. » Fr 19. Sep 2014, 15:51

Pluto hat geschrieben: - - -
Im Altertum gehörten die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sei es in Philosophie, in der Astronomie oder in der Medizin vor allem den Griechen, Arabern und Persern. Jahrhunderte lang waren sie damit den europäischen Völkern überlegen, die sich vor allem als Bauern betätigten. Mit der Verbreitung des Christentums in den ersten 200 Jahren unserer Zeitrechnung, wurden die alten heidnischen Mythologien verdrängt. Dies legte den Grundstein für die wahrscheinlich größte geistige Revolution unsere Kultur. Bereits im 11. Jh., also rund 500 Jahre vor Beginn der Aufklärung, als Kopernikus seine Idee der Heliozentrik veröffentlichte, waren bereits alle griechischen, arabischen und persischen Schriften ins Latein übersetzt. An den neu gegründeten Universitäten, von denen die meisten aber immer noch unter kirchlicher Leitung standen, setzte daraufhin ein noch nie da gewesener Lerneifer ein, angeführt vor allem von den Mönchen und Priestern der damaligen Kirche. Bald darauf, gegen Ende des 13. Jh. hatten die europäischen Völker dadurch die Führung in Wissenschaft und Technik übernommen, und diese westliche Vormachtstellung sollte bis Heute erhalten bleiben.
Sehr schön formuliert, lieber Pluto. In der Schule bekämst Du dafür eine gute Note. Der Aufstieg des Menschen vom dummen Hirten zum Relativitätsphysiker :P ist nicht zu leugnen. Wenn der Kolumbus an die Scheibenform der Erde geglaubt hätte, würden die Büffelherden noch immer ungebremst über den nordamerikanischen Kontinent jagen. Wer hätte dann die Japaner 1945 zur Kapitulation gezwungen, wenn nicht die Sieger über die Indianer ihre Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hätten?

Im Ernst: Wie konnten die antiken Kreter die Astronomische Navigation ca. 1.500 Jahre v. Chr. beherrschen? Anders wären sie nämlich per Schiff nicht nach Palästina gekommen. Eben so die Menschen, die vor ähnlich langer Zeit pazifische Atolls bevölkerten...Was ich damit sagen möchte: Längst vorhandenes Wissen muss durch irgendwelche Umstände verloren gegangen sein, die Kultur verlief im Rückwärtsgang...

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sven23
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#4 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von sven23 » Fr 19. Sep 2014, 17:18

Pluto hat geschrieben: Im Altertum gehörten die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sei es in Philosophie, in der Astronomie oder in der Medizin vor allem den Griechen, Arabern und Persern.

Gerade die Araber haben großes geleistet für die Weiterentwicklung der Menschheit. Deshalb ist es besonders traurig, daß die arabische Welt heute in der Wissenschaft und bei Innovationen so zurückgefallen ist. Manche machen den fundamental praktizierten Islam als Ursache dafür verantwortlich. Religion als Hemmschuh für Entwicklung.

Apropos westliche Überlegenheit. Volker Pispers hat eine spezielle Ansicht dazu.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#5 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Fr 19. Sep 2014, 18:31

Pispers ist wirklich richtig gut - wie Georg Schramm.

Pluto
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#6 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Pluto » Fr 19. Sep 2014, 20:33

closs hat geschrieben:Allerdings wäre zu definieren, von welcher Art von Vormachtstellung wir sprechen: Zivilisatorisch? Technisch? Kulturell? Geistig? -
Über alle vier, wenn man will. Ich sehe da keine großen Unterschiede in der Entwicklung. Da sehe ich keinerlei Konflikte.
Technologie führte zu Zivilisation; Zivilisation zu Kunst und Kultur. Und alles war eingebettet in der damaligen Glaubenswelt der christlichen Kirche, was für die Einbindung des Fortschritts mit den damaligen Vorstellungen von Gott und Geist sorgte.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist dass wir es der Organisation der Kirche im ersten Jahrtausend seiner Existenz, unseren heutigen Wohlstand und die kurturell/wirtschaftliche Vormachtstellung zu verdanken haben.

Wie sagte hier neulich Jemand so trefflich? "Alles ist verbunden". Hier passt das ganz genau!
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#7 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Pluto » Fr 19. Sep 2014, 22:49

R.F. hat geschrieben:Sehr schön formuliert, lieber Pluto. In der Schule bekämst Du dafür eine gute Note.
Danke für die Blumen! :D
R.F. hat geschrieben:Wie konnten die antiken Kreter die Astronomische Navigation ca. 1.500 Jahre v. Chr. beherrschen?
Das Wissen der "Araber" wurde ursprünglich von den Babyloniern und Phöniziern aufgebaut. Diese Kulturen hatten allemal die notwendigen astronomischen Grundlagen zur Navigation, die die Kreter (Griechen) später verwendeten.
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#8 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 00:24

Pluto hat geschrieben:Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist dass wir es der Organisation der Kirche im ersten Jahrtausend seiner Existenz, unseren heutigen Wohlstand und die kurturell/wirtschaftliche Vormachtstellung zu verdanken haben.
Historisch ist das sicher richtig - eben aus Organisations-/infrastruktralen Gründen. - Man muss sich allein einmal auf der Zunge zergehen lassen, dass man bereits im Mittelalter von Riga bis Santiago de Compostella in EINER Sprache, nämlich LAtein sprach (unter Gebildeten) - Europa pur.

Pluto hat geschrieben:Über alle vier, wenn man will. Ich sehe da keine großen Unterschiede in der Entwicklung. Da sehe ich keinerlei Konflikte.
Prinzipiell richtig. - In Spätphasen einer Kultur (in der wir nach meiner Einschätzung sind), kann aber einige zerfleddern. - Sicherlich wäre es kühn, aus technologischem Fortschritt auch geistigen Fortschritt zu schlussfolgern.

Zur Thread-Formulierung: Die Vor-"Herrschaft" der westlichen Welt ist eigentlich (noch) unbestritten (China könnte uns überholen). - Das Problem, das in vielen Kulturen der Welt gesehen wird, ist die Spannung zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Dekadenz, die man beim Westen sieht. - Also meinst Du "Vorherrschaft" eher pragmatisch-wirtschaftlich-politisch oder eher geistig-ethisch-gesellschaftlich?

Pluto
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#9 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 00:36

closs hat geschrieben:Sicherlich wäre es kühn, aus technologischem Fortschritt auch geistigen Fortschritt zu schlussfolgern.
Woran misst man eigentlich geistlichen Fortschritt?

Zur Thread-Formulierung: Die Vor-"Herrschaft" der westlichen Welt ist eigentlich (noch) unbestritten (China könnte uns überholen).
Da müsste man erst definieren wer "uns" ist, und was man mit Vorherrschaft meint.
Zurzeit liegt China jedenfalls noch weit hinter den USA und Deutschland in (a) Gesamt Forschungsaufwand, (b) Forschungsaufwand pro Kopf und (c) Zahl der Forschungskräfte.

Bild
[ Quelle: http://newenergyandfuel.com/ ]
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#10 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 01:05

Pluto hat geschrieben:Woran misst man eigentlich geistlichen Fortschritt?
Mit naturwissenschaftlichem Inventar ist das sicherlich nicht möglich. - Die einfachste Antwort wäre: So etwas merkt man.

Gegenfrage: Woran misst man eigentlich das Genie Shakespeares und J.S.Bachs? - Selbe Antwort.

Pluto hat geschrieben:Da müsste man erst definieren wer "uns" ist
Naja - da hast Du wohl die westliche Hemisphäre gemeint: Also im wesentlichen die USA und die EU.

Pluto hat geschrieben: und was man mit Vorherrschaft meint
Das war exakt MEINE Frage. - Wirtschaftlich, wissenschaftlich, geistig, kulturell?

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