Der totalitäre Gott.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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sven23
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#1 Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 12:14

Der Politologe Hamed Abdel-Samad erhält wegen seines Buches "Der islamische Faschismus" Morddrohungen und steht unter Personenschutz. Seine Forderung nach Trennung von Religion und Staat stößt in der muslimischen Welt auf wenig Gegenliebe.

Auszug:
"Der Monotheismus hat was Faschistoides an sich, mit dem Gottesbild, mit dem eifersüchtigen Gott, der keine Götter neben sich duldet, der nicht infrage gestellt werden darf, aber die Abtrünnigen bestraft, die Sündigen bestraft, seine Anhänger 24 Stunden am Tag überwacht, um sie dann später dafür in der Hölle schmoren zu lassen. Hier beginnt eigentlich schon die Gestapo, hier beginnt auch der absolute Diktator. Und ich glaube, dass dieses Gottesbild auch für viele säkulare Diktaturen ein Vorbild ist."

Er beschränkt seine Kritik nicht auf den Islam, sondern bezieht Judentum und Christentum ebenso ein.

http://www.deutschlandfunk.de/islam-tot ... _id=281650
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closs
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#2 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 12:33

sven23 hat geschrieben:Er beschränkt seine Kritik nicht auf den Islam, sondern bezieht Judentum und Christentum ebenso ein.
Da hat er sogar aus säkularer Sicht recht, weil im Unvollkommenen die Demokratie die einzige Möglichkeit ist, Unvollkommenheit zu kontrollieren.

Im Geistigen geht nur das Monotheistische, wenn man zu Ende denkt. - Du brauchst nur " das Monotheistische" zu ersetzen durch "das Absolute" - oder stelle Dir vor, jemand würde die Lichtgeschwindigkeit aus Gründen der Selbst-Verwirklichung relativieren. :devil: - Dann klingt der Satz schon ganz anders:

"Das Absolute der Lichtgeschwindigkeit hat was Faschistoides an sich - mit dem Anspruch, der nicht infrage gestellt werden darf und die Relativierer falsifiziert. Hier beginnt eigentlich schon die Gestapo, hier beginnt auch der absolute Diktator".

michaelit
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#3 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von michaelit » Sa 29. Nov 2014, 13:16

Es kommt darauf an wie man die Schriften und Zeugnisse Gottes interpretiert. Man kann aus der Bibel sowohl einen totalitären Gott als auch den lieben Gott holen, ganz wie man die Schriften sieht. Deswegen dürfen die Schriften auch nicht über Gott gestellt werden. Und das Gebot Gottes ist nicht Knechtschaft sondern Liebe und Freiheit. Der lebendige Gott ist nicht totalitär. Im Gegenteil, er tritt ein gegen das Totalitäre. Es kommt auf die Menschen an, wie stellen sie Gott dar? Arbeiten sie mit Angst und Furcht? Welche Methoden benutzen sie? Agieren sie gegen die Gesetze, gegen den Staat? Usw.

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sven23
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#4 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 13:35

closs hat geschrieben: Im Geistigen geht nur das Monotheistische, wenn man zu Ende denkt.

Das sehen ein paar Milliarden Menschen wohl anders. Kommt drauf an, wo man sozialisiert wurde.

closs hat geschrieben: - Du brauchst nur " das Monotheistische" zu ersetzen durch "das Absolute" - oder stelle Dir vor, jemand würde die Lichtgeschwindigkeit aus Gründen der Selbst-Verwirklichung relativieren. :devil: - Dann klingt der Satz schon ganz anders:

Da ist unserem Erwin vorbehalten. :lol:

closs hat geschrieben: "Das Absolute der Lichtgeschwindigkeit hat was Faschistoides an sich - mit dem Anspruch, der nicht infrage gestellt werden darf und die Relativierer falsifiziert. Hier beginnt eigentlich schon die Gestapo, hier beginnt auch der absolute Diktator".

Ich denke, das geht am Thema vorbei. Nicht der Monotheismus an sich ist faschistoid, sondern wie dieser Gott in den Schriften dargestellt wird und mit welchen Eigenschaften er versehen wird. Man billigt ihm unbegrenzte Vollmachten zu, über Leben und Tod nach Belieben zu entscheiden. Man läßt ihm jede Form von Gewaltaufruf durchgehen und verteidigt die auch noch.
Fühlt sich der Gläubige nun in besonderer Verbindung mit diesem Gott und glaubt er, sozusagen auf göttliche Anweisung zu handeln, dann darf auch der Gläubige zur Gewalt greifen, indem er sich zum vermeintlichen Werkzeug Gottes macht. Die entsprechenden Anleitungen und Handlungsanweisungen findet er in den heiligen Schriften.
Dieses brisante Thema wird in allen Religionen zumeist totgeschwiegen.
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#5 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 16:39

sven23 hat geschrieben:Nicht der Monotheismus an sich ist faschistoid, sondern wie dieser Gott in den Schriften dargestellt wird
Bzw. - wie er "ist" - Zustimmung.

sven23 hat geschrieben:Man billigt ihm unbegrenzte Vollmachten zu
Das ist eigentlich logische Folge des Monotheismus.

sven23 hat geschrieben:Man billigt ihm unbegrenzte Vollmachten zu, über Leben und Tod nach Belieben zu entscheiden.
Da kämen wir wieder in das Thema: Was "ist" Daseins-Tod? Strafe oder Erlösung.

sven23 hat geschrieben: dann darf auch der Gläubige zur Gewalt greifen, indem er sich zum vermeintlichen Werkzeug Gottes macht
Das ist genau das Satanische daran - selbst wenn es aus mancher Schrift deutbar wäre. - Auch in Schriften kann sich das Satanische verstecken.

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sven23
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#6 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 16:50

closs hat geschrieben:Da kämen wir wieder in das Thema: Was "ist" Daseins-Tod? Strafe oder Erlösung.

Darüber kann eigentlich kein Zweifel bestehen. Wenn Gott die Menschheit in einer Sintflut ertränkt, ist das gewiss nicht als Belohung gedacht.
Und wenn Allah dazu aufruft, Ungläubige zu töten, ist das kein Ausdruck besonderer Wertschätzung.


closs hat geschrieben: Das ist genau das Satanische daran - selbst wenn es aus mancher Schrift deutbar wäre. - Auch in Schriften kann sich das Satanische verstecken.

Warum sollte Gott/Allah/Mohammed den gläubigen Anhängern satanische Schriften vorlegen?
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#7 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 17:14

sven23 hat geschrieben:Und wenn Allah dazu aufruft, Ungläubige zu töten, ist das kein Ausdruck besonderer Wertschätzung.
ICh bin überzeugt, dass der EINE Gott das NICHT tut.

sven23 hat geschrieben: Wenn Gott die Menschheit in einer Sintflut ertränkt
Auch das ist für mich eine Metapher. - Natürlich gibt es Katastrophen, die es nicht gäbe, wenn die Welt heil wäre ("Paradies") - man interpretiert diese Un-Heilheit geistig richtig im Sinne von "Unheil = Tod" und kleidet sie in Geschichten. - Jeder Tod ist für den Einzelnen eine "Sintflut".

sven23 hat geschrieben:Warum sollte Gott/Allah/Mohammed den gläubigen Anhängern satanische Schriften vorlegen?
Aus meiner Sicht ist die Bibel nicht göttlich inspiriert, sondern gott-gewollt - mit dem Ziel, dass der Mensch alles prüft und das Gute behält. - Es steht also Menschliches und Göttliches drin.

Dreh's mal rum: Wenn Gott allmächtig ist, kann er genauso etwas verlauten, was absolut klar ist. - Was würde dann passieren? Die Menschen würden es auswendig lernen und dann meinen, erkannt zu haben. - Kleine Anekdote: Asiatische Flugkapitäne haben sich als ziemlich unfähig in Notsituationen erwiesen, weil sie die Prüfungsbücher (offensichtlich buchstäblich) auswendig lernen - man kann also zitieren, ohne zu kapieren. - Genau das ist NICHT Erkenntnis, die Gott von uns will.

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sven23
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#8 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 17:22

closs hat geschrieben:ICh bin überzeugt, dass der EINE Gott das NICHT tut.

Dann bezichtigst du Mohammed/Allah der Lüge?
Der Bibelgott ist im Umgang mit den Feinden Israels auch nicht zimperlich. Da wird zur Gewalt aufgerufen, was das Zeug hält.

closs hat geschrieben: Aus meiner Sicht ist die Bibel nicht göttlich inspiriert, sondern gott-gewollt - mit dem Ziel, dass der Mensch alles prüft und das Gute behält. - Es steht also Menschliches und Göttliches drin.

Ach du lieber Gott, jetzt ist die Bibel auch noch ein Hybrid. Und die Menschen sollen jetzt rausfinden, was von Gott ist und was nicht? :roll:

closs hat geschrieben: Dreh's mal rum: Wenn Gott allmächtig ist, kann er genauso etwas verlauten, was absolut klar ist. - Was würde dann passieren? Die Menschen würden es auswendig lernen und dann meinen, erkannt zu haben. - Kleine Anekdote: Asiatische Flugkapitäne haben sich als ziemlich unfähig in Notsituationen erwiesen, weil sie die Prüfungsbücher (offensichtlich buchstäblich) auswendig lernen - man kann also zitieren, ohne zu kapieren. - Genau das ist NICHT Erkenntnis, die Gott von uns will.

Könnte aber auch daran gelegen haben, daß die Checkbücher unklar oder falsch formuliert waren. Soll auch schon vorgekommen sein und zu Unglücken geführt haben.
Sind die Checklisten ok, klappts auch mit der Landung. ;)
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#9 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 17:43

sven23 hat geschrieben:Dann bezichtigst du Mohammed/Allah der Lüge?
Nein - ich bezichtige lediglich Menschen des Irrtums.

sven23 hat geschrieben: Und die Menschen sollen jetzt rausfinden, was von Gott ist und was nicht?
Das sage ich schon seit Jahren - mit dem Satz: "Die Bibel ist nur geistig erschließbar".

sven23 hat geschrieben:Könnte aber auch daran gelegen haben, daß die Checkbücher unklar oder falsch formuliert waren.
Die Allmacht würde das in Griff bekommen, wenn sie wollte.

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Savonlinna
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#10 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Savonlinna » Sa 29. Nov 2014, 17:46

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:ICh bin überzeugt, dass der EINE Gott das NICHT tut.
Dann bezichtigst du Mohammed/Allah der Lüge?
Ich verstehe da jetzt Dein Denken nicht, sven. Bist Du fundamentalistisch groß geworden und der Meinung, dass Mohammed/Allah die reine Wirklichkeit ist, so wie es in Schriften steht?

sven23 hat geschrieben:Der Bibelgott ist im Umgang mit den Feinden Israels auch nicht zimperlich. Da wird zur Gewalt aufgerufen, was das Zeug hält.
Auch hier: Glaubst Du, dass dieser "Bibelgott" - den es ja sowieso nicht geben kann, weil die Bibel aus unterschiedlichsten Schriften mit unterschiedlichsten Autoren zusammengesetzt ist - identisch ist mit dem, was heutige Menschen sich unter Gott vorstellen?

sven23 hat geschrieben: Ach du lieber Gott, jetzt ist die Bibel auch noch ein Hybrid. Und die Menschen sollen jetzt rausfinden, was von Gott ist und was nicht? :roll:
Ja, natürlich. Das ist doch der Sinn von Theologie. Hast Du echt noch nie davon gehört? Das weiß man doch seit Hunderten von Jahren.

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Dreh's mal rum: Wenn Gott allmächtig ist, kann er genauso etwas verlauten, was absolut klar ist. - Was würde dann passieren? Die Menschen würden es auswendig lernen und dann meinen, erkannt zu haben. - Kleine Anekdote: Asiatische Flugkapitäne haben sich als ziemlich unfähig in Notsituationen erwiesen, weil sie die Prüfungsbücher (offensichtlich buchstäblich) auswendig lernen - man kann also zitieren, ohne zu kapieren. - Genau das ist NICHT Erkenntnis, die Gott von uns will.
Könnte aber auch daran gelegen haben, daß die Checkbücher unklar oder falsch formuliert waren. Soll auch schon vorgekommen sein und zu Unglücken geführt haben.
Sind die Checklisten ok, klappts auch mit der Landung. ;)
Richtig. Und das wissen auch die Theologen. Verstehe nicht, wieso das so neu auf Dich wirkt.

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