Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Säkularismus
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Pluto
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#1 Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Pluto » Do 25. Dez 2014, 12:05

Mich fragte neulich Jemand, was denn Weihnachten für einen "Naturalisten" wie mich bedeutet. Hier meine Gedanken dazu:

Sind wir nicht alle zuerst einmal Menschen?
Schon Shakespeare ließ in seinem Kaufmann von Venedig seine Hauptfigur, den Juden Shylock sagen:

Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muß seine Geduld sein nach christlichem Vorbild?

Mit diesen Gedanken erkennen wir wie wichtig es ist, in dieser Zeit der Liebe und der Lichter, innezuhalten und uns daran erinnern, dass wir zu allererst Menschen sind, und erst an danach Gläubige der verschiedensten religiöser oder anderer Weltbilder sind.

In diesem Sinne...
Allen Foristen ein frohes, besinnliches und nachdenkliches Weihnachtsfest in dieser Welt, die so voller Freude und Leid zugleich ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

R.F.
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#2 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von R.F. » Do 25. Dez 2014, 13:56

Pluto hat geschrieben:Mich fragte neulich Jemand, was denn Weihnachten für einen "Naturalisten" wie mich bedeutet. Hier meine Gedanken dazu:

Sind wir nicht alle zuerst einmal Menschen?
Schon Shakespeare ließ in seinem Kaufmann von Venedig seine Hauptfigur, den Juden Shylock sagen:

Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muß seine Geduld sein nach christlichem Vorbild?

In diesen Gedanken erkennen wir wie wichtig es ist, in dieser Zeit der Liebe und der Lichter, innezuhalten und uns daran erinnern, dass wir zu allererst Menschen sind, und erst an danach Gläubige der verschiedensten religiöser oder anderer Weltbilder sind.

In diesem Sinne...
Allen Foristen ein frohes, besinnliches und nachdenkliches Weihnachtsfest in dieser Welt, die so voller Freude und Leid zugleich ist.
Zunächst: Meine eigene Familie braucht dieses Fest nicht. Wir treffen uns fast wöchentlich zu einem gemeinsamen Essen oder zum Kaffee. Natürlich werden dann auch Gedanken ausgetauscht.

Aber für die meisten dürfte es fast unmöglich sein, sich dem Treiben um das Weihnachtsfest zu entziehen. Besonders ältere Verwandte und Bekannte senden meiner Familie per Post oder E-Mails Weihnachtswünsche. Dasselbe erwartet man natürlich auch von uns.

Davon abgesehen, dass Jesus wohl im August oder September zur Welt kam, interessieren sich nur wenige für den biblischen Jesus. Täte sich die Masse tatsächlich mehr für die Worte Jesu interessieren, würden zumindest einige schnell nachdenklich werden. Doch Theologen und Naturalisten haben ganze Arbeit geleistet. Vor einem hilflosen Kindchen fürchtet sich kein Mensch.

Pluto
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#3 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Pluto » Do 25. Dez 2014, 14:11

R.F. hat geschrieben:Zunächst: Meine eigene Familie braucht dieses Fest nicht. Wir treffen uns fast wöchentlich zu einem gemeinsamen Essen oder zum Kaffee. Natürlich werden dann auch Gedanken ausgetauscht.
Dann gehört ihr zu den Glücklichen die das können. Viele Familien sind in der heutigen Zeit sehr weit verstreut, so dass sich Weihnachten als Anlass zum fröhlichen Beisammensein geradezu anbietet.

R.F. hat geschrieben:Davon abgesehen, dass Jesus wohl im August oder September zur Welt kam, interessieren sich nur wenige für den biblischen Jesus.
Die Feier von Jesu' Geburt sehe ich genau wie du als Vorwand. Wie wir genau wissen, gehen die weihnachtlichen Traditionen (Lichter, Geschenke, Speis und Trank) alle auf den alten römischen Brauch der Saturnalien zurück.

Für mich steht aber über diesen äußerlichen Sinnbildern, dass wir uns erinnern: letztendes sind wir alle Menschen, mit den gleichen Wünschen und Sehnsüchten uns in Nächstenliebe zu begegnen, und dazu bietet das weihnachtliche Fest einen sehr schönen Rahmen. Dieser Gedanke allein rechtfertigt es die alten und neuen Traditionen aufrecht zu halten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

2Lena
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#4 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von 2Lena » Do 25. Dez 2014, 15:32

Pluto, habe ich dir schon so ein schlechtes Gewissen gebracht?
Weihnachtserklärung von Agnostiker ;)
Deine Liste will ich so fortführen ...
Auch Agnostiker haben die gleiche Menschheitsvergangenheit.
Auch sie fielen (wie die Christen) auf täuschende Stellen herein.

Aber ... wenn im Zuge der Richtigkeit (wie beim Einmaleins) nur noch EINE Möglichkeit vorhanden ist - dann fällt jede Täuschung und jede Gruppierung weg.

R.F.
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#5 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von R.F. » Do 25. Dez 2014, 16:47

Pluto hat geschrieben: - - -
Für mich steht aber über diesen äußerlichen Sinnbildern, dass wir uns erinnern: letztendes sind wir alle Menschen, mit den gleichen Wünschen und Sehnsüchten uns in Nächstenliebe zu begegnen, und dazu bietet das weihnachtliche Fest einen sehr schönen Rahmen. Dieser Gedanke allein rechtfertigt es die alten und neuen Traditionen aufrecht zu halten.
Mir bedeutet zwar wie gesagt Weihnachten nichts, doch mir würde die unter Naturalisten verbreite Vorstellung, dass ich nicht mit Menschen, sondern mit Affen am Tisch sitze, die festliche Stimmung gewaltig vermasseln...Ich frage mich immer wieder, lieber Pluto, wie Du mit Deiner Weltsicht klar kommst. Ich kenne eine Menge Leute, die alles andere als bibelorientierte Christen sind. Doch sind sie nahezu alle der Auffassung, “dass da noch irgend etwas ist”...

Pluto
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#6 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Pluto » Do 25. Dez 2014, 18:49

R.F. hat geschrieben:Mir bedeutet zwar wie gesagt Weihnachten nichts, doch mir würde die unter Naturalisten verbreite Vorstellung, dass ich nicht mit Menschen, sondern mit Affen am Tisch sitze, die festliche Stimmung gewaltig vermasseln...
Im Kopf-in-den-Sand-stecken warst du schon immer ein Meister, lieber Erwin.
Deine Vorstellungen ändern nichts an der biologischen Herkunft der Menschheit.

R.F. hat geschrieben:Doch sind sie nahezu alle der Auffassung, “dass da noch irgend etwas ist”...
Warum willst du es mir denn nicht verraten :?:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#7 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Catholic » Do 25. Dez 2014, 20:23

R.F. hat geschrieben: Davon abgesehen, dass Jesus wohl im August oder September zur Welt kam, interessieren sich nur wenige für den biblischen Jesus. Täte sich die Masse tatsächlich mehr für die Worte Jesu interessieren, würden zumindest einige schnell nachdenklich werden....

Du hast Recht,was den Zeitpunkt der Geburt betrifft,aber wir feiern am 24./25.Dezember ja auch nicht den Geburtstag Jesu,sondern gedenken der Geburt (kleiner aber wichtiger Unterschied) oder wie es die orthodoxen Christen ausdrücken:die Menschwerdung Gottes.

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Magdalena61
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#8 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Magdalena61 » Do 25. Dez 2014, 23:37

Das hast du treffend gesagt, Catholic.

Wenn ich ehrlich bin... ich bin froh, wenn man wieder in die Normalität zurückkehren kann :) -- aber momentan ist es mir eigentlich egal, ob Weihnachten ist oder nicht, denn die Weihnachtszeit hat mir nun eine Grippe beschert :? .

R.F. hat geschrieben:Davon abgesehen, dass Jesus wohl im August oder September zur Welt kam, interessieren sich nur wenige für den biblischen Jesus.
Leider.
"Weihnachten"-- reduziert auf die Mär mit dem "goldichen Christkindchen" und einer Menge Stroh in der Kommunikation wäre unerträglich für mich.- Diesen kulinarischen, konsumorientierten und stylistischen Aufwand, der von vielen Leuten betrieben wird, mag ich auch nicht. Wozu soll das gut sein?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#9 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 25. Dez 2014, 23:38

Es ist schon etwas ganz besonderes, mit den Feier- oder Erinnerungstagen. Irgendwie gehe ich mit einer anderen Erwartung daran als an normale Tage. Und das hat jetzt nicht speziell mit Weihnachten zu tun. Es hat mich enttäuscht, wenn meine Leute diese Tage wie normale Tage behandeln und die Chance nicht nutzen wollen, sie zu etwas Besonderem zu machen.

Pluto
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#10 Re: Weihnachtliche Gedanken eines Agnostikers.

Beitrag von Pluto » Fr 26. Dez 2014, 00:11

Magdalena61 hat geschrieben:Diesen kulinarischen, konsumorientierten und stylistischen Aufwand, der von vielen Leuten betrieben wird, mag ich auch nicht. Wozu soll das gut sein?
Da hast du ganz recht!
Der konsumorienterte, stylistische Aufwand kann ich mir auch "schenken"; der muss wirklich nicht sein. Auch auf den vorweihnachtlichen Streß den sich manche Leute machen, kann ich gut verzichten.

Was bleibt...?

Der Teil den ich missen würde, ist das familiäre Beisammensein, (z. Bsp. die glänzenden Augen der Kinder die sich über ihren kleinen Gaben freuen), mag ich an Weihnachten. Auch die gemeinsame Unterhaltung bei einem nicht alltäglichen Essen, gehört zu den Traditionen auf die ich nicht verzichten möchte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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