Einfachheit

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Lena
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#1 Einfachheit

Beitrag von Lena » So 28. Dez 2014, 11:34

Ich habe mein Buch vor allem geschrieben, weil mich Einfachheit fasziniert. Ich halte sie für eines der wichtigsten Prinzipien.

Sich für das Einfache zu entscheiden, erfordert also genug Zeit. Man muss nachdenken. Es gibt ein schönes Zitat, das schon Goethe, Marx, Voltaire und Mark Twain zugeschrieben worden ist: «Entschuldige, dass ich dir einen langen Brief geschrieben habe, für einen kurzen fehlte mir die Zeit.» Kurz und einfach heisst auch aufwendig. Das Unwichtige zu erkennen, bedeutet Arbeit. Und es wegzulassen, erfordert Mut. Deshalb fürchten wir die Einfachheit auch ein wenig, die Forschung spricht von Fokusangst. Auch unsere Intuition ist kein Schnellschuss aus dem hohlen Bauch. Sie reagiert nach dem Prinzip der Selektion von Mustern, die in unserem Unbewussten eingelagert sind.
Bededikt Weibel


Ob es wohl noch einige Menschen gibt, die ebenfalls von der Einfachheit fasziniert sind?
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Pluto
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#2 Re: Einfachheit

Beitrag von Pluto » So 28. Dez 2014, 11:40

Lena hat geschrieben:Ob es wohl noch einige Menschen gibt, die ebenfalls von der Einfachheit fasziniert sind?
Oh ja...!
Ich zum Beispiel... und die allermeisten Naturwissenschaftler die ich kenne, ebenfalls.

Der Franziskanermönch William von Ockham ist wohl der bekannteste Verteter der Einfachheit.

Wir leben unter dem Motto: Weg mit allem unnötigem Geschwurbel in der Welt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Christof
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#3 Re: Einfachheit

Beitrag von Christof » So 28. Dez 2014, 11:48

Liebe Lena,

danke für diesen Beitrag. Ja, ich mag Einfachheit auch - vor allem in der Musik finde ich einfache Melodien am schönsten. Ich mag einfache (fast schon gewöhnliche) Pflanzen am Wegesrand und und und...

In Liebe
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"Gott widersteht den Höchmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade."-1.Petr 5,5

Lena
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#4 Re: Einfachheit

Beitrag von Lena » So 28. Dez 2014, 11:52

In der Befragung sagt Hr. Weibel:

Die Welt kam den Menschen schon im 14.Jahrhundert kompliziert vor, sonst hätte der Gelehrte Wilhelm von Ockham damals nicht geschrieben, man solle das Wesentliche suchen und alles andere mit dem Rasiermesser wegschneiden.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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#5 Re: Einfachheit

Beitrag von Pluto » So 28. Dez 2014, 12:05

Lena hat geschrieben:In der Befragung sagt Hr. Weibel:

Die Welt kam den Menschen schon im 14.Jahrhundert kompliziert vor, sonst hätte der Gelehrte Wilhelm von Ockham damals nicht geschrieben, man solle das Wesentliche suchen und alles andere mit dem Rasiermesser wegschneiden.
Laut Wikipedia ist das eine aus dem 17. Jahrhundert (möglicherweise von Leibniz) stammende Formulierung. Ockham (14. Jh.) selbst bezog das nicht auf die Existenz der Welt, sondern NUR auf das Denken und die Aussagen der Philosophen und Wissenschaftler, welche die Welt interpretierten.
Ockham meinte, man soll in seiner Beschreibung der Welt nicht mehr Annahmen als notwendig machen. Wie später auch Kant, war schon Ockham ein Vertreter der Notwendigkeit in unserem Denken. Bei Kant führte dies zu einer Ablehnung eines personalen Gottes durch den Vernunft. Ockham hingegen meinte, Gott selbst sei bei Erschaffung der Welt nicht an das Sparsamkeitsgebot gebunden gewesen, und hätte Vieles mit scheinbar unnötigem Aufwand geschaffen.

Ockham akzeptierte die Welt wie sie ist und versuchte nicht, sie zu vereinfachen, sonder warnt uns nur davor, zu kompliziert darüber nachzudenken: Wir sollen mit möglichst wenigen Annahmen auskommen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pflanzenfreak
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#6 Re: Einfachheit

Beitrag von Pflanzenfreak » So 28. Dez 2014, 12:10

Lena hat geschrieben:Ob es wohl noch einige Menschen gibt, die ebenfalls von der Einfachheit fasziniert sind?
Oh ja, ich Beispielsweise.
Zur Einfachheit gehört auch Ehrlichkeit, denn Lüge lässt sich im Vielen viel leichter verstecken.

ThomasM
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#7 Re: Einfachheit

Beitrag von ThomasM » So 28. Dez 2014, 20:53

Hinter jeder Einfachheit steckt unendlich viel Kompliziertes.

Wann wird etwas einfach?
Wie wird etwas einfach?
Was ist das überhaupt - einfach?

So ist für mich Integralrechnung beispielsweise etwas Einfaches. Es fasst einen eigentlich sehr komplizierten Vorgang formal zusammen und macht ihn handhabbar und einfach, wenn man ihn versteht.
Und ich kenne sehr viele Menschen, die Integralrechnung nicht verstehen, für die das etwas Undurchschaubares, Kompliziertes und Unfassbares ist.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#8 Re: Einfachheit

Beitrag von Pluto » So 28. Dez 2014, 21:07

ThomasM hat geschrieben:So ist für mich Integralrechnung beispielsweise etwas Einfaches. Es fasst einen eigentlich sehr komplizierten Vorgang formal zusammen und macht ihn handhabbar und einfach, wenn man ihn versteht.
Ein ausgezeichnetes Beispiel, Thomas! :clap:
Die Einfachheit liegt nicht in der Welt selbst, die einem oft unnötig komplex vorkommt, sondern in den Gedanken des Betrachters, komplizierte Dinge einfach zu sehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Lena
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#9 Re: Einfachheit

Beitrag von Lena » Mo 29. Dez 2014, 11:26

Pflanzenfreak hat geschrieben: Zur Einfachheit gehört auch Ehrlichkeit..

Die zwei E gehören zusammen.
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