Hass & Gewalt

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#41 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 00:17

Salome23 hat geschrieben:Und warum bringst du körperliche Begierde sofort mit Orgasmus in Verbindung?
Weil das ein Beispiel ist, an dem man den Ansatz von erbreich erklären kann ("erkennen" - "jadah").

Salome23 hat geschrieben:hast du eigentlich nur Ansatzweise verstanden, was JS aussagen möchte?
Ich verstehe, dass er "Begierde" reduktiv erklären will.

Salome23 hat geschrieben:deinen Beiträgen, die sich grossteils ständig wiederholen wie ein Dogma
Das kommt davon, wenn man Einzelfelder nicht einzeln aus sich heraus klären will, sondern von den Wurzeln her - und diese Wurzeln sind nicht so viele. - Wenn man es nicht geistig, sondern (bspw.) psychologisch oder gar biologisch klären will, hast Du recht - da hat "Grundlagenarbeit" nichts zu suchen.

Salome23
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#42 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 00:48

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:hast du eigentlich nur Ansatzweise verstanden, was JS aussagen möchte?
Ich verstehe, dass er "Begierde" reduktiv erklären will.
Aber es gibt doch noch viele andre Begierden, deren Befriedigung nicht grade einen "Orgasmus" bewirken, ausser du bezeichnest "Freude" auch als Orgasmus --> seelischen Orgasmus ;)

Aber meine Frage nach Verständnis bezog sich eher auf die andere Aussage von JS, nämlich:
JackSparrow hat geschrieben:
Das ist schon eine liebevolle Geistes- und Herzenshaltung, das ist Liebe. Liebe, wie ich sie verstehe, hat nichts zu tun mit Begierde, noch nicht einmal mit Sympathie und Zuneigung.
Jede Wirkung hat ihre Ursache, und jede Handlung hat ihren Grund.
Wieso ausgerechnet eine Kassiererin? Nach der zugrunde liegenden Logik hätte man genausogut einer Balkonbrüstung einen schönen Tag wünschen können.
Hast du das verstanden? :)
-----

Und ich denke, dass er hier einfach nur das falsche Wort gewählt hat und eigentlich körperliche "Bedürfnisse" meinte.
Dann würde sein Satz folgendermaßen lauten:
Körperliche Bedürfnisse können überwunden werden, indem man ihnen nachgibt.
Und sind schon wenige Stunden später wieder da, da der Stoffwechsel auf einem sich ständig wiederholenden Kreislauf basiert und nicht etwa auf optionalen Modulen, die nach Belieben abgeschaltet werden könnten.
Das Bedürfnis oder meinetwegen Lust auf.... erweckt das Begehren(Verlangen ) danach, welches gestillt werden möchte

closs
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#43 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 01:59

Salome23 hat geschrieben:Aber es gibt doch noch viele andre Begierden, deren Befriedigung nicht grade einen "Orgasmus" bewirken
Ja, natürlich - ich wollte zum "jadah" überführen, weil erbreich aus der christlichen Perspektive argumentiert hat.

Salome23 hat geschrieben:Das Bedürfnis .... erweckt das Begehren(Verlangen ) danach, welches gestillt werden möchte
Prinzipiell ja. - Wie unterscheidest Du, ob ein Befürfnis gestillt werden soll oder nicht?

Salome23
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#44 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 02:04

Wie unterscheidest Du, ob ein Befürfnis gestillt werden soll oder nicht?
Soll oder muss?
Ich versteh nicht so ganz worauf du hinaus willst :?
Vorab möchte ich gleich dazu sagen, dass ich unter begehren das selbe verstehe wie: Ich will-ich möchte-ich wünsche, egal ob nun seelisch, geistig oder körperlich, denn für mich bildet das ohnehin eine Einheit= Ganzheitlich

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#45 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von erbreich » Fr 23. Jan 2015, 08:42

Pluto hat geschrieben:Die zwei Grundregungen des Körpers (ich nenne sie "Antriebsfedern" des Lebens) sind Lust und Leid. Der Mensch ist stets bestrebt, Lust zu stillen und Leid abzuwenden.
Genau dieses Bestreben wurzelt in der Verblendung (in der Verblendung, es sei möglich, ein durch und durch lustvolles Leben ganz ohne Leiderfahrung zu leben). Und diese Verblendung erzeugt die Begierde (nach lustvollem Erleben) und die Aversion (den Hass) gegen leidvolle Erfahrungen. Aber weder die Gier nach Lusterleben, noch der Hass gegen Leiderleben vermögen dem Menschen das zu geben, was er sich dadurch erhofft. Schlicht weil Wohl und Weh die beiden Weisen sind, in denen Leben sich offenbart.
Das Ziel eines jeden Lebewesens ist es, sein Wohlempfinden zu steigern.
Solange kein höheres Wohl gekannt wird als das der Sinne, dreht sich der dieses Ziel Anstrebende endlos im Kreis. Wohl und Weh, Glück- und Leiderfahrung, entstehen und vergehen unaufhörlich im Wechsel. Der buddhistische Mönch Nyanaponika schreibt:

Mit ungetrübtem Auge gesehen, stellt sich dieses Rad als eine Tretmühle dar, die in Bewegung gehalten wird durch diejenigen, welche sich selbst zu dieser Zwangsarbeit verurteilt haben. Es ist ein Apparat, "wo du unaufhörlich kletterst, aber nie einen Zoll höherkommen kannst" (Walter Scott). Die Wesen, welche in ihm umlaufen, werden immer wieder Opfer ihrer Illusion, dass die Tritt-Stufe vor ihren Augen das begehrte Ziel, das ersehnte Ende ihrer Plage sei. Sie wissen nicht, dass es in einem sich drehenden Rad kein endgültiges Ziel und keinen Bestimmungsort gibt und dass das Ende der Leidenswelt nicht durch "Gehen" in einer Tretmühle erreicht werden kann. Es kann nur erreicht werden durch Aufhebung der treibenden Kräfte in uns: Begehren und Nichtwissen.

closs hat geschrieben:Hier geht es darum, ob man das Orgiastische an sich vergöttert oder als Instrument des "Erkennens" ("jadah") sucht...
Genau das (dass es ausschliesslich um 'christliche' Erkenntnis gehen soll habe ich im Zitat weggelassen. Echte Erkenntnis - Einsicht in die Daseinswirklichkeit - ist meines Erachtens nicht an Ideologie gebunden.

Pluto hat geschrieben:Das wiederholt sich, wie Jack sagt, immer wieder in einem endlosen Kreislauf, bis es die Federn ausgeleiert sind, und man stirbt.
Wie gesagt: Den Tod als Lösung darzustellen finde ich nicht hilfreich. Sowenig wie ein hedonistisches Lustprinzip. Die Lösung oder anders gesagt: das Ziel, der Sinn der Existenz kann weder in Lustbefriedigung noch in Todessehnsucht sinnvoll und lebensdienlich erfahren werden. Was wir brauchen, ist eine Einstellung zum Leben und zum Sterben, die beide akzeptiert ohne sich an eines von beiden anzuklammern.

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#46 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 09:51

Interessant, ich habe grade das Wort "Begierde" im bibelserver.com eingegeben und es kommt nur im NT vor, nicht im AT
Wobei das Wort "begehren" in beiden vorkommt...
Wobei im At nur 14 Mal und im NT nur 6 Mal (bei Luther)

Spr 11,23 Das Begehren der Gerechten bringt lauter Gutes, aber das Hoffen der Gottlosen Zorn.

Spr 21,20 Ein begehrenswerter Schatz und Öl ist an der Wohnstätte des Weisen, ein törichter Mensch aber verschlingt es.
;)

closs
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#47 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 11:16

Salome23 hat geschrieben:Interessant, ich habe grade das Wort "Begierde" im bibelserver.com eingegeben und es kommt nur im NT vor, nicht im AT

Gen. 2,6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre

Gen. 2,22Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens

Wahrscheinlich umschreibt man anders - das Motiv ist glaube ich schon da.

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#48 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 12:05

Pluto hat geschrieben: Das Gegenteil von Liebe oder Hass ist Gleich-gültigkeit.
Wobei dieses Wort seinen ursprünglichen Sinn verloren hat

Ursprüngliche Bedeutung

Die eigentliche Zusammensetzung des Wortes aus gleich und gültig hat vormals einen völlig anderen, eher konträren Sinn ergeben:
Etwas besitzt die gleiche Gültigkeit. Es ist gültig, wie das andere auch.

Der Ausdruck beinhaltete damit sehr wohl eine Wertung im Sinne von etwas ist gleich gültig wie etwas anderes.
Mit anderen Worten: Wir bewerten etwas als genau so gültig wie das andere. Dies zeugte von Respekt vor der Gültigkeit des Anderen.
Wenn uns also z. B. die Gründe eines anderen gleichgültig erscheinen, so erkennen wir damit an, dass auch der andere gültige Gründe habe.

Gleichgültigkeit als Wesensmerkmal

Ein gleichgültiger Mensch hat keine oder versagt sich eine eigene Meinung, bildet sich kein Urteil, bewertet nichts und unternimmt keine Handlungen, um offensichtlich ungerechte oder unethische Zustände zu ändern.
Er zeigt weder positive noch negative Gefühle zu bestimmten Dingen oder Vorkommnissen.
Sein Denken ist gewissermaßen egozentrisch, jedoch nicht aus Bosheit, sondern aus Desinteresse und einer gewissen Abgestumpftheit.
Vereinfacht ausgedrückt kann man feststellen:
Der gleichgültige Mensch bekommt nur wenig mit und bemerkt nur das, was ihn direkt interessiert und persönlich tangiert.
Alles andere geht an ihm vorbei.
---
So negativ, wie es oft dargestellt wird, empfinde ich dieses Wesensmerkmal gar nicht, da es somit auch nicht zu Wut/ Zorn / Hass führen kann...
In manchen Situationen finde ich es sogar sehr vorteilhaft, eher gleichgültig(desinteressiert) zu reagieren- es schont vor allem die eigene Psyche und stiftet keine Unruhe im Denken... ;)
Und dem Begehren und der Begierde steht man dann laut erbreichs Mönch ebenso gleichgültig gegenüber und ignoriert sie einfach, somit können sie einem nicht mehr dominieren 8-)

Pluto
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#49 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 14:06

Salome23 hat geschrieben:Gleichgültigkeit als Wesensmerkmal
---
So negativ, wie es oft dargestellt wird, empfinde ich dieses Wesensmerkmal gar nicht, da es somit auch nicht zu Wut/ Zorn / Hass führen kann...
In manchen Situationen finde ich es sogar sehr vorteilhaft, eher gleichgültig(desinteressiert) zu reagieren- es schont vor allem die eigene Psyche und stiftet keine Unruhe im Denken... ;)
Und dem Begehren und der Begierde steht man dann laut erbreichs Mönch ebenso gleichgültig gegenüber und ignoriert sie einfach, somit können sie einem nicht mehr dominieren 8-)
Damit stellst du die Ratio über das Gemüt.
Es lässt sich aber nicht leugnen, dass Gefühle ein Großteil unseres Lebens ausmachen. Leute die versuchen alles gleichgültig zu sehen, verpassen meiner Meinung darum sehr Vieles im Leben.


PS:
Gleichgültigkeit erzeugt zwar nicht Wut und Hass, aber eben auch keine Liebe.
Ich sehe Emitionen als Preis für eines glücklichen und erfüllten Lebens.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#50 Re: Hass & Gewalt

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 14:23

Es lässt sich aber nicht leugnen, dass Gefühle ein Großteil unseres Lebens ausmachen.
Aber die muss man ja nicht unbedingt zur Schau stellen..
Wiki sagt ja über den gleichgütligen Menschen:
Er zeigt weder positive noch negative Gefühle zu bestimmten Dingen oder Vorkommnissen.
Was nicht bedeutet, dass er sie nicht empfindet...

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