Menschversuch

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Lena
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#1 Menschversuch

Beitrag von Lena » Di 20. Jan 2015, 16:27

Hat Gott den Menschen geschaffen, damit der Teufel zeigen kann, ob er der bessere herrscher sei?
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

closs
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#2 Re: Menschversuch

Beitrag von closs » Di 20. Jan 2015, 16:41

Lena hat geschrieben:Hat Gott den Menschen geschaffen, damit der Teufel zeigen kann, ob er der bessere herrscher sei?
Nein - das wusste Gott schon vorher, was dabei rauskommen würde.

Den Teufel gibt es, weil nur durch ihn ein Spannungs-Raum zwischen gut und böse möglich ist, das gebraucht wird, damit der Mensch Eigen-Erkenntnis gewinnen kann - im Paradies wäre dies nicht gegangen.

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Münek
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#3 Re: Menschversuch

Beitrag von Münek » Di 20. Jan 2015, 17:41

closs hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Hat Gott den Menschen geschaffen, damit der Teufel zeigen kann, ob er der bessere herrscher sei?
Nein - das wusste Gott schon vorher, was dabei rauskommen würde.

Den Teufel gibt es, weil nur durch ihn ein Spannungs-Raum zwischen gut und böse möglich ist, das gebraucht wird, damit der Mensch Eigen-Erkenntnis gewinnen kann - im Paradies wäre dies nicht gegangen.

Der böse, widergöttliche Teufel ist eine Erfindung des Urchristentums. Im Judentum spielt er keine Rolle.
Gott selbst stellt in der Genesis vor und nach der Sintflut fest, dass der Mensch von Anfang an Bosheit und
das Böse in seinem Herzen trägt - da ist von satanischem Einfluss keine Rede.

closs
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#4 Re: Menschversuch

Beitrag von closs » Di 20. Jan 2015, 18:09

Münek hat geschrieben:Gott selbst stellt in der Genesis vor und nach der Sintflut fest, dass der Mensch von Anfang an Bosheit und das Böse in seinem Herzen trägt
Natürlich - das Böse ist ja auch keine Erfindung des Satans, sondern Satan ist derjenige, der das Böse vergöttert.

Münek hat geschrieben:da ist von satanischem Einfluss keine Rede
Naja - den "Hinderer" gibt es schon - also der, der die Wendung zu Gott hin dem Menschen ausreden will. - Auch die Schlange ist das Diabolische - es gibt auch im Bösen verschiedene Arten der Offenbarung.

Münek hat geschrieben:Der böse, widergöttliche Teufel ist eine Erfindung des Urchristentums.
Kann sein, dass damals "das Böse" (Schlange, Hinderer, Luzifer, Fürst der Welt, etc.) in diese eine Offenbarungsform zusammengefasst wurde - das ist aber keine Erfindung, sondern bestenfalls die Neubenennung eines Vorhandenen.

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Chronos
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#5 Re: Menschversuch

Beitrag von Chronos » Di 20. Jan 2015, 18:17

closs hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Hat Gott den Menschen geschaffen, damit der Teufel zeigen kann, ob er der bessere herrscher sei?
Nein - das wusste Gott schon vorher, was dabei rauskommen würde.


Dazu treibt mich schon lange eine Frage um:

Wenn Gott allwissend ist, somit auch in die Zukunft schauen kann, also alle zukünftigen Ereignisse im "Blickfeld" hat, wusste Gott dann von der Schlange, die Eva verführte?

closs
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#6 Re: Menschversuch

Beitrag von closs » Di 20. Jan 2015, 18:32

Chronos hat geschrieben:wusste Gott dann von der Schlange, die Eva verführte?
Natürlich (aber das ist nicht unbedingt das Mainstream-Verständnis in den christlichen Glaubensgemeinschaften).

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#7 Re: Menschversuch

Beitrag von Chronos » Di 20. Jan 2015, 18:35

closs hat geschrieben:
Chronos hat geschrieben:wusste Gott dann von der Schlange, die Eva verführte?
Natürlich (aber das ist nicht unbedingt das Mainstream-Verständnis in den christlichen Glaubensgemeinschaften).

Warum griff Gott nicht ein?

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#8 Re: Menschversuch

Beitrag von closs » Di 20. Jan 2015, 19:09

Chronos hat geschrieben:Warum griff Gott nicht ein?
Dir kann ich es vielleicht kurz in meiner Sprache sagen: Weil der Mensch nur im dialektischen Raum erkennen kann - und das ist der Raum, in dem sich gut und böse gegenüberstehen. - Das "Paradies" ist dazu ungeeignet. - Um einen Blick auf das Ende der Heilsgeschichte zu werfen: Der "Baum des Lebens" steht für das, was die Dialektik selbst im (hegelschen Sinne) aufhebt. - Ab dann gibt es wieder den Erkenntnis-Zustand und keine Erkenntnis-Entwicklung mehr - allerdings ist der Level der Erkenntnis dann entscheidend höher als im anfänglichen "Paradies".

Schiller schreibt übrigens in seinen Erziehungs-SChriften etwas Korrespondierendes: Der Mensch sei, bevor er Philosophie betriebe, der Wahrheit näher als dann, wenn er Philosophie betreibe - das "Naive" ist Gott näher als das "Sentimentalische" - das "Sentimentalische" muss aufgehoben werden, um nicht wie Sisyphos zu werden. - "Erlösung" ist, nicht mehr wie Sisyphos sein zu müssen.

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#9 Re: Menschversuch

Beitrag von Chronos » Di 20. Jan 2015, 19:33

closs hat geschrieben:
Chronos hat geschrieben:Warum griff Gott nicht ein?
Dir kann ich es vielleicht kurz in meiner Sprache sagen: Weil der Mensch nur im dialektischen Raum erkennen kann - und das ist der Raum, in dem sich gut und böse gegenüberstehen. - Das "Paradies" ist dazu ungeeignet. - Um einen Blick auf das Ende der Heilsgeschichte zu werfen: Der "Baum des Lebens" steht für das, was die Dialektik selbst im (hegelschen Sinne) aufhebt. - Ab dann gibt es wieder den Erkenntnis-Zustand und keine Erkenntnis-Entwicklung mehr - allerdings ist der Level der Erkenntnis dann entscheidend höher als im anfänglichen "Paradies".

Schiller schreibt übrigens in seinen Erziehungs-SChriften etwas Korrespondierendes: Der Mensch sei, bevor er Philosophie betriebe, der Wahrheit näher als dann, wenn er Philosophie betreibe - das "Naive" ist Gott näher als das "Sentimentalische" - das "Sentimentalische" muss aufgehoben werden, um nicht wie Sisyphos zu werden. - "Erlösung" ist, nicht mehr wie Sisyphos sein zu müssen.

Mit Verlaub, verlasse einfach die Metaebenen abgehobenen Schwulstes und nährere dich der Fragestellung auf einem bildhaften Nenner, der einmal nicht der ablenkenden Hinlenkung unterworfen ist, das wäre wirklich nett.

Also ich versuche es dann noch einmal: wie kann ein Gott zusehen, wenn seine tumben Kinderlein, die weit jenseits von Gut und Böse waren, die eigentlich die denkbar unschuldigsten Geschöpfe waren, wie kann es also ein Gott zulassen, das diese ahnungslos engelreinen Geschöpfe von einer Macht verführt wurden, die ihnen im Wissen, die ihnen geistig, die ihnen eigentlich in allen Belangen weit überlegen war?

Wieso duldete es Gott, das seine Schöpfung praktisch zerstört wurde und ließ sich seine Geschöpfe von der Schlange förmlich aus der Hand reißen.
Was eigentlich eine perverse Komponente hat, denn der Biss in die Furcht und das Jahrtausende nachfolgende Leid der Menschheit insgesamt, die müsste doch diesem Gott nachhaltig bekannt gewesen sein.

Und die kranke, die eigentlich psychotische Komponente in diesem allzu irdischen Himmelstheater, Gott strafte zwei absolut ahnungslose Wesen ab, die so doch eigentlich unschuldiger nicht sein konnten.
Von der ewigen Gnade dieses Gottes dann lieber höflich zu schweigen, denn statt des paradisischen Platzverweises, warum trat er dem Satan nicht in den A... und ließ mit Adam und Eva Gnade walten, er hätte sich vieles erspart und der Menschheit wohl auch...

Abschließend, wenn du oder andere Christen auf bestimmte theologische Fragenn - keine Antwort wisst und das eingesteht, dann ehrt euch das mehr, viel mehr, als ein wirres und irres Blut und Erbeschuldgewäsch, dieses oft doch nur aus dem Hut der argumentativen Not gezaubert. Ich glaube, wir sind alle hier alt genug, um unsere diskutativen Grenzen zu erkennen und auch zu benennen.

R.F.
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#10 Re: Menschversuch

Beitrag von R.F. » Di 20. Jan 2015, 19:47

Münek hat geschrieben: - - -
Der böse, widergöttliche Teufel ist eine Erfindung des Urchristentums. Im Judentum spielt er keine Rolle.
Aber, aber, die Juden haben doch dasselbe Alte Testament wie die Christen. Mag sein, dass für Juden der mehrfach erwähnte Widersacher nicht die gleiche Bedeutung hat wie für die Christen...
Münek hat geschrieben: Gott selbst stellt in der Genesis vor und nach der Sintflut fest, dass der Mensch von Anfang an Bosheit und das Böse in seinem Herzen trägt - da ist von satanischem Einfluss keine Rede.
1. Mose 6,5 (Luther):
Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar...
1. Mose 8,21 (Luther):
Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.

Na ja, die Menschen hatten bis dahin ca. 1.600 Jahre Zeit zu pervertieren. Und das haben sie offensichtlich auch getan. Dem Satan lag daran, die Entwicklung des Menschen zu Göttern zu verhindern. Hatte und hat viel Erfolg...

Übrigens wirkt der Hang zum Bösen selbst im Tausendjährigen Reich fort, obwohl sich Satan während dieser Zeit in Haft befindet. Jedenfalls bedarf es während dieser Zeit gelegentlich des Einsatzes von Knochenbrechern, um die Menschen zur Vernunft zu bringen...

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