Von der Not der Welt

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Rembremerding
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#1 Von der Not der Welt

Beitrag von Rembremerding » Fr 23. Jan 2015, 16:38

Einen schönen Tag an alle Foristen!

Nicht von Armut ist die Rede, sondern von der Not. Sie ist Armut ohne Vertrauen, ohne Solidarität, ohne Hoffnung.
Man kann drei Arten der Not unterscheiden: spirituelle, moralische und materielle Not. Die erste lässt die weiteren folgen.

Die materielle Not leiden Menschen, die ihrer Grundrechte auf Nahrung, Wasser, Hygiene und Arbeit beraubt sind. Sie können sich weder persönlich noch kulturell entfalten.

Die moralische Not der Welt und der Menschen lässt sie zu Slaven der Sünde und Laster werden. Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Pornographie oder allgemeine Maßlosigkeit berauben sie ihrer Freiheit. Kein Lebenssinn und Zukunftsperspektiven sind Folge einer Hoffnungslosigkeit. Die moralische Not der Welt schafft Ungleichheit in Bildung und Gesundheit, ungerechte soziale Bedingungen.

Die spirituelle Not der Welt erfährt der Mensch, wenn er sich von Gott entfernt und seine Liebe ablehnt. Der Mensch verarmt, weil er sich selbst genügen will und Gottes entgegengestreckte Hand abweist. So begibt er sich auf einen Weg des Scheiterns, gerät in die moralische Not, bürdet diese andere auf und verursacht so oft genug materielle Not.

Das Evangelium ist ein Gegenmittel gegen die spirituelle Not. Christen sind aufgerufen dieses Gegenmittel der kranken Welt zu bringen, damit sie befreit und miteinander versöhnt wird. Gott ist immer größer als unsere Sünde, unsere Not aufgrund seiner Liebe und Barmherzigkeit.

Im November 2014 hat Papst Franziskus, ein Mann aus Lateinamerika, im EU-Parlament gesprochen und die europäische Verantwortung für die kulturelle Entwicklung der Menschheit angemahnt. Das kulturelle Erbe Europas ist kein museales Vermächtnis der Vergangenheit, sondern ein Schatz der Inspiration der gesamten Menschheit. Besonders muss sich Europa seiner christlichen Wurzeln besinnen. Franziskus führt aus:

In dieser Perspektive ist der Beitrag zu verstehen, den das Christentum heute zur kulturellen und gesellschaftlichen europäischen Entwicklung im Rahmen einer rechten Beziehung zwischen Religion und Gesellschaft leisten kann. Aus christlicher Sicht sind Vernunft und Glaube, Religion und Gesellschaft berufen, einander zu erhellen, indem sie sich gegenseitig unterstützen und, falls nötig, sich wechselseitig von den ideologischen Extremismen läutern, in die sie fallen können. Die gesamte europäische Gesellschaft kann aus einer neu belebten Verbindung zwischen den beiden Bereichen nur Nutzen ziehen, sei es, um einem religiösen Fundamentalismus entgegenzuwirken, der vor allem ein Feind Gottes ist, sei es, um einer "beschränkten" Vernunft abzuhelfen, die dem Menschen nicht zur Ehre gereicht.

Und weiter:

Ebenso bin ich überzeugt, dass ein Europa, das fähig ist, sich die eigenen religiösen Wurzeln zunutze zu machen, indem es ihren Reichtum und ihre inneren Möglichkeiten zu ergreifen versteht, auch leichter immun sein kann gegen die vielen Extremismen, die sich in der heutigen Welt verbreiten – auch aufgrund des großen ideellen Vakuums, das wir im sogenannten Westen erleben, denn es ist gerade die Gottvergessenheit und nicht seine Verherrlichung, die Gewalt erzeugt.

Die Not der Welt ist eine spirituelle Not, die entweder Gott für den eigenen Egoismus vermenschlicht und damit vereinnahmt oder durch die Abweisung Gottes ein spirituelles Vakuum hinterlässt, welches der Mensch wiederum mit seinen Egoismen füllt, die moralische und materielle Not verursachen.
Vernunft, Glaube, Religion und Gesellschaft können zusammen die Not der Welt lindern.

Danke fürs zu Ende lesen.

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closs
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#2 Re: Von der Not der Welt

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 16:41

Rembremerding hat geschrieben:Danke fürs zu Ende lesen.
Ja - war wieder mal gut. :thumbup:

Lena
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#3 Re: Von der Not der Welt

Beitrag von Lena » Fr 23. Jan 2015, 16:59

Die Welt versucht ihrer Nöte auf vielerlei Arten Herr zu werden und doch bleibt alles nur ein Flickenteppich.

Je einfacher etwas ist, desto mehr Kraft und Stärke liegt darin
Meister Eckhart


Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
1. Mo 17,1
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Pluto
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#4 Re: Von der Not der Welt

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 21:21

Naja...
Spiritualität ist natürlich für viele Menschen (nicht nur Christen) etwas sehr wertvolles. Allerdings kann ein armer Mann davon seine Kinder nicht ernähren.
Irgendwie erinnert mich der christliche Missionsauftrag an die offenen Worte des südafrikanischen Bischofs Tutu:

  • Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf, zu beten. Und wir schlossen die Augen.
    Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.

Hmm... Ob das im Sinn des armen Mannes ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#5 Re: Von der Not der Welt

Beitrag von closs » Sa 24. Jan 2015, 00:36

Pluto hat geschrieben: Ob das im Sinn des armen Mannes ist?
Natürlich nicht - aber das beeinflusst nicht die Bedeutung der Spiritualität. - Dass damit Missbrauch getrieben wurde, ist anerkannt.

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