Säkulare Spiritualität - ein Widerspruch?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#1 Säkulare Spiritualität - ein Widerspruch?

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 15:31

Abgetrennt aus: Der Keuschheitsball.


piscator hat geschrieben: Wohin kommen wir denn, wenn Nichtgläubige den Gläubigen vorschreiben dürfen, was diese zu glauben haben?
Stimmt - wäre wirklich Blödsinn.

piscator hat geschrieben:Soweit mir bekannt ist, machen Gläubige ja auch den nicht Gläubigen keine diesbezüglichen Vorschriften oder drohen gar mit der Hölle oder ewigen Verdammnis.:mrgreen:
Natürlich kann man christliche Mission und säkulare Gegen-Mission machen - Religion contra Ersatz-Religion.

Aber man sollte das mit den jeweils eigenen SChriften machen: "MEINE Bibel sagt, dass Du Säkularer ... blablablbla" - "MEINE säkulare 'Bibel' sagt mir, dass Du Christ ... blabblabla". - Das geht. - Aber man kann nicht dem anderen sagen: "Du musst DEINE jeweilige Bibel so oder so verstehen".

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#2 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 15:43

closs hat geschrieben:Natürlich kann man christliche Mission und säkulare Gegen-Mission machen.
säkulare Gegen-Mission...
Dafür gibt es ein sehr gutes Wort: Aufklärung
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#3 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 15:51

Pluto hat geschrieben:Dafür gibt es ein sehr gutes Wort: Aufklärung
Das würde aber gegen den Wortsinn verstoßen: Wörtlich hat "Aufklärung" etwas mit "Licht" zu tun - also "Licht-in-die Dunkelheit-Bringen". - Genau das ist die Aufklärung des Christentums.

piscator hat geschrieben: ... ist man als Christ, Jude oder Moslem aufgewachsen, geht man da sicher anders ran, als wenn man von der atheistischen Fraktion kommt.
Sehe ich genauso. - Das hat wohl mit der Formatierung der frühen Jahre zu tun, die offensichtlich unterschiedliche Erkenntnis-Fenster aufmacht. - Das kann der Grund sein, warum eine Kultur zugrunde gehen kann - weil ihr Wissen und ihr Bewusstsein über die Generationen vergessen wurde.

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#4 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 17:40

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dafür gibt es ein sehr gutes Wort: Aufklärung
Das würde aber gegen den Wortsinn verstoßen: Wörtlich hat "Aufklärung" etwas mit "Licht" zu tun - also "Licht-in-die Dunkelheit-Bringen". - Genau das ist die Aufklärung des Christentums.
Ich meine damit aber das was in der "kopernikanischen Wende" seinen Anfang nahm. Das nennt man "Erleuchtung".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#5 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 17:52

Pluto hat geschrieben:Ich meine damit aber das was in der "kopernikanischen Wende" seinen Anfang nahm.
Das stimmt ja auch - das war/ist eine naturalistische Aufklärung - selbstverständlich gibt es das AUCH.

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#6 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 18:09

closs hat geschrieben:das war/ist eine naturalistische Aufklärung - selbstverständlich gibt es das AUCH.
Wieso "AUCH"? Bild
Da eine andere Form in der Geschichte unbekannt ist, kann man das Adjektiv getrost weglassen. :geek:
Es geht um DIE Aufklärung
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 18:15

Pluto hat geschrieben:Es geht um DIE Aufklärung
Nix dagegen - dann muss man aber auch die Grenzen dieser Aufklärung kennen - alles andere wäre un-aufgeklärt. - Kant war schon mal so weit.

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#8 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 18:26

closs hat geschrieben: Kant war schon mal so weit.
Was genau hat Kant zur Aufklärung gesagt, außer dass er sie lobte?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von Münek » Mo 26. Jan 2015, 18:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es geht um DIE Aufklärung
Nix dagegen - dann muss man aber auch die Grenzen dieser Aufklärung kennen - alles andere wäre un-aufgeklärt. - Kant war schon mal so weit.

Was Du nicht sagst?! :o

Kants Leitspruch zur Aufklärung lautete doch wohl: "Habe Mut, dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen!
" Damit meinte er, der Mensch solle seine Unmündigkeit ab-
streifen, indem er sich ohne Anleitung eines anderen seines Verstandes bedient.

Mit Sicherheit hat er damit primär die "Anleitung ihrer unmündigen Schäfchen durch
die Kirchen
" gemeint. Wie Du da ausgerechnet von einer "Aufklärung des Christentums"
sprechen kannst, ist mir ein Rätsel.

Das war mal wieder ein Schuss in den Ofen!

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#10 Re: Der Keuschheitsball.

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 19:41

Pluto hat geschrieben:Was genau hat Kant zur Aufklärung gesagt, außer dass er sie lobte?
Er hat 1798 in einen Brief an Christian Garve gemeint, dass er in seinem kritischen Werk vermocht habe, die Vernunft an ihre Grenzen zu bringen, um Platz für den Glauben zu haben. Er plane nun auf dieser Basis als nächsten Schritt eine Transzendental-Philosophie, was über Gott, Welt und den Menschen metaphysisch aus Sicht der Vernunft ausgesagt werden könne.

Er hat also die Aufklärung nicht kritisiert, sondern geplant, ihre Zuständigkeit über das Naturalistische hinaus metaphysisch einzusetzen - also in Bezug auf das, was hinter den Grenzen der Vernunft liegt. - Insofern ist der Vernunft-/Aufklärungs-Begriff Kants der Mystik nicht entgegengestellt.

Münek hat geschrieben:Damit meinte er, der Mensch solle seine Unmündigkeit abstreifen, indem er sich ohne Anleitung eines anderen seines Verstandes bedient.
Genau so ist es - aus spiritueller Sicht hieße dies: Der Mensch möge nicht primär auf Weltbild-Bastler, sondern auf seinen eigenen geistigen Instinkt.

Münek hat geschrieben:Mit Sicherheit hat er damit primär die "Anleitung ihrer unmündigen Schäfchen durch die Kirchen" gemeint.
Gut vorstellbar - die Kirche war diesbezüglich eine "gute Adresse". - Aber sie war nicht wichtig genug für Kant, um deshalb sein kritisches Werk zu schreiben.

Münek hat geschrieben:Wie Du da ausgerechnet von einer "Aufklärung des Christentums" sprechen kannst, ist mir ein Rätsel.
Das Christentum ist von seinem Wesen her selbstverständlich aufklärerisch - allerdings (insofern gebe ich Dir recht) nicht im Sinne der heute gängigen, streng naturalistisch orientierten Mode.

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