Bedingungsloses Grundeinkommen

Säkularismus
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erbreich
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#401 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Di 25. Aug 2015, 21:15

Der britische Ökonom Guy Standing
(Autor von "Prekariat. Die neue explosive Klasse")
im Interview zum bedingungslosen Grundeinkommen.

2Lena
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#402 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » Di 8. Sep 2015, 18:00

Ich las grad in einer antiken Reisebeschreibung, wie einige Philosophen zu Beginn unserer Zeitrechnung an der Grenze Äthiopiens einen Riesenberg an Waren entdeckten. Weit und breit war niemand zu sehen und es war auch keine Bewachung da. Schließlich begegnete ihnen ein Einheimischer und erklärte der Wandergruppe: Das sei eine Sammelstelle. Die Menschen aus beiden Staaten legen an der Grenze ihre Waren ab. Was einer brauchen kann wird mitgenommen. Dafür bringt er in etwa gleichem Wert, was er im Überfluss hat.

Dann ging das Gespräch der Philosophen los. Sie besprachen die griechische Bräuche, bei denen jeder (statt einem direkten Tauschhandel) doch so viel Wert an Geld und Gold erhalten wolle, wie er irgend bekommen könne. Der eine hat ein Haus zu bauen, der andere muss der Tochter die Aussteuer geben, dem Sohn die Ausbildung, das Begräbnis finanzieren und so weiter und so fort. Eine Ausgabe schauckelte die andere hoch. Je mehr daran beiteiligt sind, desto verwirrender und teurer macht das die Ware. Ob des Riesenberges an Gütern konnten sie nur den Kopf schütteln und rufen: Wenn man das nur sehen und nachmachen könnte!

(Link wird nachgeliefert, muss leider erst erneut suchen.)

JackSparrow
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#403 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von JackSparrow » Mi 9. Sep 2015, 15:55

barbara hat geschrieben:Und jene, die arbeiten gehen, die wollen dafür womöglich was Interessantes machen - zB Autos in Handarbeit von Grund auf konstruieren
Ja, ein- bis zweimal, und am besten zum eigenen Gebrauch. Wieso sollte man das Auto jemand anderem überlassen, nachdem man so viel Energie reingesteckt hat? Nach dem 20. Auto hat man auf den Job sowieso keinen Bock mehr.

ja, und all die verlassenen Babies in den Wiegen, deren Eltern das schöne Wetter draussen geniessen...
Die Erziehung von Kindern produziert keine Verbrauchsgüter. Eine Massenproduktion von Verbrauchsgütern ist aber notwendig, da sonst jeder BGE-Bezieher alles, was er selbst benötigt, in persönlicher Handarbeit herstellen müsste.

Ich persönlich habe selbstverständlich nicht dagegen, wenn andere Leute für mich arbeiten und ich dafür trotzdem Geld bekomme. Ich bezweifle nur die Theorie der BGE-Anhänger, dass dieser Zustand den anderen Leuten auf Dauer als besonders angenehm erscheinen wird.


2Lena hat geschrieben:Die Menschen aus beiden Staaten legen an der Grenze ihre Waren ab. Was einer brauchen kann wird mitgenommen. Dafür bringt er in etwa gleichem Wert, was er im Überfluss hat.
Einen Überfluss an Waren produziert man, weil man sie für Geld zu verkaufen gedenkt. Dann kann man sich nämlich für das Geld irgendwas anderes kaufen, was man selbst nicht zu produzieren in der Lage ist. Würde jemand selbst nichts brauchen, wieso sollte er dann einen Überfluss an Waren produzieren?

piscator
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#404 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Mi 9. Sep 2015, 17:37

JackSparrow hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Und jene, die arbeiten gehen, die wollen dafür womöglich was Interessantes machen - zB Autos in Handarbeit von Grund auf konstruieren
Ja, ein- bis zweimal, und am besten zum eigenen Gebrauch. Wieso sollte man das Auto jemand anderem überlassen, nachdem man so viel Energie reingesteckt hat? Nach dem 20. Auto hat man auf den Job sowieso keinen Bock mehr.
Die krampfhaften Bemühungen der BGE-Befürworter, die arbeitende Bevölkerung vor ihren [d]lahmen[/d] Karren zu spannen, erinnern mich stark an die vergeblichen Versuche der Schöpfungsgläubigen, mit Hilfe der Pseudowissenschaft die Bibel so hinzubiegen, dass diese in ihr kleinkariertes Weltbild passt. :mrgreen:
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

2Lena
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#405 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » Mi 9. Sep 2015, 19:24

piscator hat geschrieben:Die krampfhaften Bemühungen der BGE-Befürworter ...
Teilweise ist ihre Motivation zu verstehen. Für viele ist es "bitter" Sozialleistungen in Anspruch nehmen zu müssen. Es ist auch kompliziert, die vielen Bedingungen und Anträge zu bearbeiten. Irgendwie muss man das industrialisierte Leben regeln. Ein Mann nur - bedient viele Hektar Land. Tausende müssen Nahrung mit Geld bezahlen.

Man könnte es machen wie der legendäre Krösus. Er stellte seinen enorme Schätze den Bedürftigen zur Verfügung.

Vernünftiger wäre meines Erachtens ganz etwas anderes als eine Geldwirtschaft, die doch grad und grad für das Lebensnotwendige der Leute sorgt, für Schlechtkost und Umweltzerstörung.

barbara
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#406 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von barbara » Mi 9. Sep 2015, 20:49

JackSparrow hat geschrieben: Ja, ein- bis zweimal, und am besten zum eigenen Gebrauch. Wieso sollte man das Auto jemand anderem überlassen, nachdem man so viel Energie reingesteckt hat? Nach dem 20. Auto hat man auf den Job sowieso keinen Bock mehr.

und du meinst, dass jene, die heute am Förderband stehen, und pro Tag 20 Türen oder 100 Schlösser montieren, immer noch Bock haben auf ihren Job?

Autos in Handarbeit herstellen heisst auch: jedes Auto ist etwas anders, weil, man lernt ja immer dazu und will immer andere Details machen.


Die Erziehung von Kindern produziert keine Verbrauchsgüter. Eine Massenproduktion von Verbrauchsgütern ist aber notwendig, da sonst jeder BGE-Bezieher alles, was er selbst benötigt, in persönlicher Handarbeit herstellen müsste.

Da wir in einer Welt leben, wo es viel freie Arbeitskraft, und immer weniger Erwerbarbeitsplätze gibt: es spricht eigentlich nichts dagegen, ein paar Sachen wieder in Handarbeit zu produzieren. Dann kann man sie nämlich massgefertigt dem Kunden anpassen, wie das früher ganz normal war, und heute aber nicht mehr ist. Nur schon sowas Simples wie ein Hammer, der für dich gemacht ist und auf deine Körper, deine Reichweite, deine Kraft angepasst ist... ist doch ein grosser Luxus, sowas zu haben. Statt einen Hammer von tausend gleichen.

und erst Hosen! es gibt kaum was Schwierigeres, als passende Hosen zu finden.

Ich persönlich habe selbstverständlich nicht dagegen, wenn andere Leute für mich arbeiten und ich dafür trotzdem Geld bekomme. Ich bezweifle nur die Theorie der BGE-Anhänger, dass dieser Zustand den anderen Leuten auf Dauer als besonders angenehm erscheinen wird.

Es gilt auch zu bedenken, dass die heutige Situation für eine Menge Leute alles andere als angenehm ist, und keinesfalls optimal.


Würde jemand selbst nichts brauchen, wieso sollte er dann einen Überfluss an Waren produzieren?

eben nicht. Wir haben sowieso zu viel Waren, zu viel Schrottwaren auch. Etwas weniger zu produzieren wäre eine sehr gute Idee.

gruss, barbara

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#407 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Mi 9. Sep 2015, 23:21

2Lena hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Die krampfhaften Bemühungen der BGE-Befürworter ...
Teilweise ist ihre Motivation zu verstehen.
Welcher Teil denn?

2Lena hat geschrieben:Für viele ist es "bitter" Sozialleistungen in Anspruch nehmen zu müssen.
Gibt es denn einen moralischen Unterschied zwischen einer Sozialleistung und dem BGE?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#408 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Mi 9. Sep 2015, 23:36

piscator hat geschrieben:Die krampfhaften Bemühungen der BGE-Befürworter, die arbeitende Bevölkerung vor ihren lahmen Karren zu spannen
Aus meiner Sicht wäre schon viel geholfen, wenn man einfach das Wort "Leistungsgesellschaft" streichen würde, da die Erfinder dieses Wortes damit eher an die Bedeutung "Geldgesellschaft" gedacht haben.

Denn dann würde die grassierende Ungerechtigkeit zwischen tatsächlicher Leistung und besessenem Geld nicht so schmerzen. - Würde die Maxime lauten "Schau, wie Du zu Geld kommst - nach Möglichkeit legal - alles andere ist wurscht", wäre das verständlich für jeden.

Mein erster Chef (in der freien Wirtschaft) hat mir als erstes eingebleut: "Geld ist eine Frage von Verträgen und keine Frage von Leistung. - Also reg' Dich nicht auf, wenn Leute, die die Hälfte tun, das Doppelte kriegen".

Diesen Satz habe ich mir gemerkt und ihn mehrfach im Berufsleben eingelöst gesehen - in der freien Wirtschaft normal.

Pluto
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#409 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Mi 9. Sep 2015, 23:52

closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht wäre schon viel geholfen, wenn man einfach das Wort "Leistungsgesellschaft" streichen würde, da die Erfinder dieses Wortes damit eher an die Bedeutung "Geldgesellschaft" gedacht haben.
Dass das nicht geht, haben wir im Scheitern des Marxismus in den 80-er Jahren gesehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#410 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Mi 9. Sep 2015, 23:59

Pluto hat geschrieben:Dass das nicht geht, haben wir im Scheitern des Marxismus in den 80-er Jahren gesehen.
Natürlich geht es de facto nicht - deshalb sollte man es doch auch so sagen. - Ich habe noch nie verstanden, warum Gesellschaften immer moralische Feigenblätter brauchen - warum nicht so sagen, wie es ist?

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