Napoleon

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#31 Re: Napoleon

Beitrag von Pluto » Mi 11. Mär 2015, 17:49

JackSparrow hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Ich dachte dabei eher an das christliche "Opfer" Jesus ;)
Wenn der sich gar nicht opfern wollte und es gleichzeitig so aussehen lässt, als hätte er es freiwillig getan, dann ist er ein Heuchler.
Nein, nicht unbedingt.
Es gibt ja das Feuerwehrmannsyndrom. Und dann gibt es Geschichten wie diese:

  • Vor einigen Jahren fiel ein Mann in einer New-Yorker U-Bahnstation direkt vor einen fahrenden Zug auf die Gleise. Geistesgegenwärtig sprang ein zweiter Mann hinterher, rollte den ersten in die Mitte, und legte sich auf ihn drauf, während über ihnen 6 Waggons hinwegrollten. In einem Interview sagte der Mann von sich, "Ich habe doch nichts Besonderes getan".

Es gibt so viele solcher Geschichten, dass sie gar nicht mehr alle in die Medien kommen. Der Mensch ist die weitaus sozialsten Art auf der Erde (auch das zeichnet uns aus und hebt uns von anderen Tieren ab). Viele sind immer wieder bereit, Artgenossen in Not zu helfen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Scrypt0n
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#32 Re: Napoleon

Beitrag von Scrypt0n » Mi 11. Mär 2015, 17:53

Pluto hat geschrieben:Der Mensch ist die weitaus sozialsten Art auf der Erde.
Das ist zwar richtig; doch leider ist das Gegenteil ebenfalls zutreffend.

Pluto
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#33 Re: Napoleon

Beitrag von Pluto » Mi 11. Mär 2015, 17:59

Scrypt0n hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Mensch ist die weitaus sozialsten Art auf der Erde.
Das ist zwar richtig; doch leider ist das Gegenteil ebenfalls zutreffend.
Empathie kann ein zweischneidiges Schwert sein. Spiegelneuronen erzeugen ein Miterleben der Gefühle anderer Menschen. Wenn andere Menschen leiden, löst das bei den Meisten einen "Hilfeinstinkt" aus.
Bei manchen (Psychopathen?) verkehrt sich das aber in Freude oder Genugtuung, einen anderen Menschen leiden zu sehen.

Das ist ein typischer Fall von Work In Progress.
Ich glaube, an der Perfektionierung des Systems der Spiegelneuronen "arbeitet" die Evolution noch. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#34 Re: Napoleon

Beitrag von JackSparrow » Mi 11. Mär 2015, 21:56

Pluto hat geschrieben:Es gibt so viele solcher Geschichten, dass sie gar nicht mehr alle in die Medien kommen.
Sollte er wirklich der Meinung gewesen sein, nichts Besonderes getan zu haben, wäre er glaubwürdig. Sollte er das aber nur gesagt haben, um den Leuten eine Freude zu machen (denn genau diese Antwort haben sie erwartet), dann wäre er ebenfalls ein Heuchler.

Wenn andere Menschen leiden, löst das bei den Meisten einen "Hilfeinstinkt" aus.
Alles eine Frage der Abgrenzung. Wenn man den anderen als seinen Nächsten (= Stammesmitglied) betrachtet, ist man hilfsbereit. Wenn man ihn aber als Sünder betrachtet und sich selbst als Vertreter des Gesetzes, dann kann sein Leiden auch Befriedigung auslösen.

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#35 Re: Napoleon

Beitrag von Hemul » Do 12. Mär 2015, 00:32

JackSparrow hat geschrieben: Alles eine Frage der Abgrenzung. Wenn man den anderen als seinen Nächsten (= Stammesmitglied) betrachtet, ist man hilfsbereit. Wenn man ihn aber als Sünder betrachtet und sich selbst als Vertreter des Gesetzes, dann kann sein Leiden auch Befriedigung auslösen.
:thumbup:
Deshalb hat man mich auch gesperrt. Den Blick in den Spiegel können manche leider nicht ertragen.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#36 Re: Napoleon

Beitrag von Salome23 » Do 12. Mär 2015, 06:41

JackSparrow hat geschrieben: Sollte er wirklich der Meinung gewesen sein, nichts Besonderes getan zu haben, wäre er glaubwürdig.
Sollte er das aber nur gesagt haben, um den Leuten eine Freude zu machen (denn genau diese Antwort haben sie erwartet), dann wäre er ebenfalls ein Heuchler.
Wie kann man das heraus finden?

Wenn er nun grade zufällig das antwortet, was deiner Meinung nach erwartet wurde(woher willst du wissen, was erwartet wurde?) würde man ihm womöglich unterstellen , er hätte ja nur das gesagt, was man erwartet hat, obwohl er es vielleicht wirklich so gemeint hat, wie er es eben sagte...
Sollte er es aber mit der Absicht gesagt haben, um Leuten nur Freude zu machen, was ist daran falsch?
Ist es "Sünde" anderen Menschen Freude zu bereiten oder ihnen gegenüber höflich zu sein (egal ob nun in geheuchelter oder ernsthafter Absicht)?
Ist es nicht viel wichtiger, dass sie einen Grund zur Freude haben (sich freuen)?

JackSparrow
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#37 Re: Napoleon

Beitrag von JackSparrow » Do 12. Mär 2015, 09:45

Salome23 hat geschrieben:Wenn er nun grade zufällig das antwortet, was deiner Meinung nach erwartet wurde
Wie kann man jemandem das Leben retten und dann zufällig denken, man habe nichts Besonderes getan?

(woher willst du wissen, was erwartet wurde?)
Es ist Tradition, diesen Satz zu sagen, nachdem man jemandem geholfen hat. Zu sagen, dass man sich jetzt für einen tollen Helden hält, ist gesellschaftlich nicht erwünscht.

Sollte er es aber mit der Absicht gesagt haben, um Leuten nur Freude zu machen, was ist daran falsch?
Nichts. Die Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn die Mehrheit aller Menschen heuchelt.

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Magdalena61
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#38 Re: Napoleon

Beitrag von Magdalena61 » Do 12. Mär 2015, 10:04

Meister Eckhart hat geschrieben:Sich selbst (auf)opfern und "Mitgefühl für andere" fallen bei mir auch unter Eigennutz.
Da würde ich differenzieren zwischen 1. Menschen mit einem Helfersyndrom-- die ihr Selbstwertgefühl aus der Notlage anderer beziehen, indem sie, auch ungefragt, ihre "Hilfe" aufdrängen und ihr Opfer in Abhängigkeit bringen/halten und letztlich kontrollieren (wollen)- und 2. den Demütigen, den Mitfühlenden, bei denen das Bedürfnis zu helfen wirklich aus einem lauteren Herzen kommt, und die auch keine "Gegenleistung" erwarten oder sich irgendwelche Vorteile "erarbeiten" wollen, noch nicht einmal Pluspunkte bei Gott.

Das Argument mit der Evolution... Eigennutz zum Zwecke des Überlebens der menschlichen Rasse.... halte ich für Fug, sorry. Weil Menschen von Natur aus Egoisten sind, die normalerweise nicht weiter denken als bis zum nächsten Genuß.
Nach mir die Sintflut....

Denn ICH will mich opfern/dienen für das Wohl der anderen, weil XY (ICH dem Gemeinwohl dienen will, ich Anerkennung will, weil ICH MEINE VORSTELLUNG von einem guten Menschen verwirklichen will, etc......was auch immer......
Diese Beschreibung trifft auf die Gutmenschen mit dem Helfersyndrom zu. Den Einfältigen ist es letztlich egal, was andere von ihnen denken und ob sie die Welt nachhaltig verbessern werden durch diesen speziellen Einsatz. Sie sehen nur die aktuelle Not und wollen lieben, trösten, verbinden, heilen...den Jammer mildern. Und--- meist sind oder werden sie sich irgendwann der Unzulänglichkeit ihres Engagements bewußt und sind deswegen betrübt.
Diese "Einfältigen" müssen Acht geben, wie sie mit ihren Kräften haushalten. Denn weil sie selbst anständig sind und treu, setzen sie das Gleiche bei ihren Mitmenschen voraus und werden dann oftmals skrupellos ausgenützt.
jedenfalls tue ich etwas das MIR nützt oder ICH FÜR MICH WILL dass es anderen nützt).
"Ich für mich will..."?
Manchmal ist es einfach nur lästig und mühsam, und man würde lieber darauf verzichten.

Der Vorwurf "Heuchelei" trifft aber nur dann zu, wenn jemand eine Rolle spielt, die nicht mit der Realität übereinstimmt und etwa Begeisterung markiert, die nicht empfindet.
___________________________________________________________________________________________________________________________

:) Es kommt ja öfter vor, dass man Aufgaben erledigen muß, die man nicht mag. Wie schafft man es, geradlinig (reinen Herzens) zu bleiben und nicht zu lügen?

--Man tut die Arbeit und nimmt kein Blatt vor den Mund: "Es k..... mich an...., aber ich mache es trotzdem!"
--Man überwindet sich und identifiziert sich mit der Aufgabe; betrachtet sie als Herausforderung, die man erfolgreich bewältigen will (= Eigennutz :mrgreen: , aber nur als Brücke, um zusätzlichen Stress durch Kräfte zehrende, negative Emotionen zu reduzieren).

Ich denke mal, Jesus ist den letzteren Weg gegangen. Er wollte eigentlich nicht den Kelch trinken, aber Er nahm die Herausforderung an und ging ehrenvoll hindurch. DAS ist WAHRE Größe.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Janina
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#39 Re: Napoleon

Beitrag von Janina » Do 12. Mär 2015, 10:18

Magdalena61 hat geschrieben:Das Argument mit der Evolution... Eigennutz zum Zwecke des Überlebens der menschlichen Rasse.... halte ich für Fug, sorry.
Ist auch Quatsch. Die Rasse ist gar nicht egoistisch. Das Gen ist egoistisch. Und das macht seinen Träger sozial.
Das Gen sagt nicht "Nach mir die Sintflut....". Das Gen sagt: "Nach mir meine Kopien."

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#40 Re: Napoleon

Beitrag von Pluto » Do 12. Mär 2015, 10:20

JackSparrow hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt so viele solcher Geschichten, dass sie gar nicht mehr alle in die Medien kommen.
Sollte er wirklich der Meinung gewesen sein, nichts Besonderes getan zu haben, wäre er glaubwürdig. Sollte er das aber nur gesagt haben, um den Leuten eine Freude zu machen (denn genau diese Antwort haben sie erwartet), dann wäre er ebenfalls ein Heuchler.
Dies Frage bleibt unbeantwortet, weil sich dazu aus der Geschichte keinerlei Informationen herleiten lassen. Wir wissen es nicht, und sollten deshalb auch nicht darüber spekulieren.

JackSparrow hat geschrieben:Alles eine Frage der Abgrenzung. Wenn man den anderen als seinen Nächsten (= Stammesmitglied) betrachtet, ist man hilfsbereit. Wenn man ihn aber als Sünder betrachtet und sich selbst als Vertreter des Gesetzes, dann kann sein Leiden auch Befriedigung auslösen.
Das spiegelt die natürliche Entwicklung des Menschen wieder. In der Zeit der Sammler & Jäger traf man selten auf Mitglieder anderer Stämme; da nimmt man erst mal das Schlimmste an, dass diese "Anderen" nichts Gutes im Sinn haben. Mit diesem instinktiven Abwehrverhalten blieb man länger am Leben.

Der Begriff der "Sünde" wurde erst viel später eingeführt, als die Menschen sesshaft wurden, und ihre Götter erfanden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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