Mehr möchte, kann seine nachfolgend verlinkte 17-seitige PDF-Datei lesen: Eine Kritik des „neuen Atheismus“ aus der Sicht eines Vertreters des „alten Atheismus“. Darin heißt es u.a.:Zitat von Joachim Kahl:
„Richard Dawkins’ Buch Der Gotteswahn, das ich hier als Hauptbeispiel des neuen Atheismus heranziehe, … ist ein charakteristisches Dokument intellektuellen Cäsarenwahns. Cäsarenwahn hat – nach dem Historiker Ludwig Quidde, der den Begriff 1894 geprägt hat – zwei sich ergänzende Merkmale: triumphalistische Selbstüberschätzung und abgründige Realitätsblindheit.“
Hat er nicht recht? Kommen heute nicht plötzlich viele selbsternannte Experten und melden sich auf teils recht aggressive Weise relionskritisch zu Wort, deren "Qualifiktation" darin besteht, "neue Atheisten" zu sein? Jedenfalls hatte ich diese Erfahrung in Internetforen gemacht. Es fehlt an Differenzierung und oftmals auch an Zugänglichkeit. Sogar wenn ein User mit offenkunidg theologischen und literaturwissenschaftlichen Fachkenntnissen (ein alter Freund von mir, den ich hier im Forum schon zitiert hatte) auftritt und ihnen erklärt warum ihre Kritik zu kurz greift - hatte ich selbst erlebt. Die "Jünger" der neuen Atheisten haben die Thesen der Brights als "Wahrheit" verinnerlich und leben diese zu gerne in Foren aus, um Gläubige in Endlosdiskussionen zu zermörben. Auch dies hatte ich erlebt.Dawkins’ nassforsche Haltung des „Hoppla, jetzt komm ich“ verrät auf Schritt und Tritt eine bodenlose Unkenntnis in Sachen Religion und Religionskritik und enthüllt ein fatales Nichtverstehen ihrer geschichtlichen Entwicklungen und ihrer inhaltlichen Komplexität. Wer nur vom „Laster der Religion“ schwadroniert (18) oder den jüdisch-christlichen Gott hämisch als „das Monster aus der Bibel“ (66) verunglimpft, der hat von der Janusköpfigkeit von Religion und von ihren Ambivalenzen keine Ahnung.
Da wollen sie doch wirklich kundigen Christen erzählen, wie die Bibel korrekt zu lesen sei und vertreten eine infantile, kreationistisch-fundamentalistische Interpretation, welche die symbolische Dimension der Bibel und ihre Rezeptionsebenen völlig negieren - geschweige denn, dass sie überhaupt wissen, wovon ich gerade spreche.
Ab und an hatte ich einen User eingeladen, der die "Wissenschaft" als Etikett verwandte, mit mir im wissenschaftlichen Unterforum gottfrei über wissenschaftliche Themen zu sprechen - dann war komischerweise immer Funkstille.
Aber nun weiter zur Kritik von Joachim Kahl.
Hier muss ich, so verschieden Kahls Weltsicht als alter Atheist von meiner auch sein muss, ihm zustimmen. Diesen Krawallatheismus, der mit hohlen „atheistischen Stolz“ missioniert wird, hatte ich selbst erlebt. Es ging dabei immer mehr darum, möglichst wortgewaltig die vermeintlich infantilen Christen, welche ja keine "hellen" Brights sind, lächerlich zu machen. Was sich hier als "Atheismus" bezeichnet, ist in Wahrheit schon Antitheismus.Wer meint, als eine spezifische Gestalt nötiger „Bewusstseinserweiterung“ den „atheistischen Stolz“ (15) hervorkehren zu müssen, aber auf über 570 Seiten weder die Namen noch die Denkfiguren eines Epikur, eines Feuerbach, eines Sigmund Freud kennt, der entlarvt die Hohlheit diese Stolzes. ... Aber im Sinne Dawkins’ jeglichen
Gottesglauben als Gotteswahn zu verteufeln, ist plumper Krawallatheismus.
Jochaim Kahl ist durchaus ein unbequemer Religionskritiker, doch stimme ich ihm zu, dass auch ein polemischer Dialog zur legitimen und freien Auseindersetzung mit Religion gehört. Doch nicht von oben herab und bitte nicht als militanter Antitheismus (und nichts anderes ist der so populäre neue Atheismus), sondern vernünftig und differenziert.Zitat von Joachim Kahl:
Mit derlei vulgären Kraftsprüchen verwandelt sich der Atheismus unter der Hand in Antitheismus. Von oben herab wird Religion als Humbug abgekanzelt. Erforderlich wäre es dagegen, sie gedanklich zu durchdringen, ihren historischen Werdegang und ihre gesellschaftliche Funktion zu erklären und in einen kritischen, auch polemischen Dialog mit ihren Anhängern zu treten.
Joachim Kahl widmet seine Kritik am neuen Atheismus der Brights insbesondere Richard Dawkins’ populären Buch "Der Gotteswahn" (Dawkins erhielt ja insbesondere für dieses Buch von der BGS 2007 den Deschner-Preis'; Kahls Kritik stammt aus dem Jahr 2008).
Neugierig geworden?An drei Beispielen möchte ich den penetranten Eifer Richard Dawkins’ zur Besserwisserei, Bevormundung und willkürlichen Beanspruchung anderer für die eigene Position aufzeigen.