Vergiftet der Neo-Atheismus?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Rembremerding
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#1 Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 07:08

Thema abgetrennt aus: Verhalten im Forum



Novalis hat geschrieben:Man muss eben wissen, welche geistige Nahrung man sich zu Gemüte führt.... es ist nur eine Frage der Zeit... Du bist, was Du isst...vorallem auf geistiger Ebene. Scheiße zieht nur unnötige Fliegen an... :silent: das ist nicht meine Speiseliste... ich bewohne lieber die paradiesischen Gärten.

In Koh 10:1 (HfA) liest man:
Tote Fliegen bringen duftende Salben zum Stinken, und schon eine kleine Dummheit zerstört die Weisheit und das Ansehen eines Menschen.
Man kann sich in Foren vor toten Fliegen schützen, indem man solche User ignoriert. Man erkennt sie daran, dass sie destruktiv sind, ein bißchen Wahrheit in eine bittere Ummantelung packen, durch Hochmut belehrend sein wollen oder unredlich argumentieren, weil es ihnen nur um ihr Motiv geht. Es fehlt die Liebe.
Leider sind besonders Atheisten sehr anfällig dafür, tote Fliegen zu werden.
Ich persönlich lese Beiträge bestimmter User in fast allen Unterforen grundsätzlich nicht mehr. Das ist einerseits schade, denn jeder Mensch verdient Respekt und könnte ein Stück zur Wahrheit beitragen, andererseits ist es notwendig sich vor solch schlechter Nahrung zu schützen, denn sie widert an.

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Savonlinna
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#2 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 10:50

Ich finde es auch darum schade, weil der Atheismus an sich wirklich etwas zu sagen hat oder hätte. Er ist ein wichtiges Korrektiv innerhalb der Welt- und Menschenansichten. Er gehört hinein in das "Konzert" der Ansichten, von denen keins alleine die Wahrheit ausmacht.

Wenn der Atheismus aber "gehässig" auftritt, hat er sich selber schon erledigt. Er ist kein ernstzunehmender Faktor mehr, und wie es aussieht, hat er auch schon längst ausgespielt. Wen interessiert eine Strömung, die durch Leute vertreten wird, die sich daran aufgeilen, andere Ansichten verbal platt zu machen? Man identifiziert den Atheismus mit diesem komischen Trieb, und darum hat er keine historische Rolle mehr, kann nichts beitragen zum Verstehen der Welt.

Das war einmal anders, und zum Glück kann man das nachlesen, die Bücher dazu einsehen.
In diesen Werken findet man keine süffisanten Seitenhiebe persönlicher Natur, sondern wirkliche Auseinandersetzung mit dem Christentum, und auch mit dem Gottesglauben.
Ich nenne als Beispiel mal Ludwig Feuerbach, "Das Wesen des Christentums", egal, wie man nun zu Feuerbach steht.
Die dort geäußerten Gedanken leben nicht von der Häme, sondern von einem Ernstnehmen der Religion und dem Versuch, deren inneren Kern anders als religiös zu formulieren.

Solche tiefschürfenden Analysen, zu denen für mich auch der junge Karl Marx gehört (seine Frühschriften), der Philosoph Ernst Bloch, Heraklit,
Gotthold Ephraim Lessing mit seinem "Nathan der Weise" und so weiter.:
die haben einen wesentlichen Beitrag für unsere Kultur geleistet, indem sie ihre Finger ganz wie nebenbei auf die wunden Stellen im Christentum gelegt haben. Da wird man nicht durch Hass zurückgeschreckt, sondern sieht eine verständige und verstehende Auseinandersetzung.

Die heutige Nachhut des Atheismus, die erst das Christentum missverstehen muss, um überhaupt was sagen zu können, ist innerhalb unserer Kultur bedeutungslos, weil sie sich in persönlichen Abneigungen und unintelligenten Attacken erschöpft.

Rembremerding
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#3 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 11:16

Savonlinna hat geschrieben:Ich finde es auch darum schade, weil der Atheismus an sich wirklich etwas zu sagen hat oder hätte. ...Die heutige Nachhut des Atheismus, die erst das Christentum missverstehen muss, um überhaupt was sagen zu können, ist innerhalb unserer Kultur bedeutungslos, weil sie sich in persönlichen Abneigungen und unintelligenten Attacken erschöpft.
Ja, es ist schade. Dawkins hat den Atheismus endgültig vergiftet.
Aber kulturell bedeutungslos, so meine ich, ist er dadurch nicht geworden, ob er denn ein kultureller Fortschritt ist, sei dahingestellt. Schließlich bedient Atheismus jenes Klientel, dass sich gerne innerhalb des Mainstreams und damit der Meinungsdiktatur bewegt. Zwar bevorzugt man eine scheinbare Individualität, die aber dort ihre selbstgewählte Grenze hat, wo sie dem Mainstream zu entschwinden droht. Mit Schuld daran haben sicherlich die Massenmedien, die Meinung kreieren, um sich darin ihre feste Leserschaft und damit Macht und Geld zu sichern.
Der heutige Atheismus, besser Antitheismus, erscheint mir als eine Dekadenzerscheinung, die schon alte Kulturen (...Rom) zerstörte. Ohne Werte und kulturelle Dynamik versickern solche Kulturen in der Geschichte, werden übernommen von agilen und dynamischen Gesellschaften und Kulturen, wie es etwa die Germanen bei den Römern taten und schlussendlich dann das Christentum.

Was sind die tatsächlichen kulturellen Errungenschaften des Antitheismus/Materialismus als Ersatzreligion, weil Ersatzideologie?
Das Menschenrecht auf Abtreibung, auf Selbstmord? Fußgängerampeln mit homosexuellen Pärchen? Genderismus mit */innen-Schreibweisen, die das gesprochene Wort nicht mehr abbilden? Eine ADHS- und Burnoutgesellschaft? Relativismus ohne moralische Werte?
Leider kann man von vielen Antitheisten auch keine Reflexion ihres Weltbilds mehr erwarten.

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Savonlinna
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#4 Re: Vergiftet der Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 11:56

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich finde es auch darum schade, weil der Atheismus an sich wirklich etwas zu sagen hat oder hätte. ...Die heutige Nachhut des Atheismus, die erst das Christentum missverstehen muss, um überhaupt was sagen zu können, ist innerhalb unserer Kultur bedeutungslos, weil sie sich in persönlichen Abneigungen und unintelligenten Attacken erschöpft.
Ja, es ist schade. Dawkins hat den Atheismus endgültig vergiftet.
Das mag vorübergehend so scheinen - aber schau doch mal in unsere Kulturgeschichten hinein, in die Philosophiegeschichten und Literaturgeschichten. Was weiter tradiert wird, hat Substanz. Es gab in allen Epochen Hetzer, einseitig Hass schürende Broschüren und Bücher: die kann man heute nicht mal mehr in Antiquariaten finden.

Was Du beschreibst, gab es in allen Epochen; denn es gibt immer Menschen, die Idole haben, deren Charakter sie nicht durchschauen.
Wie kann man Christ sein, Rembremerding, und so daran verzagen, dass die Vernunft - das, was Ihr den göttlichen Funken nennt - nicht das Primäre im Menschen ist? Entweder es ist ein göttlicher Funken oder es ist keiner.
Die Vernunft - der "göttliche Funke" - hat schlussendlich die Zeit des Faschismus überwunden - was kaum fassbar ist, aber es ist geschehen -, und dann verzagt man wegen ein paar Gröhler und meint, der Untergang des Abendlandes sei gekommen?

Ich dachte, das Christentum sei eine "Frohe Botschaft"? Und die Christen glauben daran nicht mehr? Haben kein Vertrauen, dass "ihr Gott" letztendlich in allem wirkt?

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#5 Re: Verhalten im Forum

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 12:15

Savonlinna hat geschrieben:Was Du beschreibst, gab es in allen Epochen; denn es gibt immer Menschen, die Idole haben, deren Charakter sie nicht durchschauen.
Wie kann man Christ sein, Rembremerding, und so daran verzagen, dass die Vernunft - das, was Ihr den göttlichen Funken nennt - nicht das Primäre im Menschen ist? Entweder es ist ein göttlicher Funken oder es ist keiner.
Die Vernunft - der "göttliche Funke" - hat schlussendlich die Zeit des Faschismus überwunden - was kaum fassbar ist, aber es ist geschehen -, und dann verzagt man wegen ein paar Gröhler und meint, der Untergang des Abendlandes sei gekommen?

Ich dachte, das Christentum sei eine "Frohe Botschaft"? Und die Christen glauben daran nicht mehr? Haben kein Vertrauen, dass "ihr Gott" letztendlich in allem wirkt?
Moment. Ich habe die derzeitige geistige Lage in der westlichen Welt lediglich beschrieben. Natürlich hat diese atheistische Strömung im christlichen Kontext bereits verloren, denn als Christ geht der Blick viel weiter, sowohl geografisch als auch zeitlich-räumlich und da ist keinerlei Verzagtheit. Als Christ sehe ich etwa die außergewöhnliche Gebetsgemeinschaft zwischen koptischen, evangelischen, othodoxen und katholischen Christen in Ägypten, die während der Christenverfolgungen durch die Regierung der Muslimbrüder durch den Druck von außen entstand und einen verhältnismäßig friedlichen Machtwechsel in Ägypten hervorrief. Ebenso die vom Papst initiierte Sühnenacht und das Sühnegebet aller Christen gegen einen Krieg mit Syrien, welches damals in Verdacht stand, Giftgas einzusetzen.
Als Christ habe ich bereits gesiegt, durch Jesus Christus, manchmal schon in dieser Welt, aber bestimmt endgültig. Aber es tun mir die Menschen leid, die verlieren werden - ihre Würde, ihre Menschenrechte und vielleicht und schlussendlich ihr ewiges Leben.
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Rembremerding
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#6 Re: Vergiftet der Atheismus?

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 12:30

Danke @Pluto für die Abtrennung des Themas. :)
Allerdings wird auch dieser Thread früher oder später wieder zu einem weiteren Atheistenthread werden, indem man sich gegenseitig bestätigt, wie schlimm doch Glauben, Christentum und Gott ist.
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sven23
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#7 Re: Vergiftet der Atheismus?

Beitrag von sven23 » Fr 15. Mai 2015, 12:31

Die Frage ist doch, wen oder was soll der Atheismus vergiften?
Einem Glauben, der sich seiner sicher ist, kann der Atheismus nichts anhaben. Intelligenterweise könnte er von Gläubigen als Korrektiv genutzt werden.
Ein Gläubiger sollte immer dann stutzig werden, wenn man von ihm verlangt, seinen Verstand auszuschalten. In der Beziehung hat die Kirche in den vergangenen 2000 Jahren "Großes" geleistet.

"Verstand beginnt mit einem lebensbejahenden Atheismus. Er befreit die Seele von Aberglauben, Schrecken, Duckmäusertum, gemeiner Willfährigkeit und Heuchelei und schafft Raum für das Licht des Himmels."
(George Bernard Shaw, ir. Schriftsteller, 1856-1950)

Nietzsche war da schon etwas grober:
"Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebnis, noch weniger als Ereignis: er versteht sich bei mir aus Instinkt. Ich bin zu neugierig, zu fragwürdig, zu übermütig, um mir eine faustgrobe Antwort gefallen zu lassen. Gott ist eine faustgrobe Antwort, eine Undelikatesse gegen uns Denker - im Grunde sogar ein faustgrobes Verbot an uns: ihr sollt nicht Denken!"
(Friedrich Nietzsche, Philosoph)

Dürrenmatt ahnte wohl schon, wohin der religiöse Fundamentalismus führen kann.
"Nur wer weiß, weiß, daß er wenig weiß und daß das, was er weiß, vorläufig ist. Nur wer glaubt, glaubt, daß er weiß. Wahrheit ist ein Wort des Glaubens. Niemand vermag grausamer zu sein als jene, die im Namen der Wahrheit handeln. ... Nicht nur Gott, auch der Glaube an sich ist unbeweisbar. Nicht einmal der Papst kann beweisen, daß er glaubt, woran zu glauben er vorgibt. Darum gibt es für mich nichts Unanständigeres als christliche Parteien: Mit dem, was man nicht beweisen kann, daß man es ist, darf nicht politisch operiert werden. ... Die Zeit der Khomeinis ist angebrochen, nicht nur in Rom, Iran und Israel. Es ist höchste Zeit, sich wieder zum Atheismus zu bekennen. "
(Friedrich Dürrenmatt, Schriftsteller)

Popper meinte:
"Der Atheismus ist ein Zeichen, daß man die Religion ernst nimmt."
(Sir Karl Raimund Popper, engl. Phil. u. Wissenschaftslogiker, 1902-1994)
Ich würde ergänzen: er ist ein Zeichen, daß man Religion als Phänomen zur Kenntnis nehmen muß.

Ein interessantes Zitat:
"Wenn es einen Gott gibt, muß der Atheismus ihm wie eine geringere Beleidigung vorkommen als die Religion."
(Edmund & Jules de Goncourt, frz. Schriftsteller, 1822-1896 / 1830-1870)

So wie Bense kann man es sicher auch sehen:
"Ich verteidige den Atheismus als die notwendige und selbstverständliche Form menschlicher Intelligenz."
(Max Bense, Professor der Philosophie und Wissenschaftstheorie, 1910-1990)

Bezogen auf den IS stimmt das auf jeden Fall:
"Der Fanatismus ist verderblicher als der Atheismus."
(Pierre Bayle, Philosoph; 1647-1706)

Der viel gescholtene Dawkins meint:
"Atheismus ist fast immer ein Zeichen für eine gesunde geistige Unabhängigkeit und sogar für einen gesunden Geist." (Richard Dawkins)
Zuletzt geändert von sven23 am Fr 15. Mai 2015, 12:46, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#8 Re: Vergiftet der Atheismus?

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 12:34

Na also, da haben wir es ja schon, sogar früher. :D

Ich bin raus. :yawn:
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#9 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Pluto » Fr 15. Mai 2015, 12:43

Rembremerding hat geschrieben:Ich bin raus. :yawn:
Was denn ???
Jetzt wo ich diesen Thread extra wegen dir abgetrennt habe?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#10 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 12:53

sven23 hat geschrieben:Einem Glauben, der sich seiner sicher ist, kann der Atheismus nichts anhaben.
Stimmt. - Vor allem kann man der "Realität" nichts anhaben, was auch immer bewusst oder unbewusst "Realität" wäre.

sven23 hat geschrieben:Ein Gläubiger sollte immer dann stutzig werden, wenn man von ihm verlangt, seinen Verstand auszuschalten.
Das ist nur in Denominationen der Fall, die sich über Gott stellen.

Deine Zitate müsstest Du übrigens unterscheiden in deskriptive und normative Aussagen - ein großer Unterschied!

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