Gott pfuscht nicht ins Dasein

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Halman
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#31 Re: Gott pfuscht nicht ins Dasein

Beitrag von Halman » So 17. Mai 2015, 23:51

@Salome23 :Herz:
@Pluto :)

Die Hirnforscher, Hans Helmut Kornhuber und Lüder Deecke, diffenzieren zwischen verschieden Freiheitsgrade. Katzen sind freier als Fische, weil Katzen im Gegensatz zu Fischen über einen Neocortex verfügen und daher nicht auschließlich triebgesteuert sind. Menschen genießen größere Freiheit als Katzen, das Menschen einen sehr viel weiterentwickelten Neocortex besitzen.
Zitat aus "Wille und Gehirn" (Seiten 21-22):
Auch eine Katze hat gewisse Freiheitsgrade in ihrem Verhalten, und sie erhält sich diese Freiheit u.a. dadurch, dass sie rechtzeitig auf Mäusejagd geht. Unsere menschliche Freiheit aber geht weit über die einer Katze hinaus; wir sind z.B. fähig, unsere Fernziele zu wählen und unser Motivrepertoire durch eigene Aktivität zu erweitern.
Es gibt also Abstufungen von Freiheitsgraden und auch Menschen verfügen nur über Willensfreiheit in Graden. Dennoch ist sie die größte uns bekannte Willensfreiheit unter den irdischen Geschöpfen (und andere kennen wir ja [noch] nicht) und damit haben wir auch Verantwortung. Fische hingegen agieren rein triebgesteurt.
Zitat aus "Wille und Gehirn" (Seite 26 ):
Triebe sind primitive Reglungen, etwa für die Aufrechterhaltung der Energiezufuhr durch Hunger. Triebe hat die Natur schon den Fischen gegeben, die noch keinen Neocortex (Großhirnrinde) besitzen: sie haben Ursachen in den Genen und im vitalen Bedarf des Organismus. Wille ist hingegen ein viel höhere cortikale Funktion, voll entwickelt erst beim Menschen; er hat wohlerwogene Gründe, sein Berater ist Vernunft, er berücktsichtig Werte und kulturelle Ziele, obgleich er auch Rücksicht auf vitalen Bedarf nimmt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
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#32 Re: Gott pfuscht nicht ins Dasein

Beitrag von Pluto » Mo 18. Mai 2015, 00:14

Halman hat geschrieben:Die Hirnforscher, Hans Helmut Kornhuber und Lüder Deecke, diffenzieren zwischen verschieden Freiheitsgrade. Katzen sind freier als Fische, weil Katzen im Gegensatz zu Fischen über einen Neocortex verfügen und daher nicht auschließlich triebgesteuert sind. Menschen genießen größere Freiheit als Katzen, das Menschen einen sehr viel weiterentwickelten Neocortex besitzen.
Das Problem ist, dass in der Literatur oft vom "Problem der Willensfreiheit" gesprochen wird, so als ob es nur eine einzige Form des Freien Willens gebe. Auch sehen viele Menschen es offenbar als etwas schlechtes, keinen freien Willen zu haben. Wir glauben, dass unser Freie Wille durch Kausalität und Determinismus bedroht ist, oder wir glauben zumindest, etwas Wertvolles durch die Abwesenheit eines Freien Willens zu verlieren. Wir glauben es würde uns dann an vielen wichtigen Formen der Willensfreiheit fehlen, wie etwa:
• Verantwortliches Handeln
• Handlungsalternativen
• Kontrolle und Autonomie
• Rationalität


Halman hat geschrieben:Es gibt also Abstufungen von Freiheitsgraden und auch Menschen verfügen nur über Willensfreiheit in Graden. Dennoch ist sie die größte uns bekannte Willensfreiheit unter den irdischen Geschöpfen (und andere kennen wir ja [noch] nicht) und damit haben wir auch Verantwortung. Fische hingegen agieren rein triebgesteurt.
Das ist kein Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe.
Noch dramatischer wirkt sich die Unfreiheit beim Betrachten von Insekten aus. Daniel Dennett hat das Verhalten von Insekten bereits vor 30 Jahren so beschrieben.
"Wenn die Zeit der Eiablage kommt, gräbt die Grabwespe Sphex eine Höhle und sucht dann eine Grille, die sie mit ihrem Stich lähmt. Sie zieht die Grille in die Höhle, legt ihre Eier daneben, schließt die Höhle von außen und fliegt davon. Einige Zeit später schlüpfen die Wespenlarven, und ernähren sich von der gelähmten Grille, die ihre Mutter ihnen zurückgelassen hat. Dies alles erweckt den Eindruck, als handle die Sphex vernünftig und zielgerichtet.

Doch folgendes Experiment lässt Zweifel daran aufkommen. Normalerweise geht die Sphex so vor: Nachdem sie die Grille gelähmt hat, bringt sie sie vor die Höhle, lässt sie dort liegen, kriecht in die Höhle und überprüft, ob alles in Ordnung ist, und zieht die Grille erst dann in die Höhle hinein. Wenn man nun, während die Grabwespe in der Höhle ist, die Grille nimmt und einige Zentimeter entfernt hinlegt, wiederholt sich das Spiel: Die Sphex bringt die Grille vor die Höhle, lässt sie dort liegen, kriecht in die Höhle, kontrolliert ob alles in Ordnung ist, usw. Dies kann man beliebig oft wiederholen: das Verhalten der Sphex bleibt immer dasselbe." (Daniel Dennett 1984)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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