Gott pfuscht nicht ins Dasein

Säkularismus
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closs
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#11 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von closs » Do 14. Mai 2015, 19:04

Pluto hat geschrieben:Warum hat der Allmächtige es bei Version 1.0 nicht besser gemacht?
Weil es nicht darum geht, was Gott besser macht, sondern ob und wie der Mensch zur Eigen-Erkenntnis kommt.

Pluto hat geschrieben:Hätst du es nicht für möglich, dass das falsche Denke ist?
Man soll nie etwas kategorisch ausschließen - aber das müsste wenigstens eine halbwegs konsistente Alternative her.

Pluto hat geschrieben:Legst immer so viel Wert auf das Unbekannte?
Zumindest lege ich Wert auf die Unterscheidung des Bekannten vom Unbekannten.

Pluto hat geschrieben: Das Jenseits ... besteht lediglich aus falschem Wunschdenken seitens einiger Menschen.
Eine rein weltanschauliche Äußerung Deinerseits. - Du glaubst es - andere glauben anderes.

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sven23
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#12 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von sven23 » Do 14. Mai 2015, 19:07

closs hat geschrieben:Es geht hier darum, dass die menschliche Existenz unabhängig vom Dasein erkenntnis-fähig ist -
Wieso jetzt unabhängig vom Dasein. Ich dachte, der Mensch mußte aus dem Paradies fliegen, weil er nur im Dasein Erkenntnis erlangen kann.

closs hat geschrieben: Natürlich.
Da nach der Chaostherie die kleinste Ursache große Wirkung haben kann, ist ein Eingreifen Gottes, das Auswirkungen auf das Dasein hat, aber gleichzeitig keine Konsequenzen für die menschliche Entscheidungsfreiheit hat, nicht möglich.
Beispiel:
Wenn Gott fügt, daß Hitler als Kleinkind nicht an Typhus stirbt und weiterleben darf, dann hat das für Millionen Menschen enormen Einfluss auf die Entscheidungsfreiheit.
Wer im KZ sitzt, hat für sein Leben und das seiner Angehörigen keine Entscheidungsfreiheit mehr.
Die Fügung wurde zum Entscheidungsverhinderer.
q.e.d.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#13 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von closs » Do 14. Mai 2015, 20:49

sven23 hat geschrieben:q.e.d.
Trotzdem daneben, weil "absolute Freiheit" und "Wahlfreiheit" nicht dasselbe sind.

"Entscheidungs-Freiheit" ist aus meiner Sicht das, was einem im Rahmen der Wahlfreiheit als Spielraum bleibt. - Unsere Wahlfreiheit wird jeden Tag gestaltet - egal ob das ein Unwetter ist, der den geplanten Theaterbesuch ins Wasser fallen lässt, oder Gott. - Am Ende bleibt ein Spielraum, der immer anders ist und für jeden anders ist - egal ob man ein religiöses oder ein naturalistisches Weltbild zugrundelegt.

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#14 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von Pluto » Do 14. Mai 2015, 22:36

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:q.e.d.
Trotzdem daneben, weil "absolute Freiheit" und "Wahlfreiheit" nicht dasselbe sind.

"Entscheidungs-Freiheit" ist aus meiner Sicht das, was einem im Rahmen der Wahlfreiheit als Spielraum bleibt. - Unsere Wahlfreiheit wird jeden Tag gestaltet - egal ob das ein Unwetter ist, der den geplanten Theaterbesuch ins Wasser fallen lässt, oder Gott. - Am Ende bleibt ein Spielraum, der immer anders ist und für jeden anders ist - egal ob man ein religiöses oder ein naturalistisches Weltbild zugrundelegt.
Nein es gibt KEINEN Spielraum, für Niemanden.
Die "absolute Willensfreiheit" von der du gerne sprichst würde auch zufälliges, und willkürliches Verhalten zulassen, deshalb gibt es diese absolute Willensfreiheit NICHT, zumindest nicht im Diesseits.

Und was im Jenseits ist, das wissen wir Beide nicht, also solltest du nicht so tun, als wüsstest du wie Gott denkt.
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sven23
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#15 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von sven23 » Fr 15. Mai 2015, 07:08

closs hat geschrieben: "Entscheidungs-Freiheit" ist aus meiner Sicht das, was einem im Rahmen der Wahlfreiheit als Spielraum bleibt. -
Und was ist die Entscheidungsfreiheit noch wert, wenn die Wahlfreiheit fügungsbedingt gegen null geht?
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#16 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 08:51

Pluto hat geschrieben:Nein es gibt KEINEN Spielraum, für Niemanden.
Da haben wir uns missverstanden. - Ich meinte damit das, was einem innerhalb der jeweiligen Wahlfreiheit bleibt - dieser Spielraum kann groß oder klein sein.

sven23 hat geschrieben:Und was ist die Entscheidungsfreiheit noch wert, wenn die Wahlfreiheit fügungsbedingt gegen null geht?
So ist es doch nicht. - Die Wahlfreiheit ist immer begrenzt - egal ob durch die Natur oder Gott. - Beispiel:

Wenn jemand einen Unfall hat und danach querschnitt-gelähmt ist, ist innerhalb seiner Wahlfreiheit nicht mehr enthalten, Profi-Fussballer zu werden - völlig unabhängig davon, ob man den Unfall auf Gott, sich selbst oder das Wildschwein schiebt, das zum falschen Zeitpunkt die Straße überquert hat und den Unfall verursacht hat.

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#17 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von sven23 » Fr 15. Mai 2015, 09:27

closs hat geschrieben:So ist es doch nicht. - Die Wahlfreiheit ist immer begrenzt - egal ob durch die Natur oder Gott. -
Aber die Natur ist einer bösen Absicht unverdächtig.

closs hat geschrieben: Wenn jemand einen Unfall hat und danach querschnitt-gelähmt ist, ist innerhalb seiner Wahlfreiheit nicht mehr enthalten, Profi-Fussballer zu werden - völlig unabhängig davon, ob man den Unfall auf Gott, sich selbst oder das Wildschwein schiebt, das zum falschen Zeitpunkt die Straße überquert hat und den Unfall verursacht hat.
Wer braucht denn einen Gott, der absichtlich Leid verursacht? (Sintflut, Hiob)
Der Tod ist immer noch die stärkste Form der Wahlfreiheiteinschränkung und damit auch der Entscheidungsfreiheit.
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#18 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 13:20

sven23 hat geschrieben:Aber die Natur ist einer bösen Absicht unverdächtig.
Ob die Natur einen Ast auf den Kopf schlägt oder jemands Absicht Dir einen Baseball-Schläger draufhaut, ist in puncto der folgenden Wahlfreiheit wurscht - sie wird bei gleicher Beschädigung Deiner Gesundheit gleich verändert sein.

sven23 hat geschrieben:Wer braucht denn einen Gott, der absichtlich Leid verursacht?
Ich würde auch gerne drauf verzichten. - Das schließt aber nicht aus, dass auch Dinge sinnvoll sein können, deren Sinn wir nicht verstehen.

sven23 hat geschrieben:Der Tod ist immer noch die stärkste Form der Wahlfreiheiteinschränkung und damit auch der Entscheidungsfreiheit.
Wenn man das Koordinatensystem auf das Dasein beschränkt, wird man Deiner Aussage wenig entgegensetzen können.

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#19 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von Pluto » Fr 15. Mai 2015, 14:19

closs hat geschrieben:Die Wahlfreiheit ist immer begrenzt - egal ob durch die Natur oder Gott. - Beispiel:

Wenn jemand einen Unfall hat und danach querschnitt-gelähmt ist, ist innerhalb seiner Wahlfreiheit nicht mehr enthalten, Profi-Fussballer zu werden - völlig unabhängig davon, ob man den Unfall auf Gott, sich selbst oder das Wildschwein schiebt, das zum falschen Zeitpunkt die Straße überquert hat und den Unfall verursacht hat.
Das trifft nicht nur auf Querschnittsgelähmte zu. Ich weiß, dass ich niemals den Mt. Everest besteigen könnte, selbst wenn ich wollte. Dazu bin ich weder sportlich genug, noch schwindelfrei.
Aber das hat weder mit Gott noch dem Wildschwein zu tun, sondern mit meiner (genetischen) Veranlagung und meinen Lebenszielen zu tun. Deshalb stellt sich für mich gar nicht erst die Frage der Wahl, ob ich Profi-Fußballer oder Bergsteiger werden will.
Das ist es was Schopenhauer meinte, als er sagte, "Der Mensch kann tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#20 Re: Katastrophe-Gott sei Dank?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 14:52

Pluto hat geschrieben:Aber das hat weder mit Gott noch dem Wildschwein zu tun, sondern mit meiner (genetischen) Veranlagung und meinen Lebenszielen zu tun.
Einverstanden - es ist egal, warum die Wahlfreiheit bei jedem einzelnen definiert wird - egal, ob per Gott, Wildschwein oder Genetik.

Pluto hat geschrieben: "Der Mensch kann tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will".
Das ist ein anderes Thema - unabhängig davon sind wir uns darüber einig.

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