Danke, Savonlinna. Eine sehr gute Darstellung.Savonlinna hat geschrieben: Wenn es Wirkungen HAT, dann existiert dieses Vertrauen auch. Und das, dem er vertraut, ebenfalls.
Selbst wenn ein Mensch ein Placebo einnimmt, an es glaubt und dadurch positive Wirkungen erzielt, dann wäre zu ergründen, wem genau er vertraut hat, sodass es wirken konnte. Denn da nicht das Placebo die Wirkungen erzielt hat, muss es ein anderer Mechanismus gewesen sein, den es zu ergründen gilt.
Das scheint mir ein wesentlicher Knackpunkt zu sein. Was genau bewirkt das Vertrauen des Menschen und wodurch genau ist dieses Vertrauen begründet.
Der äußere Name spielt keine Rolle. Es scheint aber etwas Größeres zu sein als man selber ist und dieses durch das Vertrauen aktivieren kann, sodass es wirksam wird.
Ich denke, selbst unsere Hardcore-Atheisten stimmen zu, dass es diese Wirkungen gibt, das Vertrauen, das Gefühl der Zugehörigkeit, das Gefühl der Verbindung.
Du als vorsichtige Geisteswissenschaftlerin stellst das erst einmal ganz neutral fest, beschreibst, klassifizierst. Eine durchaus weise, zurückhaltende Einstellung.
Naturwissenschaftler sind da etwas offensiver veranlagt. Sie wollen Actio-Reactio Mechanismen ergründen. Was ist die Ursache dieser Gefühle? Liegt sie tatsächlich außerhalb der Menschen, so wie die Gefühle es von sich selbst bezeugen? Oder ist die Ursache alleine innerhalb des jeweiligen Menschen zu suchen?
Genau hier treffen verschiedene Menschen verschiedene Entscheidungen.
Besagte Atheisten verweisen darauf, dass eine externe Quelle nicht feststellbar ist. Daher verweisen sie solche Gefühle in den Bereich von Illusion, Selbssuggestion, Wahn oder was auch immer. Aber eines steht fest: Es gibt keine externe Quelle. Das Ganze wird unter dem riesenhaften Übertraum der "Hirnkonfiguration" abgetan.
Leute wie Novalis gehen in das andere Extrem. Sie klassifizieren die Gefühle als Ausdrücke von "Geist", der dann den gesamten Raum der Existenz einnimmt. Materielle Erscheinungen wie Gehirnkonfigurationen werden als nicht-wesentlich abgetan. Die nicht-Messbarkeit wird irrelevant, sogar ignoriert. Die Gefühle, die innere Erfahrung, werden zum Eigentlichen.
Menschen wie ich versuchen einen Mittelweg zu gehen. Nehme das Materielle, wie es sich darstellt mit allen Ausprägungen der Messbarkeit. Aber nehme auch das Geistliche mit aller seiner nicht-Fassbarkeit ernst, nehme die Selbst-Aussagen dieser Gefühle ernst.
All das sind mögliche Wege vorwärts. Wege, die vielleicht falsch sind, in denen man sich verrennt. Du bleibst stehen und beobachtest, eine gute wissenschaftliche Verhaltensweise. Glaubst du, dass du aus deiner passiven Beobachterhaltung jemals in eine aktivere Erforschung der Dynamik kommen wirst?
Denn genau darin sehe ich das Problem. Ich kann Plutos "Lieber glaube ich nichts als etwas Falsches" nicht akzeptieren. Stillstand bedeutet Leere. Meines Erachtens ist es besser, etwas zu wagen, was falsch sein kann, als stehen zu bleiben.
Meine Erfahrung ist, dass das dann zu einer selbsterfüllende Prophezeiung wird. Ich habe den Schritt zum Glauben gewagt und werde durch diesen Glauben immer wieder bestätigt. Eben Selbstsuggestion nach der Meinung einiger, Gottes Geist nach der Meinung anderer. Ich vermag den Unterschied nicht festzustellen. Es ist ein geschlossener Kreislauf.
Daher machen Gottesbeweise oder Gottes-Anti-Beweise kaum Sinn. Der Mensch befindet sich in diesem inneren Kreislauf. Auch Menschen wie du, die sich diesem Kreislauf versagen wollen. Das abwartende reine Beobachten ist ein Kreislauf in seinem eigenen Recht.
Gruß
Thomas