Ist Gott sich selbst genug?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#51 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Salome23 » Do 4. Jun 2015, 12:14

Pluto hat geschrieben: Was ist eigentlich das "Jetzt"
Immer der Augenblick der subjektiven Wahrnehmung und objektiv -> ständig(ewig)

Benutzeravatar
Scrypt.on
Beiträge: 394
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:07

#52 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Scrypt.on » Do 4. Jun 2015, 12:27

Samantha hat geschrieben:Gott ist zeitlos
WENN das stimmt, dann ist Gott (ohne Eigenheit!) eine statische Existenz, die keinerlei Fähigkeit besitzt!
Alles andere wäre alles mögliche aber sicherlich nicht zeitlos.
Zuletzt geändert von Scrypt.on am Do 4. Jun 2015, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Scrypt.on
Beiträge: 394
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:07

#53 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Scrypt.on » Do 4. Jun 2015, 12:28

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Und wenn man Gott außerhalb des Universums wähnt, wie soll er dann (von Zeit zu Zeit) mit den Menschen kommunizieren?
Über universums- ("welt"-) gemäße Offenbarungen.
Das ginge nur, wenn Gott eine Eigenzeit besitzt - relativ zu den Zeitabläufen im Universum.

Benutzeravatar
Scrypt.on
Beiträge: 394
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:07

#54 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Scrypt.on » Do 4. Jun 2015, 12:29

edit:Doppelpost-Salome

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#55 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Savonlinna » Do 4. Jun 2015, 12:38

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Man sollte, wenn man nicht streng evangelikal denkt, mal überprüfen, wo diese Erzählung, auf die Du Dich beziehst, herkommt.
Sie einfach immer als Keule zu benutzen, unreflektiert, unhistorisch, ist für einen denkenden Menschen zu wenig.
Touché... :D
Es ist halt verlocken, diese Stelle im Zusammenhang mit Liebe zu erwähnen.
Man kann auf Grund dieser Geschichte in der Bibel nicht davon ausgehen, dass Gott reine Liebe personifiziert.
Die Exodus-Erzählungen sind im Exil geschrieben worden, sie sind Dichtung, und sie wurden als Dichtung aufgefasst.
Darum wäre als erstes zu überprüfen, ob die Exilianten überhaupt selber daran "glaubten", dass "Gott" so gehandelt hat.

Das Allerwichtigste - was man im Literatustudium zum Beispiel lernt -, ist, historische Texte, vor allem sehr alte Texte, auf das damalige Lese- oder Hörpublikum zu beziehen.
Das heißt, es wird die damalige Dichtungstradition rekonstruiert: wie nahm man Dichtung auf, wie interpretierte man sie.
Den heutigen streng-evangelikalen oder streng-atheistischen Leser - die ja beide die Texte wörtlich und un-historisch lesen - gab es im jüdischen Exil nicht.

Erst mal ist wichtig, dass dieser ganze Auszug aus Ägypten, mitsamt der Plagen und damit auch der Tötung der Erstgeburt, historisch nicht belegt ist.
Das heißt, es wurden überhaupt keine Kinder getötet.
Die alte Auszugs-Tradition hatte diese Plagen-Erzählung auch noch gar nicht.
Genaueres kann man hier http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 66fe93/#h0
und hier http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 866004a31/
nachlesen.

Die historisch-kritische Forschung arbeitet solche Sachen heraus, und man kann davon ausgehen, dass dieses "Gottesbild" nur dichterisch gestaltet wurde, und das darum, wahrscheinlich, um den Exil-Juden Mut zu machen, dass sie das Exil eines Tages verlassen können.
Dass die Exil-Juden selber solche dichterischen Erzählungen als historisch auffassten, ist eben die ganz große Frage.

Nichtesdestotrotz lässt man natürlich heutige Bibelleser der ganzen Welt ungebremst auf diese Texte los, und ich weiß nicht, welche kommentierten Bibeln auf das Gesagte hinweisen.
Dass aber das Alte Testament nicht verpflichtend für Christen ist, wird dennoch ständig den Christen gesagt. Mit dem Alten Testament kann man das Christentum also nicht "widerlegen".

Mir wäre es auch lieber, wenn man deutlicher erklären würde, dass diese "Dichtungen" menschengemacht sind, auch von den Juden als menschengemacht aufgefasst wurden, vielleicht es sogar noch heute werden.
Aber ich kann mir die Welt nicht backen, wie ich sie mir will.
Darum hilft nur eins: immer wieder darüber aufklären, dass in der Bibel keine objektiven Gottesbilder überliefert wurden - und auch so nicht gemeint waren.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#56 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Pluto » Do 4. Jun 2015, 12:43

Rembremerding hat geschrieben:Die Differenz zwischen Sein und Ist, die als Zeit wahrgenommen wird, kann zum Feld der Unversöhnlichkeit, der Vorwürfe, der Verbitterung, der Zukunftsängste und vieles mehr werden.
Tut mir Leid, aber ich denke gar nicht über das Sein nach. Ich denke da in ganz anderen Dimensionen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#57 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Savonlinna » Do 4. Jun 2015, 12:46

Pluto hat geschrieben: Was ist eigentlich das "Jetzt". Wie lange dauert es eigentlich?
Genauso lange, wie man es selber aushält.
Dann wird zwar der Wandel wahrgenommen, aber gleichzeitig auch das Jetzt, in dem der Mensch ja notgedrungen lebt - wie Salome ausgeführt hat.
Das ist aber schwer zu erreichen, und man lebt mit dem Bewusstsein meist in einem fiktiven Zustand - zum Beispiel der Vergangenheit - und erlebt darum den Augenblick nicht in seiner Gänze.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#58 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Savonlinna » Do 4. Jun 2015, 12:51

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Die Differenz zwischen Sein und Ist, die als Zeit wahrgenommen wird, kann zum Feld der Unversöhnlichkeit, der Vorwürfe, der Verbitterung, der Zukunftsängste und vieles mehr werden.
Tut mir Leid, aber ich denke gar nicht über das Sein nach. Ich denke da in ganz anderen Dimensionen.
Dann übersetze doch Rembremerdings Begriffe einfach in ganz konkrete Erfahrung. Wer sich von der Vergangenheit beherrschen lässt - Kränkungen immer wieder hochspült, über Vergeltung nachdenkt -, verpasst die Fülle des Moments. Wer gedanklich andauernd in der Zukunft lebt - "Was mache ich, wenn mir mein Chef kündigt" - und von dieser Angst daran gehindert wird, im Hier und Jetzt zu leben, wird auch keine Kraft haben, einer tatsächlichen Kündigung, wenn sie dann auf dem Tisch liegt, kreativ zu begegnen.

Sagt doch schon das schöne Sprichwort: "Kommt Zeit, kommt Rat."

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#59 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Rembremerding » Do 4. Jun 2015, 12:57

Pluto hat geschrieben:Tut mir Leid, aber ich denke gar nicht über das Sein nach. Ich denke da in ganz anderen Dimensionen.
Objektivität, Differenzierung und Reflexion erreicht man durch nachdenken über das Sein.
Wie immer werden aber andere Lebenswirklichkeiten nur kritisiert, destruktiv betrachtet, anstatt die eigene Lebenswirklichkeit, sein Lebensmodell darzustellen. Aber das macht angreifbar und es ist doch viel angenehmer zu kritisieren, als kritisiert zu werden. Da bist Du den meisten Atheisten gleich. Derweil müsste man in dieser Hinsicht vor Christen keine Angst zu haben. Destruktivismus liegt nämlich nicht in Jesus Christus.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#60 Re: Ist Gott sich selbst genug?

Beitrag von Pluto » Do 4. Jun 2015, 12:58

Savonlinna hat geschrieben:Erst mal ist wichtig, dass dieser ganze Auszug aus Ägypten, mitsamt der Plagen und damit auch der Tötung der Erstgeburt, historisch nicht belegt ist.
Das heißt, es wurden überhaupt keine Kinder getötet.
[...]
Die historisch-kritische Forschung arbeitet solche Sachen heraus, und man kann davon ausgehen, dass dieses "Gottesbild" nur dichterisch gestaltet wurde, und das darum, wahrscheinlich, um den Exil-Juden Mut zu machen, dass sie das Exil eines Tages verlassen können.
Dass die Exil-Juden selber solche dichterischen Erzählungen als historisch auffassten, ist eben die ganz große Frage.
Ich interpretiere die Bibel in diesem Fall nicht historisch, sondern metaphorisch, und da ist die Kindestötung nicht unbedingt als Zeichen der bedingungslosen Liebe zum auszulegen.
Im Gegenteil, es sieht ganz danach aus, als werde Gott hier demagogisch dargestellt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten