Lebt der Faschismus wieder auf?

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Queequeg
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#1 Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Queequeg » So 7. Jun 2015, 17:17

Thema abgetrennt aus: Die Plagen der Ägypter

Savonlinna hat geschrieben:Man kann einen Menschen, den man zu mehreren mehr und mehr in die Ecke drängt, dazu kriegen, dass er einseitige und extreme Aussagen macht.
Das wird ja auch in Diktaturen so gehandhabt - bis der Mensch nicht mehr weiß, wo rechts und links ist. Bis er am Ende sogar etwas unterschreibt, was er im Inneren nicht für richtig hält.

Halman hat vor ein paar Wochen in irgendeinem Thread geschrieben: dass man - auch als Christ - manchmal dazu neigt, das Gesicht wahren zu wollen, wenn man permanent angegriffen wird.
Dass man dann etwas verteidigt, was man in dieser Einseitigkeit gar nicht meint.

Was sind dann für dich Faschisten?
Männer mit Hakenkreuzbinden, Männer mit Runen und Totenköpfen an der schwarzen Uniform? Heiser krächzendes Heil-Hitler-Gebrüll der geistig Umnachteten in Bomberjacken und Springerstiefeln? Oder die braune Brut der Stammtisch-Strategen, die sich zurück in das Reich träumt, die kleinen und großen Mitläufer, die auch immer das "Gute" im dritten Reich postulieren?

Ist der Faschismus nicht viel subtiler angelegt, auch in unerser Gesellschaft, gerade in unserer Gesellschaft?

Als ob dir, ausgerechnet dir Euthanasie, die bestialische Ideologie des unwerten Lebens und der Begriff der "nationalsozialistischen Rassenhygiene" etwas völlig unbekanntes wären. Du kennst das doch alles und hälst dem neofaschismus trotzdem die Steigbügel?
Und jetzt lesen wir analytisch die Aussage des Helmul noch einmal sorgfältig und prüfend:

Der Gott der Bibel hatte nicht geplant sondern den Vorsatz gefasst den Samen der Frau aus dem Volk Israel hervorgehen zu
lassen. Was immer sich seinem Vorsatz auch in den Weg stellen sollte-er würde es beseitigen. Im obigen Fall war es Ägypten.

Als Veranschaulichung. Ein Chirurg der das Leben eines von Krebszellen befallenen Menschen retten möchte-muss alle Krebszellen
(auch die Babyzellen) herausschneiden oder vernichten.

was sagt dir das? Es ist nett und lobenswert, wenn du hier eine um die andere Lanze für die Christenheit brichst, natürlich.

Aber wenn Helmuls kranke, und es sind kranke Aussagen, wenn also diese morbide Denkweise nicht faschistoid geprägt ist, nicht faschistoid fundiert ist und ihre Wurzeln nicht in der nationalsozialistischen Rassenhygenie und der Demagogie des "unwerten Lebens" hat, dann habe ich dich von Grund auf falsch eingeschätzt.

"So was hätt einmal fast die Welt regiert! /Die Völker wurden seiner Herr, jedoch/Dass keiner uns zu früh da triumphiert
-/Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!"
(Brecht, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, Epilog)

Brechts Worte sind aktueller denn je..., werden es wohl auch immer sein.

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Queequeg
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#2 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Queequeg » So 7. Jun 2015, 17:27

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Man kann einen Menschen, den man zu mehreren mehr und mehr in die Ecke drängt, dazu kriegen, dass er einseitige und extreme Aussagen macht.

Und ich sage dir, dir als Katholiken, der Faschismus hat seine Wurzeln auch im Christentum.

In welchem ur-christlichen Lande wurde die Geburt des Faschismus erst möglich und ermöglicht? Richtig, in einem durch und durch christlichen Land wie Italien.

In welchem christlichen wurde der Holocaust überhaupt erst möglich und erreichte den bestialischen "Höhepunkt" eines bis dahin unbekannten Vernichtungswahns? RIchtig, in einem christlichen Land wie Deutschland.

Ich welchem Land hielt sich der Faschismus noch bis zum Jahre 1975? Richtig, es war der Faschismus des Franco-Regimes, der erst mit Francos Tod das spanische Volk vom Joch des Faschismus erlöste.

Noch Beispiel aus Südamerika gefällig? Ich meine jetzt für faschistische Regime, die eine "heilige" Ehe mit dem Christentum eingingen?

Faschismus und Christentum, oft zwei Brüder im Geiste und auch in der Tat:

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Rembremerding
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#3 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Rembremerding » So 7. Jun 2015, 17:42

:yawn:
Sehr schön, diese Bilder darf jeder Atheist hier einmal posten. Historischer Kontext, differentierte Betrachtung, atheistische Einflüsse? Sicher, ohne Missachtung dieser werden Vorurteile gefährdet. Du darfst einen Thread aufmachen für Deine Vorurteile, in die anderen Threads gleicher Couleur einreihen, Du wirst wieder viel Beifall finden.
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#4 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Savonlinna » So 7. Jun 2015, 17:46

Noch einmal:

Savonlinna hat geschrieben:Man kann einen Menschen, den man zu mehreren mehr und mehr in die Ecke drängt, dazu kriegen, dass er einseitige und extreme Aussagen macht.

Queequeg hat geschrieben:Ist der Faschismus nicht viel subtiler angelegt, auch in unerser Gesellschaft, gerade in unserer Gesellschaft?
In der Tat. Und er findet sich nicht nur bei "Rechten". Ich sprach kürzlich hier im Forum von rassenlosem Rassismus.
Du wirst mich permanent in der antifaschistischen Liga finden.
Aber ich nagele nicht mehr Menschen auf ihre Worte hin fest, die man psychologisch fertig gemacht hat.

Mir machen diese Methoden unglaubliche Angst. Denn gerade diese Methoden sind in der DDR gängig gewesen, sind in der Nazizeit gängig gewesen.
Sie werden wieder salonfähig. Sie werden vor meinen Augen in Religionsforen angewandt, von Menschen, die sich als Humanisten verstehen.
Du bist sehr eloquent, Queequeg, und ich wäre Deinen rhetorischen Mitteln niemals gewachsen. Nicht mehr, seit ich begriffen habe, dass sie heute wieder benutzt werden.

Der Kampf gegen faschistoides Denken kann nicht mit denselben Mitteln gemacht werden, die die Faschisten benutzt haben.
Aufklärung heißt nicht: Angst verbreiten, das Wort im Mund herumdrehen, höhnen oder verbal in die Pfanne hauen.

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#5 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Queequeg » So 7. Jun 2015, 18:09

Savonlinna hat geschrieben:Noch einmal:

Savonlinna hat geschrieben:Man kann einen Menschen, den man zu mehreren mehr und mehr in die Ecke drängt, dazu kriegen, dass er einseitige und extreme Aussagen macht.

Queequeg hat geschrieben:Ist der Faschismus nicht viel subtiler angelegt, auch in unerser Gesellschaft, gerade in unserer Gesellschaft?

In der Tat. Und er findet sich nicht nur bei "Rechten". Ich sprach kürzlich hier im Forum von rassenlosem Rassismus.


Ich weiß und du es gerade ansprichst - Scryptons Äußerungen waren gegenbüber Helmuls wirklich kranken Ausführungen geradezu harmlos, wirklich harmlos und wohl auch dem zur Zeit hier "angesagten" Populismus geschuldet, der hier im allgemeinen gegenüber der Person Scrypton vorherrscht.

Der Kampf gegen faschistoides Denken kann nicht mit denselben Mitteln gemacht werden, die die Faschisten benutzt haben.
Aufklärung heißt nicht: Angst verbreiten, das Wort im Mund herumdrehen, höhnen oder verbal in die Pfanne hauen.

hmmm, gut, gehen wir es an:

ich sage, auf einem groben Klotz gehört immer auch ein grober Keil und ich sage dir auch warum:

Hier im Landtag sitzen die Faschisten, hier sind die Faschisten, gerade in den Provinzen besonders aktiv und besonders erfolgreich und ich bin den Faschisten schon zuoft zu nahe, viel zu nahe gekommen, um mich hier auch nur auf irgendwelche Kompromisse einzulassen.

Und nun sage du, sage du mir, wie soll man diese ewig gewalttätige, diese ewig lichtlose Brut nun bekämpfen?

Und ich sage dir auch, du kennst sie nimmer, du kennst die Abgründe des Wahn der Gewalt nicht, in dem sich diese braunen Banditen hineinsteigern können, du kennst die Grenzen der Gewalt nicht, die diese Verbrecher immer wieder bereit sind zu überschreiten und ich sage dir vor allen Dingen - mit diesen Frevlern, Schurken und Bösewichten ist ebenso wenig auf der Basis der Vernunft und der Menschlichkeit zu reden, wie mit den religiösen und fundamentalistischen Fanatikern dieser Welt, niemals.

Ich erlebte zuviel, ich erlebte genug, mit den Faschisten in Reinkultur, mit den Faschisten mit der Bibel unter dem Arm, ich erlebte genug um hier jemals auch nur irgendwelche Kompromisse einzugehen.

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Zeus
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#6 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Zeus » So 7. Jun 2015, 18:09

Rembremerding hat geschrieben::yawn:
Sehr schön, diese Bilder darf jeder Atheist hier einmal posten. Historischer Kontext, differentierte Betrachtung, atheistische Einflüsse? Sicher, ohne Missachtung dieser werden Vorurteile gefährdet. Du darfst einen Thread aufmachen für Deine Vorurteile, in die anderen Threads gleicher Couleur einreihen, Du wirst wieder viel Beifall finden.
Hast du auch sachliche Argumente?
Weißt du, lieber Remb., wer einer Reihe von Naziverbrechern und kroatischen Faschisten nach dem Krieg bei der Flucht nach Südamerika geholfen hat?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#7 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Queequeg » So 7. Jun 2015, 18:16

Rembremerding hat geschrieben::yawn:
Sehr schön, diese Bilder darf jeder Atheist hier einmal posten. Historischer Kontext, differentierte Betrachtung, atheistische Einflüsse? Sicher, ohne Missachtung dieser werden Vorurteile gefährdet. Du darfst einen Thread aufmachen für Deine Vorurteile, in die anderen Threads gleicher Couleur einreihen, Du wirst wieder viel Beifall finden.

Es ist erhebend und macht mir Freude mitzuerleben, wie dann der rechtsrandige Christ sich dann einmal wieder selbst offenbart.

Also - > unverzagt weitermachen, ihr Hilfswilligen eines ewig cholerischen, wutschnaubenden, oft auch psychotischen und sadistischen Gottes.

Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde? Den Atheisten wohl nicht, den Christen wohl sicherlich.

Samantha

#8 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Samantha » So 7. Jun 2015, 18:29

Ein Christ wird niemals in den Faschismus verfallen - und ein Faschist wird niemals Christ. Es sind Heuchler, die sich als etwas ausgeben, um verurteilen zu können. Religion ist oft ein Mittel zum Zweck.

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#9 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Zeus » So 7. Jun 2015, 18:46

Savonlinna hat geschrieben:Der Kampf gegen faschistoides Denken kann nicht mit denselben Mitteln gemacht werden, die die Faschisten benutzt haben.
Aufklärung heißt nicht: Angst verbreiten, das Wort im Mund herumdrehen, höhnen oder verbal in die Pfanne hauen.
Wer hat hier Angst -(wo vor?) - verbreitet?
Wer hat wem das Wort im Mund herumgedreht?

Was das "verbal in die Pfanne gehauen" angeht, deutliche Kritik an menschen-verachtendem, rassistischen (wenn auch biblisch begründeten) Denken müsste doch erlaubt sein. Oder?
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#10 Re: Lebt der Faschismus wieder auf?

Beitrag von Queequeg » So 7. Jun 2015, 18:48

Savonlinna hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:ich erlebte genug um hier jemals auch nur irgendwelche Kompromisse einzugehen.
Ich gehe auch in der Methodik keine Kompromisse ein. Ich will auch die Methodik nicht mit ihnen gemeinsam haben.

Die Weimarer Republik, das Jahr 1933, zwei Eckpunkte der deutschen Geschichte, in der man meinte, mit liberalen politischen Mitteln den Faschisten noch "beizukommen".

Ein fataler Irrtum, der auch Millionen von Christen in den Krieg trieb, der von Gottes eigenem Volke rund 6 Millionen Opfer forderte.
Der auch von aufrechten Christen, von tapferen Menschen aller Weltanschauungen, im Widerstand, ungezählte Opfer forderte.

Wenn Menschen keine Menschen mehr sind, wenn Menschen zu Bestien werden, denen ein Menschenleben, denen Menschlichkeit nichts, aber auch absolut nichts wert sind, dann hat die Wahl der Mittel eine andere zu sein.

Die über 50 Millionen Opfer des zweiten Weltkrieges sollten Mahnung, ewige Mahnung genug sein. Es sei denn, man nimmt blinden Auges die Wahrscheinlichkeit eines neu audämmernden Faschismus, mit noch größeren Opferzahlen, billigend in Kauf.

Eine Demokratie um jeden, aber jeden Preis, die ist irgendwann einmal nicht mehr "bezahlbar", es sei denn, wir haben aus der Geschichte der Deutschen doch noch irgendetwas gelernt.

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