Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

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Savonlinna
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#81 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Savonlinna » So 30. Aug 2015, 22:45

Andreas hat geschrieben:Es ging um Standpunkte.
Kann ich erst mal nichts mit anfangen.
Ich rede zu jedem anders.
Kannst Du meinem vernebelten Gehirn vielleicht noch mal ganz klar machen, um was es Dir geht?


Salome23 hat geschrieben: Du hättest mir gestern [...]
Hemul hat geschrieben:Gehe wie ich [...]
Ach, gönnt mir doch die paar blassen Tage.
Die Zeit meiner Freizeit ist nun erst mal für Monate rum, und ab morgen mache ich wieder stramme Fußmärsche draußen und stramme Mathe-Märsche drinnen.
Wohnung geschrubbt habe ich aber gestern auch, und braungebrannt bin ich schon längst. :D

Hemul
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#82 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Hemul » So 30. Aug 2015, 23:15

Savonlinna hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Gehe wie ich [...]
Ach, gönnt mir doch die paar blassen Tage.
Die Zeit meiner Freizeit ist nun erst mal für Monate rum, und ab morgen mache ich wieder stramme Fußmärsche draußen und stramme Mathe-Märsche drinnen.
Wohnung geschrubbt habe ich aber gestern auch, und braungebrannt bin ich schon längst. :D
Dann bin ich ja beruhigt. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Andreas
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#83 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Andreas » So 30. Aug 2015, 23:38

Savonlinna hat geschrieben:Kannst Du meinem vernebelten Gehirn vielleicht noch mal ganz klar machen, um was es Dir geht?
Hier ging es los. Da brachte closs Paulus ins Spiel.

Darauf antwortetest du.
Savonlinna hat geschrieben:Die Römerstelle besagt, dass es keines GLAUENS AN GOTT bedarf, um das Richtige zu tun.

Es braucht also weder Religion noch Gott.
Das Thread-Thema ist:
Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben.


Es ging um diese Standpunkte. Vielleicht gehst du das nochmal durch. Mich würde interessieren was dein Standpunkt ist, nicht so sehr was du an anderen Standpunkten kritisierst. Das ist schon auch wichtig.

Du schreibst, dass im Leben immer alles zugleich richtig und falsch ist. Spürst diese Zerrissenheit, wie alle anderen Menschen auch. Der Mensch braucht Leitplanken um einigermaßen auf der Fahrbahn des Lebens zu bleiben. Ich nenne das jetzt Leitplanken, weil meine Worte erfahrungsgemäß nicht deinen Worten entsprechen.

BTW: Hast du meine "Wahrnehmung" schon wieder gefunden? Die hatte sich in deiner "Wahrnehmung" verlaufen.

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Savonlinna
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#84 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Savonlinna » Mo 31. Aug 2015, 01:29

Andreas hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Kannst Du meinem vernebelten Gehirn vielleicht noch mal ganz klar machen, um was es Dir geht?
Hier ging es los. Da brachte closs Paulus ins Spiel.

Darauf antwortetest du.
Savonlinna hat geschrieben:Die Römerstelle besagt, dass es keines GLAUENS AN GOTT bedarf, um das Richtige zu tun.

Es braucht also weder Religion noch Gott.
Das Thread-Thema ist:
Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben.
Dann fange ich mal an, abzuarbeiten.
Wie ich schon sagte, habe ich an eine Stelle in der Apostegeschichte gedacht und die mit der Römer-Stelle verwechselt oder vielleicht beide vermischt.

Andreas hat geschrieben:Es ging um diese Standpunkte. Vielleicht gehst du das nochmal durch. Mich würde interessieren was dein Standpunkt ist, nicht so sehr was du an anderen Standpunkten kritisierst. Das ist schon auch wichtig.
Wenn ich Deine Frage richtig verstehe, willst Du nicht wissen, wie ich die Römerstelle verstehe, oder die Stelle mit dem unbekannten Gott in der Apostelgeschichte verstehe, sondern - ja, was genau?
Reagiert hatte ich auf closs mit seinem Satz ->

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es braucht also weder Religion noch Gott.
Moment: In der Wahrnehmung bedarf es weder Religion noch Gott - das könnte passen. - Das heisst aber nicht, dass es ohne Gott geht.
Das war von closs offenbar keine Interpretation der Römerstelle, sondern war seine persönliche Sicht.

Daruf kamen dann diese beiden Repliken:

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Für Dich sieht es so aus, ja.
Das ist keine Glaubensaussage, sondern logisch. - Nehmen wir ein anderes Beispiel:

Wenn Du krank bist, bist Du es unabhängig davon, ob Du einen Dir unbekannten Virus in Dir hast oder nicht.
Mit diesem Beispiel kam ich wie immer bei closs nicht klar.
Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass ein unbekannter Virus - der ja nachweisbar ist - die Notwendigkeit eines Gottes nachweisen soll, im Sinne der Logik.
Ist für mich wie immer eine Art Schummelei. Auch wenn closs das nicht so empfindet.

Darauf habe ich dann "dicht" gemacht.


Andreas hat geschrieben: Du schreibst, dass im Leben immer alles zugleich richtig und falsch ist. Spürst diese Zerrissenheit, wie alle anderen Menschen auch. Der Mensch braucht Leitplanken um einigermaßen auf der Fahrbahn des Lebens zu bleiben. Ich nenne das jetzt Leitplanken, weil meine Worte erfahrungsgemäß nicht deinen Worten entsprechen.
Hier komme ich jetzt nicht ganz mit. Wo fängt Deine Aussage an, wo hört Dein Referieren von meiner Aussage auf?

Mein "Standpunkt" existiert vielleicht gar nicht.
Ich empfinde, dass wir Menschen alle miteinander verwandt sind. Dass es ganz egal ist, wie jemand sich bezeichnet, "Christ", "Atheist" etc. Aus derselben Ursuppe stammen die Menschen dennoch.
Nehme die unterschiedlichen Selbstbezeichnungen als künstliche Gräben wahr.
Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamen, für mich ist das zentral.

Andreas hat geschrieben:BTW: Hast du meine "Wahrnehmung" schon wieder gefunden? Die hatte sich in deiner "Wahrnehmung" verlaufen.
Nein, hab noch nicht gesucht. War zeitlich überfordert.
Vielleicht finde ich das wieder, vielleicht nicht. Oder Du nennst mir nochmal die Stelle, Du findest sowas schneller.

Aber grundsätzlich halte ich jede individuelle Wahrnehmung für heilig. Jede einzelne ist Teil des Prozesses, der zwischen allem, was ist, abläuft, jede bringt den Prozess voran. Nichts ist sozusagen vergeblich, und alles hat seine Funktion.

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#85 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von closs » Mo 31. Aug 2015, 09:11

Savonlinna hat geschrieben:Das war von closs offenbar keine Interpretation der Römerstelle, sondern war seine persönliche Sicht.
Doch - abstrahiert schon. - Wer "das Gesetz" (das aus meiner Sicht als Chiffre steht für das Wissen, was gut ist) befolgt, kann es auch ohne Anbindung an gelesene Lehrgebäude ("Torah") und ohne Kenntnis des Begriffes "Gott".

Das kommt dem "inneren Gesetz" Kants nah, nur dass Paulus im Umfeld auf Gott verweist, was Kant nicht täte.

Andreas' Interpretation ist konkret biblisch, wenn man so will "wissenschaftlich-exegetisch". Dem kann ich folgen, allerdings dort nicht stehenbleiben, da aus meiner Sicht das konkrete biblische Umfeld und dessen Interpretation relativ wenig wert wäre, wenn man es nicht abstrahieren könnte in universale Aussagen. - Diese aber halte ich für das, was beim Menschen hängen bleiben soll (es sei denn, es geht um eine wissenschaftliche Untersuchung).

Savonlinna hat geschrieben:Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass ein unbekannter Virus - der ja nachweisbar ist - die Notwendigkeit eines Gottes nachweisen soll
Tut es auch nicht. - Die Aussage ist: Wenn es Gott gibt, ist er da und wirkt, selbst wenn man nichts davon weiss.

Savonlinna hat geschrieben:Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamen, für mich ist das zentral.
Begründen könnte man dieses Gemeinsame ganz unterschiedlich. - Der eine begründet es mit dem "genetischen Flaschenhals", der andere mit "Gott". - Beides ist Glaubenssache.

Wenn man deskriptiv vorgeht, ist die Begründung egal.

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Savonlinna
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#86 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Savonlinna » Mo 31. Aug 2015, 11:46

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamen, für mich ist das zentral.
Begründen könnte man dieses Gemeinsame ganz unterschiedlich. - Der eine begründet es mit dem "genetischen Flaschenhals", der andere mit "Gott". - Beides ist Glaubenssache.
Ich meinte: Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamem zwischen dem, der etwas als "Gott" bezeichnet und dem, der das Gleiche kennt, aber nicht als "Gott" bezeichnet. Beide Menschen sind gleich, und es läuft in ihnen das Gleiche ab.

Ich sehe für mich keine Notwendigkeit, das Wort "Gott" zu nutzen, sage aber im Gespräch mit denen, die das Wort "Gott" benutzen, mitunter: Wahrschenlich ist es das, was ihr als "Gott" bezeichnet.

Da das, was als "Gott" bezeichnet wird, natürlich sehr vielfältig ist, ist es auch eine lange Aufgabe, das herauszufinden.
Aber im Prinzip gibt es nichts, was in einem Gottgläubigen abläuft, das nicht prinzipiell auch in Nicht-Gläubigen abläuft, aber anders bezeichnet werden kann und ja auch ständig anders bezichnet wird.

Da "Gott", sprachlich gesehen, eine Substantivierung ist, ist der Begriff sowieso gebunden an das abendländische Denken; in bestimmten Indianersprachen, wie ich schon mal zitiert habe, ist eher das Verb dominant, also "gibt" es da gar keinen Gott. "Geben" kann es nur das, was die Sprache formalisiert hat.

In welcher Form Einiges von dem, das sprachlich nicht formalisiert ist, oder noch nicht formalisiert ist, vorhanden ist, ist zwar meiner Auffassung nach erkennbar, aber eben nicht für das im Menschen, das es ins Sprachliche übersetzt.

Vorläufig benutze ich die Aussage, die Du, closs, ja auch benutzt hast: Was wirkt, ist vorhanden.
Über die Bezeichnung dessen, was wirkt, kann man sich streiten, muss man sich aber nicht streiten.
Will man "erklären", warum es wirkt, und sagt: "Weil es Gott gibt", dann ist das so wenig eine Erklärung, als wenn man sagt:
"Etwas wirkt darum, weil es dafür ein Naturgesetz gibt."

Man übersieht im letzten Fall, dass die Frage, warum dieses Naturgesetz vorhanden ist, ja weiterhin nicht erklärt wird.
Und im ersten Fall übersieht man ganz parallel, dass das, warum etwas Wirkendes vorhanden ist, ja auch nicht erklärt ist, sondern einfach nur einen Namen bekommen hat.

Das wäre genauso, als würde man einem Kind mit Zahnschmerzen, das fragt - "Warum tut das so weh, Mama?" antwortem:
"Das liegt an Kotaloh, der macht das."

Darum halte ich die Einführung Gottes als Erklärungsbär für sinnleer, für eine Selbsttäuschung.
Wohl aber kann ich würdigen, dass Unmengen an Dingen, die der normale Mensch, und schon gar der naturwissenschaftlich geprägte Mensch, übersieht, der Gottgläubige nicht übersieht.

Es scheint ja so zu sein, dass der "natürliche Mench", also der, der noch nicht groß rationalisiert und sich formale Systeme aufbaut, erst mal ganz selbstverständlich von Unsichtbarem, aber Vorhandenem, ausgeht.
Davon ziehe ich ab, dass man sich "Gewitter" mit dem Vorhandensein eines Donnergottes" erklärt - weil ich ja grad überhapt den Erklärungsbär rausnehmen will.
Aber das ist ja bei dem modernen Gottgläubigen sowieso nicht mehr der Fall.
Er versteht hingegen oft anderes, was der naturwissenchaftlich Verhunzte nicht mehr sieht und als "Gott" bezeichnet.
Etwas, das ich auch sehe, aber NICHT als "Gott" bezeichne.
In diesem Forum gibt es dafür jede Menge Beispiele.

Der im Threadtitel formulierte "Glaube AN Gott" - so habe ich es von Religionslehrern und Pfarrern oft und oft erklärt bekommen -, ist ohnehin nicht typisch für den Gottgläubigen, sondern bereits Ausdruck eines naturwissenschaflich verdorbenen Menschen.
Diese Vorstellung - dass man AN etwas glaubt -, scheint in der Bibel auch gar nicht zu existieren.

Der darstellende Künstler zum Beispiel arbeitet bei Theaterproben und Theateraufführungen ganz selbstverständlich mit unsichtbaren, aber wirksam vorhandenen Beziehungen zwischen den Darstellern.
Er käme nie auf die Idee zu sagen: Ich "glaube" an diese Beziehungen. Sie sind sein tägliches Arbeitsgebiet, aus. Ohne diese würde keine Aufführung zustande kommen.
Umgekehrt kann man, wenn man das will, als "Gott" bezeichnen, womit die Schauspieler permanent arbeiten. Es kommt einfach nciht darauf an, wie man es bezeichnet.

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#87 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von closs » Mo 31. Aug 2015, 14:00

Savonlinna hat geschrieben:Beide Menschen sind gleich, und es läuft in ihnen das Gleiche ab.
Da sind wir uns einig.

Savonlinna hat geschrieben:sage aber im Gespräch mit denen, die das Wort "Gott" benutzen, mitunter: Wahrschenlich ist es das, was ihr als "Gott" bezeichnet.
Jeder chiffriert anders - man kann mit unterschiedlichen Chiffren dasselbe meinen.

Savonlinna hat geschrieben: "Geben" kann es nur das, was die Sprache formalisiert hat.
Das hieße, dass nur das wirksam sein kann, was durch Sprache thematisiert ist - das glaube ich nicht. - Ich glaube viel mehr, dass auch das wirken kann, was nicht durch Sprache thematisiert ist (vulgo nicht persönlich wahrgenommen wird). - Nichtsdestoweniger hat das Benennen eine eigene Wirkung - "am Anfang war das Wort" wäre in diesem Sinne deutbar.

Savonlinna hat geschrieben:Man übersieht im letzten Fall, dass die Frage, warum dieses Naturgesetz vorhanden ist, ja weiterhin nicht erklärt wird.
Auch da sind wir uns einig - der Mensch kann den Schlussstein seiner Nicht-Erkenntnis (also das, was prinzipiell über das menschliche Wahrnehmungsvermögen hinausgeht) nur - sorry, jetzt kommt wieder das Wort - "chiffrieren".

Und so ist ja "Jahwe" gemeint:
"Leute, ICH-BIN - mehr müsst und könnt Ihr nicht begreifen, als dass es so ist. - Versucht erst gar nicht, das Wesen des Unbegreiflichen in Euren Spatzengehirnen begreiflich zu machen - dafür gibt es Offenbarungen auf Eurer Ebene".

Ob das dann Natur-Offenbarungen einer Natur-"Religion" sind oder eine christliche Offenbarung in Gestalt Jesu, ist ERSTMAL egal. - In den Folgeschritten sieht's dann anders aus - aber ERSTMAL ist es substantiell dasselbe.

Savonlinna hat geschrieben:Es scheint ja so zu sein, dass der "natürliche Mench", also der, der noch nicht groß rationalisiert und sich formale Systeme aufbaut, erst mal ganz selbstverständlich von Unsichtbarem, aber Vorhandenem, ausgeht.
Bingo - man sollte dabei nicht leichtfertig meinen, ein "aufgeklärter" Mensch sei weiter, wenn er NICHT davon ausgeht.

Savonlinna hat geschrieben:Diese Vorstellung - dass man AN etwas glaubt -, scheint in der Bibel auch gar nicht zu existieren.
Weiss ich nicht auswendig, aber ich glaube doch schon. - Richtig ist jedoch, dass (bei entsprechender rezeptiver Dekontaminierung) das Verhältnis zu Gott nicht über "Wille" und "Entscheidung", sondern über Leiden und Erkennen stattfindet - also KEINE intellektuelle, aufgeklärte Veranstaltung ist - also übers Leben läuft.

Savonlinna hat geschrieben:Umgekehrt kann man, wenn man das will, als "Gott" bezeichnen, womit die Schauspieler permanent arbeiten. Es kommt einfach nciht darauf an, wie man es bezeichnet.
Würde ich zustimmen, wenn ausgeräumt werden könnte, dass "Gott" nicht eine psychologische Erfindung des Menschen wäre.

Es ist ein Unterschied, ob man sagt:
"Im Leben findet man Gott" (= Subjekt-Objekt-Verhältnis) oder "Im Leben er-findet man Gott" (= ausschließliches inner-subjektives Geschehen).

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#88 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Savonlinna » Mo 31. Aug 2015, 14:58

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Beide Menschen sind gleich, und es läuft in ihnen das Gleiche ab.
Da sind wir uns einig.
Soweit waren wir früher auch schon mal. :D

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: "Geben" kann es nur das, was die Sprache formalisiert hat.
Das hieße, dass nur das wirksam sein kann, was durch Sprache thematisiert ist - das glaube ich nicht.
Ich auch nicht. Und das wollte ich auch nicht sagen. Ich problematisierte den Begriff "geben", oder versuchte ihn zu problematisieren. Aber leider kann ich mich da immer nicht verständlich machen.

closs hat geschrieben: Ich glaube viel mehr, dass auch das wirken kann, was nicht durch Sprache thematisiert ist
Richtig, und gerade das habe ich ja versucht, zu erläutern.
Erst, wenn man sagt, es war "Gott", der das bewirkt hat, hat man es aus dem Zustand der Unschuld herausgerissen, und es wird ein kritisierbarer Begriff. Man presst den Vorgang in das abendländische Denken, behaptet dessen Absolutheit und Nichthinterfragbarkeit, und das mache ich dann nicht mehr mit.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Umgekehrt kann man, wenn man das will, als "Gott" bezeichnen, womit die Schauspieler permanent arbeiten. Es kommt einfach nciht darauf an, wie man es bezeichnet.
Würde ich zustimmen, wenn ausgeräumt werden könnte, dass "Gott" nicht eine psychologische Erfindung des Menschen wäre.
Dass letzteres Q-uatsch wäre - ich gebe Dir also Recht -, habe ich gerade versucht herzuleiten.
Man findet es vor und kann es ausbilden. Die Schauspieler lernen auf der Theaterschule, wie man aufeinander reagiert, Spannungen im Raum erzeugt, die unsichtbar, aber klar spürbar sind.

Da der Mensch sich immer weiter entwickelt, auch psychisch, auch geistig, findet man natürlich nicht alles einfach vor. Man muss es entwickeln, aus Ansätzen, oder auch wirklich neu entwickeln.
Insofern ist das, was als "Gott" verstanden wird, durch die Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder etwas Anderes.
Ich finde die Vorstellung, dass Gott "schöpferisch sei, noch die am weitensten tragende.
Denn das ist, was den Menschen am meisten ausmacht: das Schöpferische. Auch das Wort "wirken", von Dir, closs, oben benutzt, beinhaltet diesen Gedanken, dass etwas entsteht.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Mo 31. Aug 2015, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.

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#89 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von closs » Mo 31. Aug 2015, 15:39

Savonlinna hat geschrieben:Erst, wenn man sagt, es war "Gott", der das bewirkt hat, hat man es aus dem Zustand der Unschuld herausgerissen, und es wird ein kritisierbarer Begriff.
Stimmt - aber der Mensch hat eben nicht mehr die Unschuld des Nicht-Reflektierenden. - Jemand hat mal gesagt, "Mythos" gibt es in dem Moment nicht mehr, wenn das Wort "Mythos" entsteht - siehe auch Ödipus - siehe auch Schillers Demetrius. - Wir sind jetzt volle Pulle in der Romantik (im ernsten Sinn des Wortes).

"Werden wie die Kinder" ist aus meiner Sicht die Vision der Wieder-Erlangung der Unschuld. - Und da würde ich sagen (glaubensmäßig): Im Dasein nicht machbar - in einem dialektischen Raum nicht machbar. - Deute ich wieder weg von dem, was Du sagen willst?

Savonlinna hat geschrieben:Denn das ist, was den Menschen am meisten ausmacht: das Schöpferische. Auch das Wort "wirken", von Dir, closs, oben benutzt, beinhaltet diesen Gedanken, dass etwas entsteht.
Um es in die Sprache des Christentums zu übersetzen: Eigentlich sprichst Du von "Heilsgeschichte" - der Umgang mit Entwicklung mit dem Ziel der Erkenntnis.

Und bevor Du jetzt wieder kritisch wirst: Ich will Dich nicht ins Christliche drängen, sondern lediglich aufzeigen, dass es zu Deinen Gedanken christliche Pendants gibt - WENN man Christentum grundlegend versteht. - Dass es kirchen-geschichtlich eher NICHT grundlegend verstanden wurde, ist auch klar - aber übrig bleiben tun immer die wenigen Durchblicker (ob sie nun Meister Eckart oder (der Hl.) Franziskus heißen). - Das Dunkle verdunkelt nicht das Licht, aber das wenige Helle erhellt das Dunkel.
Zuletzt geändert von closs am Mo 31. Aug 2015, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.

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#90 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?

Beitrag von Andreas » Mo 31. Aug 2015, 15:52

So ähnlich wollte ich Savonlinna gestern schon antworten. Fand es aber vielleicht zu provokativ und wollte noch mal drüber schlafen.
Savonlinna, vielleicht kannst du es spielerisch nehmen.

Savonlinna hat geschrieben:Aber grundsätzlich halte ich jede individuelle Wahrnehmung für heilig. Jede einzelne ist Teil des Prozesses, der zwischen allem, was ist, abläuft, jede bringt den Prozess voran. Nichts ist sozusagen vergeblich, und alles hat seine Funktion.
Das klingt in meinen Ohren nach Heilsgeschichte oder wie eine gute Erklärung zur Entstehung der Bibel. So war Vernetzung anno dazumal, mit Sprache, Schrift, Bildern. --- Regt dich das jetzt auf? Das sind zwar deine Worte, aber da ich nur sie und nicht deine Gedanken lese, bleiben es deine Worte, die ich mit meinen Gedanken lese, und während du meine Worte liest, aber nicht meine Gedanken, machst du dir deine Gedanken über meine Unverschämtheit, mit der ich mich deiner ursprünglichen Gedanken bemächtigt habe. Babel.
Savonlinna hat geschrieben:Ich empfinde, dass wir Menschen alle miteinander verwandt sind. Dass es ganz egal ist, wie jemand sich bezeichnet, "Christ", "Atheist" etc. Aus derselben Ursuppe stammen die Menschen dennoch.
Nehme die unterschiedlichen Selbstbezeichnungen als künstliche Gräben wahr.
Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamen, für mich ist das zentral.
Auch hier wieder. Ich höre das alles so was von "biblisch", was du da sagst. Und es macht dich vermutlich wahnsinnig, wenn ich das so sage. Eines von diesem Gemeinsamen das du suchst, nennt Paulus in seinem Denksystem möglicherweise "Gewissen" in dem "gewisse" Weisungen zum tragen kommen. Nichts ist sozusagen vergeblich, und alles hat seine Funktion. Im Leben ist immer alles zugleich richtig und falsch. Die Vergeblichkeit bedarf der Vergebung. Die verlorenen Söhne bedürfen der Versöhnung.

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