closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamen, für mich ist das zentral.
Begründen könnte man dieses Gemeinsame ganz unterschiedlich. - Der eine begründet es mit dem "genetischen Flaschenhals", der andere mit "Gott". - Beides ist Glaubenssache.
Ich meinte: Ich bin auf der Suche nach dem Gemeinsamem zwischen dem, der etwas als "Gott" bezeichnet und dem, der das Gleiche kennt, aber nicht als "Gott" bezeichnet. Beide Menschen sind gleich, und es läuft in ihnen das Gleiche ab.
Ich sehe für mich keine Notwendigkeit, das Wort "Gott" zu nutzen, sage aber im Gespräch mit denen, die das Wort "Gott" benutzen, mitunter: Wahrschenlich ist es das, was ihr als "Gott" bezeichnet.
Da das, was als "Gott" bezeichnet wird, natürlich sehr vielfältig ist, ist es auch eine lange Aufgabe, das herauszufinden.
Aber im Prinzip gibt es nichts, was in einem Gottgläubigen abläuft, das nicht prinzipiell auch in Nicht-Gläubigen abläuft, aber anders bezeichnet werden kann und ja auch ständig anders bezichnet wird.
Da "Gott", sprachlich gesehen, eine Substantivierung ist, ist der Begriff sowieso gebunden an das abendländische Denken; in bestimmten Indianersprachen, wie ich schon mal zitiert habe, ist eher das Verb dominant, also "gibt" es da gar keinen Gott. "Geben" kann es nur das, was die Sprache formalisiert hat.
In welcher Form Einiges von dem, das sprachlich nicht formalisiert ist, oder noch nicht formalisiert ist, vorhanden ist, ist zwar meiner Auffassung nach erkennbar, aber eben nicht für das im Menschen, das es ins Sprachliche übersetzt.
Vorläufig benutze ich die Aussage, die Du, closs, ja auch benutzt hast: Was wirkt, ist vorhanden.
Über die Bezeichnung dessen, was wirkt, kann man sich streiten, muss man sich aber nicht streiten.
Will man "erklären", warum es wirkt, und sagt: "Weil es Gott gibt", dann ist das so wenig eine Erklärung, als wenn man sagt:
"Etwas wirkt darum, weil es dafür ein Naturgesetz gibt."
Man übersieht im letzten Fall, dass die Frage, warum dieses Naturgesetz vorhanden ist, ja weiterhin nicht erklärt wird.
Und im ersten Fall übersieht man ganz parallel, dass das, warum etwas Wirkendes vorhanden ist, ja auch nicht erklärt ist, sondern einfach nur einen Namen bekommen hat.
Das wäre genauso, als würde man einem Kind mit Zahnschmerzen, das fragt - "Warum tut das so weh, Mama?" antwortem:
"Das liegt an Kotaloh, der macht das."
Darum halte ich die Einführung Gottes als Erklärungsbär für sinnleer, für eine Selbsttäuschung.
Wohl aber kann ich würdigen, dass Unmengen an Dingen, die der normale Mensch, und schon gar der naturwissenschaftlich geprägte Mensch, übersieht, der Gottgläubige nicht übersieht.
Es scheint ja so zu sein, dass der "natürliche Mench", also der, der noch nicht groß rationalisiert und sich formale Systeme aufbaut, erst mal ganz selbstverständlich von Unsichtbarem, aber Vorhandenem, ausgeht.
Davon ziehe ich ab, dass man sich "Gewitter" mit dem Vorhandensein eines Donnergottes" erklärt - weil ich ja grad überhapt den Erklärungsbär rausnehmen will.
Aber das ist ja bei dem modernen Gottgläubigen sowieso nicht mehr der Fall.
Er versteht hingegen oft anderes, was der naturwissenchaftlich Verhunzte nicht mehr sieht und als "Gott" bezeichnet.
Etwas, das ich auch sehe, aber NICHT als "Gott" bezeichne.
In diesem Forum gibt es dafür jede Menge Beispiele.
Der im Threadtitel formulierte "Glaube AN Gott" - so habe ich es von Religionslehrern und Pfarrern oft und oft erklärt bekommen -, ist ohnehin nicht typisch für den Gottgläubigen, sondern bereits Ausdruck eines naturwissenschaflich verdorbenen Menschen.
Diese Vorstellung - dass man AN etwas glaubt -, scheint in der Bibel auch gar nicht zu existieren.
Der darstellende Künstler zum Beispiel arbeitet bei Theaterproben und Theateraufführungen ganz selbstverständlich mit unsichtbaren, aber wirksam vorhandenen Beziehungen zwischen den Darstellern.
Er käme nie auf die Idee zu sagen: Ich "glaube" an diese Beziehungen. Sie sind sein tägliches Arbeitsgebiet, aus. Ohne diese würde keine Aufführung zustande kommen.
Umgekehrt kann man, wenn man das will, als "Gott" bezeichnen, womit die Schauspieler permanent arbeiten. Es kommt einfach nciht darauf an, wie man es bezeichnet.