Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

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Savonlinna
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#31 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von Savonlinna » Mi 28. Okt 2015, 18:59

Pluto hat geschrieben:
Opa Klaus hat geschrieben:Sinn, Leid, Freude spielen sich eher auf seelischer (Psychischer) als auf materieller (Physischer) Basis ab und "überwältigen" uns und entziehen sich teils unserer Macht /Einfluss.
Es mag ja sein, dass wir den Schmerz als psychisch empfinden.

Dennoch beginnt jedes Empfinden als körperlicher Reiz (auch Sinneswahrnehmung ist zunächst körperlich).
Schmerz entsteht erst im Gehirn, habe ich mal gelernt; ob das tatsächlich stimmt, müsste ich erst wieder recherhieren.
Also wäre eine Basis des Schmerzes: das Mentale, das ich als geistig oder psychisch - je, nachdem - bezeichne.

Hochinteressant finde ich die Tatsache, dass es ein paar Menschen gibt, die physischen Schmerz nicht kennen:
http://www.zeit.de/2014/05/leben-ohne-s ... enmutation

JackSparrow
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#32 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von JackSparrow » Mi 28. Okt 2015, 19:13

closs hat geschrieben:Wenn man ein Auto als Menschen definiert, gilt für Autos die Genfer Flüchtlings-Konverntion.
Hängt davon ab, wie genau in der Genfer Konvention definiert ist, was man unter einem Menschen zu verstehen hat.


ThomasM hat geschrieben:Du hast gerade demonstriert, warum es wichtig ist, herauszufinden, was Schmerz eigentlich IST.
Ich demonstrierte, dass Menschen nicht objektiv urteilen. Sie geben dem gleichen Vorgang verschiedene Namen, weil es gar schrecklich ihr Ego verletzen würde, wenn sie eines Tages herausfinden müssten, dass sie selbst wie ein Computer funktionieren. Also erfinden sie Hypothesen wie "eigentlich muss alles noch irgendwas anderes sein als das, was es ist". Dann fühlen sie sich sicher.


Savonlinna hat geschrieben:Hochinteressant finde ich die Tatsache, dass es ein paar Menschen gibt, die physischen Schmerz nicht kennen:
Ich finde interessant, dass man mit Schmerzmitteln die Botenstoffe unterbinden kann, die für die Weiterleitung des Schmerzes zuständig sind (zum Beispiel die sogenannten Prostaglandine), so dass der Reiz nie im Gehirn ankommt und man somit auch nicht drauf reagieren kann.

SilverBullet
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#33 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von SilverBullet » Mi 28. Okt 2015, 19:20

ThomasM hat geschrieben:Eigentlich ist deine Ausdrucksweise nicht korrekt. Der Ausdruck "die richtige Frage..." ist falsch.
Korrekt ist zu sagen "damit ich das Problem naturwissenschaftlich bearbeiten kann, muss ich die Frage in folgender Weise ändern"
Das sehe ich nicht so.

Wenn es keinerlei Lösungsmöglichkeiten in einer „Entwurfsrichtung“ zu geben scheint (und du hast es aus meiner Sicht genauso formuliert), dann ist es ganz normal, dass man einen Schritt zurück macht und sich fragt, ob irgendetwas übersehen wurde bzw. ob zu viele unbestätigte Annahmen in der „Suchrichtung“ enthalten sind.

Das hat mit Naturwissenschaft erst einmal nichts zu tun.
Das gibt es in der Technik, bei vielen Berufen und bestimmt auch in vielen Hobbybereichen.

Es ist schlicht ein vernünftiger Vorgang, wenn Neugierde in der Wahrnehmung beteiligt ist.

ThomasM hat geschrieben:Mir ist dieses Vorgehen wohlbekannt. Ich kenne das z.B. aus dem radioaktiven Zerfall.
Statt "wann zerfällt dieser Atomkern" frage ich "mit welcher Wahrscheinlichkeit zerfällt dieser Atomkern"
und schwups habe ich aus einer unbeantwortbaren Frage eine beantwortbare gemacht.
Das ist ein schlechtes Beispiel, denn meine Vermutung einer präzisen „Verstehberechnung“ ist gerade nicht der unscharfe „Ungefähransatz“, sondern das Gegenteil.
Ich wundere mich ein wenig, warum du das nicht siehst.

Ich denke, dass meine Vermutung Zusammenhänge enthält, zu denen man in den nächsten 10-20 Jahren ein genaues Urteil „formulieren können könnte“.

Ich habe mich festgelegt, „was“ die phänomenalen Inhalte aus meiner Sicht sein sollen.
Ich kann sie natürlich nicht programmatisch herstellen, weil mir die Regeln zum Aufbau von Verstehvorgängen unbekannt sind.
Forschen kann ich in dieser Richtung auch nicht, aber ich denke es ist der erste Schritt, dass man einen konkreten Ansatz verfolgt.

Falls du Gegenargumente hast, dann immer her damit…

ThomasM hat geschrieben:Ein solches Vorgehen ist zwar statthaft, aber eigentlich Feigheit vor dem Feind.
Na ja, das betrachte ich als reine Showeinlage, denn eine Alternative in der man sich einen „Feind“ erfindet und dann „heldenhaft“ auf seinen „Auftauchen“ wartet, ist nicht besonders sinnvoll.

ThomasM hat geschrieben:Du willst auf jeden Fall Naturwissenschaft benutzen und bist bereit, dafür ein ganzes Universum von Fragen auszublenden.
Welche Fragen?

Sind das nicht Fragen, die bereits die Antwort vorwegnehmen wollen?

Sind es überhaupt Fragen oder nur Suggestionen?

ThomasM hat geschrieben:Zum Beispiel in dem Versuch, den Mensch auf einem Computer zu simulieren.
So ist es keinerlei Problem, ein Programm zu schreiben, das jedes Mal, wenn ich die Taste "s" drücke, "aua" ausgibt.
Empfindet dieses Programm Schmerz?
Nein, dieses einfache Programm empfindet keinen Schmerz und es arbeitet auch nicht mit Bewusstsein.
Es wurden keinerlei Verstehzusammenhänge ausgeführt.

Sollte dies allerdings irgendwann mal der Fall sein und man drückt auf die Taste „s“, dann sollte man die „aua“-Reaktion extrem ernst nehmen und sofort mit dieser Entwicklungsrichtung aufhören.

Ab diesem Moment spielt man mit Bewusstsein, was man in Richtung negative Auswirkungen und Schmerzen niemals tun sollte.

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Savonlinna
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#34 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von Savonlinna » Mi 28. Okt 2015, 19:37

JackSparrow hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Du hast gerade demonstriert, warum es wichtig ist, herauszufinden, was Schmerz eigentlich IST.
Ich demonstrierte, dass Menschen nicht objektiv urteilen. Sie geben dem gleichen Vorgang verschiedene Namen,
Du ignorierst weiterhin, dass Du ja erst nachweisen musst, dass da überhaupt der gleiche Vorgang vorliegt.

JackSparrow hat geschrieben: weil es gar schrecklich ihr Ego verletzen würde, wenn sie eines Tages herausfinden müssten, dass sie selbst wie ein Computer funktionieren.
Erst behauptest Du irgendwas, und dann schlussfolgerst Du, dass der, der das nicht glaubt, was Du behauptest, das nur darum nicht tut, weil das sein Ego verletzen würde.
Nimm einfach an, derjenige sei nicht gutgläubig genug programmiert worden.

JackSparrow hat geschrieben: Also erfinden sie Hypothesen wie "eigentlich muss alles noch irgendwas anderes sein als das, was es ist". Dann fühlen sie sich sicher.
Das klingt fast religiös. Das, was "ist", ist das, was du behauptest, im Namen des Großen Geistes.
Und wer dir nicht folgt, der erfinde natürlich irgendwas, was der Große Geist nicht abgesegnet hat, bloß, um sich sicher zu fühlen vor dem Großen Geist.
Ganz ähliche Immunisationsstrategie wie bei einigen Christen.

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#35 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von Pluto » Mi 28. Okt 2015, 20:05

Savonlinna hat geschrieben:Schmerz entsteht erst im Gehirn, habe ich mal gelernt; ob das tatsächlich stimmt, müsste ich erst wieder recherhieren.
Entsprechend den neuen neurobiologischen Erkenntnissen ist das falsch.
Laut Prof. Atonio Damásio beginnt jede Regung und jede Empfindung als körperliche "Emotion" oder Sinneswahrnehmung.

Das kann man z- Bsp. hier nachlesen. Antonio Damásio: Der Spinoza-Effekt: Wie Gefühle unser Leben bestimmen
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#36 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von JackSparrow » Mi 28. Okt 2015, 20:14

Savonlinna hat geschrieben:Du ignorierst weiterhin, dass Du ja erst nachweisen musst, dass da überhaupt der gleiche Vorgang vorliegt.
Der Vorgang besteht in beiden Fällen darin, dass ein Signal von einer Stelle an eine andere Stelle übermittelt und dann auf das Signal reagiert wird.

Erst behauptest Du irgendwas, und dann schlussfolgerst Du, dass der, der das nicht glaubt, was Du behauptest, das nur darum nicht tut, weil das sein Ego verletzen würde.
Ich entwickelte eine Hypothese, welche nun durch weitere Beobachtungen belegt oder widerlegt werden kann.

Das, was "ist", ist das, was du behauptest, im Namen des Großen Geistes.
Das, was "ist", ist das, was beobachtbar ist. Beispielsweise ein Tastendruck, auf welchen die Ausgabe eines "Aua" folgt, oder ein Reiz an einem Menschen, auf welchen ebenfalls die Ausgabe eines "Aua" folgt.

Das, was nicht "ist", ist das, was zur Beobachtung hinzugedichtet wurde. Beispielsweise dass das Aua beim Menschen irgendeine höhere, speziellere oder einmaligere Form von "Bewusstsein" erfordere als beim Computer.

Wenn die Aufgabe heißt "Beschreiben Sie!", dann ist das nicht das gleiche, als wenn da stünde "Interpretieren Sie!". Aber vielleicht hast du ja eine Hypothese dafür, wieso Menschen so schwer zwischen beidem unterscheiden können.
Zuletzt geändert von JackSparrow am Mi 28. Okt 2015, 20:21, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#37 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von closs » Mi 28. Okt 2015, 20:19

JackSparrow hat geschrieben:Hängt davon ab, wie genau in der Genfer Konvention definiert ist, was man unter einem Menschen zu verstehen hat.
Absolut richtig - aber meinst Du wirklich, man könne mit Definitionen Fakten schaffen?

JackSparrow
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#38 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von JackSparrow » Mi 28. Okt 2015, 20:26

closs hat geschrieben:aber meinst Du wirklich, man könne mit Definitionen Fakten schaffen?
Würdest du Autos als Menschen betrachten wollen, würde dich niemand davon abhalten.

closs
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#39 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von closs » Mi 28. Okt 2015, 20:32

JackSparrow hat geschrieben:Würdest du Autos als Menschen betrachten wollen, würde dich niemand davon abhalten.
Es wäre aber gut, wenn es jemand täte. - Genauso wie man jemanden abhalten sollte, Computer-Schaltungen als Schmerz zu bezeichnen, nur weil jemand definitorische Voraussetzungen dafür geschaffen hat.

SilverBullet
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#40 Re: Sind Sinn, Leid und Freude menschlich?

Beitrag von SilverBullet » Mi 28. Okt 2015, 20:52

closs hat geschrieben:Genauso wie man jemanden abhalten sollte, Computer-Schaltungen als Schmerz zu bezeichnen, nur weil jemand definitorische Voraussetzungen dafür geschaffen hat.
Nun, es ist etwas "plump" zu sagen „Computer-Schaltungen werden als Schmerz bezeichnet“, deshalb sollten wir es so formulieren:

„algorithmische Abläufe ergeben Bedeutungszusammenhänge, in denen, auf anliegende Daten, in Form eines Schmerzverständnisses (Vorstellung) reagiert wird“

Mit welchen Mitteln würdest du jemanden von dieser Formulierung abhalten wollen?

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