Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

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Savonlinna
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#151 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » Mo 16. Nov 2015, 11:28

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Gott" ist doch nur ein Wort
Das Wort bezieht sich auf etwas Reales.
Bei vielen Gläubigen ist das so. Andere klopfen nur Sprüche.
Und verlangen, dass man diese Sprüche für Realität hält.

Du hast obigen Satz aus dem Kontext gerissen, Novalis, so, als ob ich nicht gerade danach fragte, was mit Gott jeweilig gemeint sei.
Wenn ich da nur Gehirnakrobatik als Antwort kriege, und das seit vielen Monaten, dann steige ich irgendwann aus.
"Steine statt Brot".

Im Neuen Testament steht etwas vom lebendigen Wort. Damit kann ich etwas anfangen. Sehr sogar.
Aber tote Begrifflichkeiten, die auch noch nachgeplappert werden sollen - nein, danke.

JackSparrow
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#152 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von JackSparrow » Mo 16. Nov 2015, 12:24

Novalis hat geschrieben:Das Wort bezieht sich auf etwas Reales.
Es bezieht sich auf verschiedenes Reales, für das wir in unserer Sprache jeweils schon weitaus präzisere Worte haben, und oft bezieht es sich auch nur auf verschiedene Fantasien eines Einzelnen.

Es gibt Wilderer, die Nashörner jagen und töten, weil sie an die potenzsteigernde Wirkung von Nashornpulver glauben.
Weil sie Einblick in die unendlichen Weiten des Heiligen gewonnen und dadurch zu göttlicher Erkenntnis gelangt sind. Ganz ähnlich wie Esoteriker, die beispielsweise glauben, durch positives Denken, Homöopathie, Erdstrahlen oder Himalaya-Salz könne man Krebs heilen. Oder an die Wirksamkeit der jahrtausendealten chinesischen Medizin, wo Tiger-Penis ganz ähnliche Wirkungen haben soll wie Nashornpulver.


closs hat geschrieben:Wenn man etwas benennen will, muss man sich Worte oder Sätze dazu ausdenken.
Insbesondere wenn man etwas benennen will, was nicht vorhanden ist.

Novas
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#153 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Novas » Mo 16. Nov 2015, 17:29

Savonlinna hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Gott" ist doch nur ein Wort
Das Wort bezieht sich auf etwas Reales.
Bei vielen Gläubigen ist das so. Andere klopfen nur Sprüche.
Und verlangen, dass man diese Sprüche für Realität hält.

Du hast obigen Satz aus dem Kontext gerissen, Novalis, so, als ob ich nicht gerade danach fragte, was mit Gott jeweilig gemeint sei.
Wenn ich da nur Gehirnakrobatik als Antwort kriege, und das seit vielen Monaten, dann steige ich irgendwann aus.
"Steine statt Brot".

Im Neuen Testament steht etwas vom lebendigen Wort. Damit kann ich etwas anfangen. Sehr sogar.
Aber tote Begrifflichkeiten, die auch noch nachgeplappert werden sollen - nein, danke.

Wer verlangt von Dir irgendein Nachgeplapper? Dergleichen kann ich nicht erkennen. Wichtig ist wohl auch, da gebe ich Dir Recht, dass die Betrachtung des christlichen Glaubens eher existenziell betont und nicht nur intelektuell ist. Es ist vorallem eine Sache des Herzens und erst dann eine Sache des Kopfes. Er ist nicht so sehr eine Sache von theologischen Formeln und Credos; im Vordergrund stehen Liebe und Vertrauen, Offenheit und Empfänglichkeit, man kann den christlichen Glauben genauso wenig einsperren wie Zen: das Wesentliche entzieht sich der Definition. Paul Tillich spricht beispielsweise vom "Mut zum Sein", er hat mit dem Willen zu tun das Gutsein des Lebens zu sehen, auch angesichts von Zweifeln und Leid.


Wenn von "Gehorsam" die Rede ist, dann ist kein blinder Gehorsam gemeint. Gemeint ist Hingabe, die zärtlicher und freiwilliger Natur ist, wie die erotische Liebe zwischen Mann und Frau. Genauso wenig kann die Beziehung zwischen Gott und Mensch erzwungen werden, ein bloß theoretisches Konstrukt sein. Es genügt nicht eine "lieblose, unerleuchtete, sklavische Unterwerfung des Willens unter die Autorität, um zum 'gläubigen Menschen' zu werden" (Thomas Merton) eine Freundschaft fußt auf der persönlichen Freiheit. So auch die Nachfolge/Imitatio Christi, was eigentlich eine tiefe innere Freundschaft und Einswerdung mit dem Bild Christi ist. Nur so wird unter all den Wörtern und Meinungen das lebendige Wort sichtbar und fühlbar. So scheint es durch in unsre Gegenwart und wird in uns geboren, wie frische Quellwasser inmitten der Wüste der Welt
Zuletzt geändert von Novas am Mo 16. Nov 2015, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.

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#154 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von NIS » Mo 16. Nov 2015, 17:34

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Gott" ist doch nur ein Wort
Das Wort bezieht sich auf etwas Reales.
Gott hat keinen Kern, insofern ist Alles sinnlos vor Gott.
Gott wirkt durch seine Gedanken und seine Zeichen.
Gott ist Allmächtig, Allgegenwärtig und Allwissend.
AMEN
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#155 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Novas » Mo 16. Nov 2015, 19:02

Die ganze Bibel beweist Gott nicht, aber sie zeigt die Erfahrungen der Menschen, sie erzählt davon. Es macht keinen Sinn das zu zerreden, sonst verfallen wir in unsrem Denken der Nichtigkeit, sodass "die Herzen verfinstert werden" (Römerbrief 1,21 b) da ist es tatsächlich besser, zu schweigen, als sich an einem Gespräch zu beteiligen und die Zerrederei mit Aufmerksamkeit zu nähren. Das Ego ist wie ein Faß ohne Boden, niemand kann es zufriedenstellen.

Nehmen wir noch mal die erotische Liebe als Beispiel: wirkliche Freude ist nur möglich, wenn die Liebenden sich freiwillig verbinden und mit Leib und Seele vereinigen; ähnliches gilt für ein Gespräch. Je großzügiger man gibt, umso mehr kann man empfangen, desto größer ist die miteinander geteilte Freude. Desto reicher entfaltet sich der Informationsfluss.


Das klappt nur wenn man über den Schatten des Ego hinaus springt (und seinen Begriffshorizont) und dieses "darüber hinaus" ist für mich erst richtige Kommunikation, ein gemeinsam geteilter lebendiger (Heiliger) Geist. Ein "heiliger Augenblick", in dem eine tiefere Dimension des Lebens in uns auf scheint. Es gibt zwar keine universelle Theologie, aber es gibt eine universelle Erfahrung: dieser (Heilige) Geist. Das ist eigentlich eine unglaublich einfache Erfahrung.

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#156 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » Mo 16. Nov 2015, 20:29

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Das Wort bezieht sich auf etwas Reales.
Es bezieht sich auf verschiedenes Reales, für das wir in unserer Sprache jeweils schon weitaus präzisere Worte haben, und oft bezieht es sich auch nur auf verschiedene Fantasien eines Einzelnen.
"auch nur" kann man da aber wirklich nicht sagen. Es gibt Menschen, die haben keine Phantasie. Phantasie ist immer ein Zeichen von starker Imaginationskraft. Wohl dem, der sie hat, denn er wird die Welt voranbringen. Phantasielose Menschen sind angewiesen auf Menschen mit Phantasie, so ist das nun mal.

Für das, was den Glauben beinhaltet, gibt es andere Worte für, das ist richtig. Präzise sind die aber nicht, weil das Wesentliche im Menschen sich der Präzision entzieht.

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#157 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » Di 17. Nov 2015, 21:04

Novalis hat geschrieben:Paul Tillich spricht beispielsweise vom "Mut zum Sein", er hat mit dem Willen zu tun das Gutsein des Lebens zu sehen, auch angesichts von Zweifeln und Leid.
Ich habe ein längeres Zitat Tillichs in den Thread "Sein und Wahrnehmung" eingestellt:
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 60#p174227
Siehe auch die daraus folgende Diskussion.

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