Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

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Savonlinna
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#141 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » So 15. Nov 2015, 01:12

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Und wer taube Ohren hat, auf den wirken sie trotzdem.
Was glaubst Du, warum ich hier so viele Posts schreibe? Weil ich glaube, dass bei jedem Menschen alles, was er bewusst oder unbewusst wahrnimmt, in sein eigenes Sediment runterrieselt.
Ja, das war doch aber nie strittig.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was eigentlich willst Du noch mehr?
Auf dieser Ebene sind wir uns einig.
Ich fragte, was Du noch willst? Dass sich die ganze Menschheit unter Dein Joch beugt?

closs
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#142 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von closs » So 15. Nov 2015, 09:38

Savonlinna hat geschrieben:Dass sich die ganze Menschheit unter Dein Joch beugt?
Siehst Du Chancen dafür? :lol:

Savonlinna hat geschrieben:Ich fragte, was Du noch willst?
Klarheit von Dir, ob Du "Gott" ausschließlich als inner-menschlichen Prozess verstehst.

Pluto
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#143 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Pluto » So 15. Nov 2015, 11:36

closs hat geschrieben:Denn dann stünde die Frage im Raum, ob Wahrnehmung Realität MACHT - in einigen QM-Phänomenen ist es ja so.
Wahrnehmung schafft unmöglich Realität. Aber es sieht so aus, als könne man mit der Wahrnehmung (Messung) die Materialisierung mancher Prozesse beeinflussen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#144 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » So 15. Nov 2015, 12:20

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich fragte, was Du noch willst?
Klarheit von Dir, ob Du "Gott" ausschließlich als inner-menschlichen Prozess verstehst.
Ich meinte mit meiner Frage, wozu Du die anderen alle kriegen willst bezüglich ihrer Gottessicht. Wann Du endlich zufrieden bist.
Du warst ja nicht einmal zufrieden, als ich sagte - entgegen Deiner Einschätzung, dass der Gottesglaube "heute" schwinde -, dass ganz junge Leute anfangen, an Gott zu glauben.

Da warst Du nicht zufrieden, sondern Du wolltest, dass sie etwas ganz Bestimmtes glauben, etwas, was Du für unerlässlich hältst.
Ansonsten war das offenbar nichts Wert für Dich.

In dem Seinsthread scheinst Du erst zufrieden zu sein, wenn jeder sagt, ja, nun glaube er, dass Sein und Wahrnehmung... - ich zitiere besser aus Deinem vorigen post:

closs hat geschrieben:Ansonsten macht es aus meiner Sicht wirklich keinen Sinn, von "Gott" zu sprechen, wenn er nicht auch unabhängig von unserer Wahrnehmung "ist".
Wenn hier also jeder schreiben würde, dass für ihn Gott und Wahrnehmung teilweise unabhängig seien, wärest Du zufrieden.

Meine Art, die Begriffe zu problematisieren, sind für Dich deutlich nicht okay, es müssen genau diese von Dir immer wieder genannten Worte fallen.
Das meinte ich mit, dass Du erst zufrieden wärest, wenn jeder sich unter Dein Joch beugt, also Deine Formulierung annimmt und nun daran glaubt.

Ich habe weitläufig versucht herzuleiten, dass Begriffe im Vorbegrifflichen nicht existieren.
Ich sah Land, als Du das bestätigtest.
Aber nun machst Du einen Rückzieher. ->

Die Frage, die Du mir gestellt hast - ich habe sie oben blau gefärbt -, kann ich nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wo "Mensch" anfängt und wo er aufhört.
Du hast eine klare begriffliche Vorstellung von dem, was der Mensch ist, Du hast offenbar klare Kriterien, ich nicht.
Ich weiß nicht einmal, was das "Ich" ist.

Ich bin zu einem großen Teil introvertiert, ich kann "mich" nirgendwo finden. Wo soll das Ich sein? An welchem Ort?
Mein Körper sitzt vor dem PC grad, aber das "Ich", dem jetzt grad so viel durch den Kopf geht: es ist an keinem lokalisierbaren Ort.

Sowas berücksichtigst Du aber nicht. Dass ich von "Wahrnehmung" sprechen muss - weil es kein anderes Wort dafür gibt - aber damit nie das meine, was Du so mit Verachtung behandelst -, berücksichtigst Du ebenfalls nicht.

Meine Gedanken, die mir durch den Kopf schießen - wo kommen die her?
Inspiration, wo kommt die her?

Sie stammen aus der Menschheit, aus der gesamten Menschheit, denn alle diese Gedanken sind schon einmal gedacht worden, und sie werden mir zugespielt. Ich stricke daran weiter - was soviel heißt wie: ich bin ein Empfänger, etwas in mir verwandelt das Empfangene, und ich werde nun meinerseits zum Sender, sende das Verwandelte weiter, das dann von anderen empfangen, verwandelt und weitergesandt wird.

Dieser Prozess - den ich beobachten kann - ist schöpferisch durch und durch.
Wäre es nicht so, wäre niemand auf die Idee gekommen zu sagen: "Gott ist Schöpfer".

Mit anderen Worten: Aus dem Bereich des Vorbegrifflichen, wo Dinge auf zwischenmenschliche Weise geschehen - deren Prozess wir nicht verstehen, aber beobachten können - wird dann ein Begriff "Schöpfer" destilliert.

Jetzt kommst Du und willst diesen Begriff selber - den Begriff "Schöpfer" - inthronisieren.
Du verachtest alles, was auf den Vorgang setzt, aus dem das Substantiv destilliert worden ist.
Für Dich hat das Substantiv nun eine Realität, die anerkannt werden muss.

Du forderst Glaubens- und Erkenntnisformulierungen, die alle mit Substantiven bestückt sind.
Darum muss es bei Dir auch das Wort "Sein" sein, was ebenfalls ein Substantiv ist.

Vorgänge, zwischenmenschliche Vorgänge, die nur durch Verben ausgedrückt werden können, werden von Dir nicht akzeptiert. Dass jemand sagt: Das, was zwischen Menschen geschieht, sei ein "göttlicher Vorgang", wird von Dir nicht als ausreichend akzeptiert, es muss ein Mann sein, der das alles geschaffen hat.

Dein patriarchalisches Denken - Daumen drauf, dass ja die richtigen Formulierungen fallen - ist für mich nicht verstehbar.
Aber ich bin voller Staunen über das, was geschieht und was unerklärbar ist.
Das Schöpferische in allem und jedem macht mich baff. Das Schöpferische ist da, und ich sehe es jeden Tag. Ich bin Teil davon, aber ich sehe es auch in den Steinen. Auch sie sind einbegriffen in ein Geschehen, sie waren nicht immer Steine.

Mein Ich ist nichts Festes, es kann überall tanken sozusagen, zerfließt irgendwo, und dennoch habe ich ein Ich-Bewusstsein, und es scheint einen festen Punkt zu geben.

Dieser feste Ich-Punkt, den jeder Mensch auch hat, ist vermutlich das, was die Leute dazu inspiriert hat, Gott als Person zu verstehen.
Es kommt immer darauf an, was man aus dem fließenden Geschehen - das nie aufhört und an jedem beliebigen Punkt "erwischt" werden kann - herausdestilliert.

Aber alle diese Begriffe sind nur Teilaspekte. Man kann auf sie verzichten, sie haben mehr Unheil angerichtet als Heil.
Dennoch sehe ich auch sie als Teil des Geschehens, weil sie bewusst machen, dass das Vorbegriffliche, also dieses "göttliche Geschehen", vorhanden ist.

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#145 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von closs » So 15. Nov 2015, 16:19

Savonlinna hat geschrieben:sondern Du wolltest, dass sie etwas ganz Bestimmtes glauben, etwas, was Du für unerlässlich hältst.
In Bezug auf konkrete Glaubens-Inhalten erinnere mich nicht daran.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn hier also jeder schreiben würde, dass für ihn Gott und Wahrnehmung teilweise unabhängig seien, wärest Du zufrieden.
Richtig. - Wenn "Gott" ausschließlich eine Geburt der Wahrnehmung wäre, wäre das Wort "Gott" bis zur Sinnlosigkeit unterschiedlich semantisch belegt. - Was jemand macht, ist nicht mein Thema, sondern wie man mit Begriffen umgeht.

Savonlinna hat geschrieben:weil ich nicht weiß, wo "Mensch" anfängt und wo er aufhört.
Weiss ich auch nicht - darum geht es mir auch nicht, sondern für welchen Fall man das Wort "Gott" in den Mund nimmt.

Savonlinna hat geschrieben:Du hast eine klare begriffliche Vorstellung von dem, was der Mensch ist
Im Konkreten habe ich das nicht, sehr wohl aber in der Frage, wann man von "Gott" und wann man von "Mensch" sprechen sollte. - Immer vor dem Hintergrund, dass semantische Belegung eines Wortes irgendeinen Sinn machen soll.

Savonlinna hat geschrieben:Ich weiß nicht einmal, was das "Ich" ist.
Selbst das spielt keine Rolle - es ist ausreichend, DASS es etwas Vorbegriffliches gibt, dass man einvernehmlich "Ich" nennen kann.

Savonlinna hat geschrieben:Mein Körper sitzt vor dem PC grad, aber das "Ich", dem jetzt grad so viel durch den Kopf geht: es ist an keinem lokalisierbaren Ort.
Das wiederum verstehe ich und würde es damit erklären, dass geistiges Sein sowohl im Über-Zeitlichen als auch abgetaucht im Zeitlichen ist. - Dies kann in EINER Person sein.

Savonlinna hat geschrieben:Meine Gedanken, die mir durch den Kopf schießen - wo kommen die her?
Mechanisch vermittelt werden sie über das Gehirn (der Naturalist würde sagen: "Dort werden sie auch gemacht"). - Aus meiner Sicht ist ihre Quelle das Über-Zeitliche (= Vorbegriffliche?), aus dem sie Eingang ins Individuelle/Materielle/Zeitliche finden.

Savonlinna hat geschrieben:ich bin ein Empfänger, etwas in mir verwandelt das Empfangene, und ich werde nun meinerseits zum Sender
Ja.

Savonlinna hat geschrieben:Jetzt kommst Du und willst diesen Begriff selber - den Begriff "Schöpfer" - inthronisieren.
Moment: Damit meine ich aber nicht das Schöpferische im Menschen, sondern das, was dieses Schöpferische im Menschen ermöglicht.

Savonlinna hat geschrieben:Du verachtest alles, was auf den Vorgang setzt, aus dem das Substantiv destilliert worden ist.
Erneut "Moment": Materie und Zeit sind ja das System der Entwicklung (also der "Vorgänge") - auf DIESES System bezogen, stimme ich Dir selbstverständlich zu. - Was ich als absolut verstehe, ist NICHT dieses System der Entwicklung, sondern das, aus dem dieses System "ist" - also das, was das Daseins-Schöpferische schafft.

Savonlinna hat geschrieben:Dass jemand sagt: Das, was zwischen Menschen geschieht, sei ein "göttlicher Vorgang", wird von Dir nicht als ausreichend akzeptiert, es muss ein Mann sein, der das alles geschaffen hat.
Da haben wir uns möglicherweise wirklich missverstanden. - Das, was im Dasein zwischen Menschen geschieht, kann selbstverständlich ein "göttlicher Vorgang" sein. - Aber damit es das sein kann, muss es "Gott" geben, aus dem erst ein Vorgang des Göttlichen möglich wird. - Aufs menschliche Dasein bezogen bin ich bei Dir - nur frage ich weiter nach dem, was das Menschliche ermöglicht (hat).

Savonlinna hat geschrieben:Dieser feste Ich-Punkt, den jeder Mensch auch hat, ist vermutlich das, was die Leute dazu inspiriert hat, Gott als Person zu verstehen.
Sehe ich anders - das hat aus meiner Sicht ganz andere Gründe. - Aber das würde zunächst vom Thema hier ablenken.

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#146 q

Beitrag von Savonlinna » So 15. Nov 2015, 17:36

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wenn hier also jeder schreiben würde, dass für ihn Gott und Wahrnehmung teilweise unabhängig seien, wärest Du zufrieden.
Richtig.
Egal, was er meint, Hauptsache, die richtigen Worte fallen, richtig?

closs hat geschrieben:- Wenn "Gott" ausschließlich eine Geburt der Wahrnehmung wäre, wäre das Wort "Gott" bis zur Sinnlosigkeit unterschiedlich semantisch belegt. - Was jemand macht, ist nicht mein Thema, sondern wie man mit Begriffen umgeht.
Du hast nichts von meinen Worten verstanden, stimmt's? Hauptsache, man geht mit den Begriffen richtig um.
Das produziert die Heuchler.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:weil ich nicht weiß, wo "Mensch" anfängt und wo er aufhört.
Weiss ich auch nicht - darum geht es mir auch nicht, sondern für welchen Fall man das Wort "Gott" in den Mund nimmt.
Das wirst Du doch logisch erfassen können:

Wenn Du darauf bestehst, dass Sein und menschliche Wahrnehmung kategorial unterschieden sind und der Mensch - ich sage lieber, die Menschheit - das Sein teilweise nicht erfassen kann, dann ist es von zentraler Bedeutung, was man unter "Mensch" bzw. Menschheit versteht.
Wenn sie in Gott beginnt und in Gott aufhört - als Beispiel -, dann ist alles, was die Menschheit - und damit auch den einzelnen Menschen - durchfließt, göttlicher Natur.
Im Vorbegrifflichen läge also eine Verschmelzung vor.

Egal, wie Du das selber siehst: Du wirst per Definition diese Möglichkeit nicht ausschließen können.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du hast eine klare begriffliche Vorstellung von dem, was der Mensch ist
Im Konkreten habe ich das nicht, sehr wohl aber in der Frage, wann man von "Gott" und wann man von "Mensch" sprechen sollte.
Also nach DEINEN persönlichen Definitionen.
Andere Sichtweisen bezüglich Mensch und Gott willst Du - ja, was? Aus dem Weg räumen? Nicht zulassen?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich weiß nicht einmal, was das "Ich" ist.
Selbst das spielt keine Rolle - es ist ausreichend, DASS es etwas Vorbegriffliches gibt, dass man einvernehmlich "Ich" nennen kann.
Wie willst Du mich dazu kriegen? Wie willst Du mich zwingen, zu finden, dass das KEINE entscheidende Rolle spielt?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Mein Körper sitzt vor dem PC grad, aber das "Ich", dem jetzt grad so viel durch den Kopf geht: es ist an keinem lokalisierbaren Ort.
Das wiederum verstehe ich und würde es damit erklären, dass geistiges Sein sowohl im Über-Zeitlichen als auch abgetaucht im Zeitlichen ist. - Dies kann in EINER Person sein.
Aber Du willst nicht zulassen, dass ich daraus andere Vorstellungen von Mensch und das, was man als "Gott" bezeichnen kann, entwickele als Deine von Dir bevorzugten Begrifflichkeiten?
Du willst es bei niemandem zulassen?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Meine Gedanken, die mir durch den Kopf schießen - wo kommen die her?
Mechanisch vermittelt werden sie über das Gehirn (der Naturalist würde sagen: "Dort werden sie auch gemacht"). - Aus meiner Sicht ist ihre Quelle das Über-Zeitliche (= Vorbegriffliche?), aus dem sie Eingang ins Individuelle/Materielle/Zeitliche finden..
Das ist Deine Sicht, ja. Mir genügen solche Erklärungen nicht. Sie erklären ja nichts, sie bringen nur ein paar Begriffe ins Spiel.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Jetzt kommst Du und willst diesen Begriff selber - den Begriff "Schöpfer" - inthronisieren.
Moment: Damit meine ich aber nicht das Schöpferische im Menschen, sondern das, was dieses Schöpferische im Menschen ermöglicht.
Ja, genau.
Das, was der Mensch als Geschehen sieht und versteht, willst du aus dem Vorbegrifflichen in den Begriff heben, es dem Geschehen entfremden und als Substantiv inthronisieren.
Was die "Ursache" ist, weiß ja sowieso keiner. Der naturwissenschaftliche Mensch glaubt aber an Ursachen. So offenbar auch Du.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du verachtest alles, was auf den Vorgang setzt, aus dem das Substantiv destilliert worden ist.
Erneut "Moment": Materie und Zeit sind ja das System der Entwicklung (also der "Vorgänge") - auf DIESES System bezogen, stimme ich Dir selbstverständlich zu. - Was ich als absolut verstehe, ist NICHT dieses System der Entwicklung, sondern das, aus dem dieses System "ist" - also das, was das Daseins-Schöpferische schafft.
In dem, was ich schöpfen kann, kommen Deine Begrifflichkeiten "System", "System der Entwicklung", "absolut" "Daseins-Schöpferisches" doch gar nicht vor. Im Vorbegrifflichen - dem Reich des göttlichen Geschehens - kommt nichts davon vor.
Dir sind sie wichtig, im Vorbewussten sind sie nicht vorhanden. Es sind künstlich gesetzte Grenzen, die manche Menschen brauchen.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Dass jemand sagt: Das, was zwischen Menschen geschieht, sei ein "göttlicher Vorgang", wird von Dir nicht als ausreichend akzeptiert, es muss ein Mann sein, der das alles geschaffen hat.
Da haben wir uns möglicherweise wirklich missverstanden. - Das, was im Dasein zwischen Menschen geschieht, kann selbstverständlich ein "göttlicher Vorgang" sein. - Aber damit es das sein kann, muss es "Gott" geben, aus dem erst ein Vorgang des Göttlichen möglich wird.
Ich habe Dir aufgezeigt, dass nur der rationalistische Mensch meint, daraus einen "Gott" machen zu müssen.
Es besteht keinerlei Notwendigkeit dazu. Pluto würde Dir Recht geben, wenn er an die Sache selber glauben würde, weil er auch meint, alles müsse eine Ursache haben. Du folgst ihm darin, weil Du naturwissenschaftlich verseucht bist. ;)
Es gibt Philosophen und Theologen, die darin Dir nicht folgen, möglicherweise gibt es kaum einen Theologen, der Dir darin folgen würde.
Es ist zwar menschlich-allzumenschlich, aber eben nur das. Weil man sich selber als Person sieht, kann man sich Gott nicht anders vorstellen.

closs hat geschrieben: - Aufs menschliche Dasein bezogen bin ich bei Dir - nur frage ich weiter nach dem, was das Menschliche ermöglicht (hat).
Ich rede hier nicht eine Sekunde von dem, was Du als "Dasein" bezeichnest.
Was das Menschliche ermöglicht hat, ist die Frage aller philosophisch Denkenden.
Du hast Dir schon Deinen Reim daraus gemacht, aber er lässt mich kalt.
Vor allem lässt mich erkalten, dass Du so intolerant denkst.
Deine Wahrheit kann es nicht sein.

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#147 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von closs » So 15. Nov 2015, 22:07

Savonlinna hat geschrieben:Egal, was er meint, Hauptsache, die richtigen Worte fallen
Man muss schon meinen, was man sagt.

Savonlinna hat geschrieben: Hauptsache, man geht mit den Begriffen richtig um.
Ja, Mensch: Wie willst Du denn kommunizieren, wenn jedes Wort semantisch schwimmend gehalten wird?

Savonlinna hat geschrieben:Wenn sie in Gott beginnt und in Gott aufhört - als Beispiel -, dann ist alles, was die Menschheit - und damit auch den einzelnen Menschen - durchfließt, göttlicher Natur. Im Vorbegrifflichen läge also eine Verschmelzung vor.
Ja - klingt gut. - Es ist merkwürdig mit uns: Du bringst absolute gute Hammersätze, woch dann denke: Super, eine Linie. - Und dann kommst Du und meinst, ich habe nichts verstanden. :lol:

Savonlinna hat geschrieben:Andere Sichtweisen bezüglich Mensch und Gott willst Du - ja, was? Aus dem Weg räumen?
"Sichtweisen" sind individuell - wenn einer meint, ein Fußballspieler sei Gott (das hört man öfter), ist das zwar aus meiner Sicht nicht akzeptabel, aber eben Wahrnehmung. - Das ist nicht das Problem.

Das Problem besteht aus meiner Sicht darin, wenn man nicht klärt, ob "Gott"
a) eine menschliche Wahrnehmungs-Erfindung ist
b) oder eine eigenständige Realität, die man unterschiedlich wahrnehmen kann.

Und diesbezüglich kann ich bei Dir nicht erkennen, ob Du für a) oder b) stehst.

Savonlinna hat geschrieben:Wie willst Du mich zwingen, zu finden, dass das KEINE entscheidende Rolle spielt?
Ich kann Dich doch nicht zwingen. - Ich versuche mir nur bisher erfolglos vorzustellen, wie ein "Ich" aussehen soll, das keine Entität ist.

Savonlinna hat geschrieben:Aber Du willst nicht zulassen, dass ich daraus andere Vorstellungen von Mensch und das, was man als "Gott" bezeichnen kann, entwickele als Deine von Dir bevorzugten Begrifflichkeiten?
Wie gesagt: DAS ist nicht das Problem. - Das Problem ist, ob Gott und Ich (als Rahmenbedingung) Entitäten sind oder reine Wahrnehmungs-Erscheinungen.

Savonlinna hat geschrieben:weil er auch meint, alles müsse eine Ursache haben
Wie sind "Gott" und "Ich" zu beschreiben, wenn sie KEINE Ursache haben? - Durch reine individuelle Wahrnehmungs-Beschreibung?

Savonlinna hat geschrieben:Vor allem lässt mich erkalten, dass Du so intolerant denkst.
In Bezug auf individuelle Wahrnehmungs-Varianten bin ich nicht nur tolerant, sondern geradezu grenzenlos freizügig - das ist wirklich nicht das Problem.

Das Problem für mich bei unseren Gesprächen ist, dass Du keinerlei greifbare Orientierungs-Größen zulässt - was Du sagst, erscheint als chaotischer Stream of Consciousness. Andererseits bringst Du häufig extrem tiefe geistige Sätze, bei denen ich mir denke: Mann, ist die nah dran. - Diesen Spagat verstehe ich noch nicht.

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#148 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Savonlinna » So 15. Nov 2015, 22:49

closs hat geschrieben: Das Problem besteht aus meiner Sicht darin, wenn man nicht klärt, ob "Gott"
a) eine menschliche Wahrnehmungs-Erfindung ist
b) oder eine eigenständige Realität, die man unterschiedlich wahrnehmen kann.

Und diesbezüglich kann ich bei Dir nicht erkennen, ob Du für a) oder b) stehst.
Deine Schemata sind ausgedacht.
Das schreibe ich ohne Ende, aber das willst Du nicht erkennen.
Insofern wirst Du von mir keine Antwort hören, die Deine Schemata bedient.

closs
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#149 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von closs » So 15. Nov 2015, 23:47

Savonlinna hat geschrieben:Deine Schemata sind ausgedacht.
Wenn man etwas benennen will, muss man sich Worte oder Sätze dazu ausdenken. - Aber sieht doch mal, was an Vorbegrifflichem dahinter steht. - Ohne dieses "Dahinter" würde ich doch gar nichts formulieren.

Novas
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#150 Re: Wie führt Wahrnehmung zu Erkenntnis?

Beitrag von Novas » Mo 16. Nov 2015, 05:18

Savonlinna hat geschrieben:"Gott" ist doch nur ein Wort

Das Wort bezieht sich auf etwas Reales. Hinter dem Wort steht eine unendliche Weite des Heiligen, in die Menschen immer wieder Einblick gewonnen haben. Man darf nur nicht den Fehler begehen, daraus ein geschlossenes Konzept zu machen. Dann würden wir aus dem unendlichen Unsichtbaren nur einen mentalen Götzen machen.
Das ist im Grunde absurde Versuch Gott „besitzen“ zu wollen, weil man der magischen Idee verfallen ist, man könne ihn in einen Gedanken verwandeln. Man kann göttliche Gedanken denken, aber man kann Gott nicht denken. Es gibt die Rede von Gott, aber kein Wortlasso kann ihn einfangen. Selbst die besten Cowboys haben das nie geschafft. :D Etwas ernster gesprochen: es ist das beladenste aller Menschenworte, wie Martin Buber sagte, aber wir dürfen es nicht preigeben...

Ja, es ist das beladenste aller Menschenworte. Keins ist so besudelt, so zerfetzt worden. Gerade deshalb darf ich darauf nicht verzichten. Die Geschlechter der Menschen haben die Last ihres geängstigten Lebens auf dieses Wort gewälzt und es zu Boden gedrückt; es liegt im Staub und trägt ihrer aller Last ... Wo fände ich ein Wort, das ihm gliche, um das Höchste zu bezeichnen! Nähme ich den reinsten, funkelndsten Begriff aus der innersten Schatzkammer der Philosophie, ich könnte darin doch nur ein unverbindliches Gedankenbild einfangen, nicht aber die Gegenwart dessen, den ich meine, dessen, den die Geschlechter der Menschen mit ihrem ungeheuren Leben und Sterben verehrt und erniedrigt haben. Ihm meine ich, ja, ihn, den die höllengepeinigten, himmelsstürmenden Geschlechter des Menschen meinen.
Wir müssen die achten, die es verpönen, weil sie sich gegen das Unrecht und den Unfug auflehnen, die sich so gern auf die Ermächtigung durch "Gott" berufen; aber wir dürfen es nicht preisgeben. Wie gut läßt es sich verstehen, daß manche vorschlagen, eine Zeit über "die letzten Dinge" zu schweigen, damit die mißbrauchten Worte erlöst werden! Aber so sind sie nicht zu erlösen. Wir können das Wort "Gott" nicht reinwaschen, und wir können es nicht ganzmachen; aber wir können es, befleckt und zerfetzt wie es ist, vom Boden erheben und aufrichten über einer Stunde großer Sorge.
http://buber.de/de/philtheol

Es gibt Wilderer, die Nashörner jagen und töten, weil sie an die potenzsteigernde Wirkung von Nashornpulver glauben. Deswegen sind aber Nashörner nicht mitschuldig. Und es gibt religiöse Fanatiker, die Unrecht und Unfug tun und sich dabei so gern auf die Ermächtigung durch Gott berufen, das hat aber mit Gott nichts zu tun. Beides ist magisches Denken. Der Irrglaube, man könne aus Gott einen Begriff machen und ihn dann instrumentalisieren.
Die Gefahr gibt es. Deswegen gibt es den Hinweis in der Schrift: der „Buchstabe tötet und der Geist macht lebendig“ (2. Kor 3,6.) wenn ich von Gott oder dem Sein spreche, dann immer im Sinne eines offenen Konzepts.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Deine Schemata sind ausgedacht.
Wenn man etwas benennen will, muss man sich Worte oder Sätze dazu ausdenken. - Aber sieht doch mal, was an Vorbegrifflichem dahinter steht. - Ohne dieses "Dahinter" würde ich doch gar nichts formulieren.

Richtig. Das Wort verweist auf eine transzendente Realität. Natürlich steht es auch jedem frei diese zu leugnen. Jeder kann sich selbst fragen, welche Worte für ihn eine Hilfe oder Behinderung sind, wenn es darum geht, die Realität zu beschreiben. Diese Frage gibt es auch schon im Evangelium: «Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» (Joh. 6,68)
Was sind diese Worte des Lebens?
The world we live in tells us what we are not constantly, but the realm you inhabit in the spirit is never about problems; it’s only ever about promises because promises are the language of Heaven. When God gives you a prophetic word, He gives you a promise, and promise is your currency. We run our life by prophecy.”

Graham Cooke: From TAKING GOD FOR GRANTED

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