closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich fragte, was Du noch willst?
Klarheit von Dir, ob Du "Gott" ausschließlich als inner-menschlichen Prozess verstehst.
Ich meinte mit meiner Frage, wozu Du die anderen alle kriegen willst bezüglich ihrer Gottessicht. Wann Du endlich zufrieden bist.
Du warst ja nicht einmal zufrieden, als ich sagte - entgegen Deiner Einschätzung, dass der Gottesglaube "heute" schwinde -, dass ganz junge Leute anfangen, an Gott zu glauben.
Da warst Du
nicht zufrieden, sondern Du wolltest, dass sie etwas ganz Bestimmtes glauben, etwas, was Du für unerlässlich hältst.
Ansonsten war das offenbar nichts Wert für Dich.
In dem Seinsthread scheinst Du erst zufrieden zu sein, wenn jeder sagt, ja, nun glaube er, dass Sein und Wahrnehmung... - ich zitiere besser aus Deinem vorigen post:
closs hat geschrieben:Ansonsten macht es aus meiner Sicht wirklich keinen Sinn, von "Gott" zu sprechen, wenn er nicht auch unabhängig von unserer Wahrnehmung "ist".
Wenn hier also jeder schreiben würde, dass für ihn Gott und Wahrnehmung teilweise unabhängig seien, wärest Du zufrieden.
Meine Art, die Begriffe zu problematisieren, sind für Dich deutlich nicht okay, es müssen genau diese von Dir immer wieder genannten Worte fallen.
Das meinte ich mit, dass Du erst zufrieden wärest, wenn jeder sich unter Dein Joch beugt, also Deine Formulierung annimmt und nun daran glaubt.
Ich habe weitläufig versucht herzuleiten, dass Begriffe im Vorbegrifflichen nicht existieren.
Ich sah Land, als Du das bestätigtest.
Aber nun machst Du einen Rückzieher. ->
Die Frage, die Du mir gestellt hast - ich habe sie oben blau gefärbt -, kann ich nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wo "Mensch" anfängt und wo er aufhört.
Du hast eine klare begriffliche Vorstellung von dem, was der Mensch ist, Du hast offenbar klare Kriterien, ich nicht.
Ich weiß nicht einmal, was das "Ich" ist.
Ich bin zu einem großen Teil introvertiert, ich kann "mich" nirgendwo finden. Wo soll das Ich sein? An welchem Ort?
Mein Körper sitzt vor dem PC grad, aber das "Ich", dem jetzt grad so viel durch den Kopf geht: es ist an keinem lokalisierbaren Ort.
Sowas berücksichtigst Du aber nicht. Dass ich von "Wahrnehmung" sprechen muss - weil es kein anderes Wort dafür gibt - aber damit nie das meine, was Du so mit Verachtung behandelst -, berücksichtigst Du ebenfalls nicht.
Meine Gedanken, die mir durch den Kopf schießen - wo kommen die her?
Inspiration, wo kommt die her?
Sie stammen aus der Menschheit, aus der gesamten Menschheit, denn alle diese Gedanken sind schon einmal gedacht worden, und sie werden mir zugespielt. Ich stricke daran weiter - was soviel heißt wie: ich bin ein Empfänger, etwas in mir verwandelt das Empfangene, und ich werde nun meinerseits zum Sender, sende das Verwandelte weiter, das dann von anderen empfangen, verwandelt und weitergesandt wird.
Dieser Prozess - den ich beobachten kann - ist schöpferisch durch und durch.
Wäre es nicht so, wäre niemand auf die Idee gekommen zu sagen: "Gott ist Schöpfer".
Mit anderen Worten: Aus dem Bereich des Vorbegrifflichen, wo Dinge auf
zwischenmenschliche Weise geschehen - deren Prozess wir nicht verstehen, aber beobachten können - wird dann ein Begriff "Schöpfer" destilliert.
Jetzt kommst
Du und willst
diesen Begriff selber - den Begriff "Schöpfer" - inthronisieren.
Du verachtest alles, was auf den
Vorgang setzt, aus dem das Substantiv destilliert worden ist.
Für Dich hat das Substantiv nun eine Realität, die anerkannt werden muss.
Du forderst Glaubens- und Erkenntnisformulierungen, die alle mit Substantiven bestückt sind.
Darum muss es bei Dir auch das Wort "Sein" sein, was ebenfalls ein Substantiv ist.
Vorgänge, zwischenmenschliche Vorgänge, die nur durch Verben ausgedrückt werden können, werden von Dir nicht akzeptiert. Dass jemand sagt: Das, was zwischen Menschen geschieht, sei ein "göttlicher Vorgang", wird von Dir nicht als ausreichend akzeptiert, es muss ein Mann sein, der das alles geschaffen hat.
Dein patriarchalisches Denken - Daumen drauf, dass ja die richtigen Formulierungen fallen - ist für mich nicht verstehbar.
Aber ich bin voller Staunen über das, was geschieht und was unerklärbar ist.
Das Schöpferische in allem und jedem macht mich baff. Das Schöpferische ist da, und ich sehe es jeden Tag. Ich bin Teil davon, aber ich sehe es auch in den Steinen. Auch sie sind einbegriffen in ein Geschehen, sie waren nicht immer Steine.
Mein Ich ist nichts Festes, es kann überall tanken sozusagen, zerfließt irgendwo, und dennoch habe ich ein Ich-Bewusstsein, und es scheint einen festen Punkt zu geben.
Dieser feste Ich-Punkt, den jeder Mensch
auch hat, ist vermutlich das, was die Leute dazu inspiriert hat, Gott als Person zu verstehen.
Es kommt immer darauf an, was man aus dem fließenden Geschehen - das nie aufhört und an jedem beliebigen Punkt "erwischt" werden kann - herausdestilliert.
Aber alle diese Begriffe sind nur Teilaspekte. Man kann auf sie verzichten, sie haben mehr Unheil angerichtet als Heil.
Dennoch sehe ich auch sie als Teil des Geschehens, weil sie bewusst machen, dass das Vorbegriffliche, also dieses "göttliche Geschehen", vorhanden ist.