Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#1 Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Novas » So 22. Jan 2017, 00:01

Gerade lese ich die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus. Dabei ist mir wieder mal bewusst geworden, was für eine unglaubliche, alle begrenzten Kategorien sprengende Gestalt der heilige Franziskus war. Ich würde ihn, als einen universellen Humanisten bezeichnen (gerade weil er Jesus Christus nachfolgte) an seinem Beispiel können wir erkennen, wie wir miteinander oder im Umgang mit anderen Religionen besser leben können im Sinne eines weltumspannenden Humanismus.


Der heilige Franziskus von Assisi

10. Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen, mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar miteinander verbunden sind.

11. Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie vernunftbegabte Wesen wären“.[19] Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“[20] Diese Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der Herrschaft zu verwandeln.

12. Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe, die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish 13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm 1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben könnten.[21] Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten.

http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... to-si.html

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closs
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#2 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von closs » So 29. Jan 2017, 15:17

Novalis hat geschrieben:Dabei ist mir wieder mal bewusst geworden, was für eine unglaubliche, alle begrenzten Kategorien sprengende Gestalt der heilige Franziskus war.
SChön. :thumbup:

Pluto
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#3 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Pluto » So 29. Jan 2017, 17:53

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Dabei ist mir wieder mal bewusst geworden, was für eine unglaubliche, alle begrenzten Kategorien sprengende Gestalt der heilige Franziskus war.
SChön. :thumbup:
Ja.
Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'te" Bild der Erde damit zu tun hat? Ist es nur Makulatur?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#4 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von closs » So 29. Jan 2017, 20:26

Pluto hat geschrieben:Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'de" Bild der Erde damit zu tun hat?
Das weiß Novalis - sicherlich eine Chiffre für "Universalität".

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Halman
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#5 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Halman » Mo 30. Jan 2017, 15:54

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Dabei ist mir wieder mal bewusst geworden, was für eine unglaubliche, alle begrenzten Kategorien sprengende Gestalt der heilige Franziskus war.
SChön. :thumbup:
Ja.
Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'te" Bild der Erde damit zu tun hat? Ist es nur Makulatur?
Der Thread-Titel gibt uns doch einen Hinweis.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#6 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Novas » Mo 30. Jan 2017, 15:59

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:SChön. :thumbup:
Ja.
Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'de" Bild der Erde damit zu tun hat? Ist es nur Makulatur?
Der Thread-Titel gibt uns doch einen Hinweis.

Ja, eigentlich müsste Pluto sich über einen weltumspannenden Humanismus freuen. Oder ist der nur akzeptabel, wenn er von Atheisten kommt :o wenn man verstehen will, was die christliche Botschaft ist, dann sollte man sich den heiligen Franziskus anschauen und sich nicht immer auf die negativen Beispiele fixieren.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 30. Jan 2017, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Halman
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#7 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Halman » Mo 30. Jan 2017, 16:00

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Ja.
Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'de" Bild der Erde damit zu tun hat? Ist es nur Makulatur?
Der Thread-Titel gibt uns doch einen Hinweis.

Ja, eigentlich müsste Pluto sich über einen weltumspannenden Humanismus freuen. Oder ist der nur akzeptabel, wenn er von Atheisten kommt :o
Vermutlich ist er nur akzeptabel, wenn er säkular ist. Da kennen totalsäkularisierte Menschen keinen Padon.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#8 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Pluto » Mo 30. Jan 2017, 16:45

Novalis hat geschrieben:Ja, eigentlich müsste Pluto sich über einen weltumspannenden Humanismus freuen. Oder ist der nur akzeptabel, wenn er von Atheisten kommt?
Darf ich daran erinnern, dass der Humanismus seit dem guten Samariter die Domäne der Ungläubigen war?
Muss man denn immer wieder daran erinnern warum Menschen wie Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden?

Der Verdienst von Franz von Assisi war, dass er den Humanismus aufgriff und ihn versuchte zu verbreiten. Ein wahrlich nobler Versuch, der aber am Widerstand der religiösen Führung scheiterte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#9 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von Novas » Mo 30. Jan 2017, 18:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber ich frage mich was das "ge-paint-shop'de" Bild der Erde damit zu tun hat?
Das weiß Novalis - sicherlich eine Chiffre für "Universalität".

Richtig. Ich denke, dass die Betrachtung der Erde als ein Land, eine zusammenhängende Einheit, betrachtet aus dem Weltraum, das Bild unsres Zeitalters ist. Dafür sind wir der Weltraumforschung zu unendlichem Dank und Lobeshymnen verpflichtet. Ich nutze jede sich mir bietende Gelegenheit, um irgendwo ein Bild von der Erde drunter zu setzen.

Bei Franz von Assisi passt es ;)




Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke des allmächtigen Schöpfers - unsere Brüder.
Franziskus von Assisi

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Dabei ist mir wieder mal bewusst geworden, was für eine unglaubliche, alle begrenzten Kategorien sprengende Gestalt der heilige Franziskus war.
SChön. :thumbup:

Dazu sei noch gesagt, dass es sehr beachtlich ist, dass sich ein Papst nach Franz von Assisi benannt hat. Das ist für ein weltweites Machtgebilde diesen Ausmaßes alles andere als selbstverständlich. Das hat eine enorme Symbolwirkung. Immerhin gibt es über 1,25 Milliarden katholische Christen weltweit und die RKK ist somit ein "global player". Davon nur 23 % in Europa.

Eine neue Studie des pastoralwissenschaftlichen Instituts CARA in Washington zeigt: Anders als in Deutschland wächst die Zahl der Katholiken weltweit deutlich an - allein in den vergangenen drei Jahrzehnten um 57 Prozent. Gegenläufig ist der Trend bei den Priestern.

http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... -gestiegen

Kurz und knackig: wir haben es hier mit einer Weltkirche zu tun, die im globalen Maßstab sehr vital und wirkmächtig auftritt: http://weltkirche.katholisch.de/ da werden wichtige Themen behandelt wie:


Lebenswandel und Klimawandel – Es ist höchste Zeit zur Umkehr | Kommt Bewegung in die internationale Klimaschutzpolitik? Nach Klimakonferenzen in Paris und Marrakesch stellt sich nun die Frage, wie die erzielten Fortschritte weitergetragen werden: Werden wir durch Trump einen Rollback erleben? Und was bedeutet Schöpfungsverantwortung für die Kirche? Willi Knecht spricht Klartext.
http://weltkirche-blog.katholisch.de/kl ... ur-umkehr/

2Lena
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#10 Re: Franz von Assisi: der weltumspannende Humanismus

Beitrag von 2Lena » Mo 30. Jan 2017, 20:02

Pluto hat geschrieben:ganzer Verdienst von Franz von Assisi war, dass er den Humanismus aufgriff und ihn versuchte zu verbreiten. Ein wahrlich nobler Versuch, der aber am Widerstand der religiösen Führung scheiterte.
Ich hätte gedacht, er war"menschlich". Die Tugenden konnte er in einem Umfeld verwirklichen, das dazu passte. Widerstand war keiner da. Die Armutsbewegung wurde als Orden anerkannt und sie spielte in den Kirchen zeitweilig auch eine politische Rolle.

Die eigentlichen Gründe für die "Armutsbewegung" lagen am Reichtum, einer wohl ähnliche Situataion wie in heutiger Zeit. Übertriebener Reichtum einerseits bei Wenigen, dazu noch den Mangel bei einem großen Teil der Bevölkerung - ließ aufhorchen. Ursprünglich nahmen die Katharer dieses Thema auf. Ich stieß gestern zufällig auf einen entsprechenden Wikipediaartikel, der in diesem Zusammenhang auch Franziskus erwähnt hat. Katharer lebten bescheiden, teilten die Güter untereinander, fast wie eine Art Kommunismus oder im Urchristentum. Auf diese Weise sammelte sich ein großes Allgemeinvermögen an. Sie hatten in Frankreich viel Zuspruch, zumal sie auch die Gnosis beherrschten. Die Kirche betrieb ihre Verfolgung. Mit einem Kreuzzug wurden sie ausgerottet. Die Bewegung blieb erhalten und setzte sich bei verschiedenen Gruppierungen fort.

Der Humanismus ging einen anderen Weg. Schon in alter Zeit wurden Morallehren bei vielen Völkern beachtet, ganz unabhängig von der jeweiligen Vorstellung von Gott. Bei den Kreuzzügen wurde Kultur ins Abendland gebracht, mit Mathematik, Heilkunde, Philosophie. Die griechischen Philosophen gelangten über arabische Übersetzungen in Spanien zur Geltung. Damit begann auch die Diskussion in verschiedenen Richtungen. Im Zuge des ersten Christentums hatten wegen der weitaus besseren Philosophie die Bücherscheiterhaufen gebrannt. Man wollte das Alte nicht mehr, denn es hatte viele Fehler. Aber mittlerweile war das Wissen gleich mehrfach degeneriert. Die griechische Literatur sorgte mit Recht für viel Aufruhr - auch im Judentum. In der Zeit von Maimonides schon hätte man die Situation begreifen können:
*ausgelegte Schrift = Humanismus plus ...
Aber, man konnte nicht auslegen, sondern hackte aufeinander los.
In der Thora / Bibel steht es bekanntlich anders, nicht wahr? Ojeee ...

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