War Einstein gläubig?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1 War Einstein gläubig?

Beitrag von Pluto » Do 2. Feb 2017, 09:19

Einerseits sagte er diese Worte...
  • Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird.

    Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott, und habe dies nie bestritten, sondern habe es deutlich zum Ausdruck gebracht.

    Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Inkarnation des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gern gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Qualität als alle anderen Völker.
Andererseits sagte er auch:

  • Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind.

    Im unbegreiflichen Weltall, offenbart sich grenzenlos überlegene Vernunft.

    Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu gucken. Aber dass er würfelt und sich telepathischer Mittel bedient, kann ich keinen Augenblick glauben

    Gott ist raffiniert, aber boshaft ist er nicht.

    Ich bin ein tief religiöser Ungläubiger.

Woran glaubte Einstein nun wirklich?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#2 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von closs » Do 2. Feb 2017, 11:35

Pluto hat geschrieben:Woran glaubte Einstein nun wirklich?
Es klingt so wie "Dass über unser naturalistischen Welt etwas ist, ist für mich klar - aber bitte nicht in Gestalt von etablierten Religionen". - Damit wäre er Goethe und Kant recht ähnlich.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#3 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Pluto » Do 2. Feb 2017, 12:31

closs hat geschrieben:... aber bitte nicht in Gestalt von etablierten Religionen". - Damit wäre er Goethe und Kant recht ähnlich.
Ich glaube nicht, dass Einstein überhaupt religiös (im Sinne der Bibel) war.

Er sah Schöpfung und Natur als voneinander nicht unterscheidbar.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#4 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Novas » Do 2. Feb 2017, 12:36

Pluto hat geschrieben:Woran glaubte Einstein nun wirklich?

Da er ein denkendes Wesen war, hat er darauf im Laufe seines Lebens vermutlich unterschiedliche Antworten gegeben. Da ist der Vergleich mit Goethe schon passend, denn der hat sich kontinuierlich selbst widersprochen. So jemanden kann man in keine Box pressen. Hier nur mal ein Beispiel:

Grenzen der Menschheit (ca. 1776–1781; genaue Datierung unbekannt): In diesem Gedicht überwiegen eher die Adjektive (im Gegensatz zu „Prometheus“, wo eher Verben zum Tragen kommen). Daraus ergibt sich eine eher ruhigere Stimmung. Goethe klagt die Götter nicht mehr an wie in „Prometheus“, sondern sagt, dass man sich mit den Göttern nicht messen kann. Der Mensch soll demütig sein und Respekt vor den Göttern haben.

Dieses Gedicht steht somit zeitlich und inhaltlich gesehen an der Grenze zwischen dem Sturm und Drang und der (Weimarer) Klassik.

Das Göttliche (1783): Dieses Gedicht richtet sich direkt an den (edlen) Menschen und sagt, dass die Menschen sich ein Beispiel an den Göttern nehmen sollen. Außerdem spielt die Natur eine Rolle, die den Menschen nicht wertet („Über Bös’ und Gute, Und dem Verbrecher Glänzen, wie dem Besten, der Mond und die Sterne“). Des Weiteren soll sich der Mensch von anderen Wesen, die wir kennen, unterscheiden, indem wir richten und entscheiden können.

Dieses Gedicht ist ein Beispiel für die (Weimarer) Klassik („Edel sei der Mensch“ – Der edle Mensch – ein klassisches Ideal).

In seiner Tragödie Faust hingegen erinnert Goethe durch Mephistopheles daran, dass der Satz: „Eritis sicut Deus scientes bonum et malum“ (Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. (2047)) von der Schlange im Paradies ausgesprochen worden sei und dass er die Vertreibung Adams und Evas aus diesem eingeleitet habe. Spöttisch kommentiert Mephisto, der Teufel, anschließend: Dir wird gewiss einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange!

Was damit gemeint ist, wird in Goethes Gedicht Der Zauberlehrling (1787) deutlich: Der Lehrling ruft, in scheinbarer Ebenbürtigkeit mit dem Meister, Geister herbei, deren Wirken er später nicht mehr kontrollieren kann. Hier wie in Faust wird die Idee, der Mensch solle Gott (bzw. den Göttern oder der Gottheit) ähnlich werden, relativiert.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Prometheus_(Hymne)
Zuletzt geändert von Novas am Do 2. Feb 2017, 12:46, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#5 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Pluto » Do 2. Feb 2017, 12:41

Novalis hat geschrieben:Da ist der Vergleich mit Goethe schon passend, denn der hat sich kontinuierlich selbst widersprochen.
Naja...
Er hat den Glauben an den Gott Abrahams und Noahs klar abgewiesen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#6 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Novas » Do 2. Feb 2017, 12:47

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Da ist der Vergleich mit Goethe schon passend, denn der hat sich kontinuierlich selbst widersprochen.
Naja...
Er hat den Glauben an den Gott Abrahams und Noahs klar abgewiesen.

So klar ist das nicht, aber Du darfst das glauben, wenn Du dann ruhig schlafen kannst :P im Grunde müsste er hier sein, damit er uns persönlich darauf eine Antwort gibt.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#7 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Janina » Do 2. Feb 2017, 13:16

Pluto hat geschrieben:Er sah Schöpfung und Natur als voneinander nicht unterscheidbar.
Warum sollte man das denn tun?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#8 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Pluto » Do 2. Feb 2017, 13:28

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Er sah Schöpfung und Natur als voneinander nicht unterscheidbar.
Warum sollte man das denn tun?
Spinoza war für ihn ein Vorbild, zumindest was den Glauben betrifft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#9 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Novas » Do 2. Feb 2017, 13:34

Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Er sah Schöpfung und Natur als voneinander nicht unterscheidbar.
Warum sollte man das denn tun?
Spinoza war für ihn ein Vorbild, zumindest was den Glauben betrifft.

Du meinst, ein Pantheist?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#10 Re: War Einstein gläubig?

Beitrag von Pluto » Do 2. Feb 2017, 13:38

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Spinoza war für ihn ein Vorbild, zumindest was den Glauben betrifft.
Du meinst, ein Pantheist?
Nein. Ich denke nicht, dass weder Spinoza noch Einstein so weit gehen würden.

Ein Pantheist glaubt Gott sei in allem und überall drin.
Newton dachte so, als er über die Gravitation sinnte und Leibniz' Glaube war dem von Newton sehr ähnlich. (Sie waren etwa gleich alt, und hassten sich bis in den Tod. Schade, denn es waren zwei großartige Köpfe: Newton war Mathematiker, und Leibniz eher der intellektuelle Typ. Man wagt nicht zu denken, wie die Welt ausgesehen hätte, wenn diese Beiden kooperiert hätten, anstatt zu streiten.)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten